Mauereidechse

Reptil des Jahres 2011 in Leipzig

von Dr. Wolf-Rüdiger Grosse

Nach der Winterruhe erscheinen im März zuerst die Männchen und beginnen mit Revierkämpfen.Foto: DGHT/Dr. Axel Kwet
Nach der Winterruhe erscheinen im März zuerst die Männchen und beginnen mit Revierkämpfen.Foto: DGHT/Dr. Axel Kwet

Die in Südosteuropa heimische Mauereidechse (Gattung Podarcis) wurde von den Naturschutzverbänden und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Reptil des Jahres 2011 gewählt. Die Mauereidechse ist in Südwestdeutschland als häufige Art verbreitet, weiter nördlich kommt sie nur punktuell vor (SCHULTE et al. 2008). Bis zum Jahr 2008 waren 72 allochthone (nicht ursprünglich dort beheimatete) Populationen in Deutschland bekannt.


Von ersten Aussetzungen der Mauereidechse in der Stadt Leipzig berichtete bereits MERTENS (1917). Er setzte Podarcis muralis brueggemanni in Leipzig-Gohlis in einem parkähnlichen Garten aus und konnte die ausgesetzten Tiere und einige Jungtiere im darauffolgenden Jahr wieder beobachten (MERTENS 1917). Gleiches geschah am Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Im Jahre 1978 wurde in Leipzig-Connewitz eine Mauereidechse (Podarcis muralis

Von März bis Juli kommt es bei den Mauereidechsen zur Paarbildung, die vom Weibchen ausgeht. Etwa einen Monat danach erfolgt an vegetationsarmen Schuttflächen die Eiablage. Foto: DGHT/Dr. Axel Kwet
Von März bis Juli kommt es bei den Mauereidechsen zur Paarbildung, die vom Weibchen ausgeht. Etwa einen Monat danach erfolgt an vegetationsarmen Schuttflächen die Eiablage. Foto: DGHT/Dr. Axel Kwet

 brueggemanni) gefangen (RICHTER 1994), offensichtlich ein aus Haltung entwichenes Tier. Ein Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis muralis) ist seit den 1980er Jahren aus Ammelshain bei Leipzig bekannt (STEINICKE 2000, GROSSE & TSCHIERSCHKE 2010). Es geht wahrscheinlich auf ausgesetzte oder entwichene Tiere aus Südosteuropa zurück (SCHULTE 2008). Von ähnlichen Vorkommen wissen wir aus Kamenz, Altenhain und Wurzen. Seit langem belegt ist das Vorkommen der Mauereidechse (Podarcis muralis nigriventris) aus Dresden-Loschwitz (OBST & PROKOPH 2007, SCHULTE et al. 2008). Eine weitere Beobachtung (ohne Unterart-Angabe) liegt aus Frankenberg (Autobahnbrücke) vor.


Die Mauereidechse ist eng an wärmebegünstigte Hanghabitate, Felsfluren und Schotterhalden gebunden. Wie kaum eine andere einheimische Eidechsenart kann sie durch den Menschen geschaffene Sekundärstandorte wie Lesesteinmauern, Bauwerke oder Bahnanlagen erfolgreich als Lebensraum nutzen. Inwieweit ihr dabei eine zukünftige Klimaerwärmung zugutekommt, bleibt abzuwarten.

 

veröffentlicht im Naturreport 2011

 

Literatur

GROSSE, W.-R.  & A. TSCHIERSCHKE (2010): Verbreitung der Lurche (Amphibia) in der Stadt Leipzig (Sachsen). Teil 1. - Jahresschr. für Feldherpetologie und Ichthyofaunistik, H. 12: 61-84.

MERTENS, R. (1917): Lacerta muralis aus Italien bei Leipzig ausgesetzt. – Bl. Aquar. Terrarienkunde 28: 203-205.

OBST, J. & U. PROKOPH (2007): Die Italienische Mauereidechse in Elbflorenz. –  In: Landesverein Sächsischer Heimatschutz (Hrsg.): Kalender 2007, Dresden.

RICHTER, K. (1994): Eine neue Population der Mauereidechse (Podarcis muralis) bei Leipzig (Sachsen). - Die Eidechse 11: 8 – 10.

SCHULTE, U., THIESMEIER, B., MAYER, W. & S. SCHWEIGER (2008): Allochthone Vorkommen der Mauereidechse in Deutschland. – Zeitschrift für Feldherpetologie 15: 139-156.

STEINICKE, H. (2000): Ökologische Untersuchungen an einer isolierten Population der Mauereidechse, Podarcis muralis (LAURENTI, 1768) bei Leipzig. – Dipl. Arbeit Univ. Halle.

 

Am Fundort dieses Tieres wurde 2018 erstmals eine Mauereidechse entdeckt, im April 2020 gelang dieses Foto und damit ein erneuter Nachweis. Foto: Nick Rößle
Am Fundort dieses Tieres wurde 2018 erstmals eine Mauereidechse entdeckt, im April 2020 gelang dieses Foto und damit ein erneuter Nachweis. Foto: Nick Rößle

Foto: NABU/Helge May
Foto: NABU/Helge May

Steckbrief der Mauereidechse

 

Mauereidechsen sind in Mauern und Felsspalten zu Hause. Mit ihren kräftigen Beinen und dem Schwanz sind sie gute Kletterer. Schlank und gedrungen wie sie sind, kommen sie durch die kleinsten Ritzen und fühlen sich vor allem an den trocken-warmen Berghängen in Süddeutschland heimisch. Außerdem wurden sie innerhalb, aber auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes vielerorts ausgesetzt, darunter auch in Leipzig. mehr