Exkursion durch den Eutritzscher Park. Fotos: Beatrice Jeschke
Am 14. Juni 2019 versammelten sich 14 Naturfreunde, um Interessantes über heimische und exotischere Bäume und Sträucher zu erfahren. Der baumkundige Manfred Reichertz führte die Exkursionsteilnehmer durch den Eutritzscher Park und stellte sehr unterhaltsam die Gehölze vor. In dem Park kann man etwa 40 Baum- und 40 Straucharten finden.
Der Rundgang begann an der Blutbuche am Teich. Dabei erklärte Manfred Reichertz, dass Rotbuchen keine roten Blätter haben, jedoch hat das frisch angeschnittene Holz einen roten Schimmer. Deshalb heißt der Baum Rotbuche im Gegensatz zur Weißbuche, deren Holz weiß ist. Eine Blutbuche ist lediglich eine besondere Form einer Rotbuche: Sie hat rote Blätter. Alle Blutbuchen im Park gehen auf einen einzelnen Baum aus Thüringen zurück, der vermehrt wurde. Die Blattfärbung ist temporär und entsteht dadurch, dass Chlorophyll vom Farbstoff Anthocyan umflossen wird. Im Sommer werden die Blätter zunehmend grün, und auch von unten sind die Blätter nicht rot. Der Baum am Teich sieht sehr alt aus, ist aber nur etwa 100 Jahre. Da er am Wasser steht, hat er gute Bedingungen und konnte sich prächtig entwickeln.
Umgeben vom Duft der Blüten des Pfeifenstrauchs – auch falscher Jasmin genannt – ging es weiter.
Der nächste mächtige Baum war eine weibliche Hybridpappel, eine Kreuzung aus kanadischer und europäischer Schwarzpappel. Pappeln sind zweihäusig, es gibt also männliche und weibliche Individuen.
Unterwegs zeigte Manfred Reichertz die Unterschiede von Bergahorn, Spitzahorn und Feldahorn. Der Silberahorn (Acer saccharinum), der auch im Park wächst, wird in Amerika zur Zuckergewinnung genutzt, wenn kein Zuckerahorn (Acer saccharum) zur Verfügung steht. Verschiedene Fächerahorne haben immer eine ungerade Anzahl an Spitzen, mehr als fünf wie beim Berg- und Spitzahorn.
Graupappel, Hybridpappel, Bergahorn und Fächerahorn.
Viel Verwirrung mit der Namensgebung gibt es bei den Erlen. So meint Grauerle und Weißerle denselben Baum, ebenso wie Schwarzerle und Roterle. Daneben gibt es noch die Grünerle, die buschartig wächst.
Im Park gibt es fünf Arten von Linden, nämlich Sommer- und Winterlinde, die Holländische Linde, die Karlsruher oder Frühe Linde und die Krim-Linde, welche eine Kreuzung aus Winterlinde und Kaukasischer Linde ist. Sie fällt durch dunkle, glänzende Blätter auf. Die Frühe Linde entstand durch Kreuzung von Holländischer und Amerikanischer Linde, hat größere Blätter und treibt im Frühling zuerst aus.
Frühe Linde und Krim-Linde.
Jeder Baum hat seine eigene Strategie, um mit Sonnenstress umzugehen, so klappt die Robinie ihre Blätter einfach nach unten, und die Silberlinde dreht die silbernen Blattunterseiten nach außen um sich vor zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen.
Stiel- und Traubeneiche haben ihren Namen nicht nach der Stiellänge der Blätter, sondern der Früchte, die bei der Stieleiche (ohne die Eichel) wie eine Tabakspfeife aussehen, lang gestielt und bei der Traubeneiche wie eine Traube. In Leipzig wachsen 24 verschiedene Eichenarten, auf der Nordhalbkugel gibt es rund 500 Arten. Im Eutritzscher Park kann man Stiel-, Rot- und Sumpfeiche finden.
Rot- und Sumpf-Eiche.
An der Kleiststraße versteckt sich eine Esskastanie oder Echte Kastanie, deren Früchte für den Menschen genießbar sind. Die Rosskastanie hingegen wurde früher als Pferdefutter verwendet, dazu mussten die Kastanien aber erst zerkleinert und mehrmals gekocht werden, um die Bitterstoffe herauszubekommen. Es gibt gelb-, weiß- und rotblühende Rosskastanien, wobei die rotblühende nicht so anfällig für die Miniermotte ist. Kastanienholz hat keinen forstwirtschaftlichen Nutzen, da die Bäume oft drehwüchsig sind.
Rosskastanie und Blut-Kirschpflaume.
Auch Obstbäume gedeihen im Park, so die Blutkirschpflaume, die Vogelkirsche, die Traubenkirsche und der Wollapfel. Japanische Zierkirschen sind hingegen nur auf Blütenpracht gezüchtet und tragen nur wenige, kleine und ungenießbare Früchte.
Viele Bäume werden durch Menschenhand in ihrer Wuchsform verändert. Mehrstämme entstehen dadurch, dass mehrere Sämlinge in einem Topf zusammen wachsen und sich umschlingen. Bei der Stadtlinde will man erreichen, dass der Stamm gerade bis zum Wipfel verläuft, deshalb wird sie an einem Stab herangezogen.
Nebenbei erzählte Manfred Reichertz, dass bei mindestens 15 Bäumen die Beschilderung falsch ist bzw. eine andere Art angepflanzt wurde. Immerhin stimmen die Gattungen.
Bäume und Sträucher haben eine große Bedeutung für das Ökosystem Stadt. Die Gehölze sind wichtig für das Stadtklima, für das Wohlbefinden der Menschen, und sie bieten vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung. Leider fallen viele Gehölze dem Bauboom zum Opfer – Leipzig schrumpft! Damit geht ihre wertvolle ökologische Funktion verloren – zum Nachteil für Mensch und Natur. Der NABU setzt sich daher für ihren Erhalt ein sowie für eine naturverträgliche Gehölzpflege. Petition