Jagdglück. Für den einen ist es heutzutage ein Paket Toilettenpapier, für den Sperber ist es eine Taube und für eine Fotografin, wenn sie alles beobachten kann (weniger das Toilettenpapier, aber Sperber und Taube). Sperber sind kein alltäglicher Anblick, sie sind aber in unserer Stadt zuhause. Sie jagen kleine Vögel, wie zum Beispiel Sperlinge, doch mit etwas Jagdglück erbeuten sie auch eine Taube – zu guter Letzt.
Der NABU Leipzig hat vor einiger Zeit ein Citizen-Science-Projekt gestartet – die Futterstellenbeobachtung. Freiwillige untersuchen, welche Vogelarten im Jahreslauf an Futterstellen kommen. Auch ich beteilige mich und besuche regelmäßig eine Futterstelle am Elsterblick. Dort tummeln sich für gewöhnlich rund 100 Haussperlinge und auch oft einige Stare. Diese Vogelansammlung betrachtet auch ein Sperber als „Futterstelle“. Schon öfter konnte er beim Versuch beobachtet werden, einen der Vögel zu erbeuten. Es lohnt sich daher, die umliegenden Dächer und Bäume zu mustern, ob er dort vielleicht sitzt. Doch es war an diesem Samstagmorgen kein Sperber zu sehen.
Eine halbe Stunde wurde die Futterstelle beobachtet, um die dort anwesenden Vogelarten und die Anzahl der Tiere zu dokumentieren. Danach ging es zurück zur Straßenbahnhaltestelle auf der Georg-Schumann-Straße. Fernglas und Fotoapparat hingen noch um den Hals. Ein Vogel flatterte über die Haltestelle. Eine Taube? Der Flug war ungewöhnlich, deshalb griff ich zum Fernglas. Und es stellte sich heraus, dass es keine Taube war, sondern ein Sperber. Kein alltäglicher Anblick, schon gar nicht auf der Georg-Schumann-Straße.
Sofort folgten der Griff zur Kamera und ein paar schnelle Fotos. Doch der Sperber saß still. Warum? Der Grund wurde offenbar, als ich vor der Haustür unter ihm eine tote Taube liegen sah. Offenbar hatte er sie dort verloren
oder geschlagen und war gestört worden. Würde er sie sich zurückholen? Er schaute hinunter und dann ging es im Sturzflug hinab, dort blieb der Sperber kurz sitzen, griff sich dann die Taube und bog um die Ecke. Dabei flog er so tief, dass er fast noch mit einem Passanten zusammenstieß. Ich war froh, dass er seine Beute mitnehmen konnte, denn sonst wäre die Taube umsonst gestorben und irgendjemand hätte sie sicher in den Müll geworfen.
So spannend kann die Stadtnatur an einer Straßenbahnhaltestelle sein!
Bericht und Fotos: Beatrice Jeschke
Sperber sind zwar kein alltäglicher Anblick, sie sind aber in unserer Stadt durchaus zuhause. Für die schnellen Jäger ist das allerdings kein ungefährlicher Parcours. Glasfassaden, Autos und andere Fallen machen ihnen das Leben schwer. Immer wieder sind Sperber deshalb auch Pflegefälle in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig.
Sperber jagen kleine Vögel, wie zum Beispiel Sperlinge, die auch im Gewerbegebiet vorkommen. Ein Weibchen hatte sich dabei offenbar im Novenber 2018 durch ein geöffnetes Tor in eine Lagerhalle verirrt. Der Sperber hatte Glück, dass ein Arbeiter den gefangenen Vogel bemerkte und den NABU benachrichtigt hat. Solche Notfälle gibt es im Winterhalbjahr öfter.
Als die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Wildvogelhilfe eintrafen, versuchte der Sperber immer wieder durch die verschlossenen Seitenfenster, die sich nicht öffnen lassen, nach draußen zu gelangen. Nach kurzer Beratung mit Mitarbeitern der Lagerhalle wurden alle Tore der Halle geöffnet, auch wenn es in den meisten Fällen nicht gelingt, die Vögel zum Ausflug zu bewegen weil die Halle doppelt so hoch ist wie die geöffneten Tore. Vögel flüchten instinktiv nach oben. Häufig verhungern sie auch in Lagerhallen wenn sie nicht gefunden und herausgefangen werden. Einzige Möglichkeit wäre dann alle Fenster zu verdunkeln, um die offenen Tore als Ausflug kenntlich zu machen. Das war bei dem Umfang der Glasflächen aber unmöglich. Es gab deshalb nur eine Lösung: Der Sperber musste gefangen werden, was mit 5 Meter langen Teleskopkeschern schließlich gelang. Nach einem Gesundheitscheck wurde er etwas entfernt im Schönauer Park freigelassen.
Im November 2019 kam ein Sperber in die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig, bei dem ein Anflugtrauma festgestellt wurde. Es kommt leider im Winter häufiger vor, dass diese geschickten Jäger in unseren Städten verunglücken. Sie kommen mit der „modernen“ Bauweise nicht zurecht, die leider auf die Bedürfnisse der Wildtiere meist keinerlei Rücksicht nimmt. Auf der Jagd nach Kleinvögeln fliegen Sperber häufig gegen Glas, das sie als Hindernis nicht erkennen. Im Winter wird dem NABU Leipzig nahezu jede Woche ein verunfallter Sperber gemeldet, häufig allerdings als Turmfalke, mit denen die Sperber meist verwechselt werden. Weitere Informationen
Der NABU Leipzig bittet um Spenden für die Arbeit der Wildvogelhilfe (bitte Verwendungszweck "Wildvogelhilfe" angeben). Jeder Betrag hilft
– vielen Dank!
Die Wildvogelhilfe Leipzig arbeitet ehrenamtlich, alle Kosten werden ausschließlich aus Spenden finanziert.