Mehr als 500 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, aber ihre Lebensräume werden mehr und mehr vernichtet, womit sich der Mensch selbst schadet, denn die fleißigen Bienen sind für die Bestäubung unzähliger Kultur- und Wildpflanzen unverzichtbar. Um sie zu schützen, ist an vielen Stellen ein Umsteuern nötig, denn die Bienen finden nicht genug Nahrung und kaum noch geeignete Nistplätze, zudem leiden sie unter Umweltgiften.
Am 4. März 2020 hat der NABU Leipzig darüber informiert, welche Bienenarten bei uns leben und wie man sie schützen und fördern kann. Sabrina Rötsch, Sachverständige für Hautflüglerarten, hat mit ihrem Vortrag Vertreter der Hohlraum-, Markstängel-, Steilwand- und Morscholzbewohner sowie Erdnister und Hummeln vorgestellt, sie hat über die Bedürfnisse dieser Insekten informiert, über Probleme und Hilfsmöglichkeiten. Dabei gab es viele Praxistipps, beispielsweise zur Anlage von Blühflächen, Insektennisthilfen oder zur naturnahen Gartengestaltung. Die Veranstaltung im Naturkundemuseum Leipzig war außerordentlich gut besucht, die Teilnehmer hatten viele Fragen und im Anschluss an den Vortrag gab es noch lange Diskussionen
Zunächst erklärte Sabrina Rötsch den Unterschied von Bienen, Wespen und Fliegen und die Unterschiede zwischen Wild- und Honigbiene. Es ist nicht richtig, beim Bienensterben an die Honigbiene zu denken, bei der es sich um ein Nutztier handelt, das zudem für Wildbienen ein Konkurrent sein kann. Die Wildbienen hingegen sind eine gefährdete Artengruppe und vom Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Sie sind auf arten- und strukturreiche Lebensräume angewiesen, Maßnahmen, die Wildbienen helfen, nutzen daher auch anderen Arten. Die kritischen Faktoren sind Nistplatz, Nistbaumaterial und Nahrung, die sich für die Bienen in erreichbarer Nähe befinden müssen. Fehlt einer dieser Faktoren – wird zum Beispiel die Wiese mit den Nahrungspflanzen gemäht –, ist das Überleben der Art in einem Gebiet nicht möglich. Wildbienen haben einen relativ kleinen Aktionsradius, und viele Arten sind auf eine oder auf wenige Pflanzenarten spezialisiert, auf andere Nektarquellen können sie nicht ausweichen.
Helfen kann man den Bienen daher am besten mit dem Erhalt ihrer Lebensräume. Dazu zählen Nistplätze, Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrungspflanzen. Da 75 Prozent der Wildbienenarten im Erdboden nisten, sind „Insektenhotels“ für die meisten Arten keine Hilfe. Da sie oft falsch konstruiert werden, sind sie vielfach ohne jeden Nutzen oder sogar gefährlich, mahnte die Expertin. Einige Hohlraumbewohnende Bienenarten könnten sich im „Hotel“ einquartieren. Von Nutzen sind dafür zum Beispiel Bündel von Bambus- oder Schilfstängeln oder Holz, in das man Löcher in Größen zwischen 2 und 9 Millimeter bohrt. Zu beachten ist jedoch, dass man Hartholz verwendet, außerdem darf man die Löcher nicht ins Stirnholz bohren, sondern seitlich ins Längsholz. Markstängelbewohnende Arten benötigen hingegen stehende Stängel, zum Beispiel von Stauden oder Brombeersträuchern; Steilwandbewohner benötigen Lehmwände; Erdnister bevorzugen vegetationsfreie Bodenstellen und sandigen Untergrund; Morschholzbewohner sind auf Totholz angewiesen. Für diese verschiedenen Fälle hatte Sabrina Rötsch einige Tipps parat, wie man mit kleinen Maßnahmen den Bienen helfen kann. Aber egal, welche Nisthilfe man anbieten kann, die passenden Nahrungspflanzen in der Nähe darf man nicht vergessen, auch dazu gab es einige Tipps. Als besonders hilfreich haben sich beispielsweise Glockenblume, Bitterkraut, Hornklee, Weide und Natternkopf erwiesen. Ob eine Fläche insektenfreundlich gestaltet ist, hängt zudem nicht von ihrer Größe, sondern von der Art der Pflege ab – der NABU Leipzig berät Flächeneigentümer gerne dazu. Einige weiterführende Informationen und Literaturtipps findet man auf dem Handout, das Sabrina Rötsch zum Abschluss verteilte.