Für Klima und Artenvielfalt:

NABU fordert wirksamen Baumschutz

Gerade hat Leipzig seinen 600.000 Bewohner begrüßt. Die Stadt wächst, doch dabei muss sie lebenswert bleiben für die Menschen. Dazu gehört das Grün in der Stadt mit Wiesen, Sträuchern und großen alten Bäumen. Sie dienen nicht nur den Menschen als Orte der Erholung, sie sind vor allem auch Lebensraum für die Tierwelt und essenziell für ein gesundes Stadtklima. Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise mit Dürresommern und Starkregen-Extremen muss das städtische Grün erhalten und gefördert werden – gleichrangig mit Infrastruktur und Wohnraum. Eine nachhaltige Stadtentwicklung funktioniert nur mit einer intakten Stadtnatur.

 

Pressemitteilung     Weitere Informationen

 

Foto Beatrice Jeschke
Foto Beatrice Jeschke

Die Realität sieht oft anders aus. Nahezu täglich wenden sich verzweifelte Menschen an den NABU in der Hoffnung, Sträucher vor der Rodung oder Bäume vor der Fällung zu bewahren. Leider gelingt das in vielen Fällen nicht, weil die rechtlichen Möglichkeiten in Sachsen zu gering sind und zudem in vielen Fällen von den zuständigen Behörden einfach ignoriert werden, die Bedeutung des Grüns für die Stadtentwicklung wird von den Verantwortlichen ausgeblendet. Und es gibt zwei weitere Probleme: Zum einen wird häufig auch das Bundesnaturschutz­gesetz ignoriert, das in vielen Fällen Sträucher und Bäume als Lebensstätten schützt und zudem eine Fällung grundsätzlich nur unter Beachtung des Artenschutzes erlaubt; zum anderen macht sich insbesondere das „Baum-ab-Gesetz“ negativ bemerkbar. Der NABU fordert daher eine gesetzliche Neuregelung in Sachsen mit dem Ziel, den Baumbestand zu erhalten und zu schützen, und appelliert an die künftige Landesregierung sowie die Fraktionen des neugewählten Landtags, das „Baum-ab-Gesetz“ schnellstmöglich abzuschaffen. 

 

Bäume sind Schattenspender, Staubfilter, Lärmschutz und Kohlenstoffspeicher

Gerade alte Bäume mit Höhlen sind wertvoller Lebensraum für Tiere. Foto: Karsten Peterlein
Gerade alte Bäume mit Höhlen sind wertvoller Lebensraum für Tiere. Foto: Karsten Peterlein

Bäume sind schützenswert. Sie sind ein Naturgut an sich, sie bieten Tieren Nahrung und Unterschlupf, und sie sind wichtig für den Klimaschutz. Deshalb gab es bis zur „Reform“ 2010 zu Recht einen relativ strengen Gehölzschutz in Sachsen. Er sorgte einerseits dafür, dass Bäume nicht ohne Genehmigung gefällt werden dürfen und im Falle einer Genehmigung dafür, dass es den notwendigen Ausgleich in Form von Neupflanzungen gab. Vor diesem Hintergrund gab es auch ausreichend Personal in den Behörden, die für den Baumschutz zuständig waren. All das ging unter dem Deckmantel eines „Bürokratieabbaus“ verloren. Seitdem sind dieser Gesetzesreform in Sachsen tausende Bäume ersatzlos zum Opfer gefallen. Die negativen Folgen für das Wohlbefinden der Menschen, für Tierwelt und Klima sind vielerorts spürbar. Bäume spenden Schatten, was in unseren heißer werdenden Städten besonders wichtig ist, sie sind unter anderem auch Staubfilter, Lärmschutz und Kohlenstoffspeicher. Dennoch verschwinden die Bäume, in Leipzig hat der NABU seit 2016 einen Grünflächenverlust von rund 100 Hektar festgestellt – Leipzig schrupmft! Aus diesem Grund hat der NABU gemeinsam mit anderen Naturschutz­verbänden eine Petition für mehr Artenschutz in der wachsenden Stadt gestartet: Bauen und Natur erhalten!

 

Der neue Landtag muss den Baumschutz wieder verbessern!

Bei der Grünflächengestaltung oder bei Baumaßnahmen werden Bäume oft aus Bequemlichkeit gefällt, ohne zu prüfen, ob man das vermeiden kann und ohne Ersatz. Foto: Karsten Peterlein
Bei der Grünflächengestaltung oder bei Baumaßnahmen werden Bäume oft aus Bequemlichkeit gefällt, ohne zu prüfen, ob man das vermeiden kann und ohne Ersatz. Foto: Karsten Peterlein

Der Verlust von Bäumen ist auch ein Faktor für das zu beobachtende Insektensterben. Viele Arten sind auf Totholz, Ritzen, Spalten, Mulm und damit auf genügend alte einheimische Bäume angewiesen, in denen sie Quartier oder einen Ort für die Fortpflanzung finden, sie benötigen Blätter und Blüten als Nahrung. Ein Beispiel sind die Weidenbäume, die verursacht durch das „Baum-ab-Gesetz“ beliebig gefällt werden dürfen. Die fehlende Weidenblüte im Frühjahr führt zum Nahrungsmangel bei Insekten, die nach dem Winter darauf angewiesen sind. Der Verlust der Insekten hat wiederum negative Folgen für Insektenfresser, wie Vögel und Fledermäuse, verschlechtert aber auch den Zustand des Ökosystems insgesamt, was weitere negative Folgen hat, letztendlich auch für die Menschen.

 

Die Wiedereinführung eines wirksamen Baumschutzes in Sachsen sollte naturschutzpolitisch zu den wichtigsten Zielen zählen. Zugleich ist es eine gesetzgeberisch leicht zu realisierende Maßnahme, die wirksam wäre für den Schutz der Biodiversität und des Klimas. Besonders spürbar sind die Folgen des mangelhaften Baumschutzes in wachsenden Großstädten wie Leipzig.  Weitere Informationen 

 

Baumschutz ist Klimaschutz

Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein

Bäume sind ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Stadtklimas. Biotopschutz ist Klimaschutz, Klimaschutz ist Artenschutz. Deshalb hat sich der NABU Leipzig am 30. Oktober 2019 auch an der Demonstration vor dem Neuen Rathaus beteiligt. Drinnen tagte der Stadtrat, draußen demonstrierten Fridays for Future, BUND, Ökolöwe und andere für Klimaschutz. Der Stadtrat soll den Klimanotstand ausrufen, ist die zentrale Forderung. Alle Entscheidungen sollen künftig auf ihre Klimaverträglichkeit geprüft werden. Der NABU fordert zudem, dass bei allen Entscheidungen auch der Artenschutz beachtet wird. Klimakrise und Artensterben sind die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. 

 

Nach langer und kontroverser Debatte hat der Stadtrat dann tatsächlich den Klimanotstand ausgerufen. Der NABU hofft, dass es sich dabei nicht nur um ein Lippenbekenntnis handelt. Dem Klimaschutz dient der Erhalt der Stadtnatur und die Schaffung unversiegelter Flächen. Diese Ziele müssen nun verfolgt werden, fordert der NABU Leipzig.

 

Fotos: Ludo Van den Bogaert

WEITERE FORDERUNGEN AN DIE LANDESPOLITIK


Forderungen an die neue Koalition

 

Natur- und Umweltschutz müssen eine höhere und deutlich erkennbare Priorität in der Landespolitik erhalten. Vor allem in den Bereichen Artenschutz und natuverträglicher Landnutzung stellt der NABU Sachsen umfangreiche Forderungen an die Koalitionsparteien. mehr 

 



Mehr Naturschutz in den Koalitionsvertrag

 

Sachsen ist gespalten, das zeigt die Landtagswahl 2019. Dennoch geben die Koalitionsverhandlungen Zuversicht, denn Grüne und SPD wollen laut Aussagen zu den NABU-Wahlprüfsteinen mehr Naturschutz – und darauf müssen sie bestehen. mehr 

 



NABU und BUND fordern mehr Wildnis für Sachsen

 

Die Verbände präsentieren eine neue Studie zum Potenzial für sächsische Wildnisgebiete. Demnach könnte Sachsen das bundesweite Ziel, zwei Prozent der Landesfläche als Wildnis zu entwickeln, zeitnah erfüllen: Die entsprechenden Flächen wären vorhanden. mehr

 



Die Zeit für einen Kurswandel ist: Jetzt!

 

Vor der Landtagswahl am 1. September hat der NABU Sachsen Wahlprüf­steine entwickelt und mit einem Fragenkatalog fünf Parteien auf den Zahn gefühlt. Die Antworten in den fünf Themen, zum Beispiel zu Biodiversität und Flächenverbrauch, fielen äußerst verschieden aus. mehr