Nach Tagen in häuslicher Corona-Isolation kann man vereinzelt hören: „Du stinkst wie ein Wiedehopf!“ Während dieser Ausspruch noch weit verbreitet ist, ist es der namensgebende Vogel leider nicht mehr. Doch gegenwärtig wird der Wiedehopf vielerorts beobachtet, denn er ist auf dem Heimzug aus dem Winterquartier und macht dabei auch an Stellen Rast, an denen er bereits ausgestorben ist – zum Beispiel in Leipzig. So wird dann ein Wiedehopf zum Highlight des Tages – unverhofft.
Die Artenvielfalt in der Stadt kann man am besten Stück für Stück entdecken. Ich beteilige mich am Tagfaltermonigtoring und muss dafür einmal wöchentlich von April bis September dieselbe Strecke laufen. Auf diesem sogenannten Transsekt werden dann alle Schmetterlinge erfasst. Das ist zwar immer dieselbe Strecke, aber es wird nie langweilig, denn immer fliegen andere Falter umher, und nach und nach bekommt man so ein vollständiges Bild von den Arten auf der Fläche. Und außerdem kann man hier nicht nur Schmetterlinge beobachten, sondern natürlich auch andere Tiere.
Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man die Insektenvielfalt.
Eine große Überrschung war am 14. April ein Vogel, den man fast nur noch aus Erzählungen kennt, weil er so selten zu sehen ist: ein Wiedehopf. Er hat ein einzigartiges Aussehen, einen gebogenen Schnabel, eine Federhaube und ein kontrastreiches orange-braunes Gefieder. Sein exotischer Anblick reizte allerdings auch eine Krähenschar, die den Wiedehopf immer wieder angriff. Deshalb war es auch kaum möglich, den seltenen Vogel zu fotografieren. Immer wenn er sich hinsetzte, wurde er wieder attackiert.
Für den Wiedehopf sind solche Vorfälle allerdings nicht das eigentliche Problem. Dass seine Lebensräume verschwunden sind, macht dem Bestand zu schaffen, zudem leidet er auch unter dem Insektensterben, aber beides geht leider Hand in Hand. Auch den Insekten haben die Menschen die Lebensräume zerstört.
Für mich war der Wiedehopf das Highlight meines Tages!
Fotos und Bericht: Beatrice Jeschke
In der Region Leipzig wird immer wieder einmal ein Wiedehopf beobachtet, Ansiedlungsversuche sind aber bisher nicht erfolgreich. Bei den meisten Beobachtungen handelt es sich um Durchzügler. Auch aus anderen Bundesländern, insbesondere aus Bayern werden gegenwärtig (April 2020) verstärkt Wiedehopfbeobachtungen gemeldet, von Vögel die auf dem Zug im Freistaat rasten. Vielleicht sind die häufigeren Beobachtungen für den Bestand in Deutschland ein positives Zeichen.
Es gibt Hinweise, dass der Wiedehopf in der Region Leipzig früher einmal zuhause war, heute ist er in Sachsen fast nur noch im Nordosten nachgewiesen, wo es nur bis zu 100 Brutpaare gibt. Nach Ansicht von Experten hat der Bestandsrückgang vermutlich bereits im 18. Jahrhundert durch eine veränderte Landnutzung begonnen. Negativ hat sich für den Wiedehopf der Wechsel von der Waldweide zur Stallhaltung bemerkbar gemacht. Mit einer veränderten Waldbewirtschaftung im 19. Jahrhundert hat der Wiedehopf weitere Lebensräume und vor allem Nistmöglichkeiten in höhlenreichen Altbäumen verloren. Einen deutlichen Bestandseinbruch gab es etwa 1960 bis 1980, wofür unter anderem die intensivierte Landwirtschaft verantwortlich gemacht wird. Heute ist der Wiedehopf in den meisten deutschen Landstrichen ausgestorben.
Seit den Neunzigerjahren gibt es eine leichte Zunahme der Brutvögel. Der Wiedehopf profitiert dabei vor allem von der Tagebaufolgelandschaft und stillgelegten Truppenübungsplätzen. Das ist allerdings nur ein vorrübergehender Effekt, weil auch diese Flächen sich durch Sukzession mehr und mehr der übrigen Landschaft angleichen werden.
Der Wiedehopf liebt warme, offene Lebensräume in denen er Höhlen oder Halbhöhlen zum Brüten findet sowie Großinsekten, von denen er sich ernährt. Da er am Boden jagt, darf die Bodenvegetation nicht zu dicht sein. Aufgrund von Flächenversiegelungen und intensiver Landwirtschaft fehlen ihm geignete Nahrungshabitate, aber auch Nistmöglichkeiten. Eigentlich nistet der Wiedehopf vorwiegend in alten Baumhöhlen, da diese heute weitgehend fehlen, nimmt er aber auch gerne Nisthilfen an. Offene, strukturreiche Landschaft hingegen ist rar. Zudem macht sich das Insektensterben negativ bemerkbar – wie auch vielen anderen Tieren fehlt dem Wiedehopf dadurch die Nahrungsgrundlage.
Als Reaktion auf eine Bedrohung durch Nesträuber reagieren die Jungvögel des Wiedehopfs unter anderem, indem sie Kot aus der Bruthöhle spritzen und ein übel riechendes Sekret absondern, wozu auch das Weibchen in der Lage ist. Daher kommt der Ausspruch „stinken wie ein Wiedehopf“. Markant ist auch der Gesang des Vogels, dem er vermutlich seinen Namen verdankt, denn „Wiedehopf“ ist lautmalerisch, ebenso wie der wissenschaftliche Gattungsname Upupa. Weitere Informationen