Im Leipziger Südosten im Stadtgebiet Mölkau befindet sich ein kleines und recht unscheinbares Waldstück mit einem mystisch anmutenden Namen: das sogenannte Feenwäldchen. Wie es zu dem Namen kam, ist leider unbekannt. Doch wer mit aufmerksamen Blick durch das ca. 11,5 Hektar große Gebiet streift, wird vielleicht die ein oder andere besondere Beobachtung machen können.
Das Feenwäldchen entstand Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre im Zuge eines Aufforstungsprogramms; dabei wurden vor allem Bergahorn, Hainbuche, Esche und Blaufichte gepflanzt. Abgesehen von der Blaufichte handelt es sich um heimische Arten, dennoch waren sie den Herausforderungen an diesem Standort nicht gewachsen. Infolge der extrem trockenen Sommer der Jahre 2018 bis 2020 und 2022 hat der Baumbestand stark gelitten. Die schlechten Bedingungen schwächten die Bäume und machten sie anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten. Die Trockenheit begünstigte zusätzlich die Verbreitung von eingeschleppten pathogenen Baumpilzen – Esche und Bergahorn sind stark befallen, viele Bäume sind inzwischen abgestorben.
Die Esche wird vom Pilz Hymenoscyphus fraxineus befallen, der aus Ostasien eingeschleppt wurde und das sogenannte Eschentriebsterben hervorruft. Der Bergahorn leidet unter dem aus Nordamerika stammenden Pilz Cryptostroma corticale, der zur sogenannten Rußrindenkrankheit führt.
Das durch die abgestorbenen Bäume entstandene Totholz führt jedoch zu einer ökologischen Aufwertung des Bestandes. Unter anderem bietet es auch nachwachsenden Gehölzen Schutz, sodass sich der Wald erhohlt. An den Standort angepasste Bäume wachsen nach, der neue Wald wird besser an Bodenbedingungen und Klima angepasst sein. Weniger geeignete Baumarten verschwinden.
Der Ortschaftsrat Mölkau befürchtete, dass sich das Waldstück nicht erholen kann und beantragte daher Ende 2023 beim Stadtrat die vollständige Rodung und anschließende Neubepflanzung der Fläche. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer äußerte Bedenken – trotzdem stimmte der Stadtrat dem Antrag mit einer deutlichen Mehrheit zu. Statt den vorhandenen Lebensraum zu erhalten und der Natur ihren Lauf zu lassen, sollten Unsummen in die Hand genommen werden, um eine neue Struktur zu schaffen, die erst in Jahrzehnten der Bezeichnung „Wald“ hätte gerecht werden können. Ein fragwürdiges Unterfangen, gegen das ein Bürger eine Petition einreichte, mit der die Abholzung verhindert werden sollte. Im Juni 2024 hat der Stadtrat dieser Petition zugestimmt, Glücklicherweise wurde die anfangs getroffene Entscheidung damit zurückgenommen. Das Feenwäldchen bleibt erhalten!
Auch der NABU Leipzig wollte die Abholzung verhindern und den ökologischen Wert der Fläche nachweisen. Deshalb hatte der NABU in der Zwischenzeit begonnen, die Vogelfauna auf der Fläche zu erfassen. Insgesamt wurden 13 Brutvogelarten festgestellt, darunter Eichelhäher, Buntspecht, Mönchsgrasmücke und Kohlmeise. Auch der Mäusebussard wurde hier als Brutvogel nachgewiesen, was das Wäldchen zu einer schützenswerten Besonderheit macht.
Eichelhäher, Mäusebussard und Grauspecht gehören zu den nachgewiesenen Brutvögeln im Feenwäldchen. Fotos: Beatrice Jeschke
Die Neuanlegung des Waldstückes hätte den unwiederbringlichen Verlust dieser Lebensstätten bedeutet. Auch wenn der aktuelle Zustand des älteren Baumbestandes teilweise eher schlecht ist, muss die Hoffnung auf einen gesunden Wald nicht aufgegeben werden – besser an den Standort angepasste Arten werden sich etablieren. Dieser natürliche Prozess wird Naturverjüngung genannt. Als der Stadtrat die Rodung des Feenwäldchens ablehnte, wurde beschlossen, diese Naturverjüngung zu nutzen, die auch mit wesentlich geringeren Kosten verbunden ist. Nur verbleibende Lücken im Bestand sollen durch standortangepasste Arten gefüllt werden.
Der NABU Leipzig freut sich, dass es gelungen ist, die Zerstörung des Feenwäldchens zu verhindern. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben!
sichere Brutvogelarten:
Mäusebussard, Eichelhäher, Buntspecht, Mönchsgrasmücke, Kohlmeise
wahrscheinliche Brutvogelarten:
Amsel, Zilpzalp, Grauspecht
mögliche Brutvogelarten:
Zilpzalp, Rotkehlchen, Ringeltaube, Singdrossel, Blaumeise
Gäste im Gebiet:
Rotmilan, Rabenkrähe, Pirol, Haussperling