Am 20. März ist Weltspatzentag. Er will auf diesen gefiederten Mitbürger aufmerksam machen, der in unserer unmittelbaren Nachbarschaft lebt und für Lebensfreude sorgen kann. Wie alle europäischen Vogelarten ist er nach EU-Recht geschützt, weshalb seine Lebensstätten ebenfalls zu schützen sind, was aber vielfach unterlassen wird. Es geht um Nischen, Ritzen und Höhlen in unseren Gebäuden sowie Nahrungs- und Ruheplätze in unmittelbarer Nähe. Das sind vorwiegend Sträucher und Hecken. Der Haussperling hat unter dem Klimawandel zu leiden und unter dem ebenfalls vom Menschen verursachten Insektensterben, aber mehr noch unter dem Bauboom. Nistplätze werden zugemauert, Sträucher und Hecken beseitigt, Freiflächen versiegelt.
SPATZiergang am Welttag des Spatzen 2022. Fotos: NABU Leipzig
Um Spatzen zu beobachten, über ihre Gefährdung und über ihren Schutz zu sprechen, lädt der NABU Leipzig jedes Jahr am 20. März zum „SPATZiergang“ ein. Nachdem in den Vorjahren pandemiebedingt diese Vogelbeobachtung nur ohne Teilnehmer stattfinden konnte, war der gemeinsame SPATZiergang in diesem Jahr wieder möglich. Pressemitteilung
Spalten und Ritzen bieten den Hausspatzen Unterschlupf und Nistmöglichkeiten. Fotos: NABU Leipzig
Treffpunkt für den SPATZiergang 2022 war Rudolphstraße / Ecke Martin-Luther-Ring in der Leipziger Innenstadt. Von dort aus führte Beatrice Jeschke vom NABU Leipzig die Interessierten zu verschiedenen Nistplätzen und erläuterte Konflikte, die bei Sanierungsarbeiten an Gebäuden entstehen können, die man aber stets zum Wohle der Vögel auch lösen kann. Man konnte Spatzen beobachten wobei klar wurde: Sie benötigen nicht nur Spalten und Löcher, sondern in der Nähe des Nistplatzes auch Sträucher als Versteck- und Ruheplatz sowie einen attraktiven Lebensraum, der ihnen Nahrung bietet. Auch den Wert von Fassadengrün konnte man an einigen Gebäuden erkennen, die von Efeu berankt sind, der Nahrung und Versteckmöglichkeiten bietet. Solche Efeufassaden sind ökologisch sehr wertvoll, leider werden auch diese Pflanzen häufig unbedacht und rechtswidrig entfernt.
Efeufassaden bieten Nahrung und Versteckmöglichkeiten und dienen Vögeln auch als Nistplatz. Fotos: NABU Leipzig
Leider gibt es viele Negativbeispiele im Umgang mit den interessanten kleinen Vögeln. Oft werden ihre Nistplätze einfach beseitigt – teilweise absichtlich, häufig sind Fassaden-Modernisierungen die Ursache für Nistplatzschwund. Vor den Arbeiten werden meist keine Nistplätze gesucht und selbst wenn es Untersuchungen gibt, werden sie oft übersehen, sodass mehr und mehr Nistplätze verloren gehen, obwohl sie gesetzlich geschützt sind. Zudem wird oft der ökologische Zusammenhang zu Nahrungs- und Ruheplätzen ignoriert, die ebenfalls nicht ausreichend geschützt oder wiederhergestellt werden. Von diesen Missständen sind nicht nur Haussperlinge bedroht, sondern auch viele andere gebäudebewohnende Tierarten, beispielsweise Mauersegler und Fledermäuse.
Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat der NABU Leipzig ein Infopapier „Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten“ erstellt, das bereits bei Artenschutzfachleuten auf Interesse stieß. Ergänzt wird dieses Papier nun pünktlich zum Weltspatzentag durch ein weiteres Infopapier: Diese „Checkliste“ für den Artenschutz bei Fassaden-Modernisierungen richtet sich auch an Bauleute. Ziel ist es, bei Baumaßnahmen für einen besseren Klimaschutz, wie zum Beispiel Fassadendämmung, zugleich auch den Artenschutz zu beachten. Die beiden Veröffentlichungen ergänzen somit eine dritte Broschüre zu Artenschutzmaßnahmen beim Gebäudeneubau, die der NABU Leipzig bereits 2016 veröffentlichte.
Der NABU Leipzig wirbt für mehr Rücksichtnahme, fordert Ausgleich für verlorene Nistplätze und gibt gerne Tipps, wie man Spatzen und andere Tierarten in der Stadt unterstützen kann. Außerdem bittet der NABU Leipzig die Bevölkerung um Mithilfe: Die Bürger werden aufgerufen, Spatzenbeobachtungen, Nistplätze oder von Spatzen benutzte Sträucher zu melden. Nur mit konkreten Informationen darüber, können diese Sperlingslebensstätten geschützt werden. Solche Beobachtungen können ganzjährig an den NABU gemeldet werden, am besten per E-Mail
Darüber hinaus kann man sich auch am Gebäudebrüterprojekt des NABU Leipzig beteiligen. Um dem Verlust von Nistplätzen und Lebensräumen wenigstens ein Stück weit vorzubeugen, erfasst der NABU Leipzig jedes Jahr Vogel-Nistplätze an Gebäuden. Die Daten werden regelmäßig an die Naturschutzbehörde und das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege geschickt. Bei Baumaßnahmen sollen die zuständigen Behörden ein Artenschutzgutachten beauftragen und bei Verlust der Nistplätze den Anbau von Ersatznistkästen fordern. In einigen Stadtteilen gibt es vergleichsweise wenige nachgewiesene Nistplätze. Daher startet der NABU Leipzig einen Aufruf: Von Ende März bis Ende Juni sollen Vogelfreunde die Gebäude im eigenen Stadtteil beobachten, ob Vögel in Nischen an der Fassade, unter Fensterbrettern, hinter Dachrinnen oder irgendwo am Dach einfliegen und vielleicht auch Nistmaterial eintragen. Auch diese Beobachtungen kann man dann per E-Mail an den NABU melden
Der NABU Leipzig bietet für Menschen unterschiedlichen Alters Umweltbildungsveranstaltungen zu den verschiedensten Themen an – wie zum Beispiel den SPATZiergang zum Weltspatzentag. Das Interesse von Schulen, Kindergärten, Jugend- und Erwachsenengruppen ist groß – die personelle Kapazität dagegen nicht. Deshalb hat der NABU Leipzig eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe „AG Umweltbildung“ gegründet. Interessierte können bei der Umweltbildung unterstützen, Spiele austesten und anderen die Schätze der Natur nahebringen. Es gibt die Möglichkeit sich selbst, je nach Kapazitäten, aktiv einzubringen und eigene Konzepte zu entwickeln. Mitstreiter lernen dabei auch selbst immer weiter hinzu. Weitere Informationen
WEITERE INFORMATIONEN
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Tagtäglich werden in Leipzig bei Bau- oder Gehölzpflegearbeiten Tiere getötet, Nistplätze schwinden, Orte für die Nahrungssuche gehen verloren. In vielen Fällen handelt es sich um Verstöße gegen das Naturschutzrecht, was jedoch oft folgenlos bleibt. Bürger verstehen nicht, warum die Behörden nicht einschreiten. Auch Arbeiten im Auftrag der Stadt selbst sind keineswegs vorbildlich. mehr
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Wie man mit geringem Aufwand Vogelnistplätze und Fledermausquartiere in Gebäudeneubauten integrieren kann, zeigt die kleine Broschüre. Sie basiert auf einer Bachelorarbeit an der HTWK. mehr