Heimat für tierische Mitgeschöpfe

Selbst regelmäßige Gottesdienstbesucher wundern sich, wer noch zu den treuen Kirchgängern zählt: seltene und bedrohte Vögel oder Fledermäuse, die als Untermieter die Gotteshäuser besiedeln. Im Rahmen der Aktion „Lebensraum Kirchturm“ engagiert sich der Naturschutzbund NABU für diese Tierarten und kümmert sich um den Erhalt ihrer Nist- und Wohnplätze in Nischen, Ritzen, Höhlen oder Bruthilfen.

In die Stephanuskirche in Mockau wurden bereits Anfang der 90er Jahre Nistkästen für höhlenbrütende Vogelarten eingebaut. Jedes Jahr brütet hier ab April der Turmfalke. Nach und nach wurden alle drei zur Evangelisch-Lutherischen Matthäuskirchgemeinde gehörenden Kirchen – die Stephanuskirche in Mockau, die Kirche Hohen Thekla und die Gedächtniskirche in Schönefeld – mit Nistkästen für Mauersegler, Dohle, Turmfalke und Schleiereule bestückt. In der Schönefelder Gedächtniskirche hat im Jahr 2012 die Dohle gebrütet – ausgerechnet in dem Jahr als sie „Vogel des Jahres“ war; sonst war dort immer der Turmfalke der Nistkastenmieter.

Nach langjähriger Nutzung sind einige der Kästen in Mockau und Thekla defekt und müssen repariert werden. In der Stephanuskirche hat der Leipziger NABU-Arbeitskreis „Vogelschutz in der Stadt“ im Jahr 2013 zwei neue Dohlennistkästen eingebaut, und auch der Turmfalkenkasten wird noch runderneuert. Im Gemeindehaus wurden unter den Rauschschwalbennestern Kotschutzbretter angebracht. Auch am NABU-Projekt „Lebendige Friedhöfe“ ist die Gemeinde beteiligt: Seit 2011 hängen auf dem Schönefelder Friedhof zwölf Nistkästen für Meisen, Stare und Gartenrotschwänze.

Für das Engagement im Artenschutz hat der Naturschutzbund NABU die Matthäusgemeinde am 15. September 2013 mit Urkunde und Plakette „Lebensraum Kirchturm“ ausgezeichnet.

Karsten Peterlein und Martin Lindner vom NABU-Regionalverband Leipzig haben die Ehrung beim Mockauer Herbstfest übergeben. Beim vorangegangenen Gottesdienst in der Stephanuskirche war die Bewahrung der Schöpfung das zentrale Thema. Anschließend hat der NABU auf die tierischen Mitgeschöpfe aufmerksam gemacht, die von vielen unbemerkt das Gebäude bewohnen. Als Vertreter der bedrohten Vogelwelt hatten die Naturschützer zwei Vögel aus Pappmaché mitgebracht: eine Dohle und einen Turmfalken. Außerdem hatte der NABU-Regionalverband Leipzig einen Infostand aufgebaut, um alle wissbegierigen Gemeindemitglieder über das artenreiche Leben in ihrer Kirchen zu informieren.

Der Naturschutzbund Leipzig bedankt sich bei der Gemeinde sowie bei den Pfarrern Konrad Taut und Johannes Markert, dass sie für den Naturschutz stets ein offenes Ohr haben.

Fotos: Lisa Janine Zulauff