Eigentlich ist die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig nur in Leipzig im Einsatz. Doch es gab zahlreiche Hilferufe aus der Region Wurzen, und so waren die NABU-Mitstreiter aus Leipzig Anfang März dort im Einsatz, um einen Höckerschwan einzufangen, der dann zur Untersuchung in die Vogelklinik der Universität Leipzig gebracht wurde. Weitere Informationen
Anwohner in Roitzsch und aufmerksame Beobachter hatten der Wildvogelhilfe mitgeteilt, dass ein Schwan mit Flügelverletzung auf dem See bei Roitzsch schwimmt. Leider war es aber nicht möglich, zeitnah nach Wurzen zu kommen, da die Möglichkeiten der rein ehrenamtlich arbeitenden Wildvogelhilfe Leipzig erschöpft waren. Einige der Hilfesuchenden reagierten daraufhin leider verärgert.
Der NABU Leipzig hatte die Anrufer gebeten, einen Tierschutzverein vor Ort zu informieren, um sich den Schwan genauer anzusehen und die Situation einschätzen zu können. Leider ist das nicht gelungen und alle wurden umgehend wieder an die Wildvogelhilfe Leipzig verwiesen. Hier zeigt sich das Problem, welches in ganz Mitteldeutschland besteht: Es gibt in den meisten Städten keine Tierrettung, sodass beim NABU Leipzig Notrufe von Erfurt bis Bautzen und vom Erzgebirge bis Magdeburg eingehen. Die ehrenamtlichen Mitstreiter, die unentgeltlich, freiwillig in ihrer Freizeit arbeiten, versuchen stets so gut wie möglich zu helfen, doch ist offensichtlich, dass die Hilfsmöglichkeiten der Leipziger Vogelschützer allein hier nicht ausreichen können. In diesem Winter war die Wildvogelhilfe Leipzig beispielsweise auch zur Schwanenrettung in Halle, Delitzsch, Borna und Bad Köstritz im Einsatz, also in drei Bundesländern und das ohne jede finanzielle Unterstützung. Für Material, Futter und Fahrtkosten ist der NABU Leipzig ausschließlich auf Spenden angewiesen. Eigentlich sind daher nur Einsätze in Leipzig möglich.
Leider kommt es deshalb vor, dass die Wildvogelhilfe nicht schnell helfen kann, wenn es dafür kurzfristig keine Kapazitäten gibt. Ein Einsatz außerhalb von Leipzig ist immer nur dann möglich, wenn dafür jemand Zeit hat, wenn zuvor alle offenen Einsätze in Leipzig abgearbeitet sind, und wenn es die finanzielle Situation zulässt. Zudem kommt für Rettungseinsätze ein Privat-PKW zum Einsatz, da er sich zum Zeitpunkt der Anfragen aus Roitzsch in der Werkstatt befand, war auch deshalb keine kurzfristige Hilfe möglich. Der NABU Leipzig überlegt, ob künftig Hilfseinsätze nur noch dann möglich sind, wenn die Anrufer auch die Fahrtkosten übernehmen, da andere Geldmittel dafür nicht zur Verfügung stehen. Die Wildvogelhilfe bekommt keine staatliche Finanzierung und ist deshalb auf Spenden angewiesen (Bitte Verwendungszweck "Wildvogelhilfe" angeben).
Der NABU Leipzig engagiert sich vor allem für den Erhalt der natürlichen Lebensräume; würde den Wildtieren nicht immer mehr Lebensraum verloren gehen, wären auch weniger Hilfseinsätze nötig. Notlagen enstehen oft, wenn die Wildtiere vom menschlichen Flächenraub verdrängt werden in wenig geeignete Lebensräume. Unfälle mit Verletzungen werden häufig bei der Flucht vor Störungen verursacht.
Swanhild bei ihrer Ankunft in der Wildvogelhilfe Leipzig. Fotos: NABU Leipzig
Wie sich herausstellte, hatte die Schwanendame Swanhild, wie sie liebevoll von Naturfreunden aus Roitzsch genannt wurde, eine ältere Flügelverletzung, weshalb das Tier in die Vogelklinik gebracht wurde. Dort wurde der Schwan gründlich Untersucht. Durch Röntgen wurde festgestellt, dass im linken Flügel der Oberarm zweifach gebrochen war. Der Flügel hing weit herunter und behinderte den Schwan beim Laufen und Schwimmen. Swanhild zuckte ständig nervös mit dem verletzten Flügel. Die Klinik entschied sich für eine Amputation, damit sich der Schwan schmerzfrei und ungehindert fortbewegen kann. Bei der Untersuchung wurden auch beidseitig Fußsohlengeschwüre festgestellt, die behandelt wurden. Aufgrund des trockenen Sommers im letzten Jahr war der Roitzscher See ausgetrocknet und Swanhild, die nicht wegfliegen konnte, stand wochenlang auf dem trockenen betonharten Bodengrund des Sees. Für ein dauerhaftes Leben auf hartem und rauem Untergrund sind die Füße und Schwimmhäute der Schwäne nicht geeignet.
Neun Tage wurde die Schwanendame in der Leipziger Vogelklinik behandelt. Dabei entstanden Kosten für Röntgen und Untersuchungen, Operation, Behandlungen, Medikamente und stationäre Unterbringung von insgesamt 646,88 Euro. Der NABU bat dafür via Facebook um Spenden und bedankt sich herzlich bei allen, die dem Aufruf folgten, sodass die Behandlungskosten finanziert werden konnten.
Am 27. März wurde Swanhild wieder auf ihrem heimatlichen See freigelassen. Fotos: NABU Leipzig
Ende März wurde Swanhild wieder auf dem Roitzscher Schwanensee freigelassen. Trotz Behinderung kann sie dort weiterleben, weil sie bis auf die Einschränkung nicht fliegen zu können, gesund und vital ist. Für den Fall, dass der See im Winter zufriert, ist eine Betreuung durch Tierfreunde vor Ort sichergestellt, die dabei auch von der Wildvogelhilfe Leipzig unterstützt werden.
Einge Tage nach der Freilassung, hat Karsten Peterlein von der Wildvogelhilfe Leipzig Swanhild besucht, um zu kontrollieren ob es ihr nach dem Klinikaufenthalt gut geht und ob die Wunde heilt. Der Experte war sehr zufrieden! Die Schwanendame verhält sich als sei nichts gewesen und sie wurde auch bereits mit ihrem Partner zusammen gesehen.
Offenbar geht es Swanhild auf ihrem See bestens, sie wurde auch zusammen mit ihrem Partner gesehen. Fotos: NABU Leipzig
Mitte September besuchte ein NABU-Mitstreiter erneut das Heimatgewässer des geretteten Schwans. Die Verletzungen sind bei dem Tier gut geheilt. Gemeinsam mit ihrem Partner schwamm Swanhild, und dass ihr ein Flügel fehlt, war fasst nicht zu sehen.