Jedes Jahr zur Brutzeit häufen sich Fundmeldungen über scheinbar hilflose Jungvögel und andere Tierkinder, die aus dem Nest gefallen sind. Man sollte solche Tiere auf keinen Fall gleich aufnehmen, sondern erst einige Zeit beobachten und sie an Ort und Stelle belassen.
Dieser Kernbeißer war gegen eine Glasfassade geflogen und wurde von der Wildvogelhilfe wieder gesund gepflegt. Fotos: NABU Leipzig
Dieser junge Waldkauz saß am Boden und wurde von besorgten Tierfreunden mitgenommen. Sie haben die Wildvogelhilfe aber noch rechtzeitig informiert, so dass der Jungvogel vor Ort wieder auf einen Ast gesetzt werden konnte, wo ihn seine Eltern weiter versorgt haben.
In den meisten Fällen, zu denen die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig gerufen wird, besteht gar keine Gefahr für die Jungvögel. Ein gerade flügge gewordener Vogel erscheint hilflos, wird aber von seinen Eltern auch außerhalb des Nestes weiter gefüttert. Doch vielen besorgten Menschen dauert es zu lange, zu beobachten, ob die Eltern noch da sind. Aus Unkenntnis fühlen sich viele Vogelfreunde dann als Retter in der Not und nehmen die Tiere mit nach Hause, ohne zu wissen, dass sie damit den Vogeleltern die Jungen wegnehmen und ohne zu wissen, was sie mit den kleinen Tieren eigentlich machen sollen. Oftmals sind die Tiere schon über viele Stunden oder Tage bei menschlichen Ersatzeltern untergekommen, bevor sie in professionelle Hände gelangen, so dass die Rückgabe an die Vogeleltern dann nicht mehr möglich ist. Der NABU kann in seinen Auswilderungsvolieren die Vögel wieder fit machen für ein Leben in Freiheit.
Mauersegler, Mehlschwalbe und Haussperling (v.l.n.r.) gehören zu den häufigsten Pflegevögeln. Fotos: NABU Leipzig
Anders als gesunde Vogelkinder sind einige verunglückte Wildvögel wirklich in Gefahr, zum Beispiel wenn sie gegen eine Glasfassade oder ein Auto geflogen sind. Solche Anflugtraumata können gut behandelt werden. Auch Vögel, denen bei Gebäudesanierung oder Baum- und Heckenschnittmaßnahmen die Brutplätze genommen wurden oder die von Katzen angegriffen wurden, sind ein besonderer Fall, der nicht als natürlicher Verlauf betrachtet werden kann und bei dem menschliche Hilfe erforderlich ist. Weitere Informationen
Ob wirklicher Notfall oder voreilige Tierliebe – die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig steht in jedem Fall als Ansprechpartner gern zur Verfügung und ist über das Notfalltelefon 0341 927 62 027 erreichbar. Um Menschen bei einem Vogelfund eine Orientierungshilfe zu geben, hat der NABU Leipzig eine Info-Grafik mit den wichtigsten Fragen und Antworten gestaltet:
Die Infografik des NABU Leipzig gibt es im handlichen Flyerformat in der NABU-Naturschutzstation oder auch
als Download.
Verletzte Vögel können in der Wildvogelhilfe Leipzig nicht medizinisch versorgt werden. Offensichtlich verletzte Vögel deshalb bitte einem Tierarzt vorstellen. Nach der Behandlung können sich die
Tierärzte an die Wildvogelhilfe wenden, um die weitere Pflege und Auswilderung zu besprechen. Je nach Kapazität kann der NABU die Vögel zur Pflege übernehmen. Umgang mit gefundenen Wildvögeln
Hier gibt es weitere Informationen, wenn die Wildvogelhilfe Leipzig nicht erreichbar ist:
Die Wildvogehilfe Leipzig arbeitet ehrenamtlich, Menschen sind hier unentgeltlich in ihrer Freizeit aktiv für die hilfsbedürftigen Tiere. Futter und Material werden aus Spenden finanziert. Vögel können nur aufgenommen werden, solange Unterbringungskapazitäten, Arbeitskraft und Geld für Futter ausreichen. Die Versorgung der Pflegetiere erfolgt überwiegend mit Insekten, deren Kauf mit recht hohen Kosten verbunden ist. Daher müssen je nach Gesundheitszustand der Vögel Futterkosten von ca. 10 bis 20 Euro pro Tier und pro Woche finanziert werden. Der NABU Leipzig bittet dafür um Spenden – bitte Verwendungszweck „Wildvogelhilfe“ angeben.
Herzlichen Dank an alle Unterstützer!
Jedes Jahr versorgt die rein ehrenamtlich arbeitende Wildvogelhilfe Leipzig mehrere hundert Vögel verschiedener Vogelarten (Stand August 2024):
Seit Projektstart hat die Wildvogelhilfe Leipzig alle Fundumstände dokumentiert. In der Übersicht sind die Gründe dargestellt, warum Vögel Hilfe benötigen:
Anzahl | Anteil | Ursache |
582 | 17,7 % | Vogelschlag an Glas |
520 | 15,9 % | Hitzeopfer, Sturz aus Dachbrutplatz |
402 | 12,3 % | Katzenangriff |
296 | 9,0 % | Verkehrsopfer |
239 | 7,3 % |
Sanierungsopfer, Nestzerstörung |
201 | 6,1 % | unselbständig elternlos |
165 | 5,0 % | Altvogel verletzt, Ursache unbekannt |
146 | 4,5 % | Übernahme von Tierarztpraxen |
107 | 3,3 % | Naturentnahme unbegründet |
105 | 3,2 % | unbeabsichtigte Nestzerstörung |
94 | 2,9 % | Nestraub durch natürlichen Feind |
92 | 2,8 % | Jungvogel verletzt, Ursache unbekannt |
71 | 2,2 % | Klebefallenopfer |
56 | 1,7 % | verschnürter Vogel, bspw. Angelköder |
54 | 1,6 % | verirrt im Gebäude |
45 | 1,4 % | Nestabsturz wetterbedingt |
43 | 1,3 % | Hundeangriff |
29 | 0,9 % | Schussopfer, Pfeile, Diabolo etc. |
23 | 0,7 % | Winteropfer, Kälteopfer |
9 | 0,3 % | verfangen in Stacheldraht |
3.279 |
Wer ein Wildtier aufnimmt, übernimmt die Verantwortung dieses auch artgemäß zu pflegen und zu füttern. Es ist verständlich, dass Tierfreunde einem Vogel helfen möchten, aber es ist notwendig, sich dazu ausreichend bei Fachleuten zu informieren. Futtermittel aus Zoofachgeschäften sind oftmals ungeeignet, auch wenn sie als „Nestlingsfutter“ oder „Wildvogelfutter“ angepriesen werden. Notwendig sind stattdessen frischtote Insekten, beispielsweise Heimchen. Ein solches artgerechtes Futterangebot ist aufwändig und kostenintensiv, weshalb der NABU Leipzig um Spenden für die Wildvogelhilfe bittet. Weitere Informationen
AUS DER WILDVOGELHILFE