Pflanzaktionen zur Förderung der Biodiversität

Gemeinsamer Arbeitseinsatz im Johannapark

Gemeinsamer Arbeitseinsatz im Johannapark. Fotos: NABU Leipzig, Stadtreinigung Leipzig

 

Am 26. März 2022 hat der NABU Leipzig gemeinsam mit der Stadtreinigung sowie dem Amt für Stadtgrün und Gewässer eine Gehölzfläche im Johannapark im Sinne der Biodiversität gestaltet. Die überalterten Gehölze wurden fachgerecht und schonend zurückgeschnitten, um so Platz für ergänzende Pflanzungen zu schaffen. Da viele Parkanlagen, auch der Johannapark, überwiegend mit Ziergehölzen bepflanzt sind, wurden in vorheriger gemeinsamer Abstimmung mit dem Amt für Stadtgrün und Gewässer heimische Gehölzarten ausgewählt, um die Biodiversität zu erhöhen. Denn im Schnitt sind heimische Gehölze für Vögel sechsmal wertvoller als exotische: Ein heimisches Gehölz ernährt durchschnittlich 24 Vogelarten, ein exotisches Gehölz leider nur vier. Und spezialisierte Tierarten wie Wildbienen, Käfer und Co. profitieren nur von heimischen Pflanzenarten, denn im Laufe der Zeit haben sich sehr enge Beziehungen zwischen zahlreichen Pflanzen und Tieren entwickelt.

Mehr als 50 heimische Gehölze wurden bei der Aktion im Johannapark gepflanz. Fotos: NABU Leipzig, Stadtreinigung Leipzig

 

Gepflanzt wurden über 50 Gehölze wie Hasel, Holunder, Schneeball, Pfaffenhütchen, Rote und Schwarze Johannisbeere, Wildrose und Weißdorn. Vom heimischen Weißdorn profitieren beispielsweise 150 Insektenarten wie Käfer, Wanzen, Wildbienen, Wespen, Schmetterlinge und von den Früchten ernähren sich über 30 Vogel- und Säugetierarten.

Da heimische Gehölze gut an das lokale Klima und die lokalen Bodenverhältnisse angepasst sind, kommen sie auch mit trockenem Sommer und kaltem Winter besser zurecht als exotische Straucharten. Das macht sie auch gegenüber Krankheiten widerstandsfähiger. Die Verwendung von heimischen Pflanzenarten ist also nicht nur ein Zugewinn für die Biodiversität, sondern bedeutet auch eine Anpassung an die zu erwartenden Klimaereignisse. Denn Klimaschutz funktioniert nicht ohne Berücksichtigung des Artenschutzes. Weitere Informationen

 

Lebensraum Totholz

Totholz ist eine weitere Bereicherung der Pflanzung zur Förderung der Biodiversität. Eine Informationstafel macht darauf aufmerksam und bittet darum, es hier ungestört liegen zu lassen. Foto: NABU Leipzig
Totholz ist eine weitere Bereicherung der Pflanzung zur Förderung der Biodiversität. Eine Informationstafel macht darauf aufmerksam und bittet darum, es hier ungestört liegen zu lassen. Foto: NABU Leipzig

Ergänzend wurde in der Gehölzfläche auch Totholz integriert, denn Totholz ist einer der wertvollsten Lebensräume für unzählige Arten. Gerade in stark verschatteten Bereichen, wo Gehölze aufgrund von Lichtmangel nicht gut anwachsen würden, wurden Totholzhaufen angelegt. Das Holz speichert nicht nur Wasser und hält damit die Feuchtigkeit in den Flächen, sondern bietet Unterschlupf, Nahrung und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten.

Deshalb soll anfallendes Totholz möglichst nicht abtransportiert werden, sondern vor Ort in den Gehölzflächen verbleiben. Damit entsteht ein Lebensraum für Pilze, Moose und Flechten. Das Holz dient außerdem verschiedenen Tieren wie Käfern, Vögeln, Wildbienen, Igeln und anderen tierischen Mitbewohnern als Versteck, Nahrungsquelle und Lebensraum. Von Totholz profitieren auch Igel, Vögel, Mäuse, Reptilien, Amphibien, Spinnen, Wildbienen und unzählige weitere Insektenarten sowie viele spezialisierte Pflanzenarten.

Gezielt wurde beispielsweise weißmorsches Holz zur Förderung der Blauschwarzen Holzbiene integriert, denn die Holzbiene nagt ihre Brutgänge in solches Morschholz. Asthaufen wurden als Unterschlupf für Igel und zur Nahrungssuche für Rotkehlchen und Zaunkönig angelegt. Große Stammabschnitte dienen nicht nur der Abgrenzung und zum Sitzen, sondern sollen auch die heimische Käfervielfalt fördern.

 

 

Totholz wurde in die Pflanzflächen gebracht, um sie ökologisch noch weiter aufzuwerten. Künftig soll anfallendes Totholz möglichst nicht abtransportiert werden, sondern vor Ort in den Gehölzflächen verbleiben. Fotos: Stadtreinigung Leipzig

 

Ökologische Funktionen von Totholz

  • Lebensraum für etwa 1.400 heimische Käferarten
  • Lebensraum für ca. 1.500 spezialisierte Pilzarten
  • Lebensraum für mehr als 500 spezialisierte Fliegen- und Mückenarten
  • Lebensraum für ca. 130 spezialisierte Gehäuseschneckenarten
  • Nährstoffspeicher, CO2-Speicher, Wasserspeicher
  • Nistplatz und Baumaterial für Wildbienen und Wespen
  • Geschützter Unterschlupf und Überwinterungsquartier für Amphibien, Mäuse und Igel
  • Brutplatz und Nahrungsquelle für Vögel

 

Menschen, die den Johannapark für Sport und Erholung nutzen, werden gebeten, das Totholz dort liegen zu lassen, wo es für die Natur platziert wurde. Für Hunde und Kinder könnten die Äste zum Spielen einladen, aber wenn sie entfernt werden und auf der Wiese liegen bleiben, geht nicht nur der Lebensraum von Igel und Co. verloren, auch die Mähmaschinen der Stadtreinigung können die Liegewiesen nicht mehr bewirtschaften. Damit sich die Biodiversität auch in den Gehölzflächen entwickeln kann, soll darum das Holz ungestört in den Strauchflächen liegen bleiben.

Wer selbst etwas gegen das Artensterben tun möchte, kann sich dazu auf mein-Biotop.de informieren und selbst aktiv werden. Denn schon kleine Flächen im Garten, Hinterhof oder auf dem Schulgelände reichen aus, um Lebensraum zu schaffen.

 

Biodiversität in der Landschaft

Viele fleißige Helfer kamen zur Pflanzaktion an der Alten Schäferei. Foto: Steffen Wagner
Viele fleißige Helfer kamen zur Pflanzaktion an der Alten Schäferei. Foto: Steffen Wagner

Bei Sonnenschein und blauem Himmel fand am 26. März 2022 eine Pflanzaktion nicht nur im Johannapark statt, sondern auch im Leipziger Nordosten. 18 Erwachsene und 12 Kinder trafen sich dafür an der Alten Schäferei in Thekla/Plaußig.  Ziel ist es, eine Hecke an einem Feldrain anzulegen. Hecken dienen als Nahrungsquelle vieler Insekten und Vögel, sie verbessern den Wasserhaushalt, bieten Windschutz, verhindern Bodenerosion und erfüllen den Zweck der Vernetzung von Lebensräumen und somit ein wichtiger Baustein im Biotopverbundprojekt Leipzig Nord. Eine Hecke bietet einer Vielzahl von Vögeln und Insekten Unterschlupf und Nahrung. Aus diesem Grund werden heimische Sorten für die Pflanzung gewählt, die einen hohen ökologischen Mehrwert haben. Damit die Hecke ihre Funktion bestmöglich erfüllen kann, muss sie ausreichende Dimensionen haben und darf nicht zu licht sein. Deshalb kommen die Gehölze im Abstand von einem Meter dreireihig versetzt in die Erde. Es wurde Faulbaum, Berberitze, Büschelrose, Liguster, Kornelkirsche, Heckenrose, Weißdorn, Schlehe, Schwarzer Holunder, Schneeball, Heckenkirsche, Felsenbirne und Hasel gepflanzt, insgesamt 305 Büsche – ein toller Erfolg!

 

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

Die Pflanzen wurden einen Tag vorher angeliefert und ein Wurzel- und Triebbeschnitt durchgeführt. Der Feldrain in einer Länge von ca. 150 Metern war von den Landwirten des Saat-Gutes Plaußig vorbereitet und feingegrubbert. Die Freiwilligen wurden eingewiesen und in Arbeitsgruppen eingeteilt und mit Arbeitsgeräten ausgerüstet. Eine Gruppe war dafür zuständig, die 305 Pflanzlöcher auszuheben, die Pflanzen wurden von der nächsten Gruppe vom Anhänger aus nach Pflanzgruppen sortiert an die Pflanzlöcher gebracht, wo eine weitere Gruppe die Wurzeln mit Wasser benetzte. Schließlich die Pflanzgruppe die Gehölze in den Boden gebracht und in der Pflanzgrube festgetreten. Anschließend kam der Wasserwagen und hat kräftig gewässert. Der Kräftigste von den Helfern hatte die Aufgabe, alle großen Feldsteine in die Mulde des Vorderladers zu werfen, die dann auf einem großen Lesesteinhaufen abgeladen wurden. Somit haben auch Eidechsen und viele andere Kleintiere einen passenden Lebensraum erhalten.

Eine Pause zwischendurch wurde abgelehnt, der Enthusiasmus bei Allen war riesig, um das Werk komplett fertigzustellen. Nach nur zwei Stunden war es geschafft, alle Pflanzen waren im Boden und gut gewässert. Nach getaner Arbeit wurde zum Picknick am Feldesrand gerufen und es entwickelten sich wunderbare Gesprächsrunden. Eine solche Pflanzaktion für die ganze Familie hat Allen viel Spaß gemacht und die Kinder waren so eifrig bei der Arbeit, dass eine Wiederholung regelrecht gefordert wird. Der NABU Leipzig und seine Partner im Biotopverbund Leipzig bedanken sich bei allen fleißigen Helfern, insbesondere beim Saat-Gut Plaußig für die Bereitstellung der Pflanzfläche und der Technik. Diese Aktion stellte ein weiteres Mal die Nützlichkeit und Wirksamkeit des Biotopverbundprojektes unter Beweis, ebenso wie die Bereitschaft vieler Menschen, bei der Erhaltung und Schaffung von Lebensräumen mitzuhelfen.

 

Erfolgreicher Arbeitseinsatz im Leipziger Nordosten. Die NABU-Aktion wurde auch vom Saat-Gut Plaußig mit Maschinen unterstützt. Foto: Steffen Wagner
Erfolgreicher Arbeitseinsatz im Leipziger Nordosten. Die NABU-Aktion wurde auch vom Saat-Gut Plaußig mit Maschinen unterstützt. Foto: Steffen Wagner

Die nächste Aktion in Plaußig-Portitz ist am 23. April 2022 ab 10 Uhr geplant: Alle sind zum „Frühjahrsputz“ aufgerufen. Der NABU startet dann eine Müllsammelaktion an verschiedenen Stellen, unter anderem auch in der Göteborger Straße. Die Treffpunkte werden noch bekannt gegeben.