Leipzig 1990 – seit vielen Jahren gibt es keine Hochwasser mehr in der Nordwest-Aue. Der Auwald trocknet zusehends aus, auch die meisten der vom ehemaligen Lehmabbau verbliebenen Gruben sind trocken. Rotbauchunke und Co, Amphibien, die in der Aue zuhause sind, verschwinden zunehmend. Ehrenamtlicher und hauptamtlicher Naturschutz beschließen gemeinsam verschiedene Maßnahmen zur Rettung der Auenlandschaft – eine davon ist die Wiederbelebung ehemaliger Flussläufe, deren Relikte als Hohlformen vielerorts noch in der Landschaft zu erkennen sind.
Der Burgauenbach soll 10 Kilometer lang werden und die gesamte Nordwestaue durchfließen. Die Erwartungen sind groß. Das Grundwasser soll
er anheben, dass infolge wasserbaulicher Maßnahmen seit dem Bau der Neuen Luppe stetig sinkt. Die angrenzenden Lachen soll er durch Qualmwasser bewässern. Ausuferungen und kleinere Überschwemmung
soll er ermöglichen. Nicht zuletzt soll er Tieren und Pflanzen, die typisch sind für langsam fließende, kleine Auengewässer ein Refugium in der bedrohten Aue bieten.
In nur vier Jahren planen NABU Sachsen und Stadt Leipzig gemeinsam den Burgauenbach. 1997 beginnt der Bau: Mit Baggern werden die noch existierenden Teilstücke verbunden. 1999 endlich die
Einweihung – des ersten Teilstücks. Von der Nahle bis zum Bauerngraben, vorbei an den Waldspitzlachen fließt nun das Wasser. Der zweite Teil wurde bis heute nicht umgesetzt, stattdessen entstand
die Idee für das Projekt „Lebendige Luppe“.
„Sinn- und zwecklos“, sagen einige. Von zu wenig Wasser sprechen andere. Tatsächlich sind es im Schnitt nur 0,5 Liter pro Sekunde, die den Burgauenbach passieren. Die ersehnte Grundwassererhöhung hat es nicht ergeben. Das konnte im Rahmen der Planungen zum Projekt „Lebendige Luppe“, in dem auch die aktuellen Grundwasserverhältnisse ermittelt wurden, nachgewiesen werden. Die indirekte Bewässerung der Waldspitzlachen hingegen funktioniert. Auch die Ausuferungen stehen auf der Positiv-Seite der Maßnahmenliste. Im Frühling stehen jährlich 10 Hektar Aue „unter Wasser“, Altarme und Senken werden dann mit Wasser versorgt wieder sichtbar in der Landschaft und sind zeitweise an den Burgauenbach angeschlossen.
Vor dem Bau des Burgauenbaches führte das NABU-Naturschutzinstitut Leipzig eine Bestandsaufnahme durch: Wassermollusken, Amphibien, Reptilien, Libellen, Laufkäfer, Heuschrecken, Vögel, Kleinsäuger und Vegetation wurden auf 23 Flächen im geplanten Verlauf kartiert. Heute, 20 Jahre danach, wird es auf diesen Flächen wieder Untersuchungen geben. Mit Hilfe einer Förderung des NABU-Bundesverbands und mit Hilfe ehrenamtlicher Mitstreiter kann der NABU Leipzig eine Erforschung realisieren: Es wird eine Gewässerstrukturgütekartierung geben sowie eine Erfassung der Vegetation und verschiedener Tiergruppen (Brutvögel, Amphibien, Biber, Eidechsen, Mollusken, Libellen und die Gewässerfauna). Was hat sich in 20 Jahren verändert? Konnten typische Arten hier einen Lebensraum finden? Lässt sich der Burgauenbach mit kleinen Eingriffen weiter verbessern?
Wer den NABU bei diesen Erfassungen von Flora und Fauna unterstützen möchte, kann sich gerne melden
1. Gewässerstrukturgütekartierung
2. Brutvögel
3. Amphibien
4. Eidechsen
5. Biber
6. Mollusken
7. Gewässerfauna
8. Vegetation
MITMACHEN & DABEISEIN
Der NABU Leipzig erinnert in diesem Jahr an das Fließgewässer-Jubiläum auch bei Mitmachaktionen und Informationsveranstaltungen:
Samstag, 23. März, 11 – 14 Uhr
Aktionstag am Burgauenbach
Im Rahmen der NAJU-Bachpatenschaft wird der Zustand des Fließgewässers überprüft, die Durchflüsse werden kontrolliert, bei Bedarf wird Müll eingesammelt.
Treffpunkt: Parkplatz an der Nahlebrücke, Gustav-Esche-Straße / Ecke Reitweg.
Samstag, 25. Mai 2019, 10 – 13 Uhr
StadtNaturErleben 2019: Leipziger Gewässer
Der Burgauenbach – ein Fließgewässer mit Ambitionen.
Radtour zum 20. Geburtstag des Burgauenbachs.
Treffpunkt wird bei Anmeldung bekannt gegeben.
Samstag, 7. September 2019, 11 – 14 Uhr
Aktionstag am Burgauenbach
Im Rahmen der NAJU-Bachpatenschaft wird der Zustand des Fließgewässers überprüft, die Durchflüsse werden kontrolliert, bei Bedarf wird Müll eingesammelt.
Treffpunkt: Villa Hasenholz, Gustav-Esche-Straße 1.
Mittwoch, 2. Oktober 2019, 19 – 21 Uhr
NABU-Mittwochsveranstaltung „Der Natur zuliebe“
NABU-Engagement für Auengewässer: Die Papitzer Lachen und der Burgauenbach.
Aktuelle Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen an den Gewässern werden vorgestellt.
Ein Vortrag von Dr. Maria Vlaic.
Naturkundemuseum, Lortzingstraße 3.
AKTIV FÜR STADT & AUE
Der Auwald ist Leipzigs bedeutendstes Naturerbe, aber auch beliebtes Ausflugsziel und Wirtschaftswald. Andere Interessen werden oftmals höher bewertet als der Schutz der wertvollen Natur- und Kulturlandschaft. Der NABU engagiert sich für eine nachhaltige, naturverträgliche Entwicklung der Auenlandschaft, der Schutz des artenreichen Auenökosystems ist ein wichtiges Anliegen des NABU Leipzig. mehr
Der NABU Sachsen hat in Leipzig das Sächsische Zentrum für Auenentwicklung eröffnet. Hier werden die Auenschutz-Aktivitäten gebündelt. Das Zentrum ist Informations- und Anlaufstelle zum Thema Auenschutz und Auenentwicklung in Sachsen sowie Projektentwickler und -umsetzer. Eine wichtige Aufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit, um über sächsische Auen, deren Wert, Gefährdung und Schutz, aber auch über Projekte zur Renaturierung von Auenflächen zu informieren. mehr
Der NABU Leipzig engagiert sich seit 1990 für Natur-, Arten- und Biotopschutz in Leipzig und Umgebung und ist aktiv in der Umweltbildung. Um die Aktivitäten zu Koordinieren, wurde die NABU-Naturschutzstation Stadt und Aue Leipzig gegründet. Zur Arbeit gehört unter anderem die Erfassung von Flora und Fauna, um sie vor Beeinträchtigungen zu bewahren, sowie die Pflege ökologisch wertvoller Flächen, die Lebensraum bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind. mehr