Am Montag, dem 22. März, 14 Uhr, wird der erste Abschnitt des sogenannten Burgauenbaches in Betrieb genommen. Es handelt sich um ein naturnah angelegtes Gewässer, das sich vom Elsterflutbecken in Richtung Böhlitz-Ehrenberg schlängelt und Wasser bis zu den Lehmlachen an der Waldspitze bringen wird. Seine Existenz verdankt der Bach einer Initiative des NABU Sachsen und der Stadt Leipzig.
Zur feierlichen Inbetriebnahme werden (am Wasserentnahmebauwerk oberhalb des Nahlewehres, kurz nach der Abzweigung der Nahle aus dem Elsterbecken) unter anderen Ministerialdirigent Simpfendörfer
vom Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft, der Beigeordnete für Umwelt, Ordnung und Wohnen der Stadt Leipzig, Holger Tschense, und Gerhard Fröhlich, der Vorsitzende des NABU
Sachsen, erwartet.
Seit etlichen Monaten wundern sich Spaziergänger im nordwestlichen Auwald über eine zum Teil neu ausgebaggerte, zur Zeit noch trockene Bachsohle.
Der Leipziger Auwald gehört trotz vieler Eingriffe auch heute noch zu den wertvollsten Naturräumen Deutschlands. Seine Eigenart und vor allem seine Stadtnähe machen ihn einmalig in Europa.
Insbesondere sein nordwestlicher Teil ist eng mit dem Schicksal der Luppe verknüpft. Charakteristisch für die Luppe war – und ist teilweise noch heute – die Verzweigung in viele, ein regelrechtes
Netz bildende Wasserläufe, die der Auenlandschaft ihren besonderen Reiz gaben. All diese Luppeläufe wurden in den Jahren 1934 bis 1938 zu einem Kanal gebündelt, die Luppe wurde begradigt und mit
Dämmen gebändigt. Damit verschwanden etwa 40 Kilometer windungsreicher Flussläufe in einem zehn Kilometer langen Kanal. Die Folgen dieser Kanalisierung, die dem schönsten und artenreichsten
Auwald Deutschlands den wichtigsten Lebensnerv abschnitt und ein schleichendes Massensterben wassergebundener Tier- und Pflanzenarten auslöste, sollen jetzt gelindert werden. Ein Auwald braucht
Wasser! Der NABU Sachsen initiierte und begleitete deshalb ein anspruchsvolles und sein bisher größtes Naturschutzvorhaben:
Im Rahmen des sogenannten Wiedervernässungsprojektes des NABU und der Stadt Leipzig in der Burgaue wurden noch vorhandene Altarme und Hochwasser-Abflussrinnen miteinander verbunden und zu einem
durchgehenden Fließgewässer, dem Burgauenbach, entwickelt. Die Idee dazu hatte schon zu DDR-Zeiten Roland Zitschke (NABU-Kreisverband Leipzig), dessen genaue Kenntnisse des Leipziger Auwaldes dem
Projekt zugutekamen.
Vom Elsterbecken, wo vor der Nahleabzweigung ein Entnahmebauwerk entstand, wird nun Wasser kontinuierlich über die Reviere Wilder Mann, Leutzscher Holz und durch die Burgaue bis zur Waldspitze
Böhlitz-Ehrenberg gelenkt werden, einem vom Austrocknen bedrohten Feuchtgebiet mit zahlreichen gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Das mit Fördermitteln des Sächsischen Umweltministeriums und
Eigenmitteln des Naturschutzbundes und der Stadt Leipzig finanzierte Projekt hat das Ziel, den seit den dreißiger Jahren empfindlich gestörten Wasserhaushalt der Aue durch eine gezielte
Bewässerung zu stabilisieren. Trockengefallene Feuchtbiotope werden durch Wiedervernässen verbessert, wertvolle Feuchtgebiete erhalten. Durch Verketten isolierter Biotope entsteht ein
Biotopverbund. Ein langsamer Wasserabfluss sorgt dafür, dass das Wasser in der Aue bleibt; der Grundwasserstand wird angehoben.
Geplant ist, den Burgauenbach in einem nächsten Bauabschnitt weiterzuführen: Entlang der Alten Flutrinne südlich vom Pfarrholz soll er über den Forstweg, zur Kulke, über den Pfingstanger und um
Schlobachs Hof herum bis zur Alten Luppe fließen.
So erhält der Leipziger Auwald einen neuen Lebensnerv und damit eine Voraussetzung dafür, dass er – was trotz aller zerstörerischen Eingriffe immer noch möglich ist – als ein Juwel der Natur und
einmaliger Erholungsraum für die Leipziger und ihre Gäste auch in Zukunft erhalten bleibt.
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