Mauerseglertag 2018

Wildvogelhilfe muss sich um viele Hitzeopfer kümmern

Fotos: Marina Ide
Fotos: Marina Ide

Bereits zum 5. Mal gab es am 7.7.2018 den Leipziger Mauerseglertag, um auf die Situation gebäudebewohnender Tierarten aufmerksam zu machen, die vor allem unter Sanierungsarbeiten zu leiden haben. Dabei werden ihre Nester oftmals ersatzlos beseitigt, was zu Nistplatzmangel führt, der Insektenschwund sorgt zudem für Nahrungsmangel. Im Mittelpunkt stehen beim Mauerseglertag Rauch- und Mehlschwalbe und natürlich der Mauersegler. Die Bürger sind aufgerufen, Beobachtungen dieser Vögel an den NABU Leipzig zu melden. Darüber hinaus bittet der NABU auch darum, Nistplätze dieser Vogelarten zu melden, damit sie besser geschützt werden können. Noch bis Ende August kann man die Informationen an den NABU Leipzig schicken. Dazu kann man die vorbereiteten Meldekarten nutzen, die an verschiedenen Stellen in der Stadt ausliegen, aber auch zum Download bereitstehen. Man kann die Beobachtungen aber auch einfach per E-Mail an den NABU melden.

 

Zählkarte     Weitere Informationen

 

Mauersegler in Not

Beim Besuch der Wildvogelhilfe Leipzig konnten sich die Gäste über die Betreuung hilfsbedürftiger Mauersegler informieren sowie über Schutzprojekte des NABU für gebäudebewohndende Vogelarten. Karsten Peterlein demonstrierte die aufwändige Fütterung junger Mauersegler.

 

Beim Mauerseglertag hat der NABU Leipzig wieder eine Exkursion zu einer Brutkolonie dieser Tiere angeboten, einige Besucher konnten außerdem die Arbeit der Wildvogelhilfe des NABU Leipzig kennenlernen, wo jedes Jahr auch viele in Not geratene Mauersegler betreut werden, bis sie wieder in die Freiheit entlassen werden können. In diesem Jahr gibt es erneut zahlreiche „Hitzeopfer“ unter den Seglern. Dabei handelt es sich um Jungvögel, die aus extrem aufgeheizten Nistplätzen fliehen, um dem Hitzetod zu entgehen, obwohl sie noch gar nicht flugfähig sind. Davon betroffen sind vor allem sonnenexponierte Nistplätze an der Südseite von Gebäuden oder unter besonders heißen Dachkonstruktionen, wie zum Beispiel Blechdächer.

 

Gegenwärtig betreut der NABU in der Wildvogelhilfe rund 60 Mauersegler, wodurch die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Die Tiere müssen von Sonnenauf- bis  untergang gefüttert werden, und sie fressen ausschließlich hochwertige Insekten. Zusätzlich werden Vitamine und Mineralien verabreicht. Das ist mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden, der NABU Leipzig bittet daher dringend um Spenden (Stichwort „Wildvogelhilfe“) für das notwendige Futter!

 

Noch besser als die Betreuung in der Wildvogelhilfe ist es, die hilfsbedürftigen Jungtiere an Adoptiveltern zu übergeben. Dafür werden sie in Nester gesetzt, die der Arbeitskreis Vogelschutz des NABU Leipzig betreut und in denen sich Jungtiere im selben Alter befinden. Möglich ist das bei Jungtieren bis zu einem Alter von 18 Tagen. Diese Methode hat sich bereits in den Vorjahren bewährt, in diesem Jahr konnten bisher 25 junge Mauersegler auf diese Weise gerettet werden, der Erfolg wird in den Nestern alle zwei Tage kontrolliert.
Das Alter der Jungen in den Nestern, die vom NABU Leipzig betreut werden, wird regelmäßig erfasst. Gegenwärtig sind viele Jungvögel in etwa einer Woche bereit zum Start, andere sind hingegen erst wenige Tage alt, sodass sie frühestens Mitte August flügge sein werden.

 

Jungvögel in vom NABU Leipzig betreuten Mauerseglernistkästen.

 

Exkursion zum Mauerseglernistplatz

Die Besichtigung der Wildvogelhilfe und die Exkursion zu den Mauerseglernistplätzen ist nur für kleine Gruppen angemeldeter Besucher möglich, das Interesse daran ist jedoch sehr groß, sodass der NABU Leipzig weitere Termine im Verlauf der kommenden Wochen angeboten hat. In diesem Jahr war die jüngste Teilnehmerin 9 Jahre alt, die älteste 93.

 

Ein Turmfalke beim Versuch, Mauersegler an einer Brutkolonie zu erbeuten.
Ein Turmfalke beim Versuch, Mauersegler an einer Brutkolonie zu erbeuten.

Die Exkursion führte zu einer Nistkastenkolonie in Grünau, anschließend wurden die fliegenden Mauersegler gemeinsam beobachtet und gezählt. Dabei konnte auch eine interessante Jagdszene beobachtet werden: Ein Turmfalke versuchte, Mauersegler zu erbeuten. Sofort vereinten sich rund 150 Mauersegler am Himmel, um für Ablenkung zu sorgen. Solche großen Zahlen sind an Brutplätzen eher ungewöhnlich und lassen sich dann nur auf Fotos auszählen.

Bevölkerung hilft beim Vogelschutz

Der NABU Leipzig bittet darum, Mauersegler zu zählen und dem NABU zu melden. Größere Schwärme kann man gut auf einem Foto auszählen, bei kleineren Gruppen kann man die Anzahl auch schätzen.
Der NABU Leipzig bittet darum, Mauersegler zu zählen und dem NABU zu melden. Größere Schwärme kann man gut auf einem Foto auszählen, bei kleineren Gruppen kann man die Anzahl auch schätzen.

Um über Ergebnisse von Mitmachaktionen des NABU Leipzig zu informieren, gab es im Vorfeld des Mauerseglertags im Naturkundemuseum einen Vortrag, über den auch die Leipziger Volkszeitung berichtete. Dabei wurden beispielsweise die Zahlen aus der Stunde der Gartenvögel oder die Erfassung der Blauen Holzbiene vorgestellt, aber auch die bisherigen Ergebnisse des jährlich stattfindenden Mauerseglertags. Es wurde deutlich, dass man Aussagen über die Bestandsentwicklung machen kann, vor allem aber konnten mithilfe der gesammelten Informationen auch

Zum Mauerseglertag in den vergangenen Jahren gemeldete Beobachtungen und Nistplätze. Ähnliche Daten wurden auch über Rauch- und Mehlschwalben in Leipzig gesammelt.
Zum Mauerseglertag in den vergangenen Jahren gemeldete Beobachtungen und Nistplätze. Ähnliche Daten wurden auch über Rauch- und Mehlschwalben in Leipzig gesammelt.

zahlreiche Mauerseglernistplätze gerettet werden – sie blieben erhalten oder es konnten Nisthilfen als Ersatz installiert werden. Außerdem wurde klar, wie viele naturverbundene Menschen dem Aufruf des NABU immer wieder folgen und ihre Beobachtungsdaten mitteilen. Der NABU Leipzig bedankt sich herzlich für diese Unterstützung beim Schutz der städtischen Natur!
Zudem freut sich der NABU Leipzig, dass der Leipziger Mauerseglertag inzwischen Nachahmer in anderen deutschen Städten findet, wo sich die Situation der Gebäudebrüter ähnlich problematisch darstellt.

Die Exkursionsteilnehmer beobachteten Mauersegler an einem Nistplatz in Grünau. Vom NABU Leipzig betreute Mauerseglernistkästen befinden sich hier unter dem Dach hinter den Lüftungsschlitzen der Plattenbauten.