Immer wieder haben wir darauf hingewiesen und es hat sich nichts gebessert! Der Winter 2008/2009 steht bevor und nun sind sie wieder besonders häufig unterwegs - auch am Kulkwitzer See: angebliche „Tierfreunde“ mit prall gefüllten Tüten voller Brot, welches sie an Enten, Blessrallen und Schwäne verfüttern. Doch wissen Sie eigentlich, was Sie damit schlimmes anrichten?!
Unsere Wasservögel sind Wildtiere, die hervorragend allein zurechtkommen und in der Natur genügend zu fressen finden. Sie benötigen deshalb kein Fast Food aus Menschenhand. Denn nichts anderes
ist das Brot für die Vögel, deren Mägen von der Natur auf an Balaststoffen und Rohfasern reiches Futter eingerichtet sind. Wenn Wasservögel mit dem Fast Food Brot gefüttert werden, dann nehmen
sie damit viel Energie auf, verbrauchen aber viel weniger als zur sonst üblichen Nahrungssuche. Durch diesen täglichen Energieüberschuss außerhalb von Zeiten extremen Frostes und zugefrorener
Gewässer werden sie fettleibig. Auch Tiere sind bequem, wenn sie die Nahrung mundgerecht serviert bekommen. Dabei sind die Wasservögel von Natur aus so veranlagt, so viel zu fressen, wie sie
können, bis Kropf und Magen voll sind. Sie merken dabei gar nicht den Unterschied im Energiegehalt der Nahrung.
Würden Sie einen fettleibeigen Menschen täglich mit Fast Food voll stopfen? Wohl kaum. Vielmehr würden Sie sich fragen, warum kann der/die Dicke sich nicht gesund ernähren? Und genau so ergeht es
den Vögeln. Deshalb füttern wahre Tierfreunde Wasservögel nicht! Das füttern mit Fast Food ist vielmehr Tierquälerei, auch wenn es den Vögeln zu gefallen scheint. Auch wenn es nicht ganz so
extrem ist, ist es doch etwas mit dem Stopfen von Gänsen zu vergleichen. Dadurch will man eine total verfettete Gänseleber erzielen, damit die Pasteten dem Menschen schmecken. Doch die Tiere
leiden darunter, wissen aber nicht warum.
An den Tagebau- und Badeseen, wie dem Kulkwitzer See werden durch das Füttern im Winter zusätzliche Tiere mit der Verheisung auf bequemen Nahrungserwerb angelockt, die die Probleme des Sees noch
verschärfen. Viele Vögel kommen auch deshalb im Winter zum See, weil sie in den vergangenen Jahren gelernt haben, dass es hier bequem schnelles (Fast) Futter (Food) umsonst gibt.
Doch jeder Vogel kotet mehrfach täglich ins Wasser. Die Taucher bezeichnen dies als grünen Schnee, der da täglich von oben durch das Wasser herabrieselt. In einem Winterhalbjahr kommen auf diese
Weise bis zu drei Zentimeter „Vogelscheiße“ zusammen, die wie ein hochprozentiger Dünger wirken. Macht es noch Spaß im Kulkwitzer See zu baden, wenn Sie wissen wie viel Scheiße da am Grunde
liegt?
Die Taucher von den Leipziger Delphinen machen wiederholt darauf aufmerksam, dass sich der See unter Wasser bereits nachweislich verändert. Diese Veränderungen resultieren nicht nur von den
Vögeln, sondern auch von menschlichen Ausscheidungen (wenn die Toiletten erst mittags öffnen, wird schnell mal in den See uriniert) und aus anderen Quellen. Aber die Gefahr für den See wächst
rasant und daran hat der Vogelkot einen sicheren Anteil. So beobachten die Taucher der Leipziger Delphine eine deutliche Zunahme des Vorkommens von Blaualgen (Cyanobakterien) und Purpurbakterien,
welche als Bioindikatoren eine zunehmende Düngung und Überdüngung des Gewässers anzeigen. Nach Aussage der Leipziger Delphine haben sich die Zonen, die im Spätsommer von Blaualgen und
Purpurbakterien beherrscht werden, im letzten Jahr fast verdoppelt. Blaualgen können bei empfindlichen Menschen Hautallergien auslösen.
Diese Zunahme von Blaualgen und Purpurbakterien ist ein äußerst alarmierendes Zeichen, zeugt es doch von einem bevorstehenden Wandel in der Wasserqualität des Kulkwitzer Sees der sich in einigen
Jahren drastisch bemerkbar machen kann. Wenn das sinnlose Füttern der Wasservögel, aber auch das Urinieren von Badegästen im See nicht unterbunden wird, könnte sich der Kulkwitzer See in zwei bis
drei Jahrzehnten zu einem faulen Pfuhl entwickeln. Dann ergeht es ihm vielleicht ähnlich wie dem Auensee, in dem es in warmen Sommern immer wieder zu Fischsterben kommt und in dessen Wasser kaum
noch jemand baden möchte.
Aber wie können wir verhindern, dass falsche Tierfreunde weiter hin die Wasservögel füttern? Wir appellieren an die Vernunft der Menschen, die Tiere nicht zu füttern, um unsere Gewässer, wie den
über 30 Jahre alten Kulkwitzer See, für viele nachfolgende Generationen in ihrer heutigen Qualität zu erhalten. Wir möchten Sie bitten, sprechen Sie Ihre Mitmenschen an und machen Sie Ihre
Mitmenschen darauf aufmerksam, dass das Füttern falsch verstandene Tierliebe ist.
Auch der Presse, die in vergangenen Jahren wiederholt im Winter zum Füttern von Wasservögeln aufgerufen hat, möchten wir sagen, dass unqualifizierte Aufrufe ohne genauere Angaben zu tiergerechtem
Futter in wirklichen Notlagen Beihilfe zur Tierquälerei sind. Es ist normal, dass einzelne kranke und schwache Tiere im Winter sterben. Das gehört zur natürlichen Auslese. Gibt es nichts mehr zu
fressen, sind die Wasservögel intelligent genug, bei geschlossener Schneedecke und Eisschicht an offene Gewässer weiter zu ziehen. Das rettet Tiere und Seen. Die Tiere brauchen keinen von
Menschenhand mit falschem Futter „gedeckten Tisch“!
Karl Heyde, 8.11.2008