„Naturschützer brauchen eine hohe Frustrationstoleranz.“ Derartige Aussagen sind zu hören, wenn man über Erfolge und Misserfolge und die oftmals vergeblichen Bemühungen zum Schutz unserer Mitgeschöpfe spricht. Und es stimmt: Die ehrenamtliche Naturschutzarbeit ist meist ein Kampf gegen Windmühlen.
Aber die Arbeit des NABU ist nützlich und unverzichtbar, und es macht Spaß, sich gemeinsam für Mensch und Natur zu engagieren.
Einen besonderen Spaß erlauben wir uns jährlich am 1. April, wenn wir der Tradition folgen und kleine Lügengeschichten verbreiten, um die Mitmenschen humorvoll in den April zu schicken. Hier dokumentieren wir unsere mehr oder weniger gelungenen alljährlichen Versuche.
Insektensterben, Trockenheit, Lebensraumverluste, Umweltgifte, Klimakrise – die Amphibien haben leider sehr viele Probleme, und die Bestandszahlen gehen dramatisch nach unten. Um einige Tiere auf dem Weg zu ihren Laichgewässern zu schützen, sind jedes Jahr zur Zeit der Amphibienwanderung viele Helfer im Einsatz, um Frösche, Kröten und Molche sicher über die gefährliche Fahrbahn zu bringen. In Plaußig-Portitz konnte der NABU erreichen, dass ein Amphibientunnel gebaut wird, damit können die Tiere sicher unter der Fahrbahn hindurchlaufen und ihr Laichgewässer erreichen. Eine andere technische Lösung hat der NABU am Teich im Eutritzscher Park gefunden. Hier haben die Tiere jetzt ein Unterwasserrefugium.
Die Idee dahinter ist einfach: Wenn man vermeidet, dass die Amphibien das Gewässer überhaupt verlassen müssen, besteht auch keine Gefahr auf den Straßen. Zudem ist das Problem verschwindender Landlebensräume dann weniger gravierend. Nachdem der NABU 2022 erstmals eine schwimmende Insel für Wasservögel auf dem Teich installierte, kam nun 2023 eine Ergänzung unterwasser hinzu. Das „Amphibienhotel“ ist vergleichbar mit der schwimmenden Enteninsel, wird jedoch verkehrt herum installiert und am Teichgrund befestigt. Ausgestopft mit Laub soll es eine Überwinterung unter Wasser ermöglichen. Ein Zwischenboden sorgt dafür, dass das Laub nicht nass wird. Außerdem ist eine Luftversorgung nötig. Dafür wurden Luftschläuche zur Wasseroberfläche geführt und an schwimmenden Bojen befestigt. Nur diese Bojen sind ein sichtbarer Hinweis auf das Amphibienhotel. Es kann durchaus mehr als 100 Tiere beherbergen und damit einen Großteil der Amphibienpopulation im Eutritzscher Park. Vorwiegend wird es für Teichfrösche und Erdkröten zur Verfügung stehen. Damit die Tiere das neue Quartier kennenlernen, wurde es bereits am 1. April im Teich versenkt, es ist auch während der warmen Jahreszeit nutzbar, wird aber vor allem in den Wintermonaten seinen Nutzen unter Beweis stellen. Wenn sich die Konstruktion bewährt, wird der NABU Amphibienhotels auch in anderen Laichgewässern anbringen.
Im Februar 2019 hatte der NABU die Nase voll und startete eine medienwirksame Aktion unter dem Titel „Der NABU füttert die Regenwürmer“. Die Naturschützer hatten festgestellt, dass mitten im Winter aus diversen Strauchflächen Falllaub radikal entfernt wurde, obwohl doch darin viele Lebewesen überwintern. Das verrottende Laub ist zudem wertvolle Nahrung für die Regenwürmer, die daraus wertvollen Boden machen. Wie sich inzwischen zeigt, war die Aktion ein voller Erfolg für den Erhalt der Regenwürmer. Dankbar haben sie das Laub angenommen und in Humus verwandelt. Bedauerlicherweise hat sich in den nachfolgenden Wintern die Situation wiederholt. Inzwischen sind die Naturschützer vom NABU im Winter weniger damit beschäftigt, die Vögel zu füttern, sie müssen hauptsächlich Laub besorgen für die Regenwürmer. Da im Stadtgebiet immer mehr Bäume gefällt und Hecken gerodet werden, wird das Futter zunehmend knapp. Erst am vergangenen Wochenende gab es erneut eine großangelegte Fütterung: Nach einer Pflanzaktion im Johannapark wurden auch gleich die dort lebenden Regenwürmer gefüttert. Das Projekt hat inzwischen erhebliche Ausmaße angenommen, für den Transport des Futters müssen sogar kleine Transporter zum Einsatz kommen.
Wer im Herbst also Laubhaufen entdeckt, sollte sie nicht ungenutzt liegen lassen oder gar als Abfall entsorgen. Die Regenwürmer sind auf das Futter angewiesen. Um darüber zu informieren, plant der NABU Leipzig Exkursionen zur Regenwurmbeobachtung, denn an Futterstellen lassen sie sich – mit etwas Geduld und Vorsicht – besonders gut beobachten. Regenwürmer sind auch selbst wertvolle Nahrung und Teil des Ökosystems. Vögel, wie die Amsel, sind auf die Regenwürmer angewiesen. Von den Regenwurmfütterungen profitieren somit auch zahlreiche andere Arten.
Bei einer Müllsammelaktion am Elsterbecken haben Mitglieder des NABU Leipzig einen ungewöhnlichen Fund gemacht: Im Uferschlamm fanden sie ein Seepferdchen. Das Exemplar war leider nicht lebendig, aber alles deutet darauf hin, dass es zuvor im Wasser des Elsterbeckens schwamm. Das ist extrem ungewöhnlich, denn Seepferdchen sind Meeresbewohner. Vor allem sind sie aus tropischen Meeren bekannt, aber es gibt auch Seepferdchen, die vor europäischen Küsten heimisch sind. Offenbar hat das Wasser im Elsterbecken einen erheblichen Salzgehalt. Der NABU vermutet, dass der Streusalzeinsatz im Stadtgebiet von Leipzig dazu geführt hat. Der NABU kritisiert den Streusalzeinsatz jedes Jahr, da die Versalzung für die Pflanzenwelt, für Boden- und Wasserlebewesen negative Folgen hat, auch Straßenbäume werden geschädigt. Der Salzeinsatz ist weitgehend verboten, dennoch wird Streusalz Jahr für Jahr verwendet. Dass sich die Folgen für die Unterwasserfauna so drastisch zeigen, war jedoch nicht zu erwarten. Bei dem gefundenen Seepferdchen handelt es sich vermutlich um Hippocampus spongiformus, eine Art der Seepferdchen, die durchaus öfter in Europa und auch im urbanen Bereich zu finden ist. Die Artenvielfalt in heimischen Gewässern ist bedroht. Insgesamt sind die Leipziger Gewässer leider in keinem ökologisch guten Zustand. Belegfoto
Nilgänse sind bei uns nicht heimisch, können sich aber erfolgreich fortpflanzen, da sie sehr anpassungsfähig sind. Auf einer Streuobstwiese am Leipziger Stadtrand hat sich dieses Pärchen ein ungewöhnliches Nest gebaut. Es befindet sich auf einem alten Schornstein und ähnelt einem Storchennest. Am 1. April konnte das Gänsepaar dort bei der Balz beobachtet werden. Ein Sturm hatte vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass auf der Streuobstwiese Zweige und Äste herumliegen; dieses unverhoffte Material haben die Nilgänse offenbar für ihren Nestbau benutzt. Der Nistplatz ist weitgehend sicher vor Feinden und garantiert vermutlich eine erfolgreiche Brut, die man bei diesem Neubürger eigentlich nicht gerne sieht, da die Nilgänse heimischen Arten Konkurrenz machen. ◼
Auf verschiedenen Wappen ist ein doppelköpfiger Adler abgebildet, zum Beispiel auf dem Staatswappen Russlands, er war aber auch auf dem Wappen des Heiligen Römischen Reiches zu sehen und fand schon vor mehr als 4000 Jahren im Byzantinischen Reich Verwendung. Man geht davon aus, dass es sich bei dem „Doppeladler“ um ein Symbol handelt, das noch mehr bedeutet als ein „einfacher“ Adler. Oder kann man doppelköpfige Greifvögel tatsächlich beobachten? Nördlich von Leipzig wurde am 1. April ein doppelköpfiger Mäusebussard fotografiert. Er könnte ein Beleg dafür sein, dass der „Doppeladler“ ein Vorbild in der Natur gehabt haben könnte.
Bei dem doppelköpfigen Mäusebussard könnte es sich nach Ansicht des NABU aber auch um eine besondere Anpassung an eine veränderte Umwelt handeln. Da die intensiv genutzte Agrarlandschaft ihre Artenvielfalt mehr und mehr verliert, bekommen viele Tierarten Probleme, Lebensräume und Nahrung zu finden. Vielleicht kann der doppelköpfige Mäusebussard einfach wesentlich erfolgreicher jagen und so die Verluste im Nahrungsspektrum ausgleichen.
Fotos: Detlef Nowarre
Wenn man mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, kann man furchtbare Dinge entdecken, aber auch furchtbar lustige: Da werden rote Elefanten auf kleinen Balkonen eingepfercht, diese sind auch noch mit Netzen zugehängt. Weißstörche werden mit Fahrradschlössern am Zug in den sonnigen Süden gehindert.
Die Fotos dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tierquälerei tatsächlich an der Tagesordnung ist. Vielmehr können sie anregen, darüber nachzudenken. |||
In geeigneten Lebensräumen hat der NABU Leipzig Fledermauskästen installiert, um die Wohnungssituation für diese nachtaktiven Mitbürger zu verbessern. Aufmerksame Beobachter haben kritisiert, dass die "Hausnummern" dieser Kästen kaum zu erkennen sind.
Eine schwarze Ziffer auf einem schwarzen Kasten ist in der Tat für das menschliche Auge kaum lesbar. Man muss aber bedenken, dass Fledermäuse sich vorwiegend mit Ultraschall orientieren. Für sie ist es daher problemlos möglich, die einzelnen Zahlen zu erkennen. Außerdem hat der NABU für die Beschriftung der Kästen spezielle Farbstifte verwendet, die sich für die Ultraschallortung besonders gut eignen.
In der fächerübergreifenden Studie „Monitoring Raumordnung und Energieeffizienz im Innenbereich“ (MORI) wurden auch Flächen der Stadt Leipzig untersucht. Dabei trat das Phänomen zutage, dass an einigen Stellen in Leipzig verstärkte Thermiken auftreten, so auch im innerstädtischen Bereich Neues Rathaus / Propsteikirche St. Trinitatis.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Regenerative Energien (IfRE) und der Gemeinde regte der NABU Sachsen deshalb ein Projekt zur Installation von Windenergieanlagen auf dem Kirchendach an. Nach zwei Jahren intensiver Forschung ist es nun soweit. Anlässlich des 100. Deutschen Katholikentages, der vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig stattfindet, wird die Anlage ihren Probebetrieb aufnehmen. Zur feierlichen Inbetriebnahme werden u.a. Mauro Villarini, der Energiebeauftragte des Kirchenstaats, der Oberbürgermeister der Stadt Burkhard Jung und NABU-Landesvorsitzender Bernd Heinitz erwartet. Laut NABU-Pressesprecherin Ina Ebert soll die erzeugte Energie in das Netz der Leipziger Verkehrsbetriebe eingespeist werden. „Dadurch erwarten wir uns eine Konstanz bzw. auch eine mittelfristige Senkung der Fahrpreise für Busse und Bahnen im LVB-Gebiet“, erklärte Ebert.
Wie jedes Jahr am 1. April wurden heute Vormittag unsere Vogelbruthilfen überprüft. Weil der NABU in Leipzig mehr als 600 solche Nistkästen in Parks und auf Friedhöfen betreut, ist die Überprüfung nur stichprobenartig möglich. Es gab auch in diesem Jahr keinerlei Beanstandungen vom TÜV-Prüfer.
Nachdem seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 bereits der achte Wolf illegal in Deutschland erschossen wurde, plant der NABU die Anschaffung von kugelsicheren Westen zum Schutz der streng geschützten Tiere. Damit sollen die Muttertiere der 26 in Deutschland lebenden Rudel für die nun anstehende Welpenaufzucht vor illegalen Tötungen geschützt werden.
Die Aufklärungsrate bei illegalen Wolfstötungen – nur ein einziger Täter aus allen Fällen – ist beschämend gering und kann für Nachahmer daher nicht abschreckend wirken. Der NABU ist daher davon überzeugt, mit dieser Methode den Fortbestand der nach Deutschland zurückgekehrten Wölfe auf Dauer sichern zu können.
Erneut Wolf in der Lausitz erschossen
Projekt „Willkommen Wolf!“