Schutz der Biologischen Vielfalt

Engagement des NABU für den Leipziger Auwald

Das Auenökosystem ist auf periodische Hochwasserer­eignisse angewie­sen, sie wieder zu ermöglichen, ist deshalb eins der wichtigsten Natur­schutzziele. Neben dieser Auenrevitalisierung gilt es, den Auwald als artenreiche Kulturlandschaft zu erhalten. Ihre große Biodiversi­tät verdankt sie auch einer naturverträg­lichen Forstbewirtschaftung, die in der Schutzgebietsverordnung und im FFH-Managementplan geregelt ist. Der NABU setzt sich dafür ein, dass dabei ökologische Zusam­menhänge und der Artenschutz beachtet werden. Zudem ist der NABU selbst in der Biotoppflege aktiv, mäht beispielsweise ökologisch wertvolle Wiesen in der Auenlandschaft und kümmert sich um den Erhalt von Still- und Fließgewässern sowie mit Informationsveranstaltungen um die Umweltbildung. Der NABU arbeitet mit Wissenschaftlern, ortskundigen Fachleuten und anderen Naturschutzverbänden zusammen und engagiert sich auch auf landespolitischer Ebene für den Auenschutz.

 

Blick aus 35 m Höhe über den Auwald in Richtung Stadtzentrum. Foto: Christa Rasch
Blick aus 35 m Höhe über den Auwald in Richtung Stadtzentrum. Foto: Christa Rasch

Luppe, Parthe, Pleiße und Weiße Elster sowie ihre zahlreichen Verzweigungen und Nebenarme durchziehen die Region Leipzig – es ist eine Fluss- und Auenlandschaft, die nach der letzten Eiszeit entstand. Die Dynamik von Hochwasserereignissen sorgte für eine Vielfalt an Lebensraumtypen und Arten.

Sobald diese Landschaft vom Menschen besiedelt werden konnte, begann er damit, Einfluss zu nehmen auf dieses Ökosystem. Aus frühen Siedlungen entstand vor mehr als 1.000 Jahren die Stadt Leipzig, die größer und größer wurde. Die zunehmende Besiedlung und Nutzung der Aue, Flussregulierungen und nicht zuletzt der Braunkohletagebau haben dazu geführt, dass die ursprüngliche Landschaft drastisch verändert wurden. Heute ist das Leipziger Auenökosystem längst keine urwüchsige Naturlandschaft mehr, aber dennoch einzigartig und ökologisch wertvoll. Die unmittelbare Nähe von Großstadt und Auenlandschaft, die mit Parks und Vororten einander sogar durchdringen, führt zu einem artenreichen Lebensraum, Heimat einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten und wertvoll für das Wohlergehen der Menschen.

 

Umweltbildung und Biotoppflege

Wiesenpflege an den Papitzer Lachen. Foto: Karsten Peterlein
Wiesenpflege an den Papitzer Lachen. Foto: Karsten Peterlein

Der Auwald ist Leipzigs bedeutendstes Naturerbe, aber auch beliebtes Ausflugsziel und Wirtschaftswald. Einerseits werden Projekte realisiert, die der Auwaldnatur zugutekommen sollen, zugleich drohen diesem artenreichen Ökosystem zahlreiche Gefahren und Interessenskonflikte. Engagiert streiten verschiedene Gruppen für ihre jeweiligen Interessen, vielfach ohne um diese ökologischen Besonderheiten zu wissen. Deshalb ist Umweltbildung und Information über das Auenökosystem ein wichtiges Arbeitsfeld des NABU in Leipzig. Hinzu kommen Projekte zur Arterfassung die zum Teil bereits viele Jahrzehnte Daten aus ehrenamtlicher Feldarbeit liefern und heute durch wissenschaftliche Daten ergänzt werden, die beispielsweise vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) oder von der Universität Leipzig erhoben werden.

Eine weitere Säule des NABU-Engagements in der Leipziger Auenlandschaft ist der Biotopschutz. Zu diesem Zweck hat der NABU bereits in den Neunzigerjahren Flächen erworben, die nun ausschließlich dem Schutz der Natur dienen. Dabei handelt es sich unter anderem um Wiesen, die regelmäßig gemäht werden, zum Teil ausschließlich in Handarbeit mit Sensen und Rechen. Diese Arbeitseinsätze zur Biotoppflege sind stets gut besuchte Mitmachaktionen des NABU Leipzig. Der Erfolg dieser fleißigen Arbeit zeigt sich in der naturschutzfachlich positiven Entwicklung der Vegetation auf diesen Flächen.

Wetrvoller Lebensraum in der Auenlandschaft: die Papitzer Lachen. Foto: René Sievert
Wetrvoller Lebensraum in der Auenlandschaft: die Papitzer Lachen. Foto: René Sievert

Ein weiteres NABU-Arbeitsfeld neben Umweltbildung, Arterfassung und Biotoppflege ist das Engagement für eine Revitalisierung des Auenökosystems in einem größeren Maßstab. So beteiligt sich der NABU Leipzig intensiv an Überlegungen zur Zukunft der Fließgewässer und des Hochwasserschutzes in der Region. Der NABU hat bereits mehrere praktische Projekte realisiert, die einer Wiederherstellung auentypischer Verhältnisse dienen. Dazu zählen beispielsweise die Anlage des Burgauenbachs in den Neunzigerjahren, die fortlaufende ökologische Bewässerung der Papitzer Lehmlachen sowie das Projekt „Lebendige Luppe“, das unter anderem eine Wiederbelebung historischer, heute trockengefallener Fließgewässer in der Aue zum Ziel hat.

Der Burgauenbach wird bis heute vom NABU Leipzig im Rahmen einer „Bachpatenschaft“ betreut: Mitglieder der Naturschutzjugend sind mehrmals im Jahr an der Fließstrecke unterwegs, dokumentieren den Gewässerzustand, die Entwicklung der Natur und sie befreien die Ufer und Durchflussstellen von Müll.

Der Burgauenbach. Foto: Daniela Dunger
Der Burgauenbach. Foto: Daniela Dunger

 

Bewusstseinswandel ist erforderlich

Zum Erhalt der artenreichen Auenlandschaft existieren verschiedene Schutzgebiete, wie das rund 5.900 Hektar große Landschaftsschutzgebiet „Leipziger Auwald“ sowie die Naturschutzgebiete „Burgaue“, „Luppeaue“ und „Elster-Pleiße-Auwald“, um nur einige Beispiele zu nennen. Zugleich handelt es sich um Natura-2000-Gebiete (FFH-Gebiet „Leipziger Auensystem“ und SPA-Gebiet „Leipziger Auwald“), die nach EU-Recht geschützt sind. Leider verhindern diese zahlreichen Schutzgebiete und Schutzkategorien nicht, dass immer wieder der Biotop- und Artenschutz von den Verantwortlichen hintenangestellt wird. Dagegen zu protestieren und vorzugehen gehört auch zur Sisyphusarbeit des NABU Leipzig. Beispielsweise gefährdet die von der Stadtverwaltung angestrebte wassertouristische Erschließung der Leipziger Gewässer den Bruterfolg geschützter Vogelarten. Ein besonders prominentes Beispiel ist der Eisvogel im Floßgraben. Obwohl er Zielart des dort befindlichen Europäischen Vogelschutzgebietes ist und eine Störung seiner Brut auch nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten ist, kommt es alljährlich zu Diskussionen über den Schutz seines Lebensraums und seiner Nistplätze.

Eisvogel. Foto: Karsten Peterlein
Eisvogel. Foto: Karsten Peterlein

Kommerzielle Interessen, Bauprojekte, die Förderung von Freizeitindustrie und Tourismus werden oftmals höher bewertet als der Schutz der artenreichen Natur- und Kulturlandschaft. Aus Sicht des NABU ist das eine kurzsichtige Politik! Besser wäre eine nachhaltige, naturverträgliche Entwicklung der Region. Für Leipzig könnte der Auenschutz eine Erfolgsgeschichte sein, doch dafür wäre ein Bewusstseinswandel notwendig. Ihn herbeizuführen, ist ein wichtiges Anliegen des NABU in Leipzig. Obwohl sich viele Bürger immer wieder für mehr Naturschutz aussprechen, fallen die Entscheidungen der Leipziger Behörden oft anders aus.

 

Praktischer Naturschutz

Eine intakte Aue bietet mit ihren Ökosystemleistungen auch den Menschen großen Nutzen, das grüne Umfeld dient dem Wohlbefinden. Intakt aber ist die Aue leider nicht. Deiche und Flussregulierungen haben sie insbesondere im 20. Jahrhundert trockengelegt. Deshalb befinden sich viele auentypische FFH-Lebensraumtypen, die wie zum Beispiel der Hartholzauwald auf gelegentliche Überschwemmungen angewiesen sind, überwiegend nicht im besten Erhaltungszustand. Es ist daher dringend erforderlich, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine naturnahe Auendynamik soweit wie möglich wieder herzustellen. Insbesondere eine auentypische Grundwasserschwankung, die Wiederbelebung historischer Fließgewässer, die regelmäßige, kurzzeitige Überschwemmung von Flächen in der Aue und Prozesse der Sedimentumlagerung sind dafür nötig. Die Neue Luppe wurde als Wasserabflusskanal in den Dreißiger- bis Fünfzigerjahren angelegt und entwässert seitdem weite Teile der Nordwestaue. Das muss sobald wie möglich beendet werden, die Wassermenge müsste besser wieder durch die historischen Luppearme fließen, die noch weitgehend vorhanden sind und „im Dornröschenschlaf“ liegen.

Im Rahmen des Projekts "Lebendige Luppe" konnte der NABU das Einlassbauwerk für die Bewässerung der Papitzer Lachen erneuern. Foto: Philipp Steuer
Im Rahmen des Projekts "Lebendige Luppe" konnte der NABU das Einlassbauwerk für die Bewässerung der Papitzer Lachen erneuern. Foto: Philipp Steuer

Während das Zukunftswüsche und berechtigte Forderungen sind, tut der NABU im kleineren Maßstab bereits heute soviel wie möglich für den Erhalt von Auenlebensräumen. Dazu zählen ganz besonders die Papitzer Lachen bei Schkeuditz. Diese Kleingewässer entstanden durch Lehm- und Kiesabbau. Während früher Kleingewässer durch Hochwasserereignisse in der Aue immer wieder neu geschaffen wurden, sind heute die künstlich entstandenen Lachen die letzten Rückzugsgebiete vieler Arten, wie zum Beispiel von Rotbauchunke und Laubfrosch. Ehrenamtliche Naturschützer haben die Lachen vor Zerstörung bewahrt, und in den Siebzigerjahren wurden sie unter Schutz gestellt, seit seiner Gründung engagiert sich der NABU Leipzig für ihren Erhalt. In den Neunzigern wurde vom NABU eine provisorische Bewässerung der Lachen aufgebaut, die wegen der Neuen Luppe von Austrocknung bedroht waren. Im Rahmen des Projekts „Lebendige Luppe“ konnte sie erneuert werden und ermöglicht nun weiterhin die ökologisch orientierte jahreszeitlich wechselnde Bewässerung, die eine natürliche Auendynamik simuliert. Dadurch konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten die Populationen von Rotbauchunke und Laubfrosch deutlich erholen, aber auch viele andere auentypische Tier- und Pflanzenarten profitieren von diesem Engagement des NABU.

 

Lobby für die Auwaldnatur

Die Neue Luppe ist ein Kanal, der die Nordwestaue entwässert. Die eingedeichten und begradigten Flüsse versorgen die Aue nicht mehr mit Hochwasser. Foto: Claudia Tavares
Die Neue Luppe ist ein Kanal, der die Nordwestaue entwässert. Die eingedeichten und begradigten Flüsse versorgen die Aue nicht mehr mit Hochwasser. Foto: Claudia Tavares

Flussauen sind gefährdete Lebensräume, obwohl ihr Schutz nicht nur der Natur sondern auch dem Hochwasserschutz dient. Der Handlungsbedarf ist also groß, dennoch sind NABU-Naturschutzprojekte in der Aue nicht unumstritten. Sie sind nur kleine Mosaiksteine, die nicht alle Probleme lösen, lautet ein Vorwurf. Doch die naturschutzfachlichen Erfolge zeigen, dass auch kleine Anstrengungen sich lohnen. Andere kritisieren Wiesen- und Gewässerpflege oder ökologische Waldbewirtschaftung, sie würden lieber der Natur ihren Lauf lassen. Doch ein solches Nichtstun kann nicht zu einer artenreichen Auenlandschaft führen, solange die Hochwasserdynamik fehlt. Deshalb werden die Naturschutzmacher des NABU aktiv und kümmern sich soweit sie es ermöglichen können um die Tier- und Pflanzenwelt der Aue.

Im Projekt „Lebendige Luppe“ konnte der NABU weitere Erfahrungen im Bereich Auenökologie und Öffentlichkeitsarbeit sammeln, mit der Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft „Auenentwicklung“ hat der NABU sein Engagement im Auenschutz ebenfalls intensiviert. Das gibt dem NABU Leipzig bei seiner künftigen Arbeit wichtigen Rückhalt, denn angesichts der „wachsenden Stadt“ schrumpft im selben Maße die Natur. Immer neue Konflikte tun sich auf und der NABU Leipzig hat alle Hände voll zu tun, sich für Mensch und Natur in der Aue und in der Stadt zu engagieren. Mitstreiter sind dabei stets herzlich willkommen.

 

NABU-Zentrum für Auenentwicklung

Bei Umweltbildungsveranstaltungen lernen Groß und Klein die Auenökologie kennen. Foto: Mario Vormbaum
Bei Umweltbildungsveranstaltungen lernen Groß und Klein die Auenökologie kennen. Foto: Mario Vormbaum

Um die Aktivitäten zum Auenschutz und zur Auenrenaturierung zu bündeln, hat der NABU in Leipzig im Dezember 2017 das NABU-Zentrum für Auenentwicklung Sachsen eröffnet, das seinen Sitz in der Naturschutzstation des NABU Leipzig hat.

Das Zentrum für Auenentwicklung versteht sich als Informations- und Anlaufstelle für alle Fragen und Anliegen zum Thema Auenschutz und Auenent­wicklung in Sachsen, in erster Linie aber als Projektentwickler und -umsetzer. Interessierte Bürger, Behörden und Institutionen finden hier Ansprechpartner für Fragen, Anliegen und Ideen.

Eine wichtige Aufgabe des neu eröffneten NABU-Auenzentrums ist die Öffentlich­keits- und Pressearbeit. Vordringlich wird sich das NABU-Zentrum für Auenentwicklung aber der Erarbeitung und Umsetzung von eigenen praktischen Projekten zur Auenrenaturierung widmen. Schon seit Jahrzehnten engagiert sich der NABU im Rahmen solcher Projekte für Erhalt und Entwicklung von Auen-Biotopen. Dazu zählen die Arbeiten zum Erhalt der Papitzer Lehmlachen, das Projekt „Lebendige Luppe“ oder das Projekt für die Wiederansiedlung der fast ausgestorbenen Schwarzpappel in den sächsischen Flussauen.

Nicht zuletzt spielt die Umweltbildung eine wichtige Rolle in der Arbeit des NABU-Auenzentrums. Es bietet Lehrern und Schülern, die sich für das Thema Aue und Auwald interessieren, umfangreiches Informationsmaterial, Exkursionsangebote, Kontakt zu Ansprechpartnern und vieles mehr.

Zukünftig sollen weitere praktische Vorhaben hinzukommen; hier gibt es erste Ansätze für die naturnahe Entwicklung von nicht mehr angeschlossenen Altarmen an Weißer Elster oder Mulde.

 

Forstwirtschaft und Naturschutz

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Der Leipziger Auwald wird forstwirtschaftlich genutzt, wobei gleichzeitig ein ökologisch orientierter Waldumbau realisiert wird, wodurch die Baumartenzusammensetzung so verändert wird, dass sie den natürlichen standorttypischen Verhältnissen nahekommt. Naturfreunde fragen den NABU, warum er sich nicht gegen „Kahlschlag“ und die „Gewinnsucht“ der Forstwirtschaft ausspricht. Es handelt sich jedoch nicht um Kahlschlag und Gewinnsucht, sondern um eine Waldbewirtschaftung, die im Leipziger Auwald auch als Landschaftspflege verstanden werden kann. Daneben macht es der ökologisch orientierte Waldumbau erforderlich, bestimmte Baumarten zu dezimieren und andere zu fördern. Insgesamt wird sich das Waldbild verändern, da ein naturnaher Auwald anders aussieht, als das, was die Menschen als Leipziger Auwald aus DDR-Zeiten kennen.

Das Eschentriebsterben ist am Absterben der Zweige in der Baumkrone zu erkennen. Viele Eschen sind bereits abgestorben. Foto: René Sievert
Das Eschentriebsterben ist am Absterben der Zweige in der Baumkrone zu erkennen. Viele Eschen sind bereits abgestorben. Foto: René Sievert

Hinzu kommt das Eschentriebsterben, das im Rahmen der Verkehrssicherung erforderlich macht, die Eschen insbesondere in vielbesuchten Waldgebieten in kürzerer Zeit zu fällen, als geplant. Anders als in anderen Regionen, die vom Eschentriebsterben betroffen sind, werden in Leipzig dennoch nicht mehr Eschen gefällt, als die mehrjährige Forstplanung ohnehin vorsieht; sie werden nur in einem kürzeren Zeitraum gefällt als ursprünglich geplant.

Aus ökologischer Sicht sind viele Eingriffe langfristig von Vorteil für ein naturnahes Waldbild und kurzfristig ebenfalls oft förderlich für die Biodiversität. Dynamik und (Zer-)störungen fördern die Vielfalt; ein sich selbst überlassener Leipziger Auwald hingegen würde nicht zum „Urwald“, sondern aus verschiedenen Gründen (wie fehlende Hochwasser, zu kleine Fläche, Klimawandel, Überdüngung etc.) zu einem ökologisch weitgehend wertlosen Ahornwald. Das naturschutzfachliche Leitbild orientiert sich nicht an einem Urwald, sondern an der artenreichen Kulturlandschaft vor dem Beginn der Flussregulierung und Industrialisierung, die auch von einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung geprägt war. Gerade Störungen, Lichtungen, Waldränder, Rohböden, Offenland etc. sind ökologisch wertvoll, ein feuchter dunkler Waldbestand, wie er im 20. Jahrhundert den Leipziger Auwald charakterisiert, eher nicht.

Obwohl die Eiche gefördert werden soll, können auch Eichen gefällt werden, zum Beispiel wenn sie zu dicht stehen, um einzelne Starkbäume zu fördern. Zudem werden gefällte Bäume oft für Eichen gehalten, werden jedoch mit anderen Baumarten verwechselt, deren Borke ähnlich aussieht, wie Esche oder Pappel.

 

Artenschutz muss beachtet werden!

Auch wenn der NABU Leipzig grundsätzlich die Forstarbeiten befürworten kann, ist es in vielen Fällen aber leider so, dass dabei der gesetzliche Artenschutz nicht ausreichend beachtet wird. So dürfen durch Forstarbeiten nicht die Lebensstätten oder Lebensgrundlagen besonders geschützter Arten zerstört werden. Der Schutz von Baumhöhlen oder nachgewiesenen Fledermausquartieren, Eulen, Horsten etc. ist erforderlich, leider wird das in einigen oder sogar in vielen Fällen nicht beachtet! Auch am Boden lebende geschützte Arten sind durch Forstarbeiten gefährdet und müssen besser geschützt werden, beispielsweise Amphibien zur Zeit der Amphibien­wanderung im Frühjahr.

Der Mittelspecht gilt als typischer Urwald­bewohner. In Mitteleuropa lebt er oft in Augebieten und in naturbelassenen großen Wäldern. Zur Nahrungssuche benötigt er stark strukturiertes Totholz und Bäume mit grobrissiger Borke, in der er in Ritzen und Spalten Nahrung findet. Das ist vor allem im Winter wichtig, während der Mittelspecht im Sommer die Beute bevorzugt von Blättern und Zweigen ab­sammelt. Seine Bruthöhle zimmert er in leicht morschem Holz, oft an abstehenden Ästen mit dem Einflugloch unten. Anders als der Bunt­specht trommelt der Mittelspecht kaum, um sein Revier zu kennzeichnen, während der Balz lässt er stattdessen ein typisches Quäken hören.

Der Mittelspecht ist ein charakteristischer Bewohner des Leipziger Auwalds. Nach der EU-Vogelschutz­richtlinie muss sein Lebensraum geschützt werden. Foto: NABU/Tom Dove

 

Eschentriebsterben

Bedauerlich ist, dass aufgrund des Eschentriebsterbens in so großem Maße Bäume gefällt werden müssen. Die Förster der Stadt Leipzig beschränken sich dabei auf die besonders schwer geschädigten Bäume und lassen leicht erkrankte stehen. Dennoch gibt es großangelegte Fällungen. Ökologisch bedeuten diese Arbeiten einen schweren Eingriff, da der Lebensraum deutlich verändert wird. Der NABU Leipzig bemüht sich, die Forstverwaltung auf besonders schützenswerte Höhlenbäume hinzuweisen. Die Höhlen werden oftmals gar nicht in den betreffenden Eschen zu finden sein, doch der Verlust der Nachbarbäume könnte sich dennoch negativ bemerkbar machen.

Flächenhafte Baumfällungen sind zunächst ein schwerwiegender Eingriff, ermöglichen aber das Wachstum junger, standorttypischer Bäume. Unterschiedlich alte Bestände führen dann zu größerer Biodiversität im Wald. Foto: René Sievert
Flächenhafte Baumfällungen sind zunächst ein schwerwiegender Eingriff, ermöglichen aber das Wachstum junger, standorttypischer Bäume. Unterschiedlich alte Bestände führen dann zu größerer Biodiversität im Wald. Foto: René Sievert

Leider gibt es praktisch keine Alternative. Das Eschentriebsterben führt ohnehin zum Absterben der Bäume. In den öffentlich stark frequentierten Bereichen ist die Fällung daher nötig, um die Gesundheit oder gar das Leben von Menschen zu schützen, die sonst durch herabstürzende Äste oder umfallende Bäume gefährdet wären.

Im Zuge des ökologisch orientierten Waldumbaus ist im Leipziger Auwald ohnehin die Reduzierung des Eschenbestandes geplant, aber ursprünglich nicht auf diese drastische Weise. Das Eschentriebsterben führt nun leider zum beschleunigten Verlust dieser Baumart. Dabei kommt die vielfältige Leipziger Auenlandschaft noch vergleichsweise glimpflich davon. Zum einen ist es hier anderen Baumarten möglich, die Lücken zu füllen, zum anderen sind hier bisher auch einige Eschen verschont geblieben, was unter anderen, zum Beispiel monotoneren, Standortbedingungen vermutlich nicht der Fall wäre. In anderen Landschaften wird das Eschentriebsterben hingegen zum Verlust großer oder kompletter Waldflächen führen.

Der Stadtforst lässt sich von Forstexperten, Waldökologen und Pilzexperten beraten. Auch der NABU Leipzig ist teilweise beratend eingebunden. Ziel ist es, das Waldökosystem vital zu erhalten und ökologische Schäden zu minimieren, die einerseits durch die Baumkrankheit, andererseits aber auch durch die Fällungen entstehen können. Ganz zu verhindern sind negative Folgen leider nicht. Starke ökologische Veränderungen können aber auch Teil einer dynamischen Waldökologie sein. So ist ein Nachteil für etablierte Arten möglich, gleichzeitig kann aber eine Besiedlung der veränderten, neuen Lebensräume die Biodiversität vergrößern.

Fledermäuse leben häufig unbemerkt in Baumhöhlen, Ritzen und Spalten. Es muss verhindert werden, dass ihre Quartiere bei Forstarbeiten soweit verloren gehen, dass sie keinen Ersatz mehr finden können. Foto: NABU/Dietmar Nill
Fledermäuse leben häufig unbemerkt in Baumhöhlen, Ritzen und Spalten. Es muss verhindert werden, dass ihre Quartiere bei Forstarbeiten soweit verloren gehen, dass sie keinen Ersatz mehr finden können. Foto: NABU/Dietmar Nill

Soweit das in der ehrenamtlichen Freizeitarbeit möglich ist, bemüht sich der NABU Leipzig nach Kräften, dem Forst wichtige Hinweise zu besonders schützenswerten Bäumen oder Waldteilen zu geben. Die ehrenamtlichen Möglichkeiten reichen jedoch nicht aus, um den Artenschutz bei Forstarbeiten sicherzustellen. Die Naturschutzbehörde oder die Abteilung Stadtforst benötigen nach Auffassung des NABU Leipzig Personal, das dafür zuständig ist, beispielsweise für die Erfassung von Höhlenbäumen oder gesetzlich geschützter Arten. Zudem gibt es weiteren Forschungsbedarf. 

Das Eschentriebsterben tritt seit den Neunzigerjahren in Europa auf und wurde vermutlich aus Asien eingeschleppt. Die Krankheit wird von einem Pilz verursacht, der über die Laubblätter in Eschen eindringt. Betroffen sind vor allem jüngere Bestände, aber auch ältere Eschen werden infiziert. Im Verlauf weniger Jahre kommt es von den Trieben (Zweigen) her (daher der Name) zu einem fortschreitenden Absterben des Baumes. Der NABU Leipzig informierte bereits 2014 über das Thema. 

 

Förderung von Auwaldbaumarten

Eine Naturverjüngung der typischen Auwaldbaumarten fndet nicht statt. Im Unterstand findet man vorwiegend Ahorn. Foto: Christa Rasch
Eine Naturverjüngung der typischen Auwaldbaumarten fndet nicht statt. Im Unterstand findet man vorwiegend Ahorn. Foto: Christa Rasch

Wie fast alle mitteleuropäischen Auwälder ist der Leipziger Auwald ein sehr artenreiches, wertvolles Ökosystem. Er ist aber auch ein Produkt jahrtausendelanger intensiver, nachhaltiger menschlicher Nutzung. Typisch sind in der Hartholzaue mosaikartige Strukturen und eine Vielzahl von Baumarten. Das macht eine forstliche Nutzung nicht nur möglich, um die Biodiversität zu erhalten ist sie vielfach sogar notwendig. Daneben ist es erforderlich, wieder eine auentypische Hochwasserdynamik herzustellen, um die Standortbedingungen für die Hartholzaue überhaupt zu erhalten. Unabhängig davon bleibt aber eine gezielte Pflege zum Erhalt der Biologischen Vielfalt notwendig. Ein „Sich-selbst-Überlassen“ – insbesondere bei fehlender natürlicher Auendynamik – würde im Leipziger Auwald zu einem mehr und mehr artenarmen und nicht auentypischen Waldbild führen. Ein Erhalt der ökologisch besonders wertvollen Auwaldbaumarten über Naturverjüngung ist nicht möglich: 90 Prozent der Jungbäume im Leipziger Auwald sind Ahorn, 8 Prozent Gewöhnliche Esche. Auf dieser Basis kann sich die notwendige Baumartenvielfalt ohne menschliche Eingriffe und ohne Hochwasserereignisse nicht einstellen. Stieleichen und andere hartholzauentypische Baumarten müssen deshalb gezielt gefördert und gepflanzt werden.

Bäume im Leipziger Auwald sind standortbedingt relativ kurzlebig, sodass sich die Baumartenzusammensetzung ohne forstliche Pflege rasch negativ entwickeln würde. Stieleichen erreichen ein Höchstalter von durchschnittlich 300 Jahren, Gewöhnliche Eschen von 160 Jahren, Ahorne von 140 Jahren. Überließe man die Bestände völlig sich selbst, würden die Baumarten der Hartholzaue innerhalb der nächsten Jahrzehnte verschwinden.

 

Forstwirtschaft im FFH-Gebiet

In den Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) der EU gelten strenge Vorschriften für alle Eingriffe. Sie dürfen den Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen oder geschützter Arten nicht verschlechtern, vielmehr soll alles getan werden, den Erhaltungszustand zu verbessern. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz ist die forstliche Nutzung in Natura 2000-Gebieten grundsätzlich zulässig, wenn sie nicht zu einer Verschlechterung führt. Dabei kann sich in der Praxis der Erhaltungszustand einzelner Teilflächen verbessern, aber auch verschlechtern, die Gesamtfläche eines Lebensraumtyps mit einem günstigen Erhaltungszustand sollte aber mittelfristig stabil bleiben oder zunehmen.
In der Schutzgebietsverordnung des FFH-Gebiets „Leipziger Auensystem“ heißt es: »zulässig sind die der guten fachlichen Praxis entsprechende land- und fischereiwirtschaftliche Nutzung sowie die ordnungsgemäße forstwirtschaftliche Nutzung, soweit hierdurch nicht das Gebiet in seinen für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt werden kann oder soweit nicht anderweitige Rechtsvorschriften entgegenstehen.«

 

Ökologisch orientierter Waldumbau

Durch die Forstwirtschaft wird eine naturnahe und standorttypische Baumarten­zusammen­setzung angestrebt: Stieleiche 40 %, Ulmen 5 %, Winterlinde 10 %, Hainbuche 10 %, Feldahorn 5 %, Bergahorn 5 %, Gewöhnliche Esche 20 %, Wildobst 5 %. Für alle Waldgesellschaften, Untergesellschaften und Varianten im Landschaftsschutzgebiet „Leipziger Auwald“ wird dieses Ziel modifiziert, sodass eine Entwicklung angestrebt wird, die den Bedingungen des jeweiligen Mikrostandortes optimal entspricht. Dieser Waldumbau kann nicht kurzfristig realisiert werden, sondern ist auf Zeiträume vieler Jahrzehnte angelegt. Nur so kann eine naturnahe Altersstruktur der Bestände erreicht werden.

Zudem wird ein ökologisch wertvoller Totholzanteil flächendeckend angestrebt. Der Totholzanteil konnte in den vergangenen Jahren bereits gesteigert werden, soll durch gezielte Maßnahmen aber noch weiter erhöht werden.

 

Licht für die Eiche

Junge Eiche in einem Femelloch. Foto: René Sievert
Junge Eiche in einem Femelloch. Foto: René Sievert

Die Verjüngung der meisten hartholz­auentypischen Baumarten ist unter dem Schirm der anderen Bäume in der Regel kein großes Problem, die ökologisch wichtige Stieleiche hat jedoch einen höheren Lichtbedarf. Zur Schaffung von Verjüngungsflächen für diese Baumart werden deshalb Freiflächen, sogenannte Femellöcher, geschlagen. Diese müssen einen Mindestdurch­messer von 30 bis 50 Meter haben, um später eine ausreichende Versorgung der Jungbäume mit Licht sichern zu können. Im Zuge der gesamten forstlichen Pflegemaßnahmen werden zudem die ökologisch wertvollen Alteichen bei Notwendigkeit durch Freischlagen von der Konkurrenz im Kronenbereich befreit. Bei dem Anlegen von Femellöchern wird vorrangig in die Baumarten und Altersklassen eingegriffen, bei denen gegenüber den Zielvorstellungen ein Überhang besteht. Aus ökonomischen Gründen werden dabei vorzugsweise ältere Bäume gefällt, außerdem werden vorzugsweise hartholzauenuntypische Baumarten geschlagen.

 

Prozessschutzflächen

Neben Arealen auf denen Pflegemaßnahmen stattfinden, werden Referenzflächen aus der forstlichen Bewirtschaftung herausgenommen (etwa 5 Prozent der Stadtwaldfläche), und es sollen aus ökologischen Gründen bestimmte Flächen mit historischen Waldbewirtschaf­tungsformen gepflegt werden, zum Beispiel als Mittelwald, Niederwald oder Waldweide. Durch die unterschiedlichen Waldnutzungsarten wird eine weitere wichtige Voraussetzung für die hohe Biodiversität geschaffen.

 

Heimat für die Wildkatze

Foto: NABU/Marco Frank
Foto: NABU/Marco Frank

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) lebt zurückgezogen und versteckt vor allem in naturnahen Laub- und Mischwäldern. Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht. Aber es gibt sie noch, und sie kehrt langsam in die einst verlassenen Wälder Deutschlands zurück – auch in den Leipziger Auwald.

Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich noch bis ins 20. Jahrhundert hinein über fast ganz Europa. Abschussprämien, gezielte Falschinformationen und Verleumdung führten dazu, dass die scheuen Wildkatzen intensiv bejagt wurden und vor über 100 Jahren in Sachsen verschwanden. Es wird vermutet, dass heute noch ca. 5.000 bis 7.000 der einst weit verbreiteten Tiere in zwei verbliebenen Rückzugsräumen in Deutschland leben: zum einen das westdeutsche Vorkommen in Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus; zum anderen die mitteldeutsche Population, zu der Wildkatzen im Harz, Solling, Kyffhäuser, den übrigen Waldgebieten Nordthüringens, im Hainich und nun wieder in Sachsen gehören.

Mittlerweile gibt es für die Wildkatze allerdings eine viel gravierendere Bedrohung als die Jagd früherer Jahrhunderte: der Verlust und die Zerschneidung der Lebensräume durch die immer intensivere Nutzung der Landschaft durch Verkehr, Siedlungsgebiete und Landwirtschaft. Die Restlebensräume der Wildkatze und anderer Arten liegen isoliert und zerschnitten in der Landschaft. Die Wildkatze steht mit ihren Bedürfnissen wie kaum ein anderes Tier für den naturnahen Wald und eine mit Hecken vernetzte Kulturlandschaft.

Foto: NABU/Kerstin Kleinke
Foto: NABU/Kerstin Kleinke

Dem BUND ist es gelungen, eine kleine Wildkatzenpopulation im Leipziger Auwald sicher nachzuweisen. In Zusammenarbeit mit dem Staatsbetrieb Sachsenforst, dem Stadtforst Leipzig, den Unteren Naturschutzbehörden, der Auwaldstation Leipzig, dem NABU Leipzig, örtlichen Jägern und Freiwilligen wurden die Tiere mit Hilfe von Wildkameras und der sogenannten Lockstockmethode nachgewiesen. Dazu werden raue Holzlatten homogen im Untersuchungsgebiet aufgestellt und während der Ranzzeit der Wildkatzen mit Baldriantinktur besprüht. Kleinkatzen fühlen sich vom Duft des Krautes angezogen, reiben sich an dem Lockstock und hinterlassen Haare. In einem regelmäßigen Turnus wurden insgesamt 125 Haarproben von den Lockstöcken abgesammelt. Die Proben wurden in den Laboren der Senckenberg Gesellschaft, Fachgebiet Naturschutzgenetik, analysiert und ausgewertet. Die Analyse der Haarproben ergab, dass nach über 100 Jahren im Leipziger Auwald nun die erste kleine Wildkatzenpopulation in Sachsen mit mindestens 12 Tieren lebt. Die Wildkatzen im Leipziger Auwald sind genetisch reine Wildkatzen der mitteldeutschen Population und eng mit den Tieren im östlichen Harzer Vorland (Sachsen-Anhalt) verwandt. Die Hybridisierung von Haus- und Wildkatzen sowie eine Einführung durch Menschen kann genetisch ausgeschlossen werden. Die Individuen zeigen nur eine geringe genetische Variabilität, sodass die Wildkatzen vermutlich nur aus einer Region eingewandert sind und am Rande des Verbreitungsgebietes der mitteldeutschen Population leben.

Die Rückkehr der Wildkatze in den Leipziger Auwald ist ein Geschenk für Sachsen. Um den Fortbestand der Population nicht zu gefährden, ist es daher unerlässlich, dass die Menschen den Tieren nicht zu nahe kommen. In jedem Fall aber zeigt der Nachweis der Wildkatzen, dass der Leipziger Auwald ein besonders hochwertiger und schützenswerter Naturlebensraum ist.

 

Paradies für Rotbauchunke und Co.

Eine naturnahe Auenlandschaft ist ein Mosaik von Lebensräumen. Dazu zählen nicht nur Flüsse und bewaldete Bereiche, sondern auch Wiesen, Bäche und Stillgewässer. Dieses Lebensraummosaik entsteht zum großen Teil durch die Hochwasserdynamik, die aber heute durch Flussausbau nicht mehr stattfindet. Ersatz für die fehlenden natürlichen Kleingewässer, können zum Beispiel alte Lehmgruben sein, wie die Papitzer Lachen. Insbesondere Amphibien finden hier einen Lebensraum, den sie in der Umgebung weitgehend vergeblich suchen.

 

Von Austrocknung bedroht

Rotbauchunke. Foto: Almut Martens/naturgucker.de
Rotbauchunke. Foto: Almut Martens/naturgucker.de

In den Siebzigerjahren wurden die Lehmgruben stillgelegt, füllten sich mit Wasser und entwickelten sich zu einem abwechslungsreichen Feuchtgebiet mit vielfältigen Landschaftsstrukturen – ein idealer Lebensraum für Amphibien. Insgesamt 10 Amphibienarten kann man heute im Gebiet der Papitzer Lachen finden. Neben Rotbauchunke, Kammmolch und Moorfrosch kommen Laubfrosch und Knoblauchkröte, Erdkröte, Teichmolch, Grasfrosch sowie Teich- und Seefrosch vor. Dieser Erfolg ist den unablässigen Bemühungen des NABU zu verdanken, der seit Jahrzehnten für die Pflege des Gebietes sorgt und verschiedene Bewässerungsprojekte initiierte. Denn die kanalartige Neue Luppe verursacht eine Entwässerung der Aue. Die Betten des ursprünglich reich verzweigten Flusssystems und auch die Papitzer Lachen fielen deshalb trocken, und die Amphibienpopulation war dramatisch eingebrochen. 1993 gab es nur noch wenige Moorfrösche und Kammmolche, kaum noch eine Rotbauchunke war zu finden. Dem Engagement des NABU ist es zu verdanken, dass die Amphibienlebensräume durch künstliche Bewässerung gerettet wurden.
 

Bewässerungsprojekte und Amphibienmonitoring

Seit 1997 wird den Lachen über einen Wiesengraben Wasser aus der Weißen Elster zugeführt. Eine gedrosselte Wasserzufuhr im Sommer und eine Unterbrechung der Bewässerung im Herbst und Winter simulieren eine Auendynamik. Pünktlich zur beginnenden Amphibienwanderung im zeitigen Frühjahr wird „der Hahn“ wieder aufgedreht.

Seitdem hat sich die Population der Rotbauchunke erholt und nimmt stetig zu. Im Rahmen der naturwissenschaftlichen Begleitforschung im Projekt Lebendige Luppe wird seit 2013 jährlich ein Amphibienmonitoring durchgeführt. So konnte die Ausbreitung der Rotbauch­unke vom westlichen in den östlichen Lachenkomplex sowie südlich in das Große Gehege festgestellt werden. Die Beobachtungen lassen hoffen, sollen aber nicht über die anhaltende Schutzbedürftigkeit der Amphibien hinwegtäuschen. Auch eine saisonal angepasste Bewässerung kann eine natürliche Auendynamik nicht ersetzen, verhindert nicht die natürliche Sukzession. Hier wird noch viel Arbeit im und um das Gebiet der Papitzer Lachen nötig sein.   


Fehlende Hochwasser in der Leipziger Aue

Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Begleitforschung im Projekt Lebendige Luppe

Eine sichtbare Folge der Austrocknung der Leipziger Aue ist das zum Teil massenhafte Vorkommen von Spitz- und Bergahorn. Ihr Anteil hat sich seit 1870, wie die Vegetationsaufnahmen im Projekt Lebendige Luppe im Vergleich zu historischen Aufnahmen ergeben haben, mehr als verdreizehnfacht. Demgegenüber findet eine Naturverjüngung der Stieleiche praktisch gar nicht statt.

 

Naturverjüngung in der Strauchschicht der Nordwestaue:

Tausende Ahornkeimlinge sind im Frühjahr am Boden des Auwaldes zu finden, in der Strauchschicht machen sie fast die Hälfte der Naturverjüngung aus. Die Stieleiche hingegen hat es schwer und kommt nur selten über das Keimlingsstadium hinaus.
Tausende Ahornkeimlinge sind im Frühjahr am Boden des Auwaldes zu finden, in der Strauchschicht machen sie fast die Hälfte der Naturverjüngung aus. Die Stieleiche hingegen hat es schwer und kommt nur selten über das Keimlingsstadium hinaus.

2017 sind im Rahmen der Waldinventur im Projekt Lebendige Luppe bereits 50% aller Baumarten in der Strauchschicht Berg- und Spitzahorn. Stieleichen hingegen wurden in dieser Schicht kaum gefunden. Von 9.658 begutachteten Bäumen in der Strauchschicht wurden nur 14 Eichen (von mindestens 50 cm Größe und weniger als 5 cm Durchmesser) vorgefunden. Dies ist ein wichtiger Hinweis, welche Artenzusammensetzung zukünftig zu finden sein wird, wenn die Entwicklung so weitergeht. Zusätzlich ist es besonders problematisch, da unter den einheimischen Baumarten die Stieleiche die artenreichste Lebensgemeinschaft besitzt. So werden beispielsweise zahlreiche Käferarten, die an Stieleichen zu finden sind der Roten Liste zugeordnet, weil sie nur noch selten vorkommen.

Mit den Daten aus der Waldinventur ist es möglich, ein dreidimensionales Abbild des Waldbestandes zu modellieren. Abbildung: Projekt Lebendige Luppe / UFZ
Mit den Daten aus der Waldinventur ist es möglich, ein dreidimensionales Abbild des Waldbestandes zu modellieren. Abbildung: Projekt Lebendige Luppe / UFZ

Einen genaueren Blick in die Zukunft kann man mit Modellierungen des Bestandswachstums werfen. Auch diese sind Bestandteil der Arbeiten des UFZ im Projekt Lebendige Luppe. Die erhobenen Daten der Waldinventur werden dazu zunächst in 3D-Modellen verarbeitet, die den Wald in seiner derzeitigen Struktur und Artenzusammensetzung räumlich darstellen – zum Beispiel um Entwicklungspotenziale und Eingriffsmöglichkeiten besser erkennen und kommunizieren zu können. 2018 stellte das UFZ Leipzig dieses Modell beim European Forum on Urban Forestry (EFUF) in Helsinki vor. In einem weiteren Schritt sollen die Waldinventurdaten in den Waldwachstumsimulator „Silva“ eingespeist werden, um die zukünftige Entwicklung in fünfjährigen Zeitschritten unter verschiedenen Managementstrategien simulieren zu können. Die Ergebnisse dieser Simulationen können dann wiederum als 3D-Modelle dargestellt und visuell analysiert werden.


Artenschutz und Forstwirtschaft

Diskussionspapier Leipziger Wissenschaftler

Im Leipziger Auwald breitet sich der auwalduntypische Ahorn aus – zulasten von Arten wie der Eiche, welche vielen anderen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet. Foto: Volker Hahn/iDiv
Im Leipziger Auwald breitet sich der auwalduntypische Ahorn aus – zulasten von Arten wie der Eiche, welche vielen anderen Tieren und Pflanzen Lebensraum bietet. Foto: Volker Hahn/iDiv

Welche Folgen hat die Forstwirtschaft im Leipziger Auwald für das Ökosystem? Darüber wird nicht nur in Leipzig teils kontrovers diskutiert, das Thema sorgt für bundesweite Debatten in der Fachwelt. Vor diesem Hintergrund haben neun Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) sowie der Universität Leipzig ein Diskusionspapier veröffentlicht. Es enthält bislang unveröffentlichte Daten zum Leipziger Auwald, analysiert die naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen, gibt einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand des Wissens zur Thematik des Schutzes von Hartholzauen und diskutiert waldbauliche Optionen für das Leipziger Auenökosystem. 

 

Reiner Prozessschutz gefährdet Artenvielfalt im Leipziger Auwald

Die Forscherinnen und Forscher schlussfolgern, dass im Leipziger Auwald eine Kombination von Prozessschutz (natürliche Prozesse ohne direkte menschliche Eingriffe) und aktiven Artenschutzmaßnahmen notwendig ist. Reiner Prozessschutz würde unter den aktuellen Bedingungen nachweislich zur Verarmung der Artenvielfalt führen, betonen die Wissenschaftler. Behutsame und ökologisch orientierte Forstwirtschaft mit ihren Instrumenten wie Femelwirtschaft, Mittelwaldwirtschaft und Totholzmanagement sei nötig, um die Artenvielfalt zu erhalten. Besonders wichtig sei zudem die Re-Dynamisierung, also Wiedervernässung, der Leipziger Aue. Sie müsse von der Stadt Leipzig und dem Land Sachsen zügig vorangetrieben werden, mahnen die Wissenschaftler. Diskussionspapier


Schutz, Erhalt und Entwicklung der Leipziger Auenlandschaft

Gesamtkonzept des NABU

Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) Leipziger Auensystem ist trotz unübersehbarer menschlicher Nutzung und Überprägung ein ökologisch wertvolles, artenreiches Auenökosystem. Doch es muss jetzt gehandelt werden, um es vor dem Verschwinden zu schützen!

Foto: Arne Weiß, Jan Bäss / 360bit.com
Foto: Arne Weiß, Jan Bäss / 360bit.com

In den letzten 100 Jahren haben wasserbauliche Maßnahmen zu einer massiven Bedrohung der Flusslandschaft geführt. Vor allem der Bau der Neuen Luppe und der damit verbundene Grundwasserentzug sowie die weitreichenden Eindeichungen haben die Flüsse von ihrer Aue getrennt und führen zu einer schleichenden Austrocknung. 2018 hat die Stadt Leipzig den Dialog mit den Naturschutzverbänden aufgenommen, um ein Konzept zur Rettung des Leipziger Auwaldes zu erstellen. Ein Jahr später hat sich auch das Land Sachsen des Themas angenommen und ein Auenprogramm veröffentlicht. Schutz, Erhalt und Entwicklung der sächsischen Auenlandschaften müssen zukünftig in der Region eine zentrale Rolle beim Erhalt der Biodiversität, beim Klimaschutz und Hochwasserschutz spielen, zudem dienen solche Maßnahmen den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie und sind daher auch gesetzlich vorgeschrieben.

Der NABU hat für die Leipziger Auenlandschaft konkrete Forderungen formuliert, die über das Wasserregime hinausgehen. Denn in einer urbanen Auenlandschaft, wie in Leipzig und Schkeuditz, spielen auch Faktoren wie Infrastruktur, Besiedlung, Tourismus und wirtschaftliche Nutzung eine große Rolle. Weiterlesen


Auenrevitalisierung ist dringend nötig

NABU-Position zum Sächsischen Auenprogramm

Für Sachsen hat der Freistaat im Juni 2019 ein „Auenprogramm“ veröffentlicht, das sich mit den Anforderungen des Hochwasser-, Gewässer-, Natur- und Klimaschutzes sowie einer nachhaltige Landnutzung beschäftigt. Der NABU begrüßt das, denn es ist überfällig! Doch an vielen Stellen ist das Programm zu unkonkret, ein klares Bekenntnis zu naturnahen Auenlandschaften mit Weich- und Hartholzaue und lebendigen, Hochwasser führenden Flüssen fehlt. Dem Schriftstück müssen dringend Taten folgen, denn die Auen sind in einem alarmierend schlechten Zustand und der Freistaat Sachsen war bisher im Bereich des Auenschutzes weitgehend untätig. Weiterlesen


Rettungsplan für die Leipziger Aue

Gemeinsames Positionspapier von Umweltverbänden, Behörden und Wissenschaft

Ein Hauptproblem des Auwalds ist die Neue Luppe. Der künstlich angelegte Kanal sorgt für eine Entwässerung der Auenlandschaft. Foto: André Künzelmann/UFZ
Ein Hauptproblem des Auwalds ist die Neue Luppe. Der künstlich angelegte Kanal sorgt für eine Entwässerung der Auenlandschaft. Foto: André Künzelmann/UFZ

Maßgeblich auf Initiative von Prof. Dr. Christian Wirth vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hat der NABU Sachsen zusammen mit anderen Verbänden sowie Vertretern aus zuständigen Kommunal- und Fachbehörden eine „Vision“ als naturschutzfachliches Leitbild für die Auenentwicklung in und um Leipzig entwickelt. Das Ergebnis ist ein 63-seitiges Diskussionspapier mit dem Titel „Dynamik als Leitprinzip zur Revitalisierung des Leipziger Auensystems“. Sachsens Umweltminister Günther würdigte das Papier als fundierte Grundlage und kündigte weitere Schritte an. In zehn Thesen stellen die Autoren Leitlinien vor, auf deren Grundlage detaillierte Konzepte für die Wiederbelebung der Auen erarbeitet werden können. Denn das Auensystem entlang der Weißen Elster, Pleiße und Luppe ist seit Jahrzehnten von seinem wichtigsten Element abgeschnitten: dem Wasser. Der Wald trocknet buchstäblich aus, verliert seine charakteristischen Baumarten und deren Bewohner. Weiterlesen


Wälder im Klimawandel

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Angesichts der sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im September 2019 ein Positionspapier zum Thema „Wälder im Klimawandel“ veröffentlicht. Darin werden Forderungen an eine klimaangepasste Waldbewirtschaftung formuliert. Es gelte die Heterogenität von Wäldern sowie die grundlegenden Funktionen von Waldökosystemen wiederherzustellen, zu erhalten und zu fördern, als Grundvoraussetzung für die Anpassungs- und Selbstregulationsfähigkeit und die Erbringung von Ökosystemleistungen, heißt es in dem Papier. Dabei gehe es um Diversifizierung von Artenzusammensetzung, Strukturreichtum, aber auch von Bewirtschaftungsverfahren. Naturnahe Laubmischwälder sollen gefördert werden, wofür auch Anstrengungen zum ökologischen Waldumbau intensiviert werden sollen, mit dem vorrangigen Ziel, mehrstufige Mischwälder aufzubauen, die sich an der Baumartenzusammensetzung, Dynamik und Struktur der natürlichen Waldgesellschaften am Strandort orientieren. Dabei sollte nach Auffassung des BfN auf die Einbringung gebietsfremder Arten, insbesondere in Schutzgebieten (Naturschutz- und FFH-Gebieten), generell verzichtet werden. Eine schonende und am Wald als Ökosystem ausgerichtete Bewirtschaftung, die dem Erhalt und der Förderung der Biodiversität einen hohen Stellenwert einräumt, soll gewährleistet werden, um die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit von Wäldern gegenüber Auswirkungen des Klimawandels zu verbessern, fordert das BfN.

Zu beachtende Bewirtschaftungsgrundsätze sind laut BfN insbesondere der Schutz der Waldböden, Erhöhung des Anteils alter Bäume und der Totholzanteile, sowie die Verbesserung von Wasserhaushalt und Wasserrückhalt. Für den Leipziger Auwald bedeutet dies nach Auffassung des NABU Leipzig, dass die Bemühungen zur Revitalisierung verstärkt werden müssen, um eine naturnahe Hochwasserdynamik wieder herzustellen. Maßnahmen der Forstwirtschaft müssen so gestaltet werden, dass sie der Förderung der standorttypischen Biodiversität dienen sowie den genannten Zielen eines klimaresilenten Waldes. Ein intakter Auwald bietet dafür gute Voraussetzungen, weshalb Grund- und Hochwasserdynamik wieder hergestellt werden müssen.

Wälder leiden unter dem Klimawandel, können aber auch selbst einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das gilt vor allem auch für den Leipziger Auwald, der für das Stadtklima eine große Bedeutung gleichsam als Leipzigs Klimaanlage hat.


Gerichtsbeschluss zur Forstwirtschaft

Abbildung: Gerd Altmann/pixabay

Aufgrund einer Beschwerde der Grünen Liga Sachsen gegen den Forstwirtschaftsplan 2018 der Stadt Leipzig hat sich das Sächsische Oberverwaltungs­gericht mit der Forstwirtschaft im Natura-2000-Gebiet Leipziger Auwald beschäftigt und hat dabei im Wesentlichen die bisherige Auffassung des NABU Leipzig bestätigt. Demnach ist Forstwirtschaft in einem FFH-Gebiet grundsätzlich zulässig. Im Beschluss vom 9. Juni 2020 heißt es, die forstliche Nutzung im FFH-Gebiet »entspricht … dem Managementplan. Dieser sieht die forstliche Nutzung … vorrangig in der Erzeugung von Edellaubhölzern vor und verfolgt das Ziel, einen artenreichen Mischbestand zu erhalten, in denen alle Altersklassen ausgeglichen verteilt sind und in denen auf kleinstem Raum unterschiedliche Lichtverhältnisse gewährleistet werden. Insbesondere sollen Eichen gefördert werden. Die wirtschaftliche Nutzung der in einem FFH-Gebiet vorhandenen natürlichen Ressourcen wird durch die Unterschutzstellung nicht ausgeschlossen.« Das Gericht betont jedoch, es reiche nicht aus, »dass die Maßnahmen mit den Erhaltungszielen – wie sie … im Managementplan formuliert sind – vereinbar sind, sondern sie müssen für die Verwirklichung der Erhaltungsziele unmittelbar erforderlich sein.«

Das Gericht hat aber noch weitere Standpunkte des NABU Leipzig bekräftigt. So wird beispielsweise eine ausreichende artenschutzfachliche Untersuchung gefordert, bevor Forstarbeiten stattfinden: Es müssen auf der Grundlage methodisch korrekter Feststellungen ermittelte wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, die vernünftige Zweifel an einer erheblichen Beeinträchtigung des Gebiets bzw. seiner Teile durch die beabsichtigten Forstarbeiten ausschließen. Im Zusammenhang damit hat das Gericht auch eine gewissenhafte Arbeit der Naturschutzbehörde angemahnt, was gleichfalls einer Forderung des NABU entspricht. Das Gericht kritisierte die „naturschutzfachliche Prüfung“ durch die Naturschutzbehörde: »Dem Schreiben lässt sich außer dem Umstand, dass die Naturschutzbehörde ihr Einverständnis zum Forstwirtschaftsplan erteilt hat, nicht entnehmen, wann und auf welche Art und mit welchem Ergebnis eine Prüfung … erfolgt sein soll.« Des Weiteren hat das Gericht die Mitwirkungsrechte von Naturschutzverbänden bekräftigt und betont, dass eine Beteiligung »frühzeitig, d. h. zu einem Zeitpunkt, zu dem alle Optionen noch offen sind und eine effektive Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden kann« erfolgen muss.

 

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Welche konkreten Folgen der Gerichtsbeschluss für die Forstbewirtschaftung des Auwaldes hat, ist indes umstritten. Die Grüne Liga geht davon aus, dass für jeden Forstwirtschaftsplan künftig eine FFH-Verträglichkeitsprüfung unter formeller Beteiligung der Naturschutzverbände notwendig sein wird. Die Stadt Leipzig andererseits bekräftigt in ihrer Erklärung zum Gerichtsbeschluss, dass die Forstwirtschaftspläne keine FFH-Verträglichkeitsprüfung benötigen, sofern sie ausschließlich den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes dienen. Laut Gericht müssen aber aufgrund „methodisch korrekter Feststellungen ermittelte wissenschaftliche Erkenntnisse“ vorliegen, die „vernünftige Zweifel an einer erheblichen Beeinträchtigung des Gebiets bzw. seiner Teile durch die beabsichtigten Maßnahmen ausschließen.“ Nach Auffassung des NABU Leipzig ist demzufolge das Vorhandensein wissenschaftlicher Daten die entscheidende Grundlage für die Frage, ob die Forstarbeiten FFH-verträglich sind oder nicht. Da solche naturschutzfachlichen Untersuchungen allein auf ehrenamtlicher Basis nicht im notwendigen Umfang zu erbringen sind, fordert der NABU Leipzig schon seit langem, dass die nötigen Finanzmittel für eine professionelle wissenschaftliche Begleitung zur Verfügung gestellt werden.

Bedauerlich ist, dass der Fall überhaupt vor den Verwaltungsgerichten verhandelt werden musste, denn die korrekte verwaltungsrechtliche Herangehensweise sollte selbstverständlich sein, wichtiger aber sind die naturschutzfachlichen Fragen. Wie kann der Erhaltungszustand des ökologisch außerordentlich wertvollen Leipziger Auwaldes verbessert werden? Das ist keine verwaltungsrechtliche Frage und es ist auch kein Problem der Forstbewirtschaftung, denn diese soll ja ausdrücklich den Erhaltungszielen dienen und den FFH-Managementplan umsetzen. Die entscheidende Frage ist vielmehr die Wiederherstellung einer naturnahen Auendynamik in Form regelmäßiger Hochwasserereignisse. Hierauf müssten alle Akteure ihre Energie fokussieren, nicht auf verwaltungsrechtliche Erwägungen. Der NABU Leipzig setzt sich weiter für die Revitalisierung des Auenökosystems ein, die naturnahe Hochwasserdynamik ist dafür entscheidend. Zugleich wird sich der NABU Leipzig nach seinen Möglichkeiten weiter dafür engagieren, dass die Forstbewirtschaftung ökologisch ausgerichtet und an den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes orientiert ist.


Der Wert unseres Auwaldes

Broschüre über die Leipziger und Schkeuditzer Auenlandschaft

Foto: Maria Vitzthum
Foto: Maria Vitzthum

Die Broschüre „Der Wert unseres Auwalds“ erklärt und illustriert 24 Ökosystemleistungen der Leipziger und Schkeuditzer Auenlandschaft. Von der Rohstoffbereitstellung über die Wasserspeicherkapazität bis zur Erholung.

Ökosystemleistungen sind all jene Eigenschaften der Natur, von denen wir Menschen profitieren, die wir bewusst oder unbewusst nutzen. Dazu gehören zum Beispiel, das Holz zum Heizen und Bauen, die schmackhaften und gesundheitsfördernden Früchte und Pflanzen, aber auch die angenehm kühle Waldluft im Sommer und der Sonntagsspaziergang zur Erholung. Alle jene Leistungen, ob praktisch nutzbare Ressource oder persönlich angenehme Erfahrung, geben der Landschaft einen „Wert“ – auch wenn man den nicht immer in einem Geldbetrag ausdrücken kann oder möchte.

Erstellt wurde die Broschüre im Rahmen des Projekts Lebendige Luppe. Dieses Revitalisierungsvorhaben dient der Erhaltung wichtiger Leistungen des Ökosystems Aue. Die Broschüre ist erhältlich im Kontaktbüro Lebendige Luppe, beim NABU Leipzig oder als Download.


24 Fließgewässer im Portrait

Foto: NABU Sachsen

Leipzig, die Stadt an der Pleiße – oder der Parthe, der Weißen Elster oder gar an der Luppe? Aber an welcher denn: an der Neuen, der Alten, der Kleinen, der Roten? Weit über hundert Fließgewässer sind in Leipzig zu finden. Kaum jemand kennt sie alle – dabei würde es sich lohnen. Jeder Fluss, jeder Bach erzählt eine Geschichte, keiner schlängelt sich in ursprünglicher Form durch die Landschaft, sondern wurde im Laufe der Jahrhunderte durch Nutzung verändert. Manche sind gar völlig verschwunden, andere neu hinzugekommen. In der Broschüre „Leipziger und Schkeuditzer Gewässer – 24 Fließgewässer im Portrait“ gibt das Projekt "Lebendige Luppe" einen Einblick in die Fließgewässer von Leipzig und Schkeuditz. Das Heft ist im Kontaktbüro des Projekts in Leipzig-Gohlis oder beim NABU Leipzig erhältlich, steht aber auch zur Verfügung als Download.


Naturschutz unter Wasser

Broschüre über Fische der Auenlandschaft

Fische und Wasser gehören zusammen. Im Wasser finden Fische Nahrung, Schutz und Laichplätze. Zugleich können Fische als Indikatoren für die Qualität eines Gewässers herangezogen werden. Wenn die Wasserqualität sinkt, nimmt meist auch der Artenreichtum ab. Verschiedene Fischarten stellen unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum, die zudem in verschiedenen Lebensstadien variieren können. Viele Fische wandern deshalb zwischen Gewässerabschnitten oder sogar verschiedenen Gewässern. Daher ist eine regelmäßige Verbindung zwischen Fluss und Aue für viele Fischarten sehr wichtig. Unterbindet man die Durchgängigkeit, entzieht man diesen Arten ihre Lebensgrundlage. Die Artenzusammensetzung in den Gewässern kann daher zeigen, wie gut die Auenlandschaft erhalten ist. Strukturelle Vielfalt, Durchgängigkeit und die Wasserqualität sind wichtige Lebensraumfaktoren, die leider vielerorts nicht mehr gegeben sind. So auch in der Leipziger Auenlandschaft, denn zahlreiche wasserbauliche Maßnahmen der letzten 150 Jahre haben die natürliche Auenstruktur weitestgehend verändert oder zerstört.

Das Projekt „Lebendige Luppe“ stellt in der Broschüre „Fische der Auenlandschaften von Leipzig und Schkeuditz“ 24 typische Fischarten vor und lenkt damit den Blick des Auenschutzes einmal unter die Wasseroberfläche in einen Lebensraum, der oft vergessen wird, weil er normalerweise dem Beobachter verborgen bleibt. Die Broschüre ist erhältlich im Kontaktbüro „Lebendige Luppe“, beim NABU Leipzig oder als Download


Das Mosaik der Leipziger Auenlandschaft

Das Projekt „Lebendige Luppe“ stellt mit einem Video die Leipziger Auenlandschaft im Projektgebiet vor. Der Film nimmt mit auf eine Radwanderung und erzählt über die aktuellen Gegebenheiten im Leipziger und Schkeuditzer Auwald sowie die sich daraus ergebende Zusammensetzung der Flora und Fauna. Zusätzlich wird auf die noch vorhandenen Schätze und Potenziale in der Auenlandschaft hingewiesen. Dabei werden unter anderem wissenschaftliche Untersuchungen beleuchtet.


Die Weiße Elster

Flusslandschaft des Jahres 2020/2021

Weiße Elster bei Schkeuditz. Foto: Wolf-Rüdiger Große
Weiße Elster bei Schkeuditz. Foto: Wolf-Rüdiger Große

Die Weiße Elster ist Sinnbild eines zeitgenössischen Fließgewässers. In Teilen noch verhältnismäßig naturnah, streckenweise durch die menschliche Nutzung der Gewässer mehr oder weniger stark verändert bis hin zu extremen Laufverkürzungen durch Begradigungen und Umverlegungen, die in der sogenannten „Betonelster“ südlich von Zwenkau gipfelten.

 

Von den NaturFreunden Deutschlands und dem Deutschen Angelfischerverband wurde die Weiße Elster zur Flusslandschaft des Jahres 2020/21 gewählt. Diese Auszeichnung rückt nicht etwa die Schönheit der unveränderten Abschnitte in den Mittelpunkt, sondern die prägende Rolle eines Flusses für die Landschaft und die Gesellschaft. Dabei ist nicht nur der Fluss an sich gemeint, sondern auch die von ihm beeinflusste Umgebung: heute eine Kulturlandschaft, die intensiv genutzt und teilweise stark besiedelt ist, geprägt von Landwirtschaft, Berg- und Tagebau. Obwohl seit nunmehr 20 Jahren die Wasserrahmenrichtlinie der EU die Verbesserung des ökologischen und chemischen Zustands der Flüsse vorschreibt, sind die Auen der Weißen Elster vielerorts in einem naturfernen Zustand. Weiterlesen

WISSENSWERTES ZUM LEIPZIGER AUWALD


WEITERE INFORMATIONEN


Weiße Elster bei Schkeuditz. Foto: René Sievert

NABU-Zentrum für Auenentwicklung

Der NABU Sachsen hat in Leipzig das Sächsische Zentrum für Auenentwicklung eröffnet. Hier werden die Auenschutz-Aktivitäten gebündelt. Das Zentrum versteht sich als Anlaufstelle für alle Fragen und Anliegen zum Thema Auenschutz und Auenentwicklung in Sachsen, als Projektentwickler und -umsetzer als Informationsstelle über Wert, Gefährdung und Schutz der sächsischen Auen. mehr

 



Mitmachen beim Auenschutz. Foto: Sabine Schlenkermann/NABU Sachsen

Arbeitskreis Auenentwicklung

Überlegungen zum Schutz des Leipziger Auenökosystems reihen sich ein in ein sachsenweites Konzept zur nachhaltigen Entwicklung der Auen. Der Schutz der artenreichen Lebensräume muss dabei Hand in Hand gehen mit Überlegungen zu einem naturverträglichen Hochwasserschutz. Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Landesarbeitskreis Auenentwicklung des NABU Sachsen, der NABU Leipzig beteiligt sich daran. mehr



Foto: Doris Wolst/UFZ

Exkursion für Stadträte

2018 hatte der NABU Leipzig Stadträte und Fachpolitiker zu einer Auwaldexkursion eingeladen. Ziel war es, einen Einblick in ökologische Zusammenhänge, naturwissenschaftliche Forschung und naturschutz­fachliche Ziele im Leipziger Auenökosystem zu geben. Wissenschaftler und Naturschützer haben durch die Burgaue geführt und vor Ort Fragen beantwortet. mehr