Da nun die kalte Jahreszeit über uns hereinbricht, wollten die „Parthenfrösche“ den hier gebliebenen Vögeln ein wenig unter die Flügel greifen und richteten im November im Garten der Naturschutzstation einen Futterplatz ein. Dazu wurden Futterglocken aus Plastikbechern, Körnern und Fett gebastelt. Damit die Vögel sich beim Picken auch festhalten können wurde ein Stock durch den Becher gestochen. Die Glocken wurden dann im Garten aufgehängt und vielleicht können wir ja bald die ersten Gäste beobachten!
Einige Kinder der Gruppe fuhren zu den Kirchen der Umgebung, die mit Turmfalkennistkästen ausgestattet sind, um die Kästen zu reinigen. Dabei wurden die der Theklaer Kirche zum Kraftakt, weil der Taubenkot nur schwer zu entfernen war. In der Hohnheidaer Kirche machten wir einen traurigen Fund: tote Turmfalkenjunge. So hoffen wir nun, dass es nächstes Jahr mit dem Nachwuchs in unseren Kästen klappt!
Auf den Spuren der Landwirtschaft begaben wir uns im November zu unserer ersten Station, dem Saat-Gut Voges. Dort wurden wir schon erwartet und durch eine Halle mit bis zu 6 m hohen
landwirtschaftlichen Maschinen geführt. Auf einige durften wir hochklettern, in ihren Führerhäuschen Probe sitzen und sogar die Warnleuchte einschalten. In den Hallen und auch außerhalb werden
die Maschinen zwischen ihren Einsätzen gelagert, manche werden sogar nur 2–3 Tage im Jahr genutzt!
Eine sehr wichtige und häufig genutzte Maschine in der kommerziellen Landwirtschaft ist die Spritzanlage. Über eine Breite von 30 m pro Strecke kann gedüngt oder Unkrautvernichter gespritzt
werden. Dabei werden natürlich alle Vorschriften streng eingehalten, so darf an Gewässern nicht näher als 6 m an das Ufer heran gespritzt werden.
Bei Familie Zeise lernten wir die letzte private Landwirtschaft in Plaußig kennen. Wir konnten uns dort die Schweinezucht ansehen, und wie Getreide gelagert und am Ende zu Schrot für die Schweine
verarbeitet wird. Besonders die vielen Trecker auf dem Hof sorgten lange für Begeisterung.
Zum Schluss konnten wir die gesehenen, modernen Maschinen mit den altertümlichen Varianten im Hof der Naturschutzstation vergleichen. Schnell stellten wir fest, dass die Landwirtschaft ein
knochenhartes Geschäft war. Ob man dies nun an dem Beispiel des hand- und nicht strombetriebenen Schleifblocks erkannte oder an dem Vergleich des maximal 2 PS starken Pfluges, der jede Furche
einzeln zieht und hinter dem man herlaufen musste, mit dem 220 PS starken Trecker, der einen breiten Wendepflug zieht, mit dem man sogar in beide Richtungen pflügen kann.
Die traditionelle Herbstexkursion führte uns im Oktober wieder in die Dübener Heide, wo sich im Moorgebiet des Wildenhainer Bruches alljährlich über 100 Kraniche vor ihrem Abflug in den Süden
sammeln.
Erleben kann man sie schon am Tage auf den umliegenden Feldern, auf denen sie neben großen Scharen von Wildgänsen und Kiebitzen Futter suchen. Aber richtig interessant wird es, wenn sie mit
Sonnenuntergang in unterschiedlich großen Trupps und laut melodisch rufend, ihre Schlafplätze im Flachwasser des Moores aufsuchen. Vom Hochstand aus kann man dieses Naturschauspiel noch bis zu
den ersten starken Frösten beobachten.
Die „Parthenfrösche“ trafen sich im Oktober, wie jedes Jahr, im Garten der Naturschutzstation, um nach traditioneller Art Sauerkraut zu machen. Kraut und Möhren mussten mit dem Hobel zerkleinert werden, wobei jeder einmal zeigen konnte, wie stark er ist. Bevor dann mit einem dicken Holz gestampft wurde, salzten und würzten wir mit Kümmel und Dill. Manch einer bekam dabei so einen Appetit, dass er seine Finger einfach in die Schüssel steckte und etwas Rohkost naschte. Das fertig gestampfte Kraut soll nun in Steinguttöpfen gären. Hoffentlich gelingt es diesmal!
Die anderen, die nicht hobeln oder stampfen konnten, höhlten pünktlich zu Halloween einige Kürbisse aus und schnitten ihnen gruselige Gesichter. Wir haben auch Hagebutten entkernt. Die Kerne, die
so genannten Nüsschen, reizen mit ihren feinen Borsten die Haut – wir haben Juckpulver! Das Kürbisfleisch vom Aushöhlen wurde mit ein paar Würstchen zu einer leckeren Kürbissuppe gekocht. So
kamen alle kleinen Helfer rasch wieder zu Kräften.
Der Wunsch, das Flächennaturdenkmal Steinertsberg bei Taucha als geschützten artenreichen Magerrasen zu erhalten, setzt alljährlich die NABU-Schülergruppe „Parthenfrösche Plaußig“ zu einem Pflegeeinsatz in Bewegung. Ausgerüstet mit Rechen, Gabel und einer großen Plane beräumten die „Parthenfrösche“ Anfang September das letzte Mähgut in diesem Jahr. Eine notwendige Arbeit, um einer Verbuschung der Fläche entgegenzuwirken und den wertvollen Pflanzenarten – darunter Täuschendes Habichtskraut, Grasnelke, Bibernell und Knorpellattich – und auch den ebenso zahlreichen Insektenarten den Lebensraum zu sichern. In 1000 Jahren haben sich hier infolge extensiver Mähnutzung beziehungsweise Schafhaltung auf dem mageren Moränenhügel über 100 Pflanzenarten entwickelt, die ebenso vielen Insektenarten Lebensraum bieten.
Im Juli wurden die „Parthenfrösche“ zum Sommerfest vom „Schlauen Fuchs“ kreuz und quer durchs Revier geführt. Dabei wurden ihnen Wissen, Beobachtungsgabe und Mut abverlangt. Doch listig, wie der Fuchs nun einmal ist, stellte er sich den „Parthenfröschen“ und versprach zur Beute (Ü-Eier) noch einen Schatz, welcher von allen in der Naturschutzstation erobert wurde.
Nach einem kräftigen Mittagessen mit Grillkartoffeln und Quark fertigten einige Kinder Kostüme für das Sommerlager in Pressel, andere bemalten T-Shirts mit dem Parthenfrosch-Logo. Mit diesem Outfit kann es losgehen: im August per Rad nach Pressel in die Dübener Heide.
Einmal im Jahr ziehen die „Parthenfrösche“ mit Gabeln in das Plaußiger Wäldchen an den MIMO-Teich. Dort befindet sich eine seggenreiche Nasswiese mit interessanten Pflanzenvorkommen, welche in unseren Flussauen zu den geschützten Biotopen zählen. Durch die Pflege wird das Einwachsen von Brenn- und Taubnesseln verhindert und hochwertige Pflanzen, wie Sumpfstorchschnabel, Mädesüß, Schlangenknöterich und Rasenschmiele können sich ausbreiten.
So kämpften die „Parthenfrösche“ mit ihren Gabeln und entfernten die abgemähten Pflanzenteile von der Nasswiese. Eine Schautafel, welche mit zum Naturlehrpfad gehört, zeichnet nochmals die wichtigsten Pflanzenarten des Standortes auf. Auf dem Rückweg gab es am Feldrand noch eine kleine Getreidekunde und manch Parthenfrosch erfuhr, dass man für helle Brötchen Weizenmehl und für dunkle Brötchen Roggenmehl benötigt.
Als Ausgleich für die Industrieansiedlung in Plaußig wurde auch der „Grüne Bogen“ in Leipzig-Paunsdorf angelegt, wo eine ehemalige Militärbrache sich selbst überlassen wird. Dort gibt es
Wiesenflächen, Gehölzgruppen und Nassstellen als Lebensräume für zahlreiche Lurche, Fische, Vögel und Kleinsäuger.
Damit die Landschaft aber nicht völlig zuwächst, wurden alte, vom Aussterben bedrohte Tierrassen als Rasenmäher eingesetzt: das Ur, Stammtier unserer Kühe, und das Przewalskipferd, ein
asiatisches Wildpferd. Die jeweils kleinen Herden werden, wie das ganze Entwicklungskonzept, vom NABU betreut und können von dem das Reservat umlaufenden Weg bei etwas Glück beobachtet werden.
Dieses war uns im Juni auf unserer „Safari“ auch hold, doch entdeckten wir noch viel mehr Sehenswertes am Wegesrand.
Ausdrücklich Familien luden die „Parthenfrösche Plaußig“ und der Zweckverband Parthenaue zum sachsenweiten Frühlingsspaziergang am Himmelfahrtstag ein und 17 Teilnehmer zwischen 7 und 70 Jahren bestritten die klassische Fahrradtour zu den Lübschützer Teichen. Der „Kampf“ galt vor allem den widrigen Witterungsunbilden – Regen und Wind – und dadurch auch dem inneren „Schweinehund“. Denn bis auf die kurze Mittagsrast in der Teichgaststätte blieben zu keiner Zeit die Jacken trocken.
Trotzdem fanden die bildungsreichen Pausen zur eiszeitlichen Entstehung der Tauchaer Endmoränenlandschaft am Steinertsberg, die über 200 Orchideen am Kleinen Seich und der phantastische Doppelblick in die Mulden- wie Parthenaue an der Fuchsberg-Hütte reges Interesse.
Fazit: Sachsen ist selbst bei sch… lechtem Wetter schön!
Wald erlebbar machen ist ein Hauptanliegen des vor sieben Jahren durch die „Parthenfrösche“ im Plaußiger Wäldchen angelegten Naturlehrpfades. Fünf der dreizehn Stationen geben Auskunft über Gehölzzusammensetzung, Nutzungsmöglichkeiten und Sukzessionsformen des Waldes.
Der Besucher kann Blätter und Früchte vergleichen, Rindenformen ertasten, ja selbst Kostproben und Gerüche von Waldkraütern wahrnehmen.
Wie aber klingt Wald? Diese sensorische Erlebnisfacette, die schon von vielfältigem Vogelzwitschern bis zur sprichwörtlichen „Waldesruhe“ genossen werden kann, wurde nun durch das Aufstellen einer Baumorgel komplettiert. Unterschiedlich lange und starke, frei schwingende Hölzer lassen durch Anschlagen ebenso unterschiedliche Töne erklingen – also Waldmusik.
Erbaut von Anika und Daniel im Freiwilligen-Ökologischen Jahr an der Naturschutzstation Plaußig möge diese Orgel, wie auch ihre Schwester im Statitzwald bei Taucha, vielen Waldliebhabern Freude bereiten.