Insekten sind unverzichtbar für uns Menschen und die gesamte Natur. In unseren Ökosystemen tragen sie zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund.
Zweimal im Jahr ruft der NABU daher zur großen Insektenzählung auf, bei der jeder mitmachen kann. Beobachten und zählen kann man fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Gezählt wird eine Stunde lang, das Beobachtungsgebiet soll einen Umkreis von 10 Metern bilden, aber auch eine Erkundungstour auf kleinstem Raum ist möglich, zum Beispiel beim Blick in die Blumentöpfe auf dem Balkon. Ein warmer, trockener und windstiller Tag ist zum Insektenzählen am besten geeignet. Die Beobachtungen kann man online melden
Der Insektensommer feiert 2022 sein fünfjähriges Jubiläum. Wie immer gibt es zwei Zählphasen: Die erste ist im Frühsommer vom 3. bis 12. Juni, die zweite folgt im Hochsommer vom 5. bis 14. August. Weitere Informationen
Jeder gesichtete Sechsbeiner soll gezählt und gemeldet werden. Im Frühsommer soll dabei auf einige in Deutschland häufig vorkommende Arten besonders geachtet werden: Steinhummel, Florfliege, Hainschwebfliege, Tagpfauenauge, Lederwanze, Blutzikade und Admiral. Wenn man sich bei der Art nicht sicher ist, kann man auch einfach die Gruppe von Insekten angeben, zum Beispiel Schmetterling oder Käfer. Insektenporträts
In Mitteleuropa leben etwa 50 verschiedene Hummelarten. Jede Art hat individuelle Farben und Muster, sodass sie daran sehr gut auseinander zu halten sind. Ackerhummel, Steinhummel und Erdhummel sind die häufigsten Hummelarten, die bei uns vorkommen. Unterscheiden kann man sie an der arteigenen Zeichnung des Hinterleibs. Im vorigen Jahr wurde die Ackerhummel bei der Augustzählung am häufigsten gemeldet, nun soll die Situation der Hummeln genauer untersucht werden – sie stehen in diesem Jahr beim Insektensommer besonders im Blickpunkt. Weitere Informationen
Die Ackerhummel gehört zu den Staatenbildenden Insekten. Sie bildet Völker mit bis zu 150 Tieren. Sie hat einen gelblich bis rotbraunen Pelz, der am Hinterleib gräulich wird und ganz hinten dann wieder gelbrot. Sie erreicht eine Körperlänge von gut achtzehn Millimeter. Arbeiterinnen und Drohnen unter den Ackerhummeln werden bis vierzehn Millimeter groß.Die Königin der Ackerhummel ist größer und erreicht eine Flügelspannweite von rund 30 Millimetern.
Die Erdhummel gehört zu den auffälligsten, größten und häufigsten Hummeln hierzulande. Es gibt die Dunkle und die Helle Erdhummel. Beide Arten sind schwarz behaart und vor allem an ihren gelben Binden gut zu erkennen. Diese sind bei der Dunklen Erdhummel dunkelgelb und bei der selteneren Hellen Erdhummel zitronen- bis weißgelb gefärbt. Die letzten beiden Segmente ihres Hinterleibs sind weiß. Männliche Dunkle Erdhummeln erreichen eine Körperlänge von bis zu 17 Millimetern, Arbeiterinnen werden bis zu 16 Millimeter lang und Königinnen bis 23 Millimetern.
Die Steinhummel hat einen samtschwarzen Körper mit einer rotbraunen Spitze am Hinterleib. Sie bildet ein Volk aus einer Königin, bis zu 300 Arbeiterinnen sowie Drohnen. Auffällig sind die Männchen: Sie sind bunter, mit gelben Streifen und einem gelben Haarbüschel zwischen den Augen, und nur für jeweils eine kurze Zeit im Sommer zu entdecken.
Acker-, Erd- und Steinhummel sind die häufigsten Hummelarten. An ihrer Färbung und Zeichnung sind sie gut zu unterscheiden. Fotos: NABU/Kathy Büscher
Um die Welt der Insekten vorzustellen und gemeinsam die Sechsbeiner zu zählen, bietet der NABU Leipzig zum Insektensommer wieder öffentliche Veranstaltungen an. Alle Naturfreunde sind dazu herzlich eingeladen.
Samstag, 11. Juni 2022, 11 – 12.30 Uhr
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Sonntag, 12. Juni 2022, 14 – 15.30 Uhr
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Am 8. Juni 2022 wurden im Rahmen des NABU-Insektensommers die Insekten auf der Schmetterlingswiese im Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz gezählt. 2021 hatte sich eine Ärztin dafür stark gemacht, eine Wiese für das Projekt „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ anzumelden. Die Krankenhausleitung unterstützte den Vorschlag. Nach Beratung durch den NABU Leipzig wurde entschieden, dass keine Einsaat notwendig ist und eine artenreiche Wiese mit vielen Wildkräutern auf dem Krankenhausgelände aufwachsen darf. Für die Insektenvielfalt ist die richtige Pflege der Wiese wichtig, es wird partiell gemäht, das heißt, es bleibt immer ein Teil stehen, um den verschiedenen Entwicklungsstadien von Schmetterlingen und anderen Insekten ein Überleben zu ermöglichen. Auch die Beräumung des Mahdgutes gehört dazu, denn die größte Artenvielfalt entsteht auf mageren Böden.
Insekten auf der Wiese am Krankenhaus Atscherbitz. Fotos: Beatrice Jeschke
Bei der Inventur konnten innerhalb einer Stunde 23 Insektenartenarten nachgewiesen werden. Beim Treffen mit dem verantwortlichen Gärtner wurde besprochen, dass ein stark graslastiger Bereich gemäht wird und dabei Bereiche mit Raupennahrungspflanzen ausgespart bleiben. So wird sich die Wiese weiter gut entwickeln. Schon jetzt ist der farbenfrohe Blütenteppich aus Kartäusernelke, Fingerkraut, Hornklee und Vogelwicke ein schöner Anblick und ein leckeres Insektenbuffet. Die singende Nachtigall in der blühenden Brombeerhecke, die an die Wiese angrenzt, wird auch davon profitieren.
Insekten am Schloss Schönefeld. Fotos: Beatrice Jeschke
Am 9. Juni war der NABU Leipzig zum Kinder- und Jugendforum des Kinderschutzbundes eingeladen. Auf dem Gelände von Schloss Schönefeld wurden ganztägig Workshops von verschiedenen Vereinen angeboten. Da die Veranstaltung in die Zeit des Insektensommers fiel, bot es sich an, thematisch auf diese Artengruppe einzugehen und mit den Kindern eine Zählung durchzuführen. Bei der Vorbesprechung hatte das NABU-Team den Hausmeister überzeugt, einen Teil der Wiese stehen zu lassen, und so konnten sich einige Insekten einstellen. Obwohl das Wetter nicht optimal war, konnten sie den Kindern dann vorgestellt werden. In der Nähe ist auch der Schlossteich, der weitere interessante Entdeckungsmöglichkeiten zu bieten hatte. So wurde zum Beispiel ein toter Nashornkäfer aus dem Gewässer gefischt und es gab einige Libellen zu bestaunen.
Auf der Wiese ging es mit dem NABU auf „Insektenjagd“. Am Glücksrad konnten die Kinder spielerisch Wissenswertes über die Natur lernen. Fotos: Beatrice Jeschke
Beim Insektenmemo-Spiel oder beim Wissensglücksrad wurden den Kindern spielerisch einige Artenkenntnisse vermittelt, aber am meisten Spaß machte natürlich das Entdecken der Natur im Gras oder im Schilf. Der NABU Leipzig freut sich, dass er bei dieser schönen Veranstaltung dabei sein durfte und neben den vielen anderen kreativen Angeboten auch Interesse an der Natur bei den Kindern vorhanden war. Sehr bewegend war für das NABU-Team der Vormittag mit mehrfachbehinderten Jugendlichen. Dabei stand weniger die Wissensvermittlung im Vordergrund, sondern das gemeinsame Miteinander in der Natur.
Am 15. Juni wurde schon der nächste Insektensommer vorbereitet – das NABU-Team besuchte die Biotopfläche in der Rietzschkeaue, die mit Beratung des NABU entwickelt und erst vor wenigen Wochen freigegeben wurde. Dort gab es schon in diesem ersten Jahr viele Insekten zu
entdecken, unter anderem eine Kleine Königslibelle. Es bietet sich an, im Insektensommer im kommenden Jahr hier einmal die Insektenfauna genauer unter die Lupe zu nehmen.