Kleine schwarze Mitbürger

Leipziger Ornithologen haben Dohlen in der Stadt erforscht

Nachdem die Dohle vom NABU zum Vogel des Jahres 2012 gewählt worden war, hatten Leipziger Ornithologen sich vorgenommen, alle Brutpaare in der Stadt zu erfassen. Karsten Peterlein vom NABU-Regionalverband Leipzig, der auch im Ornithologischen Verein zu Leipzig (OVL) Mitglied ist, hat die Vögel im Winter 2011/2012 und in der diesjährigen Brutsaison intensiv beobachtet.

Dohlen und Saatkrähen fliegen zum Schlafplatz.
Dohlen und Saatkrähen fliegen zum Schlafplatz.

Er konnte feststellen, welche Flugwege die großen Schwärme der überwinternden Dohlen und Saatkrähen nutzen, wo sie ihre Nahrung suchen und wie sie sich am Schlafplatz im Leipziger Stadtgebiet verhalten.
Im Frühjahr begann Karsten Peterlein dann zusammen mit anderen Vogelfreunden, die Niststandorte intensiv zu untersuchen. Die Größe und die Standorte der Brutkolonien wurden auf einer Verbreitungskarte im Internet dargestellt.

 

Die größte Brutkolonie wird demnach von zehn Brutpaaren am Wasserturm Paunsdorf gebildet. Die zweitgrößte, mit sechs Brutpaaren, befindet sich an der Kirche Leipzig-Sommerfeld. Insgesamt konnten im Stadtgebiet 153 Dohlen an den Brutkolonien beobachtet und mit einem sicheren Nachweis 62 Brutpaare erfasst werden; außerdem hielten sich 29 Nichtbrüter bei den Kolonien auf.

 

Dohlen aus der Brutkolonie Sommerfeld suchen Nahrung auf einer Wiese. Fotos: Karsten Peterlein
Dohlen aus der Brutkolonie Sommerfeld suchen Nahrung auf einer Wiese. Fotos: Karsten Peterlein

Bedauernswert ist, dass bei einer Gelegegröße von fünf bis sechs Eiern in den Leipziger Dohlennestern meist nur ein flügger Jungvogel pro Nest festgestellt werden konnte. Einige der Jungvögel wurden beringt. Am rechten Bein bekamen sie Metallringe der Vogelwarte Hiddensee und am linken Bein gelbe Farbkennringe mit schwarzer Beschriftung. Die Herkunft und Verbreitung der Vögel kann durch die Farbkennringe nun leichter nachgewiesen werden. Wer einmal eine farbberingte Dohle sieht, sollte versuchen, die Farbringe mit Hilfe eines Fernglases oder besser mit Spektiv abzulesen und diese Daten an den Ornithologischen Verein oder an den NABU zu übermitteln.
Ursache für die hohe Nestlingssterblichkeit ist vermutlich Nahrungsmangel. Neben den wetterbedingten Futterengpässen sind Gifte, die in der Landwirtschaft, aber auch in Kleingärten immer wieder eingesetzt werden mit verantwortlich für die hohe Sterberate bei Dohlenjungen. Zum Schutz der geselligen, intelligenten, kleinen Rabenvögel ist hier ein Umdenken dringend erforderlich. Außerdem muss für eine ausreichende Zahl und Pflege von Nisthilfen gesorgt werden. Bis auf einen Neststandort im Beleuchtungskörper einer Laterne auf dem Rangierbahnhof Engelsdorf fanden alle Dohlenbruten 2012 in Nistkästen statt.

 

Fachbeitrag     Pressemitteilung