Nachtwanderung zum MiMo-Teich

Spannende Fledermausnacht in Plaußig

Die NABU-Fledermausexperten Katharina Wollschlä- ger und Andreas Woiton berichteten im Hof der Naturschutzstation in Plaußig über das Leben der Fledermäuse. Fotos: Mario Vormbaum
Die NABU-Fledermausexperten Katharina Wollschlä- ger und Andreas Woiton berichteten im Hof der Naturschutzstation in Plaußig über das Leben der Fledermäuse. Fotos: Mario Vormbaum

Rund 20 Kinder und Eltern waren zur Fledermausnacht der „Parthefrösche“ gekommen und konnten viel über die heimischen Arten lernen. Sie sind nächtliche Flugkünstler, die in der Dunkelheit Ultraschalllaute ausstoßen, die für Menschen in der Regel unhörbar sind. Damit können sie sich orientieren und auch ihre Beutetiere im Flug orten. „Aber die Fledermäuse sind nicht blind“, erzählte Andreas Woiton den Zuhörern und erklärte, wie die Fledermäuse ihre Beutetiere umklammern und dann verspeisen. Die Masse der Insekten, die eine Fledermaus jede Nacht erbeutet, entspricht ihrem eigenen Körpergewicht.
An das nächtliche Jagen sind die Fledermäuse also bestens angepasst, dennoch ist ihr Überleben gefährdet, berichtete Woiton: „Seit 50 Jahren geht der Bestand der Fledermäuse in Sachsen immer weiter zurück.“ Ursache dafür ist der Verlust von Unterschlupfmöglichkeiten. Alte, höhlenreiche Bäume sind immer seltener zu finden, gravierende Folgen haben aber auch Gebäudesanierungen, „dabei werden manchmal ganze Fledermauspopulationen einfach eingemauert“, erzählte Andreas Woiton.
Notwendig ist der Schutz der natürlichen Lebensräume, aber auch für genügend Unterschlupfmöglichkeiten und geeignete Winterquartiere muss gesorgt werden. Bei Gebäudesanierungen sollte man möglichst Einschlupfmöglichkeiten für die Tiere erhalten. Helfen kann man zum Beispiel mit Fledermauskästen, die man sich aus Holz selbst zusammenzimmern kann. Bauanleitungen dafür gibt es unter anderem beim NABU-Regionalverband Leipzig im Naturschutzbüro in Gohlis.

Fledermausexperte Andreas Woiton hatte eine junge Zwergfledermaus mitgebracht, die er aufzieht. Alle wollten das winzige Tier einmal aus der Nähe betrachten.
Fledermausexperte Andreas Woiton hatte eine junge Zwergfledermaus mitgebracht, die er aufzieht. Alle wollten das winzige Tier einmal aus der Nähe betrachten.

Zuweilen müssen Menschen auch einzelnen Fledermäusen helfen, verwaisten Jungtieren zum Beispiel. Auch dieser Aufgabe widmen sich Katharina Wollschläger und Andreas Woiton. Einen ihrer Pfleglinge hatten sie in einer speziellen Box nach Plaußig mitgebracht, denn die Tiere müssen regelmäßig mit Nahrung versorgt werden. Die nur wenige Gramm schwere und winzige junge Zwergfledermaus wurde von allen Teilnehmern bestaunt, und sie war ein begehrtes Fotomotiv.



„Wenn ein Fledermausweibchen sein Jungtier verliert, sucht es noch mindestens drei Tage nach ihm“, erzählte Andreas Woiton. Deshalb sollte man aufgefundene Jungtiere an ihrem Fundort auf ein Tuch gebettet auf den Hals einer Flasche legen, um das Wiederauffinden und die Wiederaufnahme der Jungtiere durch ihre suchende Mutter zu ermöglichen. Keinesfalls sollte man den Fledermäusen Milch verabreichen, denn daran könnten sie sterben. Stattdessen sollte man den hilflosen Tieren Wasser zur Flüssigkeitsaufnahme anbieten. „Wenn derartige Hilfsaktionen nicht nach drei Tagen zum Erfolg führen, sollte man einen ausgewiesenen Fledermausexperten informieren, die man beispielsweise beim NABU findet. Keinesfalls sollte man ohne Beratung versuchen, die Jungtiere selbst aufzuziehen, betonten die Experten, die noch viele weitere Ratschläge parat hatten, wie man den heimischen Fledermäusen helfen kann.

Mit einem Fledermausdetektor kann man die Ultraschallaute der Tiere für menschliche Ohren hörbar machen und sogar die Art bestimmen.
Mit einem Fledermausdetektor kann man die Ultraschallaute der Tiere für menschliche Ohren hörbar machen und sogar die Art bestimmen.

Wie bestellt zeigten sich am Schluss des Vortrags der beiden Fledermausexperten die ersten Fledermäuse mit ihrem typischen flatternden Flug in der einbrechenden Dämmerung direkt über der Plaußiger Naturschutzstation. Erstklässler und „Parthefrosch“ Mika aus Portitz hatten die Tiere aber nicht nur gesehen, sondern zuvor auch gehört. „Junge Menschen können bestimmte Ortungslaute der Fledermäuse noch hören. Erwachsene haben aber schlechte Karten, vor allem, wenn sie in der Jugend häufig in der Disko waren“, erklärte Andreas Woiton.
Dann ging es los, hinaus in die Dunkelheit. Die Wanderung führte zum sogenannten „MiMo-Teich“ im Plaußiger Wäldchen. Um die Atmosphäre perfekt zu machen, waren auch noch die schaurigen Bettelrufe hungriger junger Waldkäuze zu hören. Im Licht von Taschenlampen konnten dann verschiedene Fledermausarten beobachtet werden. Außerdem wurden Fledermausdetektoren eingesetzt, mit denen man die Ultraschalllaute der Tiere für das menschliche Ohr hörbar machen kann. Mit diesen Tönen ist es sogar möglich, die jeweilige Fledermausart zu identifizieren.
Ermutigt durch das große Interesse an der Fledermausnacht, möchte die NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz weitere Veranstaltungen und Artenschutzaktionen für diese Tiere anbieten. Andreas Woiton versprach dabei seine Unterstützung. Für den Leipziger Nordosten sollen in Kürze Fledermauskästen gebaut und aufgehängt werden. Außerdem sollen die Fledermausarten auf Kirchtürmen und anderen Gebäuden in der Region erfasst werden.