Die Glasscheiben an Wartehäuschen sollen die Menschen vor der Witterung schützen, doch den Vogelschutz hat man dabei vergessen. Denn diese Scheiben sind für die Tiere unsichtbar. Immer wieder findet der NABU Leipzig deshalb tödlich verunglückte Vögel an den Haltestellen der LVB. Vögel können die Glasflächen nicht rechtzeitig als Hindernis erkennen, sie nehmen nur die dahinterliegende Landschaft wahr und kollidieren in voller Fluggeschwindigkeit mit der Scheibe, oft mit tödlichem Ausgang. Die Wildvogelhilfe Leipzig betreut jedes Jahr viele Anflugopfer, nur wenige überleben diese Unfälle. Dieses Tierleid wäre vermeidbar! Deswegen bietet der NABU Leipzig Beratung an. Die Bemühungen, die Scheiben mit wenigen Vogelsilhouetten zu bekleben, bringen leider nichts. Die Silhouetten wirken nicht abschreckend und sie sind in großem Abstand angebracht – die transparenten Freiräume dazwischen sind für die Vögeln weiterhin eine unsichtbare Gefahr. Wenn die Verkehrsbetriebe nichts dagegen unternehmen, wird es immer wieder Todesopfer geben.
Der NABU Leipzig hat deshalb im Februar 2018 die LVB kontaktiert und Informationsmaterial übergeben. Als großes Unternehmen mit Haltestellen im ganzen Stadtgebiet könnten die Verkehrsbetriebe mit Verbesserungen im Sinne des Vogelschutzes Verantwortung übernehmen und künftig alle Haltestellen für die Vögel sicherer gestalten. Die beste Möglichkeit wäre, die Scheiben im Siebruckverfahren mit einem Muster zu bedrucken, das die Vögel als Hindernis erkennen können. Als kurzfristige Maßnahme an solchen Haltestellen, wo besonders häufig Anflugunfälle zu beklagen sind, könnte man auch ein teiltransparentes graues Muster aufkleben.
Beispiele für Glasflächen, die zum Vogelschutz mit einem Muster bedruckt wurden. Fotos: NABU Leipzig
Leider gibt es abgesehen von einzelnen aufgeklebten Silhouetten keine weiteren Maßnahmen und auch kein vorbildgebendes Vogelschutzprojekt. Deshalb sind auch 2019 wieder Todesopfer zu beklagen. Dem NABU Leipzig sind an Haltestellen tödlich verunglückte Amseln, Singdrosseln, Stare und Grünspechte bekannt. Es handelt sich nicht um Einzelfälle, deshalb reichen Maßnahmen an einzelnen Wartehäuschen nicht aus!
Ab Juli 2019 werden in Leipzig 900 Wartehäuschen ausgetauscht. Der NABU Leipzig möchte die Gelegenheit nutzen, um auf das drängende Problem erneut aufmerksam zu machen. Mit einem Musterdruck auf den Scheiben könnte man wirksam etwas gegen Vogelschlag unternehmen und den Tod vieler Tiere verhindern. Da jetzt ohnehin eine Neumöblierung stattfindet, wäre das ein guter Zeitpunkt. Neben dem umweltfreundlichen Nahverkehr würden dann auch Aspekte des Natur- und Artenschutzes berücksichtigt, was viele Leipziger freuen würde. Die Stadt Leipzig würde damit ihrer Selbstverpflichtung als „Kommune der biologischen Vielfalt“ gerecht und würde vorbildlich ein Zeichen für andere setzen.
Der NABU hat deshalb mit Schreiben an die Leipziger Verkehrsbetriebe und an die Stadtverwaltung noch einmal darum gebeten, den Tier- und Artenschutz bei der geplanten Modernisierung der Wartehäuschen zu berücksichtigen. Die LVB antworteten umgehend, leider nur mit dem Hinweis, dass sie für die Wartehäuschen an ihren Haltestellen nicht zuständig sind.
Das Thema Vogelschlag an Wartehäuschen hat der NABU Leipzig bereits mehrfach bei Stadtverwaltung und Leipziger Verkehrsbetrieben angesprochen. Leicht könnte man das Risiko minimieren, dass Vögel tödlich an den Glasscheiben der Wartehäuschen verunglücken. Leider wurden die frühzeitigen Hinweise des NABU ignoriert. Bis heute sind keine für Vögel sichtbaren Muster an den Scheiben und das Sterben geht weiter.
Immer wieder kollidieren Vögel mit den Glasscheiben der Wartehäuschen, so wie diese drei tödlich verunglückten Amseln. Fotos: NABU Leipzig
Betroffen sind immer wieder Amseln. Sie fliegen bei der Nahrungssuche zu den Sträuchern auf der anderen Straßenseite und sehen Glas nicht als Hindernis. Im November 2020 wurden wieder drei tote Amseln gefunden. Der NABU Leipzig hat die Naturschutzbehörde aufgefordert, tätig zu werden und endlich etwas gegegn die Todesfallen zu unternehmen.
Wer tote Vögel findet, meldet diese bitte mit Angaben zum Fundort, Datum und möglichst mit Foto an Vogelschutz@NABU-Leipzig.de
Der NABU Leipzig meldet Vögel, die an den Glasscheiben von Wartehäuschen tödlich verunglücken den zuständigen Stellen der Stadt Leipzig. Immer wieder werden die Naturschutzbehörde, das Verkehrs- und Tiefbauamt und die Leipziger Verkehrsbetriebe über diese vermeidbaren Todesfälle informiert. Der NABU drängt darauf, dass endlich Gegenmaßnahmen umgesetzt werden, man muss die Scheiben für die Vögel sichtbar machen. Die fortgesetzte Tötung geschützter Tierrarten ist rechtswidrig. Der NABU hatte auf das Problem bereits aufmerksam gemacht, bevor die neuen Wartehäuschen aufgestellt wurden, leider wurden die frühzeitigen Hinweise ignoriert.
Die neuen traurigen Todesfälle, die im Januar bekannt wurden, sind 1 Rotkehlchen, 1 Eisvogel und 1 Haussperling. Wer tote Vögel findet, meldet sie bitte dem NABU Leipzig per E-Mail
Nach langem Drängen des NABU Leipzig und Bitten von Bürgern hat die Stadtverwaltung zugesagt, dass zumindest 10 der wohl 900 Wartehäuschen der LVB vogelsicher umgerüstet werden. Zumindest an diesen werden nun hoffentlich keine Vögel mehr zu Tode kommen.
Einige LVB-Wartehäuschen wurden nun endlich vogelsicher beklebt, darunter
Martinshöhe (vom NABU Leipzig festgestellte Todesopfer: 4 Mönchsgrasmücken, 1 Blaumeise, 1 Haussperling)
Hohenheida, Gasthof (2 Amseln, 1 Haussperling, 2 Türkentauben)
Hohenheida, Lindengasse (1 Eisvogel)
Seehausen, Schule (1 Mönchsgrasmücke, 1 Haussperling)
Seehausen, Alte Mühle (1 Rotkehlchen)
Komarowstraße (3 Amseln)
Fotos: NABU Leipzig