Die Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) gehört zu den hochwüchsigen unter den einheimischen Bäumen, sie kann über 40 Meter hoch und etwa 300 Jahre alt werden. Das Höhenwachstum findet in den ersten 50 bis 100 Lebensjahren des Baumes statt, das Dickenwachstum des Stammes geht auch danach weiter, sodass alte Eschen einen Stammdurchmesser von mehr als einem Meter haben können.
Die Esche hat gefiederte Blätter, das heißt jedes Blatt besteht aus einem Stiel, an dem 9 bis 15 kleine Fiederblättchen sitzen. Als Schösslinge sind Eschen ziemlich schattentolerant, später jedoch lichtbedürftig. Um das Sonnenlicht optimal ausnutzen zu können, sind die einzelnen Fiederblättchen, aber auch ganze Blätter in der Lage, sich zu biegen oder zu drehen. Im Herbst verfärben sie sich kaum, werden nur etwas gelblich, fallen dann ab und werden am Boden relativ rasch zersetzt. Früher hat man das Laub als Winterfutter für das Vieh genutzt. Dafür wurden Eschen vielfach als Schneitelbäume angepflanzt, die Zweige also im Sommer geschnitten, um das Laub zu trocknen und im Winter zu verfüttern. Das Zurückschneiden vertragen Eschen ausgesprochen gut, sie sind sehr regenerationsfähig, und auch ältere Bäume können problemlos wieder aus dem Stock ausschlagen.
Die Esche ist das einzige heimische Holzgewächs mit schwarzen Knospen. Sie sind dicht filzig mit dunklen Härchen besetzt, die als Verdunstungsschutz dienen und für eine Erwärmung der Knospen sorgen. Diese sind bereits im Juli fertig entwickelt, dennoch lässt sich die Esche im nächsten Frühjahr Zeit: Sie ist die am spätesten austreibende heimische Baumart und zeigt manchmal erst Ende Juni ihre Belaubung.
Im März oder April – also noch bevor sich die Laubblätter zeigen – tragen Eschen ihre Blüten, die in Rispen zusammenstehen und durch Wind bestäubt werden. Die danach entstehenden Früchte sind
Flügelnüsse, die oft erst im nächsten Frühjahr vom Baum fallen. Sie können leicht mehr als 100 Meter weit vom Stamm entfernt zu Boden gehen. Die Samen sind in der Lage, mehrere Jahre in der Erde
zu überdauern, um erst bei günstigen Bedingungen auszukeimen.
Die Gewöhnliche Esche wächst hauptsächlich in Auen- und Schluchtwäldern. Sie ist jedoch sehr anpassungsfähig und auch auf trockeneren und eher flachgründigen Standorten zu finden. Das
außergewöhnlich biege-, schlag- und zugfeste Holz der Esche wurde früher zum Beispiel für Achsen, Deichseln, Ruder, Bögen und Speere eingesetzt, heute unter anderem für Sportgeräte,
Werkzeugstiele und Furniere.
Die Gewöhnliche Esche ist im Leipziger Auwald die häufigste Baumart und bildet etwa 40 Prozent des Baumbestandes. Dieser hohe Anteil entstand durch eine gezielte forstliche Förderung in früheren Jahrzehnten. Der Anteil der Esche wird sich in Zukunft verringern. Aus naturschutzfachlicher Sicht, war eine Reduzierung des Eschenanteils mittelfristig geplant, doch aufgrund dramatischer Ereignisse verringert sich der Eschenbestand wesentlich schneller.
Die Esche kann als Auwaldbaumart bis zu 30 Tage andauernde Überflutungen überstehen, doch im Leipziger Auwald gibt es bereits seit vielen Jahrzehnten solche Hochwasserereignisse nicht mehr. Deichbau und Flussregulierungen haben das Auenökosystem von der überlebensnotwendigen Wasserversorgung abgeschnitten und sorgen für eine andauernde Entwässerung. Obwohl das seit vielen Jahren von Naturschützern beklagt wird, gibt es noch kein wirksames Umsteuern. Auenrevitalisierung und Hochwasserschutz müssten Hand in Hand gehen, bislang kommt die Revitalisierung aber nicht entscheidend voran. Mit kleinen Projekten, an denen teilweise auch der NABU beteiligt war und ist, versucht man hier und da gegenzusteuern, dazu zählen der Burgauenbach, das Projekt „Lebendige Luppe“ oder die „Paußnitzflutung“. Gemeinsam mit Wissenschaftlern und anderen Naturschutzakteuren hat der NABU ein Konzept zur Rettung des Leipziger Auenökosystems erarbeitet. Es ist nötig, die darin vorgeschlagenen Maßnahmen so schnell wie möglich umzusetzen.
Absterbende Eschen im Leipziger Auwald. Fotos: René Sievert
Die durch den Auenzustand ohnehin geschwächten Eschen sind seit einigen Jahren akut durch eine Pilzinfektion gefährdet, das sogenannte Eschentriebsterben. Derart vorgeschädigt erlebten sie zuletzt mehrere Dürrejahre und damit einhergehend einen Befall durch Borkenkäfer. Die Schadereignisse führen dazu, dass derzeit viele Eschen im Leipziger Auwald absterben. Leider sind auch andere Baumarten durch vergleichbare Probleme geschädigt. Um auf diese dramatische Situation aufmerksam zu machen, wurde die Gewöhnliche Esche zur Leipziger Auwaldpflanze des Jahres 2021 gewählt. „In diesem Jahr wollen wir eine Auwaldart küren, die stellvertretend für den gestressten Auwald steht“, erklärte Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. Weitere Informationen