Am 5. November 2016 waren Vertreter des NABU Leipzig zu Gast beim Katzenstammtisch des Tierheim Leipzig. Ihr Anliegen war es, das Thema „Freigänger-Katze“ anzusprechen. Denn diesen Katzen fallen leider sehr viele Vögel zum Opfer, die schwer verletzt oder totgebissen werden. Viele der Opfer sterben langsam und qualvoll. Ein großer Teil der Vögel, um die sich die Wildvogelhilfe Leipzig kümmert, sind Katzenopfer. Das müsste nicht sein, denn die Katzenhalter müssten dafür sorgen, dass ihre Tiere der Natur keinen Schaden zufügen. Insbesondere nach Bundesnaturschutzgesetz geschützte Tierarten – wie z.B. Singvögel – dürfen nicht zu Schaden kommen.
Leider ist immer wieder zu hören, dass Katzen nur mit Freigang ein glückliches Katzenleben haben. Wenn die eigene Katze einen Vogel fängt, wird das häufig traurig zur Kenntnis genommen, aber schnell als Einzelfall abgetan. Katzen töten aber täglich Wildtiere in freier Natur, von Einzelfällen kann man keinesfalls sprechen.
„Das ist nun einmal so in der Natur.
Da heißt es fressen und gefressen werden.
Hauskatzen leben seit jeher draußen.“
Tatsächlich haben Bauern Katzen gehabt, damit die Zahl der Mäuse nicht übermäßig zunimmt, und somit ist die Katze ihre Freiheit traditionell gewöhnt. Heute ist es aber für die Katzenhalter nicht mehr überlebensnotwendig, dass ihre Tiere Jagd auf Mäuse machen. Vielmehr jagen sie Vögel, und das ist kein natürlicher Vorgang. Sie jagen sie auch nicht zum Nahrungserwerb, die Vögel werden meist nur totgebissen und nicht gefressen, denn die wohlgenährten Hauskatzen sind satt. Die Vögel werden von den Hauskatzen totgespielt irgendwo abgelegt. Der Tot des Vogels, der nicht zum Nahrungserwerb gejagt wurde ist also vollkommen nutzlos. Hauskatzen gehören nicht zur heimischen Tierwelt. Sie stören den natürlichen Nahrungskreislauf nicht nur durch das Töten der Beutetiere, sondern sie sind auch unnatürliche Konkurrenten für heimische Raubsäuger.
Solche Worte wollen Katzenfreunde oft nicht hören, kennen ungewöhnliche Rechtfertigungen und ignorieren die Tatsache, dass sie wildlebenden Tieren Leid zufügen. Das wollen viele Tierfreunde nicht wahrhaben. Der Arbeitskreis Vogelschutz des NABU Leipzig überlegt seit langem, wie man den Tierfreunden die Zusammenhänge vermitteln kann. Warum reicht die Tierliebe nur bis zum eigenen Haustier? Ist das Leben eines Singvogels weniger wertvoll?
Zu oft sagen Katzenhalter, die ihrer Katze den verletzten Vogel abgenommen haben, dass ihnen die Katze doch das wichtigste ist, und die süße Fellnase das doch bestimmt nie wieder macht. Doch das macht sie! Wer weg schaut, ist mit Schuld am unnötigen Leid der Tiere und am nutzlosen, gesetzeswidrigen Tod der Vögel.
Beim Katzenstammtisch erklärte eine Katzenhalterin, dass die Katzen nur alte, kranke und schwache Vögel erbeuten. Nach den Daten des NABU sind aber die meisten erbeuteten Vögel Jungvögel, die nach dem Ausfliegen noch keine geschickten Flieger sind und den Hauskatzen nicht entkommen können.
Katzenhalter müssen in der Lage sein, eine Hauskatze im Haus artgerecht zu beschäftigen. Das Tier braucht Aufmerksamkeit und Zeit zum Spielen, damit es ein angenehmes Leben führen kann. Der Freigang ist dafür nicht notwendig. Eine Katze mit zu wenig spielerischem Ausgleich zeigt Verhaltensauffälligkeiten. Der Katzenhalter versucht dieses Problem zu lösen und macht das Tier zum Freigänger. Damit entledigt er sich aber nur seiner eigentlichen Verpflichtung, sich um das Haustier ausreichend zu kümmern.
Es gibt zahllose Beispiele, die beweisen, dass es möglich ist, dass ausgeglichene Katzen in Wohnungshaltung leben. Katzenhalter müssten mehr Verantwortung für ihr Tier übernehmen und sich für ihre Katze ausreichend Zeit nehmen, anstatt es nur vor einfach als Freigänger vor die Tür zu setzen.
Es ist an der Zeit, darüber mehr aufzuklären! So gründlich wie viele Tierheime bei der Vermittlung von Hunden die künftigen Tierhalter prüfen ob Sachkunde vorhanden ist und gewissenhafte Pflege gewährleistet wird, können Tierheimmitarbeiter vor jeder Katzenvermittlung ebenso prüfen, ob Katzenfreunde in der Lage sind eine Hauskatze auch im Haus artgerecht zu beschäftigen.
Oft werden Katzen ausdrücklich als Freigänger vermittelt, zum Beispiel auch in der Fernsehsendung "Tierisch tierisch". Aus den Schilderungen der Tierheimmitarbeiter zur Verhaltensweise der Katzen geht aber nicht immer hervor, dass für die zu vermittelnde Katze der Freigang tatsächlich nötig ist. Häufig wird pauschal zum Freigang geraten, um der Katze draußen ein glücklicheres Leben zu gewähren. Dabei wird das glückliche Leben der Wildtiere leider vergessen. Tierfreunde sollten aber auch an diese Geschöpfe denken!
Der NABU Leipzig bedankt sich, dass die Teilnehmer des Stammtischs und die Vorsitzende des Tierheims den Sorgen aufmerksam zuhörten. Weitere Gespräche zum Wohl aller Tiere sind geplant.
Außerdem will die Wildvogelhilfe des NABU Leipzig Kastrationsprogramme unterstützen, um eine Vermehrung verwilderter Straßenkatzen entgegen zu wirken.
In diesem Jahr wurden telefonisch 175 tote Vögel nach Katzenangriff gemeldet. Der große Anteil von 165 Vögeln wurde an Samstagen und Sonntagen gefunden. An Wochentagen, wenn die meisten Menschen arbeiten, werden durch Katzen verletzte Vögel kaum gefunden. Die Dunkelziffer wird also entsprechend hoch sein. Würde man die 165 Wochenendfunde auf die ganze Woche umrechnen, kann man von jährlich 1.000 toten Vögeln ausgehen, und vielleicht sind es sogar noch mehr, denn es handelt sich ja nur um gefundene Todesopfer, alle anderen bleiben ungezählt.
Von den 175 gemeldeten Vögeln sind 122 direkt nach dem Angriff der Katzen gestorben. 53 Vögel konnten den Katzen abgenommen werden oder wurden durch die Katzen abgelegt. Diese 53 Vögel (8 Altvögel, 45 Jungvögel) wurden der Wildvogelstation des NABU Leipzig gebracht. 17 dieser Vögel sind dort gestorben. 36 konnten nach medizinischer Betreuung und Pflege wieder ausgewildert werden. Die Kosten für Pflege und Futter für die 36 Vögel belaufen sich auf 300 Euro.
Es handelt sich um folgende 20 Vogelarten, die in der Wildvogelhilfe Leipzig betreut wurden:
10 Amseln (6†), 5 Blaumeisen (1†), 1 Buchfink, 1 Feldlerche, 2 Feldsperlinge, 8 Hausrotschwänze (1†),
3 Haussperlinge (3†), 1 Heckenbraunelle, 1 Klappergrasmücke, 1 Kohlmeise, 2 Mauersegler (2†),
2 Mehlschwalben (1†), 7 Rauchschwalben (1†), 1 Rotdrossel (1†), 1
Rotkehlchen, 2 Stare (1†), 2 Türkentauben,
1 Wacholderdrossel, 1 Wendehals, 1 Zaunkönig
WEITERE INFORMATIONEN
Viele Katzenbesitzer sind der Meinung, es sei Natur, wenn ihre Katze Vögel fängt. Aber Hauskatzen sind Haustiere, sie gehören nicht in die Natur, und sie jagen auch nicht, weil sie Hunger haben und fressen müssen, sie jagen nur, um zu spielen. Stattdessen sollten lieber ihre Besitzer mit ihnen spielen. So könnten die Vögel am Leben bleiben. Die Rotkehlchen wurden nicht gefressen, sondern nur sinnlos tot gespielt.
Rotkehlchen sind im Herbst leichte Beute. Auf dem Durchzug nach teils heftigen Stürmen sind sie geschwächt und brauchen längere Ruhepausen, die sie oft am Boden sitzend verbringen. Die Vögel sind gesund und fliegen nach einer Ruhe- und Futterpause weiter, sofern sie nicht vorher von einer Hauskatze getötet werden. ◼
Es gibt viele Gründe für den Rückgang der Vögel, so das Insektensterben, die industrielle Landwirtschaft oder illegaler Vogelfang. Zu vielen dieser Ursachen äußert sich der NABU und hat verschiedene Projekten, um beispielsweise die Lebensräume der Vögel zu schützen. Vollständig im Ehrenamt, also unentgeltlich in der Freizeit, betreiben Mitstreiter des NABU Leipzig die Wildvogelhilfe, um Vögeln zu helfen, sie aufzunehmen und in zeit- und kostenaufwändiger Arbeit gesund zu pflegen.
Leider handelt es sich bei einem großen Teil der Vögel, die zur Wildvogelhilfe gebracht werden um Opfer von Hauskatzen. Deshalb ist es dem NABU ein Anliegen, nicht nur den Lebensraum der Vögel zu schützen, sondern auch Katzenhalter auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Es geht nicht um Katzenhass oder darum, ausschließlich Hauskatzen für das Artensterben verantwortlich zu machen. Aber es ist auch nicht gerechtfertigt, dieses Problem zu ignorieren. Katzenhalter haben die Möglichkeit, durch richtiges Verhalten einen praktischen Beitrag zum Artenschutz zu leisten.
Freilaufende Hauskatzen verletzen und töten Wildtiere (z.B. Vögel, Nagetiere, Amphibien, Reptilien), darunter auch gesetzlich geschützte oder vom Aussterben bedrohte Arten. Die Hauskatze ist aber kein heimischer Beutegreifer und ist auf das Jagen von Wildtieren nicht angewiesen, sie macht zudem heimischen Beutegreifern Konkurrenz, somit können die Hauskatzen nicht nur die Beutetiere, sondern auch andere heimische Arten schädigen. Die Katzen werden gefüttert, sind eigentlich satt, mit der Jagd befriedigen sie nur ihren Spieltrieb. Es wäre aber die Verantwortung des Katzenhalters, sich um die Befriedigung des Spieltriebs zu kümmern. Hingegen ist es keine akzeptable Lösung, die Katze einfach frei laufen zu lassen, was im Übrigen auch mit zahlreichen Gefahren für die Katze verbunden ist. Sie ist das einzige Haustier, mit dem die Halter derart umgehen. Kein anderes Haustier wird einfach in die Natur geschickt.
Am ersten Juni-Wochenende 2018 wurden erneut besonders viele Katzenopfer in der Wildvogelhilfe abgegeben. Die Tiere waren tot oder sind ihren schweren Verletzungen erlegen:
1 Mauersegler, 1 Kohlmeise, 1 Buntsprecht, 1 Stieglitz, 1 Feldsperling, 1 Rauchschwalbe, 1 Haussperling, 2 Blaumeisen.
Es ist nicht natürlich! Hauskatzen gehören nicht in die Natur, ihre Halter sind dafür verantwortlich, dass keine Tiere von ihrem Haustier getötet werden. Es handelt sich auch nicht um Einzelfälle, jede Woche werden ähnlich viele Opfer beim NABU gemeldet. Der NABU bittet alle Katzenhalter, über dieses Problem nachzudenken und sensibel darauf zu reagieren. ◼
Von Jahr zu Jahr werden es mehr Vögel, die schwer verletzt in der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig abgegeben werden. Im Jahr 2016 wurden 175 Vögel gemeldet, die durch Katzen verletzt oder getötet wurden. Der NABU Leipzig klärt seit Jahren auf, welchen Einfluss freilebende Hauskatzen auf heimische Wildtiere haben. Dabei gibt es zwar häufig, aber nicht nur, unvernünftige Katzenhalter, die ihren Katzen vollkommen unbesorgt Freilauf gewähren. Freilaufende und verwilderte Katzen können sich unkontrolliert vermehren, wodurch die Probleme weiter wachsen. Es gibt aber engagierte tierliebe Menschen, die sich um die Kastration verwilderter Hauskatzen kümmern, so auch einen Leipziger Straßenkatzen-Verein. Dieses Engagement möchte der NABU Leipzig unterstützen. In
Zusammenarbeit mit dem Straßenkatzen-Verein will der NABU Tierarztkosten für Kastrationen übernehmen. Wenn sich die Katzen nicht mehr unkontrolliert vermehren können, ist das auch ein Beitrag für den Vogelschutz. Dafür hatte der NABU Leipzig Ende November um Spenden gebeten. Bereits nach vier Wochen ist die Spendensumme zusammengekommen, die nun für das Projekt verwendet werden kann. Der NABU bedankt sich bei allen Spendern sehr herzlich für die Unterstützung!