Der Wiedehopf – Vogel des Jahres 2022

In Leipzig leider nur auf der Durchreise

Der Vogel des Jahres 2022 ist der zweite, der bei einer öffentlichen Wahl bestimmt wurde. Gewonnen hat der Wiedehopf (Upupa epops). Er benötigt halboffene bis offene insektenreiche Landschaften, und Insekten gibt es nur ohne Pestizideinsatz, deshalb war sein Wahlslogan „Gift ist keine Lösung“. Der NABU Leipzig wird im Verlauf des Jahres mit verschiedenen Aktionen über den Vogel des Jahres informieren und sein Wahlkampfmotto aufgreifen um auch in Leipzig mehr und Giftverzicht und mehr Insektenschutz zu erreichen.

 

Der Wiedehopf – Vogel des Jahres 2022. Foto: NABU/CEWE/Paul Gläser
Der Wiedehopf – Vogel des Jahres 2022. Foto: NABU/CEWE/Paul Gläser

Mit seinem orangeroten Gefieder und seiner markanten Federhaube ist der Wiedehopf einer der auffälligsten heimischen Vögel, dennoch werden die wenigsten diesen Vogel jemals selbst in der Natur gesehen haben, denn er kommt nur in einigen Regionen Deutschlands vor, wie zum Beispiel dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz in Brandenburg und Sachsen. Der Wiedehopf lebt von größeren Insekten und ihren Larven. Er frisst gerne Käfer, Grillen, Heuschrecken und Schmetterlingsraupen. Es darf auch mal eine Spinne oder sogar eine kleine Eidechse sein. Als Zugvogel verbringt er den Winter in Afrika.

 

Verbreitungsgebiet wächst, trotzdem ist die Art gefährdet

Die Population des Wiedehopfes gilt in Deutschland als gefährdet, da es aufgrund fehlender Lebensräume nur wenige Brutpaare gibt – zurzeit sind es 800 bis 950. Doch das Verbreitungsgebiet dieses wärmeliebenden Vogels wächst, was ein Anzeichen des Klimawandels ist. Der wissenschaftliche Gattungsname Upupa ist eine Nachahmung des Klangs seines dreisilbigen „Up-Up-Up“-Balzrufes.

„Up-Up-Up“-Ruf des Wiedehopfs. Audio: Romuald Mikusek

 

Bestandsrückgang seit Jahrhunderten

In der Region Leipzig wird immer wieder einmal ein Wiedehopf beobachtet, Ansiedlungsversuche sind aber bisher nicht erfolgreich. Bei den meisten Beobachtungen handelt es sich um Durchzügler. Auch aus anderen Bundesländern, insbesondere aus Bayern werden immer wieder Wiedehopfbeobachtungen gemeldet, von Vögel die auf dem Zug im Freistaat rasten. Vielleicht sind die häufigeren Beobachtungen für den Bestand in Deutschland ein positives Zeichen.

 

Wiedehopf an einer Leipziger Brachfläche. Foto: Beatrice Jeschke
Wiedehopf an einer Leipziger Brachfläche. Foto: Beatrice Jeschke

Es gibt Hinweise, dass der Wiedehopf in der Region Leipzig früher einmal zuhause war, heute ist er in Sachsen fast nur noch im Nordosten nachgewiesen, wo es nur bis zu 100 Brutpaare gibt. Nach Ansicht von Experten hat der Bestandsrückgang vermutlich bereits im 18. Jahrhundert durch eine veränderte Landnutzung begonnen. Negativ hat sich für den Wiedehopf der Wechsel von der Waldweide zur Stallhaltung bemerkbar gemacht. Mit einer veränderten Waldbewirtschaftung im 19. Jahrhundert hat der Wiedehopf weitere Lebensräume und vor allem Nistmöglichkeiten in höhlenreichen Altbäumen verloren. Einen deutlichen Bestandseinbruch gab es etwa 1960 bis 1980, wofür unter anderem die intensivierte Landwirtschaft verantwortlich gemacht wird. Heute ist der Wiedehopf in den meisten deutschen Landstrichen ausgestorben.

 

Im April 2021 konnte ein Wiedehopf auf einer Leipziger Brachfläche beobachtet werden. Sein exotischer Anblick reizte allerdings eine Krähenschar, die den Wiedehopf immer wieder angriff. Deshalb war es auch kaum möglich, den seltenen Vogel zu fotografieren. Immer wenn er sich hinsetzte, wurde er wieder attackiert. Für den Wiedehopf sind solche Vorfälle allerdings nicht das eigentliche Problem. Dass seine Lebensräume verschwunden sind, macht dem Bestand zu schaffen, zudem leidet er auch unter dem Insektensterben, aber beides geht leider Hand in Hand. Auch den Insekten haben die Menschen die Lebensräume zerstört.

 

Es fehlen Höhlen und Großinsekten

Dieser Wiedehopf wurde 2017 auf einer Pferdekoppel in Naunhof fotografiert, vermutlich ebenfalls ein Duchzügler. Foto: Robert Mainitz
Dieser Wiedehopf wurde 2017 auf einer Pferdekoppel in Naunhof fotografiert, vermutlich ebenfalls ein Duchzügler. Foto: Robert Mainitz

Seit den Neunzigerjahren gibt es eine leichte Zunahme der Brutvögel. Der Wiedehopf profitiert dabei vor allem von der Tagebaufolgelandschaft und stillgelegten Truppenübungsplätzen. Das ist allerdings nur ein vorrübergehender Effekt, weil auch diese Flächen sich durch Sukzession mehr und mehr der übrigen Landschaft angleichen werden.

 

Der Wiedehopf liebt warme, offene Lebensräume in denen er Höhlen oder Halbhöhlen zum Brüten findet sowie Großinsekten, von denen er sich ernährt. Da er am Boden jagt, darf die Bodenvegetation nicht zu dicht sein. Aufgrund von Flächenversiegelungen und intensiver Landwirtschaft fehlen ihm geignete Nahrungshabitate, aber auch Nistmöglichkeiten. Eigentlich nistet der Wiedehopf vorwiegend in alten Baumhöhlen, da diese heute weitgehend fehlen, nimmt er aber auch gerne Nisthilfen an. Offene, strukturreiche Landschaft hingegen ist rar. Zudem macht sich das Insektensterben negativ bemerkbar – wie auch vielen anderen Tieren fehlt dem Wiedehopf dadurch die Nahrungsgrundlage.

 

Als Reaktion auf eine Bedrohung durch Nesträuber reagieren die Jungvögel des Wiedehopfs unter anderem, indem sie Kot aus der Bruthöhle spritzen und ein übel riechendes Sekret absondern, wozu auch das Weibchen in der Lage ist. Daher kommt der Ausspruch „stinken wie ein Wiedehopf“. Markant ist auch der Gesang des Vogels, dem er vermutlich seinen Namen verdankt, denn „Wiedehopf“ ist lautmalerisch, ebenso wie der wissenschaftliche Gattungsname Upupa. Weitere Informationen

 

Gelegentlich wird auch in der Region Leipzig ein Wiedehopf beobachtet. Dieses Exemplar besuchte im Mai 2021 einen Garten im Leipziger Osten. Foto: Kerstin Haut
Gelegentlich wird auch in der Region Leipzig ein Wiedehopf beobachtet. Dieses Exemplar besuchte im Mai 2021 einen Garten im Leipziger Osten. Foto: Kerstin Haut

 

Gift ist keine Lösung!

Endergebnis bei der Wahl zum Vogel des Jahres. Abbildung: NABU
Endergebnis bei der Wahl zum Vogel des Jahres. Abbildung: NABU

Bei der Wahl zum Vogel des Jahres wurden insgesamt 142.798 Stimmen abgegeben. Der Wiedehopf hat die Wahl mit 45.523 Stimmen gewonnen. Auf Platz 2 landete die Mehlschwalbe, Platz 4 erreichte der Feldsperling, Platz 5 geht an den Steinschmätzer.

 

Im Wahlkampf hatte sich der NABU Leipzig für den Bluthänfling mit seinem Wahlslogan „Mehr Hecken zum Verstecken“ stark gemacht. Er landete mit 28.442

Stimmen (19,9 Prozent) auf Platz 3. Auch im Jahr zuvor hatte der NABU Leipzig bereits für diesen Kandidaten geworben.

 

Dass Bluthänflinge immer seltener werden, liegt an der monotonen Gestaltung der Gärten und an der intensiven Landwirtschaft. Landschaften ohne dichte Sträucher und Hecken bieten dem Hänfling und anderen Strauchbrütern keinen Lebensraum. Sämereien und „Unkräuter“ benötigt der Bluthänfling als Nahrung, ebenso Insekten für die Jungenaufzucht. Dem Motto „Gift ist keine Lösung“ kann sich daher auch dieser Vogel anschließen.