Gehölzbeseitigung und Flächenversiegelung

 

Stadtrat beschließt Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes ohne Rücksicht auf Natur, Klimanotstand und Artensterben

Demonstration des NABU Leipzig u.a. gemeinsam mit der Initiative Stadtnatur und dem Umweltbund Ökolöwe. Foto: Karsten Peterlein
Demonstration des NABU Leipzig u.a. gemeinsam mit der Initiative Stadtnatur und dem Umweltbund Ökolöwe. Foto: Karsten Peterlein

Nachdem bereits seit Januar 2021 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz durch umfangreiche Baumfällungen vorfristig Fakten geschaffen wurden, ist nun am 5. Juli 2023 vom Stadtrat der Bebauungsplan beschlossen worden. Nach jahrelangen weitgehend vergeblichen Bemühungen für eine naturverträgliche Bebauung und für den – eigentlich gesetzlich vorgeschriebenen – Ausgleich des Lebensraumverlustes, hatte der NABU Leipzig vor der Stadtratssitzung noch einmal zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Dabei forderte der NABU gemeinsam mit anderen Leipziger Natur- und Klimaschutzgruppen wenigstens den Erhalt der noch vorhandenen Gehölze, insbesondere der alten Bäume auf dem Platz. Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen hatte noch einen ähnlichlautenden Änderungsantrag in den Stadtrat eingebracht, er fand jedoch keine Mehrheit. Somit hat der Stadtrat den vollständigen Kahlschlag beschlossen, anschließend soll das Areal mit Asphalt und Beton versiegelt werden, was in Zeiten von Artensterben und Klimakrise an Unverstand kaum zu überbieten ist. Die versprochenen neuen Grünflächen werden nur eine Alibifunktion haben. Sie können die verlorenen alten Bäume, wilden Strauchflächen, Rohboden, Blühflächen und Lebensräume nicht ersetzen – die Klimaschutzfunktionen, vor allem aber die Lebensraumfunktionen werden – wie eigentlich immer bei Bauprojekten in Leipzig – verloren gehen. Die politischen Bekenntnisse zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung sowie die Ausrufung des Klimanotstands sind offenbar nichts wert. Um den Forderungen nach einer naturverträglichen Bebauung noch einmal Ausdruck zu verleihen, hatte der NABU Leipzig vor der Stadtratssitzung am 5. Juli zu einer Protestkundgebung aufgerufen, an der sich rund 40 Menschen beteiligten, die mit ihrer Anwesenheit und mit Redebeiträgen noch einmal an die eintreffenden Stadträte appellierten, für einen Erhalt der Stadtnatur zu stimmen. Stadträte, die für diese Anliegen Interesse zeigten, kann man an einer Hand abzählen.

 

Jetzt Spenden! Das Spendenformular wird von betterplace.org bereit gestellt.Der NABU Leipzig nutzt auch juristische Möglichkeiten, um die Stadtnatur zu retten. Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!

 

MEDIENECHO

 

MDR Leipziger Zeitung
TAG24 Leipziger Volkszeitung

 

Klage abgewiesen

Die Bemühungen mit Stadtverwaltung und Stadtrat Biodiversität und Klima zu schützen, waren nicht erfolgreich, daher hatte der NABU auch mit juristischen Mitteln versucht, den Schutz der Stadtnatur zu erreichen. Mit Beschluss vom 2.02.2022 hatte das Verwaltungsgericht Leipzig einen Eilantrag des NABU Sachsen gegen die auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geplanten Baumfällarbeiten weitgehend abgelehnt, der Gerichtstermin für die Hauptverhandlung wurde für den 24. Mai 2023 angesetzt. Dabei wurde die Klage des NABU Sachsen als „unberechtigt“ zurückgewiesen. Indem somit dem NABU abgesprochen wurde, überhaupt eine Klagebefugnis zu haben, hat sich das Gericht mit den vom NABU vorgebrachten Inhalten gar nicht auseinandergesetzt, eine Berufung gegen die Klageabweisung wurde ausgeschlossen. Der NABU Sachsen hat deshalb beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht einen Antrag auf Berufungszulassung gestellt, über den bis jetzt noch nicht entschieden wurde.

 

Für diese juristischen Schritte zum Schutz der Stadtnatur entstehen erhebliche Kosten, für die der NABU Leipzig herzlich um Spenden bittet. Zudem prüft der NABU ebenfalls juristische Schritte gegen den beschlossenen Bebauungsplan, denn er berücksichtigt die Belange des Biotop- und Arten- sowie des Klimaschutzes nur unzureichend. Weitere Informationen

 

Stoppt die Rodungen! Foto: Beatrice JeschkeDie Beauftragung eines Rechtsanwalts und Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!

 


Platz der Biologischen Vielfalt

Lebensraum Wilhelm-Leuschner-Platz ist in Gefahr

Die Leipziger kennen ihn als „Wilhelm-Leuschner-Platz“, seit einiger Zeit ist auch vom „Platz der Friedlichen Revolution“ die Rede, für den NABU Leipzig steht aber fest: Es ist der „Platz der Biologischen Vielfalt“.

 

Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen, ein Platz der Biologischen Vielfalt. Fotos: Beatrice Jeschke

 

In ehrenamtlicher Freizeitarbeit hat der NABU Leipzig den Platz und seine Wildnis intensiv unter die Lupe genommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Artenvielfalt bei den Brutvögeln auf diesem Areal in der Innenstadt größer ist als auf vergleichbaren Flächen. Auf einer Untersuchungsfläche von 3 Hektar fand der NABU 16 Brutvogelarten. Im Clara-Zetkin-Park hat der NABU Leipzig aktuell 40 Hektar untersucht. Auf diesem Areal gibt es jedoch keine 3 Hektar große Fläche mit der gleichen Brutvogelvielfalt. 

 

Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein
Foto: Beatrice Jeschke
Foto: Beatrice Jeschke

Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist Heimat zahlreicher Brutvogelarten, die hier einen Lebensraum finden. Dorngrasmücke (links) und Nachtigall (rechts) sind auf Sträucher angewiesen. Der Leuschnerplatz ist einer der wenigen Orte in der Innenstadt, wo sie noch wachsen, an vielen anderen Stellen wurden sie leider radikal beseitigt, wodurch die Brutvogelpopulation erlischt. Infolgedessen sind immer weniger Nachtigallen zu hören, auch Amseln und Haussperlinge verschwinden mehr und mehr.

 

Die Biodiversität beschränkt sich aber nicht nur auf die Brutvögel, der Wildwuchs auf dem Gelände ist auch Heimat für andere Tierarten, die hier einen Rückzugsort in der Stadt finden, Versteck- und Nistmöglichkeiten oder auch Nahrung. Das ist umso wichtiger, je mehr die umliegenden Lebensräume verloren gehen. So wurde beispielsweise die Grünfläche vor dem Europahaus umgestaltet, sämtliche Sträucher wurden gerodet, obwohl gerade sie besonders wertvolle Lebensstätten waren, zum Beispiel für Haussperling und Amsel. Der Bestand dieser Vögel sinkt im gesamten Stadtgebiet, wo sie noch vor kurzem allgegenwärtig waren, sucht man sie schon heute oft vergebens. Der NABU sieht eine Ursache für den Negativtrend in rücksichtslosen Baumaßnahmen, denen mehr und mehr Stadtnatur geopfert, ohne dass ausreichend Ersatz geschaffen wird, was aber eigentlich gesetzlich vorgeschrieben ist. Nach Einschätzung des NABU handelt es sich um einen Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz und gegen die Vogelschutzrichtlinie der EU. Außerdem geht damit auch für die Menschen mehr und mehr Lebensqualität und gesunde Umwelt verloren, auch für das Stadtklima ist diese Beton-und-Asphalt-Politik verheerend.

 

Auch Insekten finden auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz Nahrung und Unterschlupf, darunter Bienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge und sogar Libellen. Viele Insekten sind selbst wiederum Nahrung für andere Tiere, weshalb der Erhalt der Insektenlebensräume in der Stadt unverzichtbar ist. Das muss auch beachtet werden, wenn Bauprojekte realisiert werden. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Angesichts der aktuell stattfindenden Umgestaltung rund um den Schwanenteich, ist gegenwärtig ein weiterer Lebensraumverlust zu beklagen: Leipzig schrumpft! Den fortschreitenden Lebensraumverlust dokumentiert der NABU Leipzig seit 2016 auf einer Karte im Internet.

 

Der Grünspecht nutzt den Leuschnerplatz zur Nahrungssuche. Hier findet er geeignete Stellen für die Jagd nach Ameisen, die er besonders gerne verspeist. Der Grünspecht ist in der Bundesartenschutzverordnung als streng geschützte Art eingestuft und genießt damit den höchsten Naturschutzstatus. Foto: Beatrice Jeschke

Mit großer Sorge beobachten Naturschützer, dass die Oase Wilhelm-Leuschner-Platz in Kürze ebenfalls dem Bauboom geopfert werden soll. Man kann wertvolle Innenstadtflächen natürlich für Bauprojekte nutzen, man darf darüber aber nicht Lebensqualität, Stadtnatur, Klimaschutz sowie die Tier- und Pflanzenwelt vergessen – und vor allem darf man nicht vergessen, dass die Vernichtung von Singvogelpopulationen rechtswidrig ist.

  

Seit Beginn der Planungen für den Wilhelm-Leuschner-Platz hat der NABU Leipzig seine Zusammenarbeit angeboten, um eine möglichst naturverträgliche Nutzung zu erreichen. Hecken und Bäume sind zu schützen sowie offene Blühflächen und sandige Stellen für Insekten, Vögel und Co. Es deutet aber nichts darauf hin, dass der Naturschutz bei den Planungen tatsächlich berücksichtigt wird.

 

Der NABU hat nun erneut ein Positionspapier verfasst und umfangreiche Beobachtungsdaten zu geschützten Vogelarten an die Ämter der Stadt Leipzig übergeben.


Der NABU sieht sie in der Pflicht, die Stadtnatur zu schützen, nicht nur wie es das Naturschutzrecht verlangt, sondern auch, um nachhaltig eine lebenswerte Stadt zu gestalten.

 

Positionspapier 2016     Positionspapier 2019     Pressemitteilung     Petition

 

Wilde Orte in der Stadt: der Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Karsten Peterlein
Wilde Orte in der Stadt: der Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Karsten Peterlein

Die 59. Leipziger Naturschutzwoche hatte 2015 das Thema „Wilde Orte – Wildnis in der Stadt“. Seitdem sind hektarweise „wilde Orte“ zubetoniert worden, meist ohne erkennbare Ersatzmaßnahmen. Warum ist die „Wildnis in der Stadt“ nur während der Naturschutzwoche ein Thema? Sie ist die Grundlage für unsere gesunde Umwelt, die wiederum das wichtigste Kriterium für alle Stadtplanungen sein müsste. 

 

Leipzig ist Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologischen Vielfalt“, warum wird dann Tag für Tag diese biologische Vielfalt für Beton geopfert?

 

Der NABU Leipzig hat auf die naturschutzrechtlichen Konflikte aufmerksam gemacht, die mit der Zerstörung von Lebensstätten geschützter Arten verbunden sind und hat dringend um Auskunft gebeten, wie der räumliche Zusammenhang der innerstädtischen Lebensräume geschützt werden soll, falls die Baupläne am Wilhelm-Leuschner-Platz realisiert werden. Zudem fordert der NABU erneut, bei der Stadtplanung den Erhalt der Stadtnatur grundsätzlich mehr zu berücksichtigen.

 

Leipzig braucht Platz für Biologische Vielfalt!

 

Bedrohte Biologische Vielfalt

Durch Ringablesung an Amseln ist belegt worden, dass die Vögel standorttreu sind. Brutplätze gibt es fast ausschließlich auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, weil der gegenüberliegende Schillerpark nahezu flächendeckend von Menschen genutzt wird und durch intensive Gehölzpflege keine Rückzugsräume ermöglicht. Die Amsel ist laut Bundesnaturschutzgesetz eine besonders geschützte Art. Die Lebensbedingungen für die Population Innenstadt dürfen sich demzufolge nicht verschlechtern. Fotos: NABU Leipzig

 

Im Jahr 2018 wurden folgende 16 Brutvogelarten auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz festgestellt:

Amsel, Blaumeise, Dorngrasmücke, Gartenbaumläufer, Gelbspötter, Hausrotschwanz, Haussperling, Klappergrasmücke, Kleiber, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Rabenkrähe, Ringeltaube, Star, Stieglitz. 

 

Folgende 29 Vogelarten nutzen den Wilhelm-Leuschner-Platz als Lebensraum und wurden zwischen Januar 2018 und Dezember 2018 beobachtet:

Amsel, Blaumeise, Buchfink, Dorngrasmücke, Eichelhäher, Elster, Gartenbaumläufer, Gelbspötter, Grünfink, Grünspecht, Hausrotschwanz, Haussperling, Klappergrasmücke, Kleiber, Kohlmeise, Mauersegler, Mönchsgrasmücke, Nachtigall, Rabenkrähe, Ringeltaube, Rotkehlchen, Saatkrähe, Straßentaube, Star, Stieglitz, Stockente, Turmfalke, Zaunkönig, Zilpzalp. 

 

Nachgewiesen wurden sowohl ortstreue als auch wiederkehrende Vogelarten, deren Lebensstätten gesetzlich geschützt sind.

 

Haussperling, Gelbspötter, Klappergrasmücke und Dorngrasmücke stehen bereits auf der Vorwarnstufe in der Roten Liste Sachsen (2015). Aus guten Gründen: Den Haussperlingen werden Brutnischen wegsaniert und Sträucher, die als Ruhestätten dienen in der Umgebung rücksichtslos entfernt. Die anderen drei Arten brüten in niedriger Vegetation in Höhe bis zu 4 Meter. Dort nutzen sie die Deckung ebenfalls als Singwarte und zur Nahrungssuche. Sträucher sind nach der Baumschutzsatzung der Stadt Leipzig aber erst ab einer Höhe über 4 Meter geschützt.

 

Da der Gehölzschutz in Sachsen durch das „Baumabgesetz“ von 2010 weitgehend abgeschafft wurde, werden Bäume und Sträucher gedankenlos beseitigt, falls dafür überhaupt noch eine Genehmigung erforderlich ist, wird sie von den Behörden meist leichtfertig erteilt. Nach Einschätzung des NABU Leipzig wird dabei fast immer das Bundesnaturschutzgesetz ignoriert. Die Gehölze genießen zwar in Sachsen praktisch keinen gesetzlichen Schutz, aber sie sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte Lebensstätten. Weil das nicht beachtet wird, gehen die Lebensstätten mehr und mehr verloren – zum Nachteil der Vogelarten, deren Bestände sich ohnehin schon im Sinkflug befinden.

 

Die folgenden Gehölze wurden auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz erfasst:

Holunder, Roter Hartriegel, Schneebeere, Kornelkirsche, Liguster, Feuerdorn, Heckenkirsche, Hagebutte, Mirabelle, Berberitze, Haselnuss, Weißdorn, Vogelbeere 

 

Bebauungsplan ignoriert weiterhin Arten- und Klimaschutz

Am 24. März 2021 soll für den Wilhelm-Leuschner-Platz ein überarbeiteter Entwurf des Bebauungsplans im Stadtrat beschlossen werden. Aus diesem Anlass hat der NABU Leipzig erneut eine Stellungnahme verfasst und an die Ratsfraktionen geschickt, denn bedauerlicherweise entspricht der überarbeitete Entwurf noch immer nicht den Anforderungen an Arten-, Biotop- und Klimaschutz. Das große Innenstadtareal Wilhelm-Leuschner-Platz bietet die Chance, auf innovative Weise zu zeigen, wie eine moderne Stadtentwicklung mit dem Schutz von Biodiversität und Klima in Einklang gebracht werden kann. Der NABU hofft, dass der Stadtrat diese Chance nutzt. Weiterlesen

 

Pressemitteilung     Stellungnahme

 

NABU lehnt Bebauungsplan ab

Im Zuge der Öffentlichen Auslegung zum Bebauungsplan hat der NABU die Möglichkeit einer Stellungnahme genutzt. Obwohl der NABU im Vorfeld wiederholt auf die Probleme aufmerksam gemacht hat, sind die artenschutzfachlichen Belange nicht in ausreichender Form berücksichtigt worden. Deshalb lehnt der NABU den Bebauungsplan ab. Stellungnahme


NABU stoppt Naturfrevel auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz

Baumfällungen und Gehölzrodungen in der Leipziger Innenstadt

Im Eiltempo wurden 500 m² wertvolle Hecken gerodet und 12 Bäume gefällt, bevor der NABU eingreifen konnte. Foto: NABU Leipzig
Im Eiltempo wurden 500 m² wertvolle Hecken gerodet und 12 Bäume gefällt, bevor der NABU eingreifen konnte. Foto: NABU Leipzig

Um Baumfällungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig zu stoppen, ist der NABU aktiv geworden und hat einen Anwalt sowie die Polizei eingeschaltet. NABU-Mitglieder waren am 21. Januar 2021 im Einsatz, um zu verhindern, dass gesetzlich geschützte Lebensstätten auf dem Areal zerstört werden. Die Gefahr ist noch nicht gebannt – während der NABU weitere juristische Schritte vorbereitet, prüft die Stadt Leipzig die rechtliche Lage, um die Rodungen fortzusetzen. Um das dem Fällstopp zugrunde liegende Schreiben an die Arbeiter vor Ort zu überreichen, war die Hilfe der Polizei notwendig. Falls für die Arbeiten die erforderlichen Ausnahmege­nehmigungen tatsächlich erteilt wurden, ist die naturschutzfachliche und rechtliche Grundlage dafür fraglich. Zudem versuchte man hier offenbar mit einer „Hauruck-Aktion“ innerhalb weniger Stunden naturzerstörerische Fakten zu schaffen. Ein solches Vorgehen verhöhnt das Engagement des ehrenamtlichen Naturschutzes und die Beteiligungsrechte der Bürger. Weiterlesen

 

Streit über Baumfällungen geht vor Gericht

Gegen die Fällung der Bäume auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz hatte der NABU Widerspruch eingelegt. Er wurde von der Stadtverwaltung zurückgewiesen, wogegen der NABU beim Verwaltungsgericht Leipzig Klage eingereicht hat. Es gibt Belege dafür, dass bei den Entscheidungen der Stadtverwaltung Biotop- und Artenschutz nicht im gesetzlich geforderten Maße berücksichtigt wurden. Zudem ist der Wilhelm-Leuschner-Platz nur ein Beispiel für zahllose andere Projekte in der Stadt, wo das Naturschutzrecht genauso ignoriert wird. Das muss endlich abgestellt werden! Der NABU Leipzig hofft, dass dies auch mithilfe des Gerichts gelingen kann. Die Kosten für den Rechtsweg sind jedoch erheblich, weshalb der NABU Leipzig dringend um Spenden bittet:

 

Jetzt Spenden! Das Spendenformular wird von betterplace.org bereit gestellt.Die Beauftragung eines Rechtsanwalts und mögliche Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!

 

 

Vorweihnachtlicher Eilantrag zum Stopp von Baumfällungen

Dem NABU ist es erneut gelungen, die Natur auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz vor einer weiteren Zerstörung zu bewahren. Nachdem der NABU im Januar 2021 Widerspruch gegen eine Fällgenehmigung eingelegt hatte, hat die Stadtverwaltung Anfang Dezember den „sofortigen Vollzug“ dieser Baumfällgenehmigung angeordnet. Der NABU hat deshalb einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht gestellt, daraufhin hat nun die Stadtverwaltung die Anordnung auf sofortigen Vollzug „ausgesetzt“. Das Gericht hat daher auf eine Eilverfügung verzichtet.

Es handelt sich leider nur um eine Gnadenfrist für die ökologisch wertvollen Lebensräume, doch der NABU wird sich weiterhin dafür einsetzen. Am 23. Dezember versammelten sich einige Mitglieder und Anwohnerinnen zu einer kurzen Protestaktion auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Weiterlesen

Spontane Protestkundgebung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: NABU Leipzig
Spontane Protestkundgebung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: NABU Leipzig

 

Eilantrag weitgehend erfolglos

Lebensraumvernichtung geht weiter - Eilantrag des NABU Sachsen gegen Baumfällgenehmigung weitgehend erfolglos. Foto: NABU Leipzig
Lebensraumvernichtung geht weiter - Eilantrag des NABU Sachsen gegen Baumfällgenehmigung weitgehend erfolglos. Foto: NABU Leipzig

Mit Beschluss vom 2.02.2022 hat das Verwaltungsgericht Leipzig einen Eilantrag des NABU Sachsen gegen die auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geplanten Baumfällarbeiten weitgehend abgelehnt.
Dies betrifft jedoch nicht das eigentliche Klageverfahren gegen die Fällgenehmigung, sondern nur den Eilantrag des NABU Sachsen vom 22.12.2021.
In dem noch ausstehenden Hauptverfahren geht es dem NABU vor allem um eine grundsätzliche Klärung der fragwürdigen Genehmigungsverfahren, die den Biotop- und Artenschutz nicht ausreichend oder gar nicht berücksichtigen. Denn der Wilhelm-Leuschner-Platz ist nur ein Beispiel von vielen vergleichbaren Genehmigungsverfahren, für die eine solche Klärung wünschenswert wäre. Diese Aspekte wurden und konnten im Eilverfahren leider nicht ausreichend berücksichtigt werden. Zudem prüft der NABU Sachsen, ob er gegen die Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde einlegt. Pressemitteilung

 

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Jenseits der rechtlichen Fragen findet es der NABU allerdings sehr bedauerlich, mit welchem Nachdruck in der Stadt Leipzig die Fällung von Bäumen, die Rodung von Hecken und die Versiegelung von Freiflächen vorangetrieben wird. Diese Flächen verlieren damit nicht nur (ohne den gesetzlich erforderlichen Ausgleich!) ihre Funktion als Lebensräume, sondern auch ihre Rolle für den Klimaschutz und für die Gesundheit der Menschen. Dies widerspricht der Notwendigkeit, auf Klimakrise und Artensterben mit einer zeitgemäßen Stadtplanung zu reagieren. Hier passiert leider genau das Gegenteil! Weiterlesen

 

Baumfällarbeiten auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz gehen weiter

Nachdem der Eilantrag des NABU Sachsen weitgehend erfolglos war, gingen am 11. Februar 2022 die Baumfällungen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz weiter. Der NABU Leipzig war vor Ort, um zu protestieren und um die Arbeiten zu dokumentieren. Weitere Informationen

 

Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

Angesichts der Rodungsarbeiten auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz haben sich Anwohner und die Bürgerinitiative Leipziger Stadtnatur an die Öffentlichkeit gewandt. Sie bitten darum, ihr Bürgerbegehren zu unterstützen. Unterschriftenlisten liegen an vielen Stellen in Leipzig aus, beispielsweise in Geschäften und Cafés. Zudem sind die Unterschriftenlisten online abrufbar, man kann sie ausdrucken und selbst Unterschriften sammeln. Ziel sind mindestens 25.000 Unterschriften; 5.000 sind bereits gesammelt. Mit dem Bürgerbegehren soll die massive Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes und die Rodung der Gehölze aufgehalten werden. Dieser Platz mitten in Leipzig steht auch stellvertretend für viele andere Baumbestände in der Stadt, die für eine nicht mehr zeitgemäße Stadtentwicklung überplant und gerodet werden. Es geht – auch angesichts des Klimawandels – um die Frage, wie die Menschen in Leipzig künftig leben wollen. Weitere Informationen

 

Sind Pflastersteine mehr wert als Bäume?

Der NABU Leipzig hat vorgeschlagen, einen alten Silberahorn auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz als Naturdenkmal zu schützen. Der Antrag wurde abgelehnt. Stattdessen wurde bekannt, dass die Beton-Pflastersteine vor dem Bowlingtreff unter Denkmalschutz stehen sollen. Symbolhafter kann man die verfehlte Stadtpolitik kaum zum Ausdruck bringen. Foto: NABU Leipzig

Durch die geplante Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes gehen wertvolle Lebensräume verloren, im Eiltempo wurden bereits viele Gehölze gerodet und Stadtnatur zerstört. Dabei wurden nach Auffassung des NABU rechtliche Belange des Arten- und Biotopschutzes bei Baumfällungen nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb der NABU Sachsen juristisch gegen die Fällungen vorgeht. Dieser Rechtsstreit dauert bereits seit 2021, für Mai 2023 ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, in dem vor dem Verwaltungsgericht die Klage des NABU verhandelt werden wird.

 

Unterdessen gab es auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz weitere Fällungen. Anwohner hatten am 25. Januar 2023 darauf hingewiesen. Nach Auskunft der Baumschutzbehörde gab es keine Genehmigungen für die Fällungen, die deshalb gestoppt wurden. Dessen ungeachtet meldeten Anwohner am 2. Februar 2023, dass wieder Sträucher und kleinere Bäume gefällt wurden. Weiterlesen

 

Pressemitteilung

 


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Protest gegen Kahlschlag auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz

Stoppt die Rodungen! Foto: Beatrice Jeschke
Stoppt die Rodungen! Foto: Beatrice Jeschke

Nachdem es bereits mehrfach allen Protesten zum Trotz großflächige Rodungen gab, wurden am 27. Februar 2023 auf einem weiteren Teilabschnitt alle Bäume gefällt und alle Sträucher beseitigt, ohne Rücksicht auf mögliche Winterquartiere von Tieren im Unterwuchs. Äußerst kurzfristig hatte die Stadtverwaltung über die geplante Naturzerstörung informiert, der NABU Leipzig hatte daher für den Vormittag zu einer Protestkundgebung am Ort der Zerstörung aufgerufen. Die Demonstranten konnten mitverfolgen, wie direkt in Sichtweite des Rathauses, die Stadtnatur vernichtet wurde – Kettensägen und brechende Baumriesen sind ein Symbol für die fehlgeleitete Stadtpolitik, denn der Leuschnerplatz ist nur ein Beispiel für viele vergleichbare Bauprojekte, zunehmende Flächenversiegelung und rücksichtslose Fällung von Stadtbäumen. Ein unzeitgemäßer Zustand, der auch die Gesundheit der Menschen in der Stadt mehr und mehr gefährdet. Weiterlesen

 

Durch die geplante Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes gehen selten gewordene Lebensräume wie große Strauchgruppen aus heimischen Gehölzen und alte Bäume ersatzlos verloren, was man auch durch Neupflanzungen nicht kurzfristig oder gar nachträglich ausgleichen kann. Darauf hat der NABU Leipzig schon frühzeitig hingewiesen. Dennoch wurden die Pläne ohne Rücksicht auf Biodiversität und Stadtklima vorangetrieben. Dabei wurden nach Auffassung des NABU rechtliche Belange des Arten- und Biotopschutzes bei Baumfällungen nicht ausreichend berücksichtigt, weshalb der NABU Sachsen juristisch gegen die Fällungen vorgeht. Dieser Rechtsstreit dauert bereits seit 2021, für Mai 2023 ist nun ein Gerichtstermin angesetzt, in dem vor dem Verwaltungsgericht die Klage des NABU verhandelt werden wird.

 

Stoppt die Rodungen! Foto: Beatrice JeschkeDie Beauftragung eines Rechtsanwalts und Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!

 

 

 

Klage abgewiesen

Die Bemühungen mit Stadtverwaltung und Stadtrat Biodiversität und Klima zu schützen, waren nicht erfolgreich, daher hatte der NABU auch mit juristischen Mitteln versucht, den Schutz der Stadtnatur zu erreichen. Mit Beschluss vom 2.02.2022 hatte das Verwaltungsgericht Leipzig einen Eilantrag des NABU Sachsen gegen die auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz geplanten Baumfällarbeiten weitgehend abgelehnt, der Gerichtstermin für die Hauptverhandlung wurde für den 24. Mai 2023 angesetzt. Dabei wurde die Klage des NABU Sachsen als „unberechtigt“ zurückgewiesen. Indem somit dem NABU abgesprochen wurde, überhaupt eine Klagebefugnis zu haben, hat sich das Gericht mit den vom NABU vorgebrachten Inhalten gar nicht auseinandergesetzt, eine Berufung gegen die Klageabweisung wurde ausgeschlossen. Der NABU Sachsen hat deshalb beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht einen Antrag auf Berufungszulassung gestellt, über den bis jetzt noch nicht entschieden wurde.

 

Für diese juristischen Schritte zum Schutz der Stadtnatur entstehen erhebliche Kosten, für die der NABU Leipzig herzlich um Spenden bittet. Zudem prüft der NABU ebenfalls juristische Schritte gegen den beschlossenen Bebauungsplan, denn er berücksichtigt die Belange des Biotop- und Arten- sowie des Klimaschutzes nur unzureichend. Weitere Informationen

 

Stoppt die Rodungen! Foto: Beatrice JeschkeDie Beauftragung eines Rechtsanwalts und Gerichtsverfahren sind mit erheblichen Kosten verbunden. Der NABU ist für solche Ausgaben auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie den Kampf für den Erhalt der Stadtnatur mit einer Spende – Herzlichen Dank!

 


Demo für Artenvielfalt

Grün statt Beton

Foto: Ludo Van den Bogaert
Foto: Ludo Van den Bogaert

Der Platz der Biologischen Vielfalt muss erhalten werden! Jahrelang hat die Stadtverwaltung den gesetzlich gebotenen Schutz von Singvogellebensräumen im Stadtgebiet vernachlässigt. Stück für Stück wurden Grünflächen und Brachen bebaut, Sträucher und Bäume gerodet, Boden versiegelt – in den meisten Fällen ohne jeden Ausgleich. Der NABU hat immer wieder auf den Flächenschwund hingewiesen, hat innerhalb weniger Jahre einen Lebensraumverlust von 85 Hektar erfasst: Leipzig schrumpft! 

Die Stadtverwaltung argumentierte, dass „Allerweltsvögel“ auf benachbarte Lebensräume ausweichen können, doch inzwischen sind diese ebenfalls zerstört und verschwunden oder schon längst von anderen Bewohnern genutzt. Wohin sollen also die gesetzlich geschützten Bewohner des Wilhelm-Leuschner-Platzes? Warum wurde jahrelang versäumt, Ausgleich für die geplante Bebauung zu schaffen? Ganz im Gegenteil: Auch auf umliegenden Flächen wurde Lebensraum vernichtet. Um dem Anliegen des Naturschutzes endlich Gehör zu verschaffen, ist der NABU Leipzig am 12. Februar 2019 spontan auf die Straße gegangen. Naturschützer versammelten sich zu einer Kundgebung am Wilhelm-Leuschner-Platz. Passanten wurden auf das Problem der Lebensraumzerstörung hingewiesen, und auch im gegenüberliegenden Rathaus sollte man den Protest wahrnehmen.


Kundgebung vor dem Neuen Rathaus

Am 19. Februar 2019 wurden die Gewinner des Architekturwettbewerbs im Neuen Rathaus vorgestellt. Dass bei diesen Bauplanungen der Artenschutz berücksichtigt wurde, ist nicht zu erkennen. Deshalb hatte der NABU Leipzig am 19. Februar erneut zur Demonstration aufgerufen – direkt vor dem Neuen Rathaus fand eine Kundgebung statt, an der sich auch der BUND Leipzig und die Leipziger Grünen beteiligten.

 

Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

 

Rund 30 Naturfreunde demonstrierten gegen die Zerstörung geschützter Lebensstätten heimischer Vogelarten. Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist dabei nur ein Beispiel, um zu zeigen, welche rücksichtslosen Baupläne in Leipzig vollzogen werden, ohne das Bundesnaturschutzgesetz zu beachten. Auch für uns Menschen gehen damit mehr und mehr Stadtnatur, gesunde Umwelt und Lebensqualität verloren, denn auch für das Stadtklima ist die Beton-und-Versiegelungs-Politik fatal. Die Menschen in der Stadt haben immer weniger Naturerfahrung, bald wird es unmöglich sein, mitten in der Stadt eine Nachtigall zu hören, bis vor kurzem hatte sie hier hingegen noch zahlreiche Nistplätze.

 

Fotos: Karsten Peterlein

 

Der NABU kam am Rande der Kundgebung mit Bürgern ins Gespräch, die das beklagen. Viele Bürger wenden sich gerade verzweifelt an den NABU, denn Im Januar und Februar kreischen die Motorsägen besonders heftig. Kurz vor dem Beginn der Brutzeit wird an vielen Stellen in der Stadt „Baufreiheit“ geschaffen, hektarweise werden ökologisch wertvolle und zum Teil auch gesetzlich geschützte Gehölze radikal beseitigt. Viele haben vor der Haustür keine Bäume und Sträucher mehr, Wohnquartiere mit Grün verschwinden mehr und mehr und mit ihnen Insekten, Vögel, Fledermäuse.

  

Auch der BUND Leipzig und Bündnis 90 / Die Grünen haben sich an der Demo beteiligt. Foto: Karsten Peterlein
Auch der BUND Leipzig und Bündnis 90 / Die Grünen haben sich an der Demo beteiligt. Foto: Karsten Peterlein

Im Anschluss an die Kundgebung besuchten auch die NABU-Mitstreiter die Ausstellung der Architekturentwürfe im Foyer des Rathauses, auch dabei gab es Gespräche mit Besuchern. Erste Reaktionen der Stadtverwaltung zeigen leider, dass dort das Anliegen des NABU nicht verstanden wird. Eine naturnahe Pflege von städtischen Grünflächen sowie eine naturverträgliche Stadtentwicklung sind im Interesse der Bürger und der Tierwelt dringend geboten, ebenso wäre es geboten, sich an die Naturschutzgesetze zu halten. Der NABU wird sich weiter dafür einsetzen.

 

 

 


Demonstration für naturverträgliche Stadtplanung

Artensterben und Klimakrise erfordern ein Umsteuern! Um für einen grünen Leuschnerplatz zu demonstrieren, fand am 7. Oktober 2020 eine Demonstration vor dem Neuen Rathaus statt, an der sich auch der NABU Leipzig beteiligte. Obwohl die Demonstration innerhalb weniger Tage organisiert werden musste und an einem Wochentag um 13 Uhr begann, fanden sich rund 40 Teilnnehmerinnen und Teilnehmer ein.

 

Im Vorfeld der Stadtratssitzung hatten sich rund 200 Bürger an einer Mailaktion des NABU Leipzig beteiligt: Sie hatten den Stadträten E-Mails mit ihren Forderungen nach einer naturverträglichen Stadtplanung geschickt. Einige Fraktionen formulierten daraufhin Stellungnahmen zu den Forderungen des NABU, die nun eine Grundlage für weitere Gespräche bilden können. Mailaktion und Protestdemonstration machen daher Hoffnung und zeigen, dass viele Bürger den weiteren Verlust ihrer Stadtnatur nicht hinnehmen wollen. Weiterlesen


Foto: Karsten Peterlein
Foto: Karsten Peterlein

Leipzigs Artenvielfalt schrumpft

Interview mit der Leipziger Hochschulzeitung "student!"

Am Beispiel der Vogelvielfalt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz hat der NABU Leipzig die ökologische Bedeutung städtischer Brachflächen dokumentiert. Anlässlich der konkreter werdenden Bebauungspläne hat student!-Autor Benjamin Sasse mit René Sievert vom NABU Leipzig über die Vernachlässigung von Naturschutz und Bürgerbeteiligung gesprochen. Weiterlesen



Petition für Mensch und Natur


BUND Regionalgruppe Leipzig e.V., NABU-Regionalverband Leipzig e.V., Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. und Ornithologischer Verein zu Leipzig e.V. hatten eine Petition gestartet. Sie richtete sich gegen die in Leipzig seit Jahren anhaltende Vernichtung von Grünflächen, die für Mensch und Natur wertvoll sind. Seit 2016 wurden im Stadtgebiet mindestens 250 solche wertvollen Grünflächen mit zusammen rund 100 Hektar durch Gehölzrodung und Bauarbeiten bereits ersatzlos beseitigt. Am schlimmsten trifft es Vögel, Eidechsen, Amphibien, Igel, Fledermäuse und verschiedene Insekten, die keine entsprechenden Ausweichflächen finden. Sogar gesetzlich geschützte Tierarten sind betroffen. Dieser Tatbestand ist laut Bundesnaturschutzgesetz rechtswidrig, das wird jedoch in Leipzig vielfach ignoriert. Die Initiatoren der Petition baten die Bevölkerung um ihre Stimme. Der öffentliche Druck wächst, bei der Schließung von Baulücken darf die Stadtverwaltung die Natur und das grüne, lebendige Wohnumfeld nicht vergessen! Pressemitteilung

 

In der Sitzung am 14. Oktober 2020 sollte sich der Leipziger Stadtrat mit der Petition beschäftigen. Unmittelbar nach einer Sitzungspause, als ein Großteil der Stadträte noch vor dem Sitzungssaal beim Imbiss war, wurde der Tagesordnungspunkt innerhalb weniger Sekunden abgehandelt. Ohne ein weiteres Wort wurde die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung angenommen, die auf die Forderungen der Petition aber gar nicht eingeht. Der Stadtrat hat sich dieser Ignoranz angeschlossen und in einer erschreckenden Art und Weise die Meinung der Bürger und das Engagement der beteiligten Vereine für irrelevant erklärt. Weiterlesen


Stadtgrün ist kein Müllplatz

Foto: NABU Leipzig
Foto: NABU Leipzig

Wilde Ecken in der Stadt sind wertvolle Lebensräume, wichtig für Mensch und Natur. Wilde Ecken sollen aber keine Müllecken sein, der Platz der Biologischen Vielfalt ist kein Müllplatz! Deshalb fand am 8. März 2019 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eine Müllsammelaktion statt. 

 

Fotos: NABU Leipzig

 

Der NABU Leipzig hatte zu der Aktion eingeladen, 15 Naturfreunde kamen und haben fleißig Unrat eingesammelt: Etwa 200 Glasflaschen und viele Scherben, ca. 30 Coffee-to-go-Einwegbecher, Zigarettenschachteln, Lebensmittelverpackungen, Plastiktüten, einen Drucker, einen Stuhl, Fahrradteile, Radkappen, Spraydosen und anderen Abfall. Alles wurde sortiert und dann haben NABU-Mitstreiter den gesammelten Müll in Glascontainern und auf einem Wertstoffhof entsorgt. Dort gehört der Müll hin! Warum Menschen immer wieder den Unrat achtlos in die Umwelt werfen, bleibt unklar. Es stehen Abfallbehälter und Sammelstellen dafür zur Verfügung!

Der NABU bedankt sich bei allen fleißigen Helfern!

 

Fotos: NABU Leipzig

Wahlplakate und Glasscherben

Auch am 29. Februar 2020 hatte der NABU Leipzig zur Müllsammlung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz eingeladen. 20 Personen waren zwei Stunden im Einsatz, es kamen 10 Säcke mit Glasflaschen und Scherben und etwa doppelt so viele Säcke mit anderem Müll zusammen. Andere nutzten den Tag vor der entscheidenden Runde der Oberbürgermeisterwahl noch für Wahlkampf, der NABU warb mit der Aktion für den Schutz der Natur und sammelte auch noch einmal Unterschriften für die Petition „Bauen und Natur erhalten“, die unter anderem den Schutz des Wilhelm-Leuschner-Platzes zum Inhalt hat, denn er ist ein Platz der Biologischen Vielfalt. So wie viele andere Flächen in Leipzig ist auch er von rücksichtsloser Bebauung bedroht. Weiterlesen

Ergebnis der zweistündigen Müllsammelaktion auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Ludo Van den Bogaert
Ergebnis der zweistündigen Müllsammelaktion auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: Ludo Van den Bogaert

 

Sommerliche Müllsammlung

19 Naturfreunde haben zwei Stunden lang Müll gesammelt. Foto: NABU Leipzig
19 Naturfreunde haben zwei Stunden lang Müll gesammelt. Foto: NABU Leipzig

Der Wilhelm-Leuschner-Platz ist der „Platz der Biologischen Vielfalt“. Auf den rund drei Hektar hat der NABU siebzehn Brutvogelarten nachgewiesen, das ist eine größere Artenvielfalt als auf anderen vergleichbar großen Grünflächen in Leipzig. Die alten Bäume und großen Strauchgruppen hier spenden Schatten und sind wichtig für das Stadtklima, und sie machen den Platz zu einem der letzten Vogellebensräume in der Innenstadt. Dennoch sollen die Gehölze beseitigt und der Platz rücksichtslos bebaut werden. Der NABU Leipzig setzt sich für den Artenschutz auf dem Platz ein und rückt auch immer wieder aus, um ihn von Müll zu befreien. Am 30. Juli 2020 hatten sich dazu 19 Naturschutzmacher von NABU und NAJU versammelt. Innerhalb von 2 Stunden sammelten sie 4 Säcke Glas und 30 Säcke Müll. Weiterlesen


Lebensraum in der Innenstadt muss erhalten bleiben

Positionspapier zur Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes

Als letzte große Freifläche im Innenstadtgebiet bietet der Wilhelm-Leuschner-Platz ein großes Entwicklungspotenzial. Die Planungen und Entwicklungsperspektiven sind in Leipzig ein langjährig und vielfach diskutiertes Thema, mit dem sich Stadtverwaltung, Ratsversammlung, Bürgerschaft und Verbände seit mehreren Jahren intensiv auseinandersetzen. Da die Pläne für eine Bebauung dieses Platzes immer konkreter werden, möchte sich auch der NABU-Regionalverband Leipzig zu Wort melden und hat gemeinsam mit der BUND Regionalgruppe Leipzig ein Positionspapier an das Amt für Umweltschutz sowie an das Stadtplanungsamt geschickt. Ziel ist es, in einen konstruktiven Dialog zu treten und im Sinne des Natur- und Artenschutzes einen Ausgleich zwischen den Interessen der Stadtentwicklung und den Belangen des Naturschutzes zu finden.

 

Die Beobachtungsergebnisse des NABU weisen nach, dass der bisher unbebaute Wilhelm-Leuschner-Platz mit seinen Hecken und Bäumen eine wichtige Funktion als Lebensraum hat und eine größere Bedeutung besitzt als andere Grünflächen in der Innenstadt, wie der Park an der Moritzbastei oder der Schillerpark, die viel zu stark von Fußgängern frequentiert werden. Bedeutsam sind vor allem die Hecken, die zugleich Nistplatz und Nahrungsquelle sind, aber auch für das Stadtklima eine Bedeutung haben.

 

Foto: NABU/Kerstin Kleinke
Foto: NABU/Kerstin Kleinke
Foto: NABU/Ursula Doll
Foto: NABU/Ursula Doll
Foto: NABU/Kerstin Kleinke
Foto: NABU/Kerstin Kleinke

Geschützte Vogelarten wie Mönchsgrasmücke, Nachtigall und Rotkehlchen (v.l.n.r.) sind in den Hecken auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz zuhause.

 

Um die Wichtigkeit des Platzes als Lebensraum für die Tierwelt zu betonen, stellen BUND und NABU den Ämtern Informationen zu Flora und Fauna zur Verfügung. So konnte der NABU beispielsweise die folgenden Vogelarten nachweisen: Gelbspötter, Ringeltaube, Amsel, Mönchsgrasmücke, Aaskrähe, Elster, Stieglitz, Nachtigall, Zaunkönig, Blaumeise, Kohlmeise, Rotkehlchen, Kernbeißer und Grünfink.

 

Es ist davon auszugehen, dass durch eine Bebauung der Ostseite des Wilhelm-Leuschner-Platzes der Lebensraum großflächig beschnitten wird. Der Wegfall der Hecken des Wilhelm-Leuschner-Platzes kann nicht durch benachbarte Parkanlagen kompensiert werden. Der drohende Wegfall des Lebensraums erscheint umso gravierender, wenn man bedenkt, dass in vergangenen Jahren bereits andere innenstadtnahe Frei- und Grünflächen bebaut wurden. Allein im Jahr 2015 sind die Lebensräume städtischer Amselpopulationen an ehemals freien Flächen in der Dresdner Straße / Inselstraße, Käthe-Kollwitz-Straße / Thomasiusstraße sowie Karl-Tauchnitz-Straße / Telemannstraße neuen Bebauungen gewichen. Der Lebensraum der Amsel auf der Fläche Willy-Brandt-Platz / Richard-Wagner-Straße ist durch die Neugestaltung der Grünfläche ebenfalls verschwunden.

 


Dass der Wilhelm-Leuschner-Platz für die lokalen Populationen geschützer Vogelarten bedeutsam ist, konnte beispielhaft durch Beobachtungen beringter Amseln nachgewiesen werden. Fotos: NABU Leipzig

 

BUND und NABU beobachten einen besorgniserregenden Rückgang von geeignetem Lebensraum für geschützte Vogelarten, halten den Erhalt der Hecken, Sträucher und Nahrungsflächen für dringend erforderlich und haben entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen. Alternativ zum Erhalt der Bepflanzung könnte durch eine gezielte Neupflanzung von gleichartigen Hecken und Sträuchern für Ausgleich gesorgt werden. Dabei müsste jedoch streng darauf geachtet werden, dass die neugepflanzten Hecken eine vergleichbare Größe und Dichte erreichen (etwa Feuerdorn, Liguster, Roter Hartriegel, Weißdorn, Hagebutte, Holunder oder Berberitze), um den Verlust an Lebensraum auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz auszugleichen, und zwar bevor die Rodung der Pflanzen auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz vollzogen wird. Positionspapier