In der Coronapandemie bedauern einige reiselustige Menschen, dass sie auf einen Tauchurlaub verzichten müssen. Für Teichmolche gilt das nicht, sie machen jedes Jahr im Frühling Urlaub vom Landleben und verbringen die Laichzeit mit Tauchen im Wasser. Ein geeigneter Teich in einem naturnahen Garten kann für die interessanten Amphibien ein echtes Taucherparadies sein.
Der Mensch ist ein Landbewohner, mag es aber, gelegentlich im Wasser abzutauchen. Wenn man sich dafür mit Taucherflossen ausrüstet, kommt man zwar gut voran, wird aber nicht gleich zum Wassertier. Für den Molch ist es wesentlich leichter. Auch er lebt normalerweise an Land, sucht die Gewässer aber zur Fortpflanzungszeit im Frühling auf. Für den Aufenthalt im Wasser rüstet auch er sich mit Flossen aus – wird damit aber tatsächlich zum Wassertier. Zusätzlich zu dieser Verwandlungskunst hat er auch noch die erstaunliche Fähigkeit, ganze Gliedmaßen nach einer Verletzung neu nachwachsen zu lassen. Trotz dieser Fähigkeiten ist das Überleben der Molche gefährdet, denn die Menschen zerstören mehr und mehr ihre Lebensräume. Wie schön, dass wenigstens einige naturnahe Gärten und Teiche den Tieren ein Zuhause bieten können.
Der Teichmolch (Lissotriton vulgaris) ist in Deutschland der verbreitetste und häufigste Molchvertreter. Er wird bis zu 11 cm lang. Die Tiere sind oberseits bräunlich, gelblichbraun, grünlichgrau oder grünlichbraun gefärbt, am Kopf haben sie dunkle Längsstreifen. Die Männchen haben am Körper große Flecken, die Weibchen kleine Punkte oder sind fast einfarbig. Die Bauchseite der Männchen ist gelb-orange mit dunklen Flecken, die der Weibchen blasser mit dunklen Punkten. Im Laichgewässer verändert sich das Aussehen, die Weibchen bekommen oben und unten am Schwanz einen Flossensaum, die Männchen ebenfalls, sie bilden aber außerdem einen Rückenkamm aus, der ohne deutliche Einkerbung in einen hohen Schwanzsaum übergeht.
Sobald die Wassertemperatur über 8 Grad steigt, was schon früh im Jahr ab Ende Februar passieren kann, startet die Wanderung zum Laichgewässer. Besonders besonnte Tümpel und Teiche, aber auch
langsam fließende Gewässer sind bevorzugte Lebensräume in der aquatischen Phase, die etwa bis Juli dauern kann. Der Teichmolch ist auf Wasserpflanzen angewiesen – sie bieten Versteckmöglichkeiten
bei Gefahr und das Weibchen faltet nach der Paarung die Eier mit Hilfe ihrer Hinterbeine in Pflanzenblätter ein.
Nach ein bis drei Wochen schlüpfen daraus die Teichmolchlarven, die nach weiteren zwei bis drei Monaten die Metamorphose zum ausgewachsenen Molch erleben. Dann erklimmen sie zum ersten Mal Land,
und beginnen Ende Oktober ihre Winterruhe. Dafür nutzten Teichmolche Tierhöhlen, Hohlräume unter Steinen und Wurzeln oder auch Felsspalten in Gewässernähe. Erst nach zwei bis drei Jahren ist das
Jungtier selbst geschlechtsreif und begibt sich im Frühjahr auf den Weg zurück zum Laichgewässer.
In einem naturnahen Gartenteich fühlen sich nicht nur Frösche, Wasserschnecken und Insekten wohl, mit etwas Glück ziehen auch Teichmolche ein, die man dann mit ein wenig Geduld sehr gut beobachten kann. Video: Beatrice Jeschke
Noch ist der Teichmolch häufigste Art der Molche in Deutschland, leidet aber unter Gewässerzerstörung durch Zuschüttung, Müll, Dünger oder Umweltgifte. Besonders im Frühjahr während der Laichwanderung und im Spätsommer wenn die Jungtiere an Land gehen, sind die Teichmolche durch den Straßenverkehr in Gefahr. Auch Lichtschächte, Kellerabgänge, Teiche ohne flaches Ufer oder Gullydeckel sind Todesfallen für Molche. Deshalb ist es wichtig, Kellerabgänge regelmäßig zu kontrollieren. Über Lichtschächten lassen sich feine Drahtgewebe anbringen, sodass die Teichmolche gar nicht erst hineinfallen.
Der Landlebensraum liegt in einem geringen Umkreis um das Laichgewässer. Wer einen Gartenteich hat, sollte deshalb darauf achten, dass auch der Garten molch- und naturfreundlich gestaltet ist. Naturnahe Gärten mit Wildwiesen, Hecken, Natursteinmauern, Laub und Staudenpflanzen bieten vielseitige Versteckmöglichkeiten und Überwinterungsplätze.
Wird ein neuer Teich angelegt, besiedeln Teichmolche ihn oft innerhalb weniger Jahre. Setzt man sich im Frühjahr ruhig an ein geeignetes Gewässer und wartet mit etwas Geduld, hat man die Chance,
die Tiere zu beobachten. Sie suchen mit schlängelnden Bewegungen Kleinkrebse, Wasserflöhe, Libellenlarven oder Froschlaich. Immer wieder müssen die Molche dabei an die Oberfläche schwimmen, um
Luft zu holen. Bei Gefahr verschwinden sie blitzschnell zum Gewässergrund oder in die sichere Zuflucht zwischen schützenden Wasserpflanzen.
MITMACHAKTION
Die Aktion soll auf die wichtige ökologische Funktion fischfreier Kleingewässer für Frösche, Kröten, Molche und Insekten aufmerksam machen. Schicken Sie Fotos von Tieren, die sich an und in Ihrem Teich angesiedelt haben, an den NABU Leipzig! Unter allen Einsendungen wird im Dezember 2021 ein Gartenbuch verlost. Naturnahe Teiche will der NABU Leipzig im Internet vorstellen. E-Mail
WEITERE INFORMATIONEN
Dank vieler ehrenamtlicher Helfer kann der NABU Leipzig Amphibien bei ihrer Wanderung zu den Laichgewässern unterstützen und sie somit vor dem Tod durch Überfahren bewahren. In Laichgewässern werden zudem Wasserstände kontrolliert, Lurch-Vorkommen kartiert sowie Biotope gepflegt und Menschen über Amphibien aufgeklärt. mehr
Kleingärten können Naturoasen sein, wertvoller Lebensraum in der Stadt. Häufig werden die Vorschriften zur kleingärtnerischen Nutzung jedoch als Hindernis gesehen. Im Rahmen der Gesetze gibt es
aber durchaus viele Möglichkeiten, einen Naturgarten zu gestalten. Der NABU Leipzig berät Kleingärtner gerne bei einem Vororttermin im Winterhalbjahr. Terminabsprache am besten per
E-Mail
Mit altem Baumbestand und Kleinstrukturen aus Hecken, Sträuchern, Totholz und Steinen wird ein Naturgarten zum idealen Lebensraum für Insekten, Amphibien, Vögel und Igel. Der Garten gewinnt dadurch an Bedeutung für das Biotopverbundsystem im dicht besiedelten Stadtraum und ist wertvoll für die Stadtnatur. Tipps und Tricks für naturnahes Gärtnern gibt der NABU in einem Faltblatt, das in der NABU-Naturschutzstation in Gohlis erhältlich ist.
Die leider verbreitete Meinung, es dürfen in Kleingärten nur kleine Obstbäume gepflanzt werden, ist nicht richtig und hat dazu geführt, dass in vielen Gartenanlagen das Leben auf und in Obstbäumen auf rasantem Rückgang ist. Besser sind Halbstämme, die eine Höhe von etwa 5 Metern erreichen und laut Bundeskleingartengesetzt erlaubt sind. Natürliche Bruthöhlen entstehen erst bei größeren und älteren Bäumen, die zudem mit ihren Blüten zahlreichen Insekten Nektar und Pollen bieten. mehr