Schwalben sind Kulturfolger, sie nisten in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen. Trotz dieser Anpassung gibt ihr Bestand mittlerweile Anlass zur Sorge. Verantwortlich für ihren
Bestandsrückgang sind unbedachte Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, der Rückgang von Fluginsekten und der Einsatz von Pestiziden in Gärten und in der Landwirtschaft.
Um den eleganten Sommerboten zu helfen, hat der NABU Leipzig 2015 das Projekt „Schwalben willkommen“ gestartet. Menschen werden aufgerufen, Schwalbenbeobachtungen zu melden und sich außerdem
aktiv für den Schwalbenschutz einzusetzen. Der Schutz von Schwalbennistplätzen, die Anlage von Lehmpfützen zum Nestbau oder die Anbringung künstlicher Nisthilfen können dazu gehören. Besonders
engagierte Hausbesitzer können mit einer Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ geehrt werden. 2016 wurde das Schwalben-Projekt auf ganz Sachsen ausgeweitet. Weiterlesen
Familie Domsch in in Markranstädt wurde vom NABU Leipzig mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ ausgezeichnet. Fotos: NABU Leipzig
Bei Familie Domsch in Markranstädt brüten seit 2020 zwei Paare Mehlschwalben unter dem Dachvorspung. Um die Fassade dauerhaft vor Kotverschmutzung zu schützen, wurden Kotbretter unter den Nestern
angebracht.
Hier waren die Mehlschwalben gerade abgezogen.
Bei Familie Andreas in Markranstädt (OT Schkölen) brüten seit über 30 Jahren Rauchschwalben im ehemaligen Stall. Die Stalltür bleibt ab Frühjahr offen und wird erst nach Abzug der Schwalben wieder im Herbst geschlossen. Damit die Nester an den Deckenbalken halten, hat Familie Andreas Stützleisten an die Deckenbalken angebracht. Außerdem wurde als Sitzwarte ein Drahtseil quer über den Hof gespannt um die weggefallenen Stromleitungen zu ersetzen. Früher haben sich auf Stromleitungen hunderte Schwalben gesammelt, heute werden sie leider immer seltener.
Für dieses Engagement zum Schutz der Schwalben sagt der NABU Leipzig danke und zeichnet die Vogelfreunde mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ aus.
In Sachsen wurden seit dem Start des Projektes „Schwalben willkommen“ im Jahr 2016 bis heute bereits 800 Schwalbenfreunde mit der Plakette ausgezeichnet. Wer Schwalben eine Brutmöglichkeit bietet, kann sich für die Plakette bewerben. Die Plakette verdeutlicht für alle sichtbar am Gebäude angebracht, dass es wichtig ist, die Sommerboten in unserer Nähe zu dulden und durch Schutzbemühungen zu unterstützen. Weitere Informationen
Schwalben-Beobachtungen bitte melden!
Ein wichtiges Anliegen des NABU Leipzig ist der Schutz der Nistplätze. Um sie bei Bauarbeiten schützen zu können, ist es notwendig darüber Informationen zu sammeln, die dann auch der Naturschutzbehörde zur Verfügung gestellt werden. Alle sind darum aufgerufen, dem NABU Nistplätze von Schwalben und anderer Gebäudebrüter zu melden
Fotos: NABU Leipzig
Am 1. August 2019 konnte der NABU Leipzig wieder Vogelfreunde mit der Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“ auszeichnen. Diesmal wurde sie Anna und Sebastian vom TraumZauberHof in Leipzig-Hohenheida verliehen. Es war schön zu sehen, wie an diesem Ort Natur und Kultur interagieren. Alles, wofür im Alltagsstress eines Stadtmenschen keine Zeit bleibt, kommt hier zusammen. Gäste können hier Ruhe finden und Kräfte sammeln.
Der alternative Kulturhof beherbergte in diesem Jahr zwei Rauchschwalbenpaare, in einem Nest waren die Vögel gerade noch mit der Zweitbrut beschäftigt. In den Scheunen, wo Rikschas gebaut werden und Künstler arbeiten, stehen den gefiederten Gästen alle Fenster und Türen offen. Sie können praktisch komplett durchflogen werden.
Auch der Garten ist sehr naturnah und bietet Nahrung für Vögel und Insekten. Zahlreiche Nistkästen für Stare und Mauersegler hängen bereits, geeignete Stellen für Halbhöhlen, in denen gern Rotschwänze brüten, gibt es neben den kreativ bemalten Hauswänden.
Der NABU hofft, die Schwalbenplakette am Tor inspiriert die Nachbarschaft. Der NABU berät gern, wie Haus, Hof und Garten schwalbenfreundlicher gestaltet werden.
Fotos: NABU Leipzig
Bei Familie Kühnicke in Engelsdorf brüten in diesem Sommer wieder vier Paare Rauchschwalben im Pferdestall. Sie waren in Not, immer wieder stürzten Nester ab, da die Dachbalken nicht rau genug waren und der Lehm zu trocken, um zu haften. Als mit jungen Schwalben besetzte Nester am Boden lagen, kam dem Sanitär- und Heizungsbauer Bernd Kühnicke die Idee, Rohr-Endkappen aus dem eigenen Handwerkerlager an die Stellen zu schrauben wo die Nester abgestürzt sind. Die Schwalben haben diese Stütze für ihr Originalnest angenommen. Inzwischen sorgt Bernd Kühnicke dafür, dass auch feuchte Lehmstellen im Hof für die Schwalben zu finden sind. Für dieses Engagement zum Schutz der Schwalben bedankt sich der NABU herzlich und zeichnet die Vogelfreunde mit der Plakette "Hier sind Schwalben willkommen" aus!
In Sachsen wurden seit dem Start des Projektes Schwalben willkommen im Jahr 2016 bis heute bereits 400 Schwalbenfreunde mit der Plakette ausgezeichnet. Wer Schwalben
eine Brutmöglichkeit bietet, kann sich für die Plakette bewerben. Sie verdeutlicht für alle sichtbar am Gebäude angebracht, dass es wichtig ist, die Sommerboten in unserer Nähe
zu dulden und durch Schutzbemühungen zu unterstützen. ◼
Wenn sich Mehlschwalbennester über Fenstern befinden, kann es zu Verschmutzungen kommen, und deshalb werden sie oft abgeschlagen, obwohl das nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig verboten ist. Diese Konflikte gab es auch in einer Wohnsiedlung in Leipzig-Seehausen. Der NABU Leipzig hat daraufhin den Gebäudeeigentümer kontaktiert und ihn gebeten, die Mieter über das strafbare Verhalten zu informieren, gleichzeitig hatte der NABU angeboten, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Als im Juli 2017 die Fassaden erneuert wurden, konnte schnell Ersatz für die verlorenen Nester geschaffen werden. Mit größerem Abstand zu den Fenstern wurden Kunstnester angebracht, sodass die Verschmutzung in Zukunft nicht mehr stören sollte. An die Kunstnester können die Mehlschwalben auch neue Lehmnester anbauen.
Bei Erfolgskontrollen ein Jahr später konnte der NABU Leipzig jetzt sehr erfreut feststellen, dass von sechs Doppelnestern vier besetzt waren, zwei davon doppelt. ◼
Fotos: Beatrice Jeschke
Seit Anfang 2017 verwaltet die Immeo Wohnen Service GmbH die Gebäude in der Mannheimer Straße in Grünau. Der Komplex ist gleichzeitig einer der letzten Hotspots der Mehlschwalbenkolonien im Westen von Leipzig. Bereits nach dem ersten Treffen mit dem
NABU stand fest: Immeo wird verschiedene Standorte an ihren Gebäuden für Schwalbennisthilfen zur Verfügung stellen. Im Ergebnis des zweiten Treffens wird die Immeo dazu den Bau von insgesamt elf Nisthilfen beauftragen.
Der NABU Leipzig begleitet fachlich das Vorhaben der Immeo, die Nachhaltigkeit als Bestandteil ihrer Firmenphilosophie sieht. Die Konstruktionsweise der Nisthilfen wurden von einem Projekt aus Zwickau abgeschaut. Der NABU Leipzig lieferte dazu eine Konstruktionszeichnung und begab sich auf die Suche nach einem regionalen Hersteller.
Die vorgesehene Konstruktion ist eine kleine Überdachung, welche den Anbau von Mehlschwalbennestern ermöglicht. Dachdeckermeister Matthias Gotthardt stellte sich der Herausforderung und fertigte sogar einen Prototyp an, der beim zweiten Treffen mit Immeo sogleich inspiziert wurde.
Die Installation der Nisthilfen ist im Frühling 2018 geplant. ◼
Fotos: Beatrice Jeschke
Silke Wild in Kulkwitz freut sich seit 13 Jahren über ihre zwei Rauchschwalbenpaare, die im Geräteschuppen im Garten des Grundstücks brüten. Ein Paar kommt immer deutlich früher als das zweite. Als das Dach vom Schuppen neu gedeckt werden musste hielten anfangs die Nester nicht am Balken. Mit Stützbrettchen haben sie nachgeholfen und nun sind wieder regenmäßig zwei Nester belegt. Inzwischen wird die zweite Brut gefüttert und es ist reger Flugbetrieb über dem naturnah angelegten Grundstück. Mit Teich und einer künstlichen Lehmpfütze ist an alles gedacht, was Schwalben brauchen. Eine Insektenblühwiese bereichert das Nahrungsangebot. Die Plakette, sagte Frau Wild ganz stolz, wird nun ihren neuen Gartenzaun schmücken. ◼
Früher galten Schwalben als Boten des Glücks und waren gern gesehen, heute fühlen sich viele Menschen von ihnen gestört. Nicht nur die natürlichen Lebensräume und Jagdreviere der Schwalben werden zerstört, sondern auch ihre Nistplätze - und das oftmals mit Absicht: Immer wieder werden Schwalbennester abgeschlagen, obwohl das nach dem Bundesnaturschutzgesetz ganzjährig verboten ist. Häufig sitzen sogar Jungvögel in den Nestern, die dann wie Müll entsorgt werden. Oftmals bleiben diese Straftaten unbemerkt, nur die Spuren der verschwundenen Schwalbennester zeugen von der Rücksichtslosigkeit der menschlichen Nachbarn. Einge der Opfer landen in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig, wo die ehrenamtlichen Helfer noch nie so viele Schwalben betreuen mussten wie in diesem Sommer.
In manchen Fällen ist es dem NABU Leipzig gelungen, mit Gebäudeeigentümern und Bauherren ins Gespräch zu kommen und für den Schutz der Schwalben zu werben. Meist kann man einfache, praktische Lösungen für ein friedliches Miteinander finden. Oft kann der Anbau von Kunstnestern helfen, die Verschmutzung von Fassaden und den Nistplatzverlust zu vermeiden. So hat der NABU Leipzig zum Beispiel in einer Wohnsiedlung in Seehausen 28 künstliche Schwalbennester anbauen können. ◼
Dass immer wieder illegal Schwalbennester abgeschlagen werden, beobachtete auch Familie Schramm. Sie sorgte sich besonders um die Mehlschwalben im Viertel Buchener Straße, wo einige Mieter die Nistplätze zerstört haben. Familie Schramm besorgte sich beim NABU einen Stapel Schwalben-Willkommen-Flyer und hat sie in der Nachbarschaft verteilt, und das war bereits erfolgreich: Einige Mieter tolerieren nun die Nester direkt über dem Fenster.
Familie Schramm sprach auch den Hausmeister an und vermittelte für den NABU einen Kontakt zur Hausverwaltung mit dem Ziel, eine konfliktarme Lösung, beispielsweise mit Kotbrettchen oder Kunstnestern, zu besprechen. Der NABU bedankt sich für dieses Engagement im Schwalbenschutz! ◼
Weil sie Schmutz machen, werden Schwalbennester über Fenstern leider oft beseitigt. Familie Schramm hat dafür gesorgt, dass diese jungen Mehlschwalben ihr Zuhause behalten. Fotos: Karsten Peterlein, Beatrice Jeschke
Fotos: Karsten Peterlein
Lange waren Mehlschwalben gerngesehene Untermieter an unseren Häusern. Doch heute haben sie gleich mehrere Probleme. Dazu zählt auch, dass sie durch Flächenversiegelung nicht mehr genug Baumaterial für ihre Nester finden. Mit der Anlage von Lehmpfützen kann man den Vögeln deshalb praktisch helfen. Doch selbst dafür gibt es vielerorts am Wegesrand keinen Platz mehr. Eine mögliche Alternative bieten Flachdächer. Auf solchen kann man den Schwalben künstliche Lehmpfützen anbieten.
Im April wurden die ersten Mehlschwalben in Leipzig beobachtet, die aus den Winterquartieren heimkehrten. Rechtzeitig vor Beginn des Nestbaus hat der Arbeitskreis Vogelschutz drei künstliche Lehmpfützen auf Garagendächern aufgestellt. Da an allen Leipziger Koloniestandorten durch zunehmende Bodenversiegelung kaum noch Lehmpfützen für Reparatur oder Neubau der Schwalbennester erreichbar sind, ist das eine wichtige Rettungsmaßnahme. Die Kolonien, die ständig weniger werden, sollen damit erhalten werden.
Verwendet werden dafür Plastikschalen, die vor dem Sperrmüll gerettet wurden. Die Schalen wurden mit Lehm befüllt, dann wurde etwas Wasser zugegeben, sodass es noch trockene Randbereiche als Landefläche für die Schwalben gibt. Etwa bis zur Hälfte der Lehmbefüllung sollte der Wasserstand reichen. Hier wurden dann drei Ablauflöcher gebohrt, damit bei Starkregen die Schale nicht komplett unter Wasser steht. Steine verhindern ein aufschwemmen der Erde und sichern den Ablauf von Regenwasser durch die Abflusslöcher. Die raue Rückseite der schräg eingelegte Bodenfliese ermöglicht sicheren Halt für die Schwalben beim Landen und Erkunden der Lehmpfütze.
Wichtig ist, dass man an trockenen Tagen etwa einmal in der Woche die Pfützen kontrolliert und bei Bedarf Wasser nachfüllt.
Nun hofft der NABU, dass die Hilfs-Pfützen angenommen werden. Wer Flachdächer in der Nähe von Mehlschwalbenkolonien kennt, kann den NABU Leipzig benachrichtigen. Auch dort können Hilfsmaßnahmen geprüft werden. ◼
Seit diesem Jahr wird in ganz Sachsen vom NABU die Plakette "Hier sind Schwalben willkommen!" an Vogelfreunde verliehen, die sich im Schwalbenschutz stark machen - wie zum Beispiel die Wildvogelhilfe Leipzig. Hier werden verunglückte Schwalben aufgenommen und bis zur Auswilderung gepflegt. Außerdem bietet die Wildvogelhilfe Workshops zum Nisthilfenbau für Schwalben an, legt Lehmpfützen an und berät Gebäudeeigentümer beim Schwalbenschutz oder bei der Ansiedlung von Schwalben.
Für dieses Engagement wurde Anfang August die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig mit der Plakette geehrt und bedankt sich herzlich für diese Anerkennung. ◼
Bei Birgit und Jens Karasch in Leipzig steht eine Doppelgarage, deren Tore ab dem Frühjahr bis in den Herbst hinein ständig offen stehen, um den jährlich wiederkehrenden Rauchschwalben freien Zugang zu deren Lehmnestern zu ermöglichen. Der in der Garage eingestellte PKW bzw. das Motorrad werden immer mit Tüchern abgedeckt, falls die "geduldeten" Bewohner im Anflug auf ihre Behausung etwas fallenlassen sollten. In der Regel siedeln sich jedes Jahr zwei Brutpaare an. ◼
Während der Schwalbenkartierung im Frühjahr wurden an einem Gebäude acht Schwalbennester erfasst. Bei Kontrollen im Spätsommer wurde festgestellt, dass im Rahmen einer Fassadensanierung einige Nester entfernt und sogar Vergrämungsmaßnahmen installiert wurden. Nach §44 Bundesnaturschutzgesetz sind die Nistplätze der Schwalben aber ganzjährig geschützt. Der NABU Leipzig hat die Naturschutzbehörde informiert, die den Rückbau der Abwehrspikes forderte. Als Kompromiss und um künftige Konflikte durch Schwalbenkot zu vermeiden, hat der NABU empfohlen, die Spikes nur über den Fenstern zu dulden. Die Hausverwaltung hat die Auflage bekommen acht Kunstnester anzubauen. Diese Nester werden glücklicherweise von den Mehlschwalben gut angenommen. |||