„Putzfrau, Kindermädchen, Baumeisterin, Klimatechnikerin, Honigproduzentin und Wächterin - sechs Berufe hat eine im Innendienst eines Bienenstocks tätige Arbeitsbiene, ehe sie in den Außendienst
zum Nektarsammeln geschickt wird“, erklärte Hobby-Imker Garrelt von Eshen den jungen Zuhörern, die ihn am 25. Mai 2013 besucht haben. Zu dem lehrreichen Ausflug eingeladen hatten die
„Parthefrösche“, die Kindergruppe des NABU Plaußig-Portitz.
Die fleißigen Insekten dagegen waren angesichts des Wetters weniger in Ausflugstimmung: Bei kühlen Temperaturen und wolkenverhangenem Himmel waren nur wenige Honigbienen unterwegs. Umso mehr
lauschten die jungen Gäste, dem Imker, der mit seinen Bienenstöcken im Tauchaer Ortsteil Seegeritz zuhause ist. „Rund 80 Prozent aller Blüten als Nahrungsmittel verwendeter Pflanzen werden durch
Bienen bestäubt“, betonte von Eshen die herausragende Bedeutung von Bienen. Umso ärgerlicher sei es, wenn Landwirte in der Umgebung zur Giftspritze greifen, beklagte der erfahrene Imker. Erst
kürzlich habe er so wieder zehn seiner Bienenvölker verloren. „Der Gifteinsatz ist zwar erlaubt, aber es hat verheerende Konsequenzen für die nektarsuchenden Bienen“, erklärte von Eshen. Aus
Süditalien müsse er sich nun teuren Ersatz beschaffen, mit Kosten in Höhe von ungefähr 150 Euro je verlorenem Bienenvolk.
„Auch die Schafskälte hat den Beständen in jüngster Zeit zugesetzt“, berichtete der Hobby-Imker, der mit seinen Problemen nicht allein dasteht. So wie ihm geht es nach seinen Worten vielen
Imkerkollegen im Raum Leipzig. „Wir haben vor allem mit Gifteinsatz und landwirtschaftlichen Monokulturen auf großen Schlägen zu kämpfen“, sagte von Eshen. Aber auch viele private Gartenbesitzer
hätten an dem allgegenwärtigen Bienensterben ihren Anteil, meinte der Experte. So sei es unter Imkern eine bekannte Tatsache, dass gerade an Wochenend- und Feiertagen viel mehr Bienen als sonst
von ihren Sammelflügen nicht in ihre Stöcke zurückkehrten. „Weil eben auch in Kleingärten bienengiftige Pflanzenschutzmittel verwendet werden, obwohl Alternativen, zur Verfügung stünden“,
kritisierte von Eshen.
Doch allen Widrigkeiten zum Trotz: Auch in diesem Jahr werden die fleißigen Bienen wieder reichlich Honig produzieren; Imker von Eshen geht davon aus, dass er ab Mitte Juni Honig aus eigener
Produktion verkaufen kann. „Zurzeit benötigten die Bienenvölker den Honig aber noch selbst, um bei den kalten Frühlingstemperaturen bei Kräften zu bleiben.“
Am Ende kam von Eshen noch auf ein weiteres Problem zu sprechen: "Ich würde gerne Schülern das Imkerhandwerk beibringen, so wie ich das von meinem Großvater gelernt habe.“ Doch bisher seien seine
Nachfragen in Tauchaer Schulen ohne Erfolg, beklagt der Hobby-Imker. Und so gibt er sein Wissen gerne auf andere Weise weiter – an Schüler und Kindergartenkinder, aber auch an Spaziergänger, die
sein idyllisches mit Wildblumen und Obstbäumen bestandenes Anwesen in Seegeritz besuchen oder vor seinen Schautafeln am Gartenzaun verweilen.
Fotos: Mario Vormbaum