Am Vortag des 1. Advent drangen vorweihnachtliche Melodien und würziger Keksbackgeruch aus der Naturschutzstation, aber auch derbes Hämmern und Sägen. Die „Parthenfrösche“ hatten zum öffentlichen Basteln kleiner Geschenke für sich und andere eingeladen und alle Räume waren von geheimnisvollem Getuschel und Gewusel erfüllt. Da wurden Adventsschmuck und -gestecke gebastelt, süße Kekse und Lebkuchen-Hexenhäuser gebacken sowie Futterhäuschen und Nistkästen gebaut, sodass mancher seine „Werte“ nur mit elterlicher Hilfe nach Hause bekam.
Der Himmel ist jetzt manchmal voll von ihnen und weithin mit Trompetentönen erfüllt: Kraniche auf ihrem Zug zu den Sammelplätzen oder bereits auf dem Weg nach dem Süden. Die Kälte im Norden
Europas aktiviert schließlich den Fluginstinkt, und sie fliegen rufend in der typischen Pfeil-Formation über uns oder nutzen die Thermik der Großstadt Leipzig, um kreisend und kräftesparend an
Höhe zu gewinnen.
Das ist auch die Zeit, die Kraniche am südlichsten Rastplatz Deutschlands zu beobachten: Bei einsetzender Dämmerung suchen etwa 100, manchmal bis zu 300 dieser Vögel das Flachgewässer des
Wildenhainer Bruches in der Dübener Heide als sicheren Schlafplatz auf. Wir sahen 98 in mehreren Schüben und Kontrollflügen in das Moor gleiten, und wir erfreuten uns auch an ihren melodischen
Nachtgesängen. Vorher aber muss man wartend auf dem Hochstand sitzen: Stille über dem großen Panoramabild aus grüngerahmtem, vom blauen Himmel überspannten Schilfgold. Stare fallen scharenweise
zum Schlafen ein, der Himmel färbt sich gelb, orange, rot. Dann der erste Trompetenruf … Kraniche!!!
Traditionell ist der Herbst auch die Zeit zum Anlegen von Vorräten: Nüsse sammeln, Kartoffeln einkellern und Sauerkraut machen. Aber wer tut so etwas noch, angesichts ganzjährig überquellender Kaufhausregale? Andererseits gehört die Weitergabe traditioneller Methoden an unsere Nachkommen – hier das Herstellen von Sauerkraut mit Hilfe der Milchsäuregärung – zur Pflege des Kulturerbes.
So hobelten, würzten und stampften die großen „Parthenfrösche“ 20 kg Weiß- kohl in die Krauttöpfe, um in zwei Wochen frisches „selbstgemachtes“ Sauer- kraut auf den heimischen Küchentisch bringen zu können. Bei der Arbeit freute sich jeder schon auf einen Schlag deftige Kürbissuppe, die die kleinen Par- thenfrösche nebenbei für alle zubereiteten. Zum Abschluss wurden aus Kür- bissen noch fantastische „Halloween-Köpfe“ gebastelt.
Selten zeigt der September schon so früh bunte Blätter im Wald und streut massenhaft Eicheln und Kastanien. Gibt es einen strengen Winter? Und wie sieht es mit Pilzen aus, nach dem verregneten Sommer?
Diesen Fragen gingen die „Parthenfrösche“ im Plaußiger Wäldchen nach und waren nach Jahren der Pilzarmut wieder einmal angenehm überrascht:
16 Pilzarten wanderten in die Körbe. Neben essbaren, wie Champignon, Rotfußröhrling oder Graublättrigem Schwefelkopf, auch nicht unbedingt essbare, wie Tintling, Helming oder Bovist. Und Schließlich kamen auch einfach nur interessante Pilze, wie das Judasohr, die Holzkeule oder verschiedene Baumpilze dazu. Letztere fanden zusammen mit Lerchenzapfen, Kastanien, Hagebuttenzweigen und bunten Blättern ihre Verwendung für herbstlich-dekorative Gestecke, die jetzt die Naturschutzstation schmücken.
Das Flächennaturdenkmal „Steinertsberg“ bei Taucha – bereits 1938 unter Schutz gestellt – ist nun schon über 17 Jahre Pflegeobjekt der „Parthenfrösche“. Das heißt, den artenreichen Halbtrockenrasen auf der markanten Endmoränenkuppe zweimal jährlich mähen und beräumen, um Verbuschungen und Nährstoffanreicherungen zu vermeiden und den fast 100 Blütenpflanzen Lebensraum zu gewähren. Das sind auch ganz besonders seltene und auf der Roten Liste stehende Arten, wie Ackergoldstern, Täuschendes Habichtskraut, Schillergras oder Sandstrohblume. Und natürlich gibt es auch entsprechend viele Insekten und Reptilien, wie die Zauneidechse.
Jetzt im September wurde der zweite Schnitt als Heu, das sogenannte Grummet gemacht, und Bauer Zacharias aus Graßdorf hat es für sein Pferd eingefahren. Solche Einsätze machen Spaß und obendrein hungrig, weshalb im Anschluss auch eine Tüte Pfannkuchen geleert wurde.
Die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft des Presseler Heidewald- und Moorgebietes mit Attraktionen wie Biber, Kranich und Sonnentau erlebten 18 „Parthenfrösche“ eine Woche lang im Ferienmonat August. Vom Stammquartier an der Neumühle führten täglich Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die beiden Moore Wildenhainer und Zadlitzbruch, zu den Wassermühlen nach Düben und Dahlenberg beziehungsweise zur über tausendjährigen Slawenburg „Parkerschloss“, wo die Moorgeister noch spuken.
Aber auch Badespaß im Mühlteich, Fuchsjagd, Nachtwanderung, Bergfest mit Theateraufführung und Eisessen sorgten für rundum erlebnisreiche Tage fernab von Auto, Fernseher und Computerspiel. Das traditionelle Sommerlager ist gleichsam ein Dank für die fleißige Naturschutzarbeit der Schülergruppe in Plaußig und Umgebung und bezahlt sich durch Pflegeleistungen und Spenden.
Während ihres Sommerfestes im Juli 2007 mussten die Mitglieder der NABU-Schülergruppe „Parthenfrösche Plaußig“ auch auf Schatzsuche gehen. Die Suche begann im Garten der Naturschutzstation in Plaußig und führte über den Rüdgengraben in das Gelände um BMW. Dabei gab es versteckte Hinweise in Büschen und Bäumen, die den Aufenthaltsort des Schatzes Stück für Stück preisgaben, und es musste Wissen über Flora und Fauna der Parthenaue unter Beweis gestellt werden. Der Schatz – das waren einige Leckereien und Lose der Naturschutzlotterie, die sich in der Insektenwand am BMW-Biotop verbargen.
Wieder angekommen in der Naturschutzstation, konnten sich die fleißigen Schatzsucher mit Kartoffeln und Quark stärken, dann wurde der „Sparfrosch“ für die Fahrt nach Pressel geschlachtet. Nico und Tomy zählten laut das Geld. Doch für die Gruppenfahrt musste auch die „Dienstkleidung“ der „Parthenfrösche“ auf Vordermann gebracht werden. Also konnten die, deren T-Shirts mittlerweile zu klein geworden waren, neue Shirts mit einem Parthenfrosch bemalen.
Fünf Jahre Pflegeeinsatz, dass heißt jährlich einmal Mähen und Beräumen, zeigen erste Erfolge: Die kleine, von Brennnessel und Goldrute überwucherte, Feuchtwiese an der Parthe bringt immer mehr
typische Blütenpflanzen, wie Mädesüß, Sumpfstorchschnabel oder Sumpfplatterbse hervor und ein erstes Exemplar des Wiesenknöterichs!
Für die Entwicklung des Lebensraumtyps „Feuchtwiese“ am Naturlehrpfad ist das sehr wichtig, können doch hier 13 verschiedene Naturräume vorgestellt werden.
Während Bianca die Pflanzen der Wiese vorstellt, kontrolliert Florian die Eisvogelnisthilfe auf der Mimoteich-Insel – leider erfolglos. Die im strengen Winter 2005 zusammengebrochene
Vogelpopulation hat sich noch immer nicht erholt: in beiden Röhren keine Brut. Da muss die Wathose wieder bis zum nächsten Frühjahr warten …
Die öffentliche, traditionelle Himmelfahrtstour führte bei bestem Radwetter quer durch die Tauchaer Endmoränenlandschaft, an die schon im 16. Jahrhundert durch die Püchauer Grafen angelegten,
reizvollen Lübschützer Teiche.
Unterwegs wurden interessante Informationen vermittelt, wie z. B. über die Quelle und Mündung der Parthe, über die letzten Orchideen in unserer Gegend oder wie ein versteinerter Seeigel nach
Plaußig kam. Und manch Wissender wurde für seine Antwort mit einem Bonus honoriert, bevor sich alle nach dem Fleiß der Anfahrt mit einem Preis beim Teichwirt belohnten. Die Rückfahrt über die 7
Hügel gestaltete sich als gute Trainingseinheit für unsere Gruppenfahrt in die Dübener Heide.
Das NSG „Wölperner Torfwiesen“, zwischen Taucha und Eilenburg in einer Talsenke der Endmoränenlandschaft gelegen, ist besonders im Frühsommer einen Besuch wert. Dann blühen in bunter Pracht die seltenen Wiesenblumen, wie Sumpfdotterblume, Trollblume, Knabenkraut, Sibirische Schwertlilie oder Teufelskralle neben Margeriten und Glockenblumen. Mit dem Erlöschen der kleinbäuerlichen Nutzung dieser nassen Wiesen drohten auch der Flora und Fauna das Aus.
Bis der NABU mittels einer Herde Schottischer Hochlandrinder als zottige Rasenmäher die Offenhaltung sicherte. Dann kamen die Mulde-Biber, bauten ihre Dämme an den Gräben und bedrohten ihrerseits das Kleinod, das nur im Kompromiss mit der ebenfalls streng geschützten Tierart erhalten wird.
An der riesigen Biberburg fanden die „Parthenfrösche“ im Mai reichlich „Biberschnitt“, mit kräftigen Bissen zerschrotene und abgenagte Äste von Birke, Weide und Erle.
Mit Leiter und Kescher bewaffnet machten sich die „Parthenfrösche“ im April auf, um nach dem Nachwuchs im Plaußiger Wäldchen zu sehen. Im Altarm der Parthe tummelten sich viele Mückenlarven, die später den Kaulquappen des Grasfrosches, den wir ebenfalls fanden, als Nahrung dienen werden. Im Gegensatz zu den Laichballen im Altarm, fanden wir im Mimo-Teich die Laichschnüre der Erdkröte. Aus einem alten Schacht konnten wir einen Molch retten.
Auf dem Rückweg wurden die Nistkästen nach Eiern kontrolliert, leider fanden wir nur sehr wenig bebrütete Nester. Die Kohlmeise schimpfte heftig als wir ihr Nest überprüften und mit Hilfe einer Übersicht konnten wir Eier, z. B. die der Blaumeise, bestimmen.
Alljährlich ist es notwendig, unsere zwei Naturlehrpfade für die neue Saison fit zu machen, das heißt, verbrauchte oder zerstörte Beschilderungen und Einrichtungen auszutauschen, neue Hinweisschilder zu malen (Sandra und Florian), Müll aufzusammeln sowie überhaupt nach dem Rechten zu sehen. Immerhin werden diese seit 1992 bzw. 1999 bestehenden „grünen Klassenzimmer“ jährlich von etwa 500 Kindern verschiedener Leipziger und Tauchaer Schulen per Führung sowie von zahllosen Einzelpersonen und Interessengruppen zur „Naturertüchtigung“ und Auffrischung vergessenen Wissens genutzt.
Fotos: NABU Plaußig
Für Überraschung sorgten die Novitäten von Elisabeth und Tina, die ihr ökologisches Jahr an der Naturschutzstation absolvieren: eine Tafel mit Fährten und Spuren heimischer Tiere, eine zum Nachbau empfohlene Weidenlaubhütte, ein „Barfußpfad“ zum Ertasten verschiedener Naturmaterialien mit bloßen Füßen und eine Tafel über Totholz und seine Bewohner.
Getreu der Zeile aus unserem „Parthenfrosch-Song“ ging es Anfang März zu bester Frühjahrspflanzzeit zur Sache. Allerdings wurden die Sträucher auf dem BMW-Biotop am Biesengrund nicht mit dem
Spaten in die Erde gebracht, sondern nach der indirekten Benjes-Methode:
Astschnittgut, das im Winter reichlich anfällt, wird auf eine Reihe mit 2 m Breite und 1,5 m Höhe gestapelt, wo einmal eine Hecke entstehen soll. Den Rest erledigen die dort ansitzenden und
kotenden Vögel und die Zeit, die das Holz verrotten lässt.
Nur mit dem Spaten ging es allerdings am wieder freigelegten Parthe-Altarm auf der Theklaer Wiese hinter der Autobahn A 14. Hier wurden junge Schwarzerlen am Südufer angepflanzt, um das Gewässer
durch künftige Beschattung vor zu starkem Röhricht- und Wasserpflanzenbewuchs zu schützen. Darin können Grasfrösche, Kröten und Molche besser leben. Denn wie geht es im Lied weiter? „ …und für
Kröte und Spatz, finden wir einen Platz.“
Im Februar, rechtzeitig vor der beginnenden Brutsaison, galt es, die ca. 100 in den Tauchaer und Plaußiger Wäldern angebrachten Nistkästen zu reinigen. Diese hygienische Maßnahme – wie „Betten-frisch-beziehen“ – gibt auch Aufschluss über die vorjährigen Benutzung durch unsere gefiederten Freunde. Allerdings musste auch diesmal wieder ein Rückgang der Bruterfolge auf unter 60 % festgestellt werden.
Tote Jungvögel bzw. nichtbebrütete Eier in den Nestern lassen auf Verluste bei den Altvögeln schließen, die durch andere Vögel (Elster, Krähe, Sperber) verursacht sein können. Aber noch drohen keine Bestandsverluste einzelner Arten und vielleicht helfen die „Parthenfrösche“ mit ihrem Nisthilfenprogramm ja indirekt auch dem Sperber oder dem Vogel des Jahres 2007, dem Turmfalken. Interessanter Nebeneffekt der Reinigungsaktion war wie immer das Auffinden von „Nachnutzern“ im Kasten, wie Mäusen oder Hornissen und die Begegnung mit anderen Tieren, wie zum Beispiel Rehen und Wildschweinen.