Ökologisch und ökonomisch gelungenes Projekt

Klärschlammdeponie Schladitz ist heute ein wertvolles Feuchtbiotop

Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein

„Aus Scheiße Geld machen“, ist sprichwörtlich und ein oft gehegter Traum. Dass die Verwertung von Exkrementen auch anders und dennoch nutzbringend vonstattengehen kann, beweist das Biotop Schladitz, unmittelbar an der nördlichen Stadtgrenze von Leipzig gelegen. Die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz hat diesen wertvollen Lebensraum besucht. Vor Ort gab es Informationen von William Grosser. Der 68-jährige Leipziger war lange Zeit für den Betrieb des Klärwerks im Leipziger Rosental verantwortlich und betreut jetzt für die Kommunalen Wasserwerke Leipzig das betriebseigene Feuchtbiotop.

In den Ortsteil Podelwitz der Gemeinde Rackwitz pumpte die Stadt Leipzig lange Zeit ihren Klärschlamm. Danach stellte sich das Problem der Entsorgung der Schwermetalle, die sich auf dem Altlastenstandort als unerwünschte Rückstände des Klärschlamms nach wie vor befanden. Für eine ökologische Lösung des Problems setzten sich nach Angaben von Grosser der NABU und andere Leipziger Umweltverbände ein. Die Wasserwerke entschlossen sich hierauf, statt einer konventionellen Lösung dem belasteten Boden gezielt und durch hierfür geeignete Pflanzen die dort lagernden Giftstoffe zu entziehen.


Die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz hatte zur Exkursion ins Feuchtbiotop Schladitz eingeladen, das nur im Rahmen geführter Sonderbesichtigungen besucht werden kann. Fotos: Karsten Peterlein

Dieses Vorhaben scheint geglückt zu sein. Und auf diese Weise entstand im Laufe der Jahre auf einer 65 Hektar großen Fläche auch ein weitläufiges Feuchtbiotop mit mehreren Teichen und einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt.

Dieses Biotop konnten sich jetzt 34 interessierte Gäste des NABU bei einer öffentlichen Sonderführung unter Leitung von William Grosser gemeinsam ansehen. Mehr als einmal klickten die Fotoapparate vieler Teilnehmer, als sich etwa Brandgänse in die Luft erhoben, Lachmöwen und Schwarzhalstaucher ihre Kreise zogen oder Nachtigall und der Große Brachvogel ihre Gesänge und Rufe hören ließen. Einige Teilnehmer waren auch mit dem Fahrrad aus dem benachbarten Plaußig und Seehausen gekommen. Die gemeinsame Radtour hatte der NABU Plaußig-Portitz organisiert.

In der Abgeschiedenheit des eingezäunten Biotops Schladitz haben sich die dort vorkommenden Vögel ihre natürlichen Fluchtreflexe bewahrt. Denn diese gingen auf Distanz, wenn die Teilnehmergruppe, ausgerüstet mit Ferngläsern, außerhalb eines speziellen Beobachtungsturms rund um die Teiche des Biotops näher auf sie zukam. Für die Zeit ab 2016 und dem Abschluss der Altlastensanierung hofft Grosser, dass das Feuchtbiotop Schladitz dann auch als Bildungsstätte für Kinder und Jugendliche weitergenutzt werden kann. Und zu guter Letzt rechnete der Mitarbeiter der Kommunalen Wasserwerke Leipzig den Vogelfreunden vor, dass die ökologische Altlastensanierung mit etwa nur einem Zehntel der ansonsten hierfür angefallenen Kosten auch die ökonomisch viel günstigere Alternative gewesen sei. Damit hätte sich dann auch unter diesem Gesichtspunkt das Sprichwort irgendwie bewahrheitet, dass man mit Sch... Gewinn erzielen kann.

Weitere Informationen: www.Biotop-Schladitz.de

Lachmöwen-Brutkolonie. Foto: Dr. Fabian Haas
Lachmöwen-Brutkolonie. Foto: Dr. Fabian Haas