Halb 11 war es soweit, und das Warten hatte sich gelohnt. Ihren melodischen Gesang hatten Singdrosseln am "MiMo"-Teich mit der untergehenden Sonne zu diesem Zeitpunkt bereits eingestellt, Teichfrösche ließen stattdessen ihr Gequake hören und Glühwürmchen leuchteten in der Dämmerung und im Unterholz. Alle umringten Andreas Woiton, um einen Blick auf das zu erhaschen, was er in der einen Hand hielt und mit einer Taschenlampe in der anderen Hand beleuchtete. Eine Wasserfledermaus war dem NABU-Fledermausexperten ins Netz gegangen. Ein Männchen mittleren Alters, wie er nach einigen prüfenden Blicken schnell feststellen konnte.
Der Lebendfang von Fledermäusen war nach Ansicht des Experten zu dieser Jahreszeit zu verantworten. Im Juni hätten sich vielleicht noch Fledermausbabys an ihren fliegenden Müttern festgekrallt, jetzt aber war das nicht mehr zu befürchten, der Fledermausnachwuchs war nun schon selbst Flugfähig. „Die Jungen werden alle zur selben Zeit geboren und sind dann auch zur selben Zeit selbständig, erklärte Andreas Woiton.
Die kurzzeitig gefangene Wasserfledermaus war nicht vorsichtig genug gewesen, um das am Teichrand gespannte Fangnetz zu umfliegen. Auch eine Zwergfledermaus musste auf diese Weise einen ungewollten Zwischenstopp auf ihrem Flug zum Teichgewässer einlegen. Öfter schlug auch der Mitgeführte Fledermausdetektor an. Lautes Knacken bewies, dass immer wieder und in verschiedenen Frequenzen rufende Fledermäuse in der näheren Umgebung unterwegs sein mussten. So auch Mopsfledermäuse. Ein ums andere Mal verrieten auch Schatten und Bewegungen im Scheinwerferlicht die Anwesenheit der nächtlichen Insektenjäger über dem Gewässer.
Die scheinbare nächtliche Idylle am Waldsee im Plaußiger Wäldchen trübte der Leipziger Fledermausexperte mit der Bemerkung, dass es generell um den Schutz und den Bestand der nachaktiven Säugetiere nicht gut bestellt sei. Gerade im Zuge von Gebäudesanierungen würden im großen Stil Quartiere und Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse in menschlichen Siedlungsbereichen beseitigt. Auch wegen des Wegfalls früher erforderlich gewesener Baugenehmigungen nach neuem Baurecht kämen Bau- und Naturschutz-behörden heute oft zu spät, wenn es um den notwendigen Fledermausschutz geht. Deshalb setzte sich Woiton bei seinen rund 20 Begleitern für den Erhalt von Fledermaus-quartieren und die künstliche Schaffung solcher ein, "beispielsweise mit wenig Aufwand und ein paar Fledermauskästen an Schulen".
Die Parthefröschen hatten zusammen mit dem Fledermausexperten bereits im März an zwei Stellen im Plaußiger Wäldchen und jeweils in der Nähe des dortigen Naturlehrpfades Fledermauskästen angebracht. Diese sind zwar im ersten Jahr noch nicht durch Fledermäuse belegt worden, doch das ist nicht ungewöhnlich, meinte der Fledermausfachmann: „Sie besitzen eine große Standorttreue und nehmen neue Quartiere nicht sofort an.“
Beim Kontrollgang mit Andreas Woiton konnten die „Parthefrösche“ aber feststellen, dass sich andere Tiere diese künstlichen Behausungen als "Zwischenmieter" ausgesucht haben: Einige Blau- und Kohlmeisen haben in den schmucken und selbst gebauten Holzkästen gebrütet und Vogelnachwuchs groß gezogen.
Die Fledermausnacht der „Parthefrösche“ war in diesem Sommer bereits die zweite - dieses Mal im heimischen Plaußiger Wäldchen. Im Juni hatten die jungen Naturschützer sich bei einem Ausflug zum Schloss Hohenprießnitz schon einmal mit den fliegenden Säugetieren beschäftigt. Weitere spannende Fledermausnächte werden bestimmt noch folgen.
Wer die Aktivitäten der NAJU-Kindergruppe unterstützen möchte, kann unter dem Stichwort „Plaußig-Portitz“ eine Spende auf das Konto des NABU bei der Sparkasse Leipzig überweisen (IBAN): DE88 8605 5592 1100 9119 59.