Foto: Nick Jaussi/wir-haben-es-satt.de
Foto: Nick Jaussi/wir-haben-es-satt.de

Für Bauern, Tiere und Umwelt:

Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen!

NABU Leipzig bei Großdemo in Berlin

35.000 Menschen demonstrierten für eine EU-Agrarreform

Am 19. Januar 2019 haben zehntausende Teilnehmer bei der „Wir haben es satt!“-Demonstration zum Auftakt der „Grünen Woche“ in Berlin eine zukunftsfähige Agrarreform gefordert. Auch der NABU Leipzig war dabei. Zehn aktive Mitglieder des NABU und der NAJU hatten sich morgens am Leipziger Hauptbahnhof zur gemeinsamen Anreise getroffen, sechs weitere Demoteilnehmer aus Leipzig folgten der Einladung des NABU und haben sich der Gruppe angeschlossen. In Berlin kam noch eine Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation Biberhof Torgau hinzu sowie weitere NABU-Mitstreiter aus Leipzig.

 

Vorab hatte die NAJU Leipzig Demo-Plakate gebastelt, sodass die Forderungen der Naturschützer unübersehbar waren. Die Plakate machten Eindruck und wurden vielfach fotografiert.

 

Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

Ein besonderer Blickfang war der Feldhamster aus Leipzig. Das Banner „Für mehr (Über)lebensräume“ wurde auf Grundlage eines Aquarells angefertigt, das der Mundmalkünstler Markus Kostka zur Verfügung gestellt hatte. Auch NABU-Präsident Olaf Tschimpke kam kurz zur Demogruppe des NABU Leipzig. Später sagte er in seiner Rede:

 

„Die aktuelle Agrarpolitik schaufelt ein Grab für Insekten und Höfe – finanziert mit 60 Milliarden Euro Steuergeld. Wir brauchen einen Kurswechsel: Landwirte, die Natur und Klima schonen, müssen besser belohnt werden. Frau Klöckner, befreien Sie sich endlich aus dem Zangengriff der Agrarlobby und machen Sie Agrarpolitik für Bauern und Verbraucher!“

 


Demonstranten des NABU Leipzig. Foto: Ludo Van den Bogaert
Demonstranten des NABU Leipzig. Foto: Ludo Van den Bogaert

Lautstark, bunt und entschlossen forderten die Demonstranten: Schluss mit der falschen Agrarpolitik. Fotos: Nick Jaussi/wir-haben-es-satt.de

 

Insgesamt hatten mehr als 100 Organisationen, darunter der NABU, zu der Großdemonstration aufgerufen, die jährlich zum Beginn der Grünen Woche in Berlin stattfindet und das bereits zum 9. Mal. Das Demonstrations­bündnis fordert die Bundesregierung auf, den überfälligen Umbau der Landwirtschaft anzupacken. Die Gelegenheit ist da: Bei der aktuellen Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) entscheidet die Bundesregierung maßgeblich mit, welche Landwirtschaft künftig durch Steuergelder finanziert wird. In Deutschland werden jedes Jahr 6,3 Milliarden Euro an EU-Agrargeldern ausgeschüttet, mehr als drei Viertel davon als pauschale Subventionen je Hektar Fläche. In der Praxis heißt das: Die 3.300 flächengrößten Betriebe erhalten eine Milliarde Euro im Jahr, während die kleinsten 200.000 Bauernhöfe sich knapp 700 Millionen teilen müssen.

 

Mit den über 6 Milliarden Euro, die Deutschland jedes Jahr an EU-Agrargeldern verteilt, darf nicht länger die Agrarindustrie gefördert werden; stattdessen muss das Geld in einen umwelt- und tiergerechten Umbau der Landwirtschaft fließen. Der NABU fordert eine Umverteilung der Agrarförderung.

 

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

 

Der Demonstrationszug führte zum Agrarministergipfel, an dem 70 Minister aus aller Welt teilnahmen. Mit einem Kochtopf-Konzert für die Agrarwende forderten die Demonstranten konsequenten Klima- und Naturschutz, mehr Unterstützung für kleine und mittlere bäuerliche Betriebe, artgerechte Tierhaltung, ein Ende der Dumping-Exporte, gerechten Welthandel und gesundes Essen für alle. 

 

Angeführt wurde der Demonstrationszug von 171 Bauern mit ihren Traktoren. Am Vormittag hatten sie bereits eine Protestnote an die Agrarminister übergeben. Landwirt Moritz Schäfer erklärte im Namen der Traktorfahrer: 

 

„Wir ackern tagtäglich für gutes, enkeltauglich produziertes Essen. Dafür verlangen wir politische Unterstützung. Meine Kühe stehen auf der Weide, ich produziere das Futter vor Ort und säe vielfältige Fruchtfolgen. Insekten, Wasser und Klima danken es mir, die Politik aber nicht. Julia Klöckner muss endlich die Interessenvertretung der Industrie beenden und eine Politik für Bauern, Bienen und lebensfähige Dörfer machen!“

 

Die Großdemonstration richtet sich gegen die Agrarindustrie, nicht aber gegen Landwirte. Konventionelle und Öko-Bauern demonstrierten gemeinsam mit Bäckern, Imkern, Köchen, Naturschützern und anderen gesellschaftlichen Gruppen gegen die fatalen Auswirkungen der intensiven industriellen Landwirtschaft. Weitere Informationen