Bäume wässern

Klimawandel und Bauboom machen es den Bäumen schwer

Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

Die Städte werden immer heißer, Dürresommer, Starkregen, Stürme, Bäume vertrocknen, Lebensräume gehen verloren. Wie in vielen deutschen Städten ist auch in Leipzig der Klimawandel unübersehbar. Das hat negative Folgen für die Menschen, aber auch für Tier- und Pflanzenwelt. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz wäre der Schutz des Stadtgrüns – Bäume, Sträucher, Wiesen. Leider sieht die Realität anders aus: Bäume werden rücksichtslos gefällt, Sträucher gerodet, sogar in der gesetzlich vorgeschriebenen Gehölz­schutzzeit von März bis September. Der NABU Leipzig fordert einen wirksamen Gehölzschutz.

 

Aber nicht nur die Dürre macht den Stadtbäumen zu schaffen. Sie haben auch oft zu wenig Platz für die Wurzeln, werden von Beginn an falsch gepflanzt. Später werden sie oft durch Baumschnittarbeiten regelrecht verunstaltet, Gesundheit und Lebenserwartung, aber auch die ökologische Funktion werden dadurch drastisch eingeschränkt. Der verdichtete Boden in der Stadt macht es ihnen auch nicht leichter, behindert Wachstum, Wasserversorgung und eine gesunde Bodenfauna. Verheerend wirkt sich auch der massenhafte Einsatz von Streusalz im Winter aus. Ein versalzener Boden behindert die Wasseraufnahmemöglichkeit der Bäume und anderer Pflanzen, sodass sie vertrocknen.

 

Bäume sind ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Stadtklimas. Biotopschutz ist Klimaschutz, Klimaschutz ist Artenschutz. Der Stadtrat hat den Klimanotstand ausgerufen, nun müssen dieser Erklärung aber auch Taten folgen! Alle Entscheidungen müssen auf ihre Klimaverträglichkeit geprüft werden. Der NABU fordert zudem, dass bei allen Entscheidungen auch der Artenschutz beachtet wird. Klimakrise und Artensterben sind die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. 

 

Alte Bäume erhalten!

An der Landsberger Straße wurden im Winter zwölf alte Linden gefällt – ein herber Verlust für die Tiere, denen sie Nahrung und Unterschlupf boten, aber auch für die Anwohner, die ihren Schatten und ihren Anblick vermissen. Ostern 2020 erblühten zahlreiche Krokusse – eigentlich ein schöner Anblick, doch hier ein makaberer Grabschmuck für die Bäume. Denn noch im Jahr zuvor blühten sie unter deren Kronendach. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Auch gesetzlich geschützte Nistplätze gesetzlich geschützter Arten verhindern oftmals nicht die Baumfällung. Entweder werden von den Behörden leichtfertig Ausnahmegenehmigungen erteilt oder die Bäume werden einfach illegal gefällt. Vielfach passiert das leider unbemerkt, und in den anderen Fällen mangelt es oft an der Strafverfolgung, sodass die Täter und ihre Auftraggeber meist davonkommen. Hier wurde im Februar 2020 ein Höhlenbaum gefällt, in dem im Jahr zuvor ein Buntspecht erfolgreich gebrütet hat. Im Umfeld wurden auch 20 andere alte Bäume (Pappeln, Kirschbaum, Schwedische Mehlbeeren und Robinien) gefällt, Nachpflanzungen gab es augenscheinlich nicht. Der Verlust von Spechthöhlen ist besonders bedauerlich, weil sie nachfolgend auch oft von anderen gefährdeten Arten als Wohnung genutzt werden. Die vertriebenen Tiere brüten zum Teil in Fassadenlöchern, wo ihnen erneut nachgestellt wird. Fotos: NABU Leipzig

 

Es dauert sehr lange, bis Nachpflanzungen die Funktion eines alten Stadtbaums übernehmen können, deshalb sollten Gehölze wo es geht, erhalten bleiben, fordert der NABU Leipzig. Leider werden sie oft leichtfertig dem Bauboom geopfert, zum Teil ohne Not gefällt. Meist ist auch nicht erkennbar, dass es überhaupt jemals Neupflanzungen gibt. Die Folgen für das Wohnumfeld, das Stadtklima und die Ökologie sind verheerend.

 

Bei der „Baumpflege“ gibt es wenig Rücksicht auf gesetzlich geschützte Nist- und Ruhestätten. Hier wurde ein Krähennistplatz freigelegt. Die Tiere sind dadurch Beutegreifern und Witterung schutzlos ausgesetzt, der Bruterfolg ist gefährdet. Es handelt sich um einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz.

Eine gespenstische Szene bieten diese Bäume, die gefällt werden sollen. Man hat versucht, dem Bundesnaturschutzgesetz gerecht zu werden: Die Verhüllung soll verhindern, dass sich geschützte Tiere ansiedeln. Für diese hat die Vorgehensweise und der Verlust der Bäume gleichwohl dramatische Folgen. Bäume sollten wo es geht erhalten bleiben! Fotos: NABU Leipzig


 

Zusätzlich zum menschlichen Frevel sind die Bäume auch zunehmend durch Krankheiten und Schädlinge bedroht. Die ohnehin geschwächten Bäume werden noch leichter befallen. Der Klimawandel sorgt nicht nur für Wassermangel, sondern hat auch die Ausbreitung von Parasiten und Krankheitserregern befördert. In vielen Fällen führen sie zum Absterben der Bäume, teilweise ist sogar der Fortbestand einer Baumart insgesamt gefährdet.

 

Rettungsversuche mit der Gießkanne

Foto: Sabrina Rötsch
Foto: Sabrina Rötsch

Angesichts des schlechten Zustands und der schlechten Rahmenbedingungen für unsere Stadtbäume, ist es fast schon eine Verzweiflungstat, wenn man versucht, einzelne von ihnen vor dem Vertrocknen zu retten. Wer zur Tat schreiten möchte muss bedenken, dass ein Baum sehr viel Wasser benötigt. Es reicht leider nicht den gut gemeinten 10-Liter-Eimer Wasser einmal je Woche an den Baum zu schütten.

 

Wirksam gießen muss man mit einer Menge, die die Wurzeln auch erreicht. Das Wasser muss auch in die Tiefe dringen, wo sich die Saugwurzeln des Baumes befinden. Eine Möglichkeit für ausreichend Wasser zu sorgen ist es, alle zwei Wochen 5 bis 10 Eimer (je nach Alter des Baumes) zu nehmen. 1 Eimer (10 Liter) befeuchtet nur die obere Erdschicht, erst wenn man weitere Wassergaben folgen lässt, gelangt das kostbare Nass auch in die Tiefe.

 

Man muss darauf achten, dass das Gießwasser auch am Baum versickert, wenn es davonläuft oder sich große Lachen bilden, hat der Baum davon leider nichts. Es ist nützlich, wenn der Baum in einer Senke steht, weil das Wasser dann am Ort versickert. Bei Bäumen, die auf Erhöhungen oder ausgehärteten ebenen Flächen stehen, kann man einen Gießrand für die Versickerung vorbereiten. Dafür gräbt man einen etwa 10 cm tiefen und 10 cm breiten Ring im Abstand von ca. 1 Meter um den Baum und gießt das Wasser dort hinein.

 

Die Lebensbedingungen für Straßenbäume sind oft ausgesprochen schlecht. Man kann ihnen mit Wasser – wenn es eine ausreichend große Menge ist – helfen, doch vielfach gleichen die Gießversuche schon einer Verzweiflungstat im Kampf für das Leben der Bäume. Foto: Sabrina Rötsch

 

Wasser ist kostbar!

Angesichst der erforderlichen Wassermengen, sollte man sich gut überlegen, ob es verhältnismäßig ist, einen Baum zu wässern. Langfristig kann das für alle Bäume in der Stadt keine Lösung sein. Eine grundsätzlich „baumfreundlichere“ Gestaltung der Straßen wäre nötig, um die Gehölze wirklich zu erhalten. Sie brauchen Platz zum Wachsen und für ihre Wurzeln.

 

Trinkwasser ist kostbar, deshalb sollte man wenn möglich Regenwasser auffangen und dieses zum Gießen nutzen. Leider verhindern Dachflächen und versiegelte Böden die natürliche Bewässerung mit Regenwasser. Wer die Möglichkeit hat, am Fallrohr der Dachrinnen ein Fass aufzustellen, sollte Regenwasser sammeln. Wenn es mehrere Fallrohre gibt, kann man das für mehrere Regenfässer nutzen, auch Fahrradschuppen, Carports, Mülltonnenunterstände und dergleichen mehr können „angezapft“ werden.

 

WEITERE INFORMATIONEN


Einfache Hilfe für Vögel: Trinkstellen

 

Nach zwei Dürresommern gibt es auch jetzt schon wieder ein Niederschlagsdefizit. Unter der Trockenheit leiden Wildtiere, denen man mit einer Trinkhilfe Wasser anbieten kann. Dabei sollte man aber zum Schutz der Tiere einige Regeln beachten. Oberstes Gebot ist Hygiene, wichtig ist außerdem die Sicherheit vor Beutegreifern, und man muss verhindern, dass Tiere im angebotenen Wasser ertrinken. mehr

 



Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein

Gehölze für Klima und Artenvielfalt

 

Bäume und Sträucher haben eine große Bedeutung für die Stadtnatur. Die Gehölze sind wichtig für das Klima, das Wohlbefinden der Menschen, und sie bieten Tieren Unterschlupf und Nahrung. Leider werden Sträu­cher oft als „Gestrüpp“ verkannt und radikal beseitigt, Bäume werden achtlos gefällt. Damit geht ihre wertvolle ökologische Funktion verloren – zum Nachteil für Mensch und Natur. Der NABU setzt sich daher für ihren Erhalt ein sowie für eine naturverträgliche Gehölzpflege. mehr



Foto: Hans-Joachim Kietz
Foto: Hans-Joachim Kietz

Buntes Grün

 

Während Leipzig wächst, schrumpft der Lebensraum in der Stadt für Tiere und Pflanzen. Die Stadtnatur wird dem Bauboom geopfert – das hat auch negative Folgen für das Stadtklima und das Wohlbefinden der Menschen. Zum Ausgleich für verlorenes Grün, können Blühflächen und neue Gehölzgruppen angelegt werden. Der NABU bietet dabei seine Beratung an. Machen Sie mit: Schaffen Sie Lebensräume in der Stadt! mehr

 



Leipzig schrumpft

 

Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr