In der Stadt Leipzig verschwinden leider viele Freiflächen. Sie werden Profitinteressen geopfert und bebaut, ihre Funktionen für Erholung, Klimaschutz und Biodiversität gehen verloren. Nur selten bietet sich die Chance, dem etwas entgegenzusetzen und neuen Lebensraum zu schaffen. Diese Möglichkeit bietet die Neugestaltung der Connewitzer Spitze, leider wird diese Chance vertan. Obwohl die Stadtverwaltung mit der Gestaltung der Fläche auch die Biodiversität fördern will, werden die Planungen diesem Ziel nicht gerecht. Der NABU Leipzig hatte sich proaktiv und frühzeitig in die Planungen eingebracht, und hatte eine zeitgemäße Grünflächengestaltung angeregt, welche klimaangepasst und biodiversitätsfördernd sein sollte. Doch anstatt neuen Lebensraum zu schaffen, wird sogar mit der nun geplanten Grünfläche Lebensraum verloren gehen. Damit reiht sich die Fläche in die traurige Bilanz ein: Allein in den vergangenen 5 Jahren sind in Connewitz mehr als 12.000 Quadratmeter Grünflächen, insbesondere Hecken und Wiesen ersatzlos verloren gegangen.
Die Planung zur Freifläche der Connewitzer Spitze sieht vorrangig die Pflanzung von Zuchtsorten und Exoten vor. Das ist vollkommen unverständlich und kontraproduktiv! Eine schlüssige Begründung gibt es nicht, vielmehr wird behauptet, dass auch heimische Arten berücksichtigt werden. Den gerade einmal fünf heimischen Arten stehen jedoch mehr als fünfzehn Zuchtsorten und Exoten gegenüber, welche auf der Connewitzer Spitze Platz finden sollen. Es wird keine Strauchgruppe oder Hecke geben, in der Vögel brüten können, stattdessen sollen nichtheimische Bodendecker gepflanzt werden.
Erholung und Sport für Menschen und Lebensräume für Tiere müssen sich nicht ausschließen. Aber leider wird die Stadtverwaltung der Dringlichkeit einer multifunktionalen und zeitgemäßen Grünflächenplanung nicht gerecht, denn gerade bei der Neuanlage von Grünflächen gilt es, das vorhandene Potenzial multifunktional zu nutzen, Biodiversität, Erholungsfunktion, Klimaschutz und Ästhetik müssen Hand in Hand gehen. Pressemitteilung
Artensterben und Klimakrise sind gegenwärtig die größten Herausforderungen, leider handelt die Stadt Leipzig in vielen Fällen nicht entsprechend. Flächen, die dem Klimaschutz dienen könnten,
werden mit Beton und Asphalt versiegelt, grüne Ecken, die dem Artenschutz UND dem Klimaschutz dienen könnten werden beseitigt und bebaut oder derart „gepflegt“, dass sie kein Lebensraum sein
können. Nur selten gibt es eine Chance, neuen Lebensraum zu schaffen, neue Grünflächen für Mensch, Klima und Natur. Mit der sogenannten Connewitzer Spitze bietet sich eine solche Chance – leider
wurde sie nicht genutzt.
2021 hat die Stadt Leipzig das entsprechende Flurstück gekauft. Erfreulicherweise beschloss der Stadtrat, sie nicht zu bebauen, sondern als Grünfläche zu gestalten. Eine solche Entscheidung
müsste viel öfter getroffen werden, um Leipzig auf den Klimawandel einzustellen, umso mehr begrüßte der NABU Leipzig die Entscheidung und hat sich proaktiv und frühzeitig in die Planungen
eingebracht. Der NABU hat eine zeitgemäße Grünflächengestaltung angeregt, welche klimaangepasst und biodiversitätsfördernd sein sollte.
Biodiversitätsförderung und Klimaschutz
Viele Tiere brauchen bestimmte Pflanzen, weil sich Pflanzen und Tiere im Laufe der Koevolution über Millionen Jahre aneinander angepasst haben. Die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Insektenarten (ca. 33.3000 Arten) ernähren sich von Pflanzen. Von diesen pflanzenfressenden Insektenarten sind mindestens 80 Prozent auf bestimmte Pflanzen spezialisiert. Mit Pflanzen starten die Nahrungsketten, deshalb sollte die Anlage und Pflege von Grünflächen auch nach den Tierbedürfnissen ausgerichtet sein, um einen wirksamen Beitrag gegen das globale Artensterben zu leisten. Aufgrund der Spezialisierung vieler pflanzenabhängiger Tierarten können nur die Pflanzen, an die sich Tiere angepasst haben, einen Beitrag gegen das Artensterben leisten. Werden hingegen exotische Pflanzen oder Zuchtsorten verwendet, entstehen artenarme und ökologisch weitgehend wertlose Grünflächen. Deshalb sollten heimische Pflanzen vorrangig gepflanzt werden. Heimische Pflanzen leisten außerdem einen Beitrag zum Klimaschutz, Klimakrise und Artensterben können nur gemeinsam angegangen werden. mehr
Der NABU fordert schon lange, jede noch so kleine Grünfläche als Beitrag gegen Artensterben und Klimakrise zu betrachten, zumal Leipzig den „Klimanotstand“ ausgerufen hat. Leider folgt die
Stadtverwaltung diesen Erfordernissen nicht, sondern verfolgt ein Weiter-wie-bisher, bei dem Denkmalschutzbelange oder Profitinteressen Vorrang haben. Damit wird auch der gesellschaftliche Wunsch
nach Klima- und Naturschutz ignoriert.
Die Grünfläche anliegend zur Connewitzer Spitze wurde bereits vor einigen Jahren umgestaltet. Neben der Basketballanlage wurde fantasielos ein artenarmer Rasen eingesät, uniforme Bodendecker,
Zierkirschen mit gefüllten Blüten und weitere Zuchtsorten gepflanzt, eine ökologische Wüste für unsere tierischen Mitbewohner mit geringer Aufenthaltsqualität für die Anwohner ist
entstanden.
Anstatt neuen Lebensraum zu schaffen, wird sogar mit der nun geplanten Grünfläche Lebensraum verloren gehen: Auf dem Parkplatz, welcher nun zur Grünfläche umgewandelt werden soll, hatte eine
Amsel einen regelmäßig genutzten Brutplatz und Haussperlinge nutzten die entstandenen Pfützen zum Baden und Trinken. Diese Biotope werden ersatzlos verloren gehen, wenn die gegenwärtigen
Planungen umgesetzt werden. Dabei sind allein in den vergangenen 5 Jahren in Connewitz bereits mehr als 12.000 Quadratmeter Grünflächen, insbesondere Hecken und Wiesen ersatzlos verloren gegangen.
Anstatt die Lebensräume für freibrütende Vogelarten zu ersetzen, erfolgten Ersatzzahlungen, welche keine Relevanz für Arten haben, oder es wurden Baumpflanzungen beauflagt, welche bis heute nicht
umgesetzt sind. Aus diesem Grund wollte sich der NABU Leipzig aktiv in die Planung zur Connewitzer Spitze einbringen, um dort auf Möglichkeiten zur Schaffung ökologisch funktionaler Lebensräume
hinzuweisen.
Erholung und Sport für Menschen und Lebensräume für Tiere müssen sich nicht ausschließen. Wenn Stadtnatur nicht mehr erlebt werden kann, verlieren wir nicht nur die Arten, sondern auch den Bezug
zur Natur. Noch kann man die Spatzen an der Connewitzer Spitze baden sehen, bald schon nicht mehr. Heutzutage können Kinder schon lange nicht mehr so viele Schmetterlingsarten im Siedlungsbereich
beobachten, wie noch ihre Eltern, als sie Kinder waren. Sie lernen diesen Zustand als normal kennen, doch er ist Ausdruck des fortschreitenden Artensterbens. Das dramatische Ausmaß bleibt für
viele Menschen unbemerkt, die Distanz zur Natur wächst, wenn keine erlebbaren Naturräume mehr zur Verfügung stehen. Evtl. ist auch die Stadtverwaltung bereits von diesem
„Shifting-Baseline-Syndrom“ betroffen und findet eine Stadt ohne Lebensräume normal.
Die Indikatoren Freiraumversorgung, Stadtklima und Biodiversität sind im Stadtteil Connewitz mit hoher Problemintensität bewertet worden. Daher ist es unverständlich, weshalb bei der Neuanlage einer Grünfläche diese festgestellten Defizite nicht berücksichtigt werden. Die
Stadtverwaltung hat unzählige wohlklingende Konzepte für ein nachhaltigeres Leipzig, nur die Umsetzung fehlt, selbst wenn sie einfach wäre, so wie in diesem Fall.
Die Planung zur Freifläche der Connewitzer Spitze sieht vorrangig die Pflanzung von Zuchtsorten und Exoten vor. Es sollen artenarme Rasenflächen angelegt werden, obwohl dort auch heimische,
schnittverträgliche Kräuterrasen wachsen könnten. Statt auf Artenvielfalt zu setzen, sollen ökologisch wertlose Zuchtsorten verwendet werden. Vom heimischen Weißdorn profitieren zum Beispiel rund
150 Insektenarten wie Käfer, Wanzen, Wildbienen, Wespen, Schmetterlinge, und von den Früchten ernähren sich über 30 Vogel- und Säugetierarten. Gepflanzt werden soll jedoch nicht der heimische
Weißdorn, sondern der Lederblättrige Weißdorn, eine Zuchtform ohne nennenswerten Beitrag für die Artenvielfalt. Das ist vollkommen unverständlich und kontraproduktiv! Eine schlüssige Begründung
gibt es nicht, vielmehr wird behauptet, dass auch heimische Arten berücksichtigt werden. Den gerade einmal fünf heimischen Arten stehen jedoch mehr als fünfzehn Zuchtsorten und Exoten gegenüber,
welche auf der Connewitzer Spitze Platz finden sollen.
Es wird keine Strauchgruppe oder Hecke geben, in der die Amsel oder auch andere bereits aus dem Stadtteil verdrängte Vogelarten wie Mönchsgrasmücke, Singdrossel und Zaunkönig brüten können,
stattdessen sollen nichtheimische Bodendecker gepflanzt werden. Die geplante Einsaat eines Schattensaumes hinter der Basketballanlage wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein, vorhandenes
Potenzial wird verschenkt. Elemente zur Förderung der Biodiversität sucht man vergeblich, abgesehen von einer höchst fragwürdigen Ausnahme: Geplant ist ein Lesesteinhaufen. In Wurfweite zum
Polizeirevier in Connewitz dürfte das eine planerische Fehlentscheidung sein, für die am Ende womöglich auch noch der Naturschutz verantwortlich gemacht wird.
Nicht nur bei der geplanten Anlage soll die Biodiversität eine untergeordnete Rolle spielen, sondern auch bei der geplanten Pflege. Obwohl man hier alle Freiheiten hätte, soll die gärtnerische
Gestaltung im Vordergrund stehen. Es gibt keinen Grund dafür. Der NABU Leipzig hatte demgegenüber ein Pflegekonzept angeregt, das der Natur Raum gibt. So könnte anfallendes Laub in den Flächen
bleiben, Stängel könnten stehen bleiben, um Insekten als Winterquartier zu dienen.
Dass so etwas möglich ist, beweist die Gestaltung der Rietzschkeaue Sellerhausen. Die Empfehlungen des NABU Leipzig wurden
hier bei der Gestaltung berücksichtigt, es wurden Lebensräume geschaffen und heimische Pflanzenarten gepflanzt. Es gibt zahlreiche positive Rückmeldungen von Bürgern, und die dort bereits im
ersten Jahr erfassten Tierarten zeigen, dass Biodiversitätsförderung funktioniert. Eine solche Freiraumgestaltung ist möglich und erfolgreich, sofern die Stadtverwaltung zur Förderung der
Biodiversität bereit ist. Aber leider wird die Stadtverwaltung der Dringlichkeit einer multifunktionalen und zeitgemäßen Grünflächenplanung nicht gerecht, denn gerade bei der Neuanlage von
Grünflächen gilt es, das vorhandene Potenzial multifunktional zu nutzen, Biodiversität, Erholungsfunktion, Klimaschutz und Ästhetik müssen Hand in Hand gehen. Andere Kommunen sind längst
vorbeigezogen und zeigen vorbildlich, wie es gehen kann.
Bürger, die bei der Stadtverwaltung nach einer naturnahen Gestaltung der Connewitzer Spitze gefragt haben, wurden darauf hingewiesen, dass Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität umgesetzt
werden. Die Realität sieht leider anders aus. Grün allein ist nicht unbedingt ökologisch funktional, die Chance dafür wurde leider verschenkt. Exotische Gehölze und artenarmer Rasen sind kein
Beitrag zum Artenschutz. Und einmal mehr bleibt die Frage unbeantwortet, warum das dem ökologischen Sachverstand zum Trotz in dieser Weise realisiert wird. Wenn die Stadtverwaltung bekundet, dass
die Biodiversität gefördert werden soll, warum tut sie es dann nicht, wenn sich hier sogar die Chance geboten hätte.
MEDIENECHO