Mehr als 2.000 Sträucher und Bäume

Pflanzaktionen für die Biodiversität

Immer mehr Naturflächen gehen verloren. Sie werden einfach zubetoniert, dort entstehen Häuser, Straßen, Industrieanlagen – oftmals ohne Rücksicht auf die vorhandene Natur und ohne Ausgleich der verlorenen Ökosystemleistungen. Angesichts von Klimawandel und Artensterben wäre ein Umsteuern dringend nötig. Der NABU Leipzig engagiert sich dafür, will dem Verlust aber zugleich auch praktisch etwas entgegensetzen. Eine mögliche Maßnahme sind Pflanzaktionen. Heimische Bäume und Sträucher können den ökologischen Wert einer Fläche deutlich erhöhen. Sie bieten Nahrung und Lebensraum, dienen aber auch dem Klima und dem Wohlbefinden der Menschen. Flächen mit dichtem Gehölzbestand sind weniger anfällig gegen Austrocknung in Dürresommern, sie bieten vielen Tieren Rückzugsmöglichkeiten, sorgen für Kühlung im Sommer und für Wasserrückhalt bei starkem Regen.

 

Fotos: Annalinde gGmbH

 

Viele Gehölze in der Stadt fallen nicht nur der Bebauung oder der sogenannten Verkehrssicherung zum Opfer – in letzter Zeit vertrocknen sie auch einfach. Bäume in der Stadt sind ohnehin am Limit, aufgrund von Bodenverdichtung, Schadstoffen und Platzmangel, und mehrere Dürrejahre hintereinander konnten viele nicht überleben. Der Verlust alter Bäume ist durch Neupflanzungen ohnehin nur schwer zu kompensieren, aber es werden auch gar nicht genug neue Bäume gepflanzt. Dafür fehlen oftmals Pflanzmaterial, Arbeitskräfte, Geld oder vor allem eine geeignete Fläche. Und wenn dann neu gepflanzt wird, dann oftmals nicht zur Förderung der Biodiversität, sondern auch rein „ästhetischen“ Motiven. So werden exotische Sträucher und fremdländische Bäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt oft wenig Wert haben.

 

Pflanzaktion im Gemeinschaftsgarten Annalinde. Foto: Annalinde gGmbH
Pflanzaktion im Gemeinschaftsgarten Annalinde. Foto: Annalinde gGmbH

Der NABU Leipzig möchte es besser machen und demonstriert mit eigenen Pflanzaktionen, wie durch Standort- und Sortenauswahl die Biodiversität bei Gehölzpflanzungen gefördert werden kann. Entscheidend ist danach dann zudem eine ökologisch orientierte Pflege der Gehölze. Zusätzlich zu eigenen Pflanzaktionen bietet der NABU Leipzig Beratung an und unterstützt Pflanzaktionen anderer Initiativen.

Die Bilanz für 2023: Es gab Pflanzaktionen an einem Dutzend verschiedenen Standorten, mehr als 2.000 heimische Sträucher und mehr als 30 heimische Bäume wurden dabei gepflanzt. Es entstanden zusammengerechnet rund 570 Meter Vogelschutzhecke, die aus mehrreihig gepflanzten heimischen Sträuchern bestehen, wie zum Beispiel Weißdorn, Holunder und Schlehe. Es wurden nur heimische Bäume wie Traubenkirsche, Steinweichsel und Holzapfel gepflanzt, denn heimische Gehölzarten sind klimaresilient und unsere Wildtiere, wie Vögel und Insekten, profitieren davon. Pflanzorte waren unter anderem Kleingartenanlagen, der Gemeinschaftsgarten Annalinde, Flächen von Landwirten und Wohnprojekten. Ziel ist, dass überall im Stadtgebiet vielfältige und ökologisch funktionale Lebensräume entstehen.

 

Pflanzaktion in der Kleingartenanlage „Volkshain Stünz“. Fotos: NABU Leipzig

 

Um die Pflanzaktionen vorzubereiten, war eine Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation vor Ort, hat Freiraumplanung und Pflanzplanung erstellt, die Gehölze bei regionalen Baumschulen organisiert und bei den Pflanzaktionen organisatorisch unterstützt – aber natürlich auch selbst Spaten und Gießkanne in die Hand genommen. Bei den Pflanzaktionen sind meist die Kooperationspartner dabei, auf deren Flächen gepflanzt wird, außerdem engagierte NABU-Mitglieder und freiwillige Helfer.

Die Pflanzhelfer können bei den Aktionen erfahren, warum heimische Gehölze im Vergleich zu Zuchtformen und Exoten einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten, wo Pflanzen regional bezogen werden können, wie ein Pflanzschnitt durchgeführt wird und wie Hecken gepflanzt werden, damit sie Brutplatz für Vögel, Nahrung für Insekten und Unterschlupf für Igel bieten.

Für eine nachhaltige und ökologische Pflege gibt es vom NABU Leipzig individuelle Pflegehinweise. Anfallendes Laub findet unter den Hecken Platz, kräuterreiche Säume bieten im Winter Nahrung für Vögel und anfallendes Totholz bietet Unterschlupf für Igel, Hummel und Kröte. Im Stadtgarten Annalinde wurde im Rahmen eines Workshops zur Biodiversitätsförderung gemeinsam ein Igelquartier in der Hecke angelegt.

 

Pflanzaktion im Troposphärensintitut. Fotos: NABU Leipzig