Wave-Gotik-Treffen in Leipzig – das bedeutet auch immer, dass die Teilnehmer die Möglichkeit haben, zum Beispiel Leipzigs Friedhöfe zu besuchen. Besonders stimmungsvoll ist die Abendexkursion, die der NABU Leipzig seit 2015 alljährlich anbietet. Sie führt über den großen Südfriedhof, wobei das NABU-Projekt „Lebendige Friedhöfe“ vorgestellt wird, man kann die Tierwelt auf dem Areal entdecken und bekommt Informationen zur Geschichte des Friedhofs und zu seinen ökologischen Besonderheiten. Eine solche Führung fand auch zum WGT 2018 wieder statt – rund 250 Teilnehmer aus der „Schwarzen Szene“ ließen sich etwa eine Stunde über den Friedhof führen und erfuhren Wissenswertes zu den Brutvögeln, zu anderen Wildtieren, wie Hase und Fuchs, die inzwischen in der Stadt zuhause sind, zum Schutz von Sträuchern, Höhlenbäumen und Gebäudebrütern. Außerdem wurden Naturschutzthemen wie Lichtverschmutzung und Insektensterben angesprochen, stets verbunden mit dem Appell, dass jeder seinen eigenen Beitrag leisten kann, um etwas für den Natur- und Umweltschutz zu unternehmen. Auch einige Kinder waren unter den Teilnehmern, für die es auf dem abendlichen Friedhof viel zu entdecken gab.
Zum Sonnenuntergang erreichte die Exkursion das Gelände hinter dem Krematorium, wo im zweiten Teil des Abends die Fledermäuse im Mittelpunkt standen. Zusammen mit dem NABU-Naturschutzinstitut Leipzig und der Ökologischen Station Borna-Birkenhain informierte hier der NABU Leipzig über Fledermausschutz. Verschiedene Stationen zu unterschiedlichen Themen waren aufgebaut. So konnte man sich zum Beispiel über die Pflege hilfsbedürftiger Fledermäuse informieren und auch einige Pflegetiere aus nächster Nähe ansehen. An anderer Stelle wurden Fangmethoden und Detektortechnik vorgestellt und erläutert, wie damit die Fledermausbestände untersucht werden. In kleinen Gruppen konnte man zudem das Fledermaus-Winterquartier besichtigen, das der NABU in Hohlräumen des Kolumbariums eingerichtet hat. Eine weitere Station informierte über Maßnahmen zum Fledermausschutz an Gebäuden, und am NABU-Infostand konnte man sich mit Informationsmaterial versorgen. Zudem standen alle Mitstreiter des NABU und der Ökologischen Station für Fragen und Gespräche zur Verfügung, und sie warben auch für eine ehrenamtliche Mitarbeit im Fledermausschutz. Die WGT-Teilnehmer aus ganz Deutschland konnten einige Ideen für den Naturschutz in ihre eigenen Städte mitnehmen.
An verschiedenen Ständen konnten sich die WGT-Gäste über den Fledermausschutz und die ehrenamtliche Arbeit des NABU informieren. Fotos: Ina Ebert
Das besondere Interesse an nächtlichen Wesen und Bewohnern von Friedhöfen und Gruften passt hervorragend zum Anliegen des NABU, die Friedhofsnatur zu fördern und zu schützen. Da auch das Wetter mitspielte, konnten sich alle über einen gelungenen Abend freuen, sicherlich auch die Fledermäuse, die ums Krematorium flatterten. Der NABU Leipzig bedankt sich bei den Organisatoren des WGT und bei der Friedhofsverwaltung für die gute Zusammenarbeit. Kaum eine andere NABU-Veranstaltung kann sich über so viele naturschutzinteressierte Teilnehmer freuen. Angesichts der besonderen Stimmung bei dieser Abendveranstaltung ist sie immer wieder ein ganz besonderes Naturerlebnis mitten in der Stadt und mitten im friedlichen Trubel des WGT, zu dem in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter rund 21.000 „Grufties“ aus aller Welt nach Leipzig kamen, das damit als größtes Festival der „Schwarzen Szene“ gilt. Rund 200 Künstler und Bands standen beim 27. WGT im Programm.
Bei der Exkursion zum WGT kann man nicht nur die Natur auf dem Friedhof bewundern, sondern auch die aufwändige Bekleidung der Teilnehmer. Fotos: Ludo Van den Bogaert
Gespräche am Infostand des NABU Leipzig. Fotos: Ludo Van den Bogaert