Sie wohnen mit uns unter einem Dach – unsere gefiederten Mitbewohner wie Haussperling, Mauersegler, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Dohle und Turmfalke. Damit sie durch den häufig rücksichtslosen Bauboom aus unserer Stadt nicht verschwinden, hat der NABU Leipzig im Jahr 2012 ein Gebäudebrüterprojekt gestartet.
Jedes Jahr erfassen ehrenamtlich aktive Vogelfreunde Nistplätze an Gebäuden. Die Daten werden seitdem in einer Tabelle gesammelt, die regelmäßig an die Naturschutzbehörde und das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege geschickt wird. Bei Baumaßnahmen sollen die zuständigen Behörden ein Artenschutzgutachten beauftragen und bei Verlust der Nistplätze den Anbau von Ersatznistkästen fordern. Zum Ende des Jahres 2021 wurden noch einmal aktuelle Daten an die Behörde übermittelt:
Leider werden viele Sanierungsmaßnahmen den Behörden nicht bekannt, sodass Nistplätze vielfach rechtswidrig wegsaniert werden. Immer wieder kommt es zu Rettungsaktionen in letzter Minute.
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Besonders häufig gehen Lebensräume im Zusammenhang mit Baumaßnahmen ersatzlos verloren. Die Folge sind unter anderem Bestandseinbrüche bei Vogelarten, obwohl alle europäischen Vogelarten nach dem
Bundesnaturschutzgesetz besonders oder streng geschützt sind. Auch bei einstmals oder gegenwärtig noch häufigen Arten ist der Lebensraumverlust dramatisch, sodass sie schon bald im Bestand
gefährdet sein werden.
Um diesen bedenklichen Entwicklungen entgegenzutreten, hat der NABU Leipzig ein Positionspapier verfasst, in dem am Beispiel der geschützten Lebensstätten des
Haussperlings die Rechtslage und die ökologischen Zusammenhänge erläutert werden. Weitere Informationen
Nach Hinweisen des NABU wurde Leipzigs größte Mauerseglerkolonie gerettet. Am Gebäudekomplex wurden als Ersatz für die bei der Dachsanierung verloren gegangenen Nistplätze 112 künstliche Nistplätze für Mauersegler und Haussperlinge geschaffen. Die Nistkästen wurden auf Putz geschraubt und in Fassadenfarbe gestrichen. Bereits im ersten Jahr nach Montage sind Haussperlinge und Mauersegler eingezogen. Foto: NABU Leipzig
Am Brockhausgymnasium in Mockau sind alle vom NABU beobachteten 28 Haussperlingnistplätze ersetzt worden. In die Fassadendämmung sind Nistkästen integriert worden. Obwohl die Brutzeit nach Fertigstellung der sanierten Fassade schon vorbei war, sind die Haussperling im Herbst eingezogen, denn sie nutzen die Nester ganzjährig, um darin Schutz zu suchen und zu schlafen. Foto: NABU Leipzig
Mitglieder des NABU Leipzig beobachten, sammeln Daten und informieren Behörden und Eigentümer über Vorkommen von Gebäudebrütern. Daneben berät der NABU Leipzig alle Interessierten vor Ort zum Erhalt der Nistplätze oder zu Ersatzniststätten und hält verschiedene Nistkastentypen zur Anschauung bereit. Mit dem Projekt „mein-Biotop“ zeigt der NABU Leipzig, wie man Lebensräume schaffen kann, denn der beste Artenschutz besteht im Erhalt der Biotope. Die Internetseite mein-Biotop.de beleuchtet die engen Verzahnungen zwischen Tier- und Pflanzenwelt, und es werden konkret und verständlich Möglichkeiten einer artspezifischen Förderung benannt. Immer wieder berichtet der NABU Leipzig über die Gefahren für Gebäudebrüter in unserer Stadt, um für ihren Schutz zu sensibilisieren:
Auf den Stadtkarten von Leipzig ist im jeweiligen Postleitzahlenbereich notiert, wie viele Gebäude mit Nistplätzen dem NABU dort bekannt sind. Es wird deutlich, dass sich diese Zahlen teils deutlich unterscheiden. Liegt dies daran, dass es dort tatsächlich weniger Nistplätze gibt, sind die Vögel hier bereits vertrieben, oder wurden hier einfach nur weniger Nistplätze gemeldet? Um die Datenlage weiter zu verbessern, ruft der NABU Leipzig auf, Nistplätze von Gebäudebrütern zu melden – jeder kann mitmachen!
Anzahl erfasster Gebäude mit Nistplätzen von Mauersegler, Turmfalke und Haussperling in unterschiedlichen Postleitzahlbereichen. Kartengrundlage: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Dafür einfach von Ende März bis Ende Juni die Gebäude im eigenen Stadtteil beobachten, ob Vögel in Nischen an der Fassade, unter Fensterbrettern, hinter Dachrinnen oder irgendwo am Dach einfliegen und vielleicht auch Nistmaterial, zum Beispiel trockene Grashalme eintragen. Die Beobachtungen kann man dann per E-Mail an den NABU melden
Folgende Informationen sollten in der Meldung enthalten sein:
Vogelfreunde sind aufgerufen, im eigenen Postleitzahlbereich nach Gebäuden mit Brutplätzen zu suchen.
Sind im Postleitzahlenbereich weniger als 10 Gebäude gemeldet?
Sind im Postleitzahlenbereich weniger als 20 Gebäude gemeldet?
Diese Ziele sollen Ansporn sein, um die Datengrundlage zu verbessern und damit auch eine Mindestanzahl an Brutplätzen in jedem Stadtteil zu retten. Wenn es im eigenen Stadtteil bereits mehr Beobachtungen gibt, ist das gut, doch jedes weitere erfasste Gebäude rettet auch mehr Brutplätze für Gebäudebrüter und damit mehr Vogelleben.
Obwohl es gesetzlich verboten ist, kommt es häufig vor, dass Niststätten beseitigt werden – absichtlich oder aus Unkenntis. Immer wieder werden beispielsweise Schwalbennester illegal entfernt und die Vögel werden mit Netzen vergrämt und so von ihren Nistplätzen ferngehalten. Nester dürfen nicht entfernt werden, wenn es im Ausnahmefall nötig wird, ist eine Genehmigung der Naturschutzbehörde erforderlich. Als Ersatz können Kunstnester angebracht werden, an Stellen, die weniger konfliktträchtig sind, beispielsweise rechts und links der Fenster. Solche Nisthilfen werden schnell angenommen. Wenn nach Sanierungsarbeiten künstliche Schwalbennester angebracht werden, kontrollieren NABU-Mitglieder ehrenamtlich den Erfolg. Dafür werden die besetzten Nester gezählt und die Anzahl der Tiere, die zur Kolonie gehören. Fotos: NABU Leipzig
Wenn es tatsächlich mehrere Stadteile gibt, in denen keine, oder nur noch wenige Vögel einen Nistplatz finden, kommt es zu Verinselung von Kleinstpopulationen, der genetische Austausch fehlt und führt zu erhöhter Aussterberate. Eine geringe Zahl von Nistplätzen muss aber nicht automatisch bedeuten, dass in einem Stadtteil bereits die Vogelwelt ausgestorben ist. Es könnte sein, dass aktive Vogelbeobachter woanders wohnen und es deshalb weniger Meldungen gibt. Es könnte auch einfach weniger Gebäude geben, wenn zum Beispiel ein Stadtteil einen hohen Anteil von Wald oder Offenland hat. Zeigen sich aber in arttypischen Lebensräumen auch bei Nachsuche weiterhin geringe Zahlen, so bekommt der NABU Hinweise darauf, wo Handlungsbedarf besteht, wo das Nistplatzangebot verbessert werden muss und wo der Biotopverbund verbessert werden muss. Das sind wichtige Grundlagen für einen effektiven Naturschutz in der Stadt. Der NABU Leipzig engagiert sich auf vielfältige Weise für einen besseren Biotopverbund und verstärkt diese Bemühungen weiter.
DIE NATURSCHUTZMACHER – MACHEN SIE MIT!
Der NABU ist ein gemeinnütziger Verein naturbegeisterter Menschen. Nur durch Mitglieder, Spender und aktive Mitstreiter existiert der NABU. Gemeinsam können wir aktiv werden für Mensch und Natur.
Machen Sie mit – unterstützen Sie den NABU Leipzig, werden Sie Naturschutzmacher!
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Die Mitmachaktion „mein Biotop“ soll dem Verlust natürlicher Lebensräume etwas entgegensetzen, jeder kann einen praktischen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten. Mit dem Projekt soll gezeigt werden, wie bereits mit einfachen Mitteln wichtige Biotope entstehen können. Jeder kann mitmachen und so können sich an vielen Stellen in Leipzig Lebensräume und Biotoptrittsteine entwickeln. mehr