Mehr und mehr macht sich der Klimawandel bemerkbar, in den Städten ist er besonders stark zu spüren. Zugleich ist ein weltweiter Verlust der Biologischen Vielfalt zu beobachten – beide Krisen gehen Hand in Hand und können nur gemeinsam bekämpft werden. Denn intakte Ökosysteme sind Voraussetzung für den Schutz des Klimas und umgekehrt. Der fortschreitende Klimawandel macht außerdem gerade in Städten wie Leipzig eine Anpassung an die Klimawandelfolgen erforderlich. Leipzig hat den Klimanotstadt erklärt – das würde eigentlich ein konsequentes Umsteuern erfordern, was aber leider ausbleibt. Weiterhin werden beispielsweise Flächen mit Beton und Asphalt versiegelt, obwohl das die Folgen von Starkregen und Hitze verschlimmert. Hingegen wäre ein Schutz der Stadtnatur ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und für die Gesundheit der Menschen. Pressemitteilung
Unter den Folgen des Klimawandels leiden die oft ohnehin bereits gestressten Stadtbäume besonders, beispielsweise in Folge von Trockenheit. Andererseits kann die Pflanzung von Bäumen ein Beitrag zum Klimaschutz sein, denn sie sorgen für Schatten und Abkühlung. Mit der Pflanzung neuer Bäume kann man also etwas gegen den Klimawandel tun – zugleich könnte man auch etwas gegen den Verlust der Biologischen Vielfalt tun, denn Bäume sind auch Lebensraum, Nahrungsquelle und Wohnung für heimische Tiere. Das aber nur, wenn man heimische Bäume pflanzt – aber genau das tut man in Leipzig kaum. Ganz im Gegenteil, es werden vorwiegend Zuchtsorten und exotische Arten verwendet. Von 2019 bis 2023 wurden in Leipzig 4.310 neue Straßenbäume gepflanzt, nur rund 10 Prozent davon waren heimische Arten. Angesichts der Biodiversitätskrise ist das unverständlich, denn die gebietsfremden Baumarten oder Züchtungen sind für die heimische Tierwelt ökologisch weitgehend wertlos, weil sie beispielsweise anders als die heimischen Baumarten als Nahrungsquelle nicht nutzbar sind.
Um Klima- und Biodiversitätskrise anzugehen, müssten verstärkt heimische Arten gepflanzt werden. Zum Tag des Baumes, am 25. April 2025, veröffentlicht der NABU Leipzig deshalb ein Positionspapier zu den Stadtbäumen in Leipzig. Unter der Überschrift „Klimaanpassung und Artenvielfalt zusammen denken“ wirbt der NABU dafür, verstärkt heimische Arten zu pflanzen. In dem Papier wird dargestellt, welche Stadtbäume in Leipzig gepflanzt wurden und welche Alternativen es dazu gegeben hätte. Der NABU Leipzig kritisiert, dass Pflanzlisten verwendet werden, die sich am Kriterium einer Förderung der Biodiversität nicht orientieren. Es wäre aber durchaus möglich, klimaangepasste Neupflanzungen vorzunehmen und zugleich auch die Biologische Vielfalt zu fördern. Wenn stattdessen gebietsfremde, teilweise sogar invasive Arten ausgebracht werden, besteht die Gefahr, dass die heimische Natur zusätzlich geschädigt wird. Zuchtsorten und exotische Arten sollten nur in begründeten Ausnahmefällen gepflanzt werden.
Außerdem werden bei städtischen Pflanzungen auch andere Chancen nicht genutzt, wie zum Beispiel eine naturnahe Gestaltung von Baumscheiben, was nicht nur ein Beitrag für die Biodiversität,
sondern auch für die Baumgesundheit wäre. Vernachlässigt werden auch die Stadtortansprüche gesunder Stadtbäume – durch oftmals viel zu kleine Baumscheiben mit starker Bodenverdichtung werden die
Bäume zusätzlich gestresst und sind weniger fit im Kampf gegen Klimawandelfolgen. Positionspapier
In dem Positionspapier analysiert der NABU Leipzig die Empfehlungen der sogenannten GALK-Liste, die bundesweit verwendet wird und daher sehr einflussreich ist, sie vernachlässigt aber die Förderung der Biologischen Vielfalt und sollte daher nach Auffassung des NABU Leipzig unter diesem Gesichtspunkt dringend überarbeitet werden.
Außerdem fordert der NABU Leipzig eine verstärkte Pflanzung heimischer Arten, insbesondere in Parkanlagen. Falls gebietsfremde Arten verwendet werden, sollten sie möglichst aus benachbarten Regionen Europas und nicht von fernen Kontinenten kommen. Die Pflanzung invasiver Arten sollte unterbleiben. Auf Baumscheiben sollten bei Neupflanzungen heimische Wildkräuter gesät werden, die Baumscheiben sollten ausreichend groß sein. Zudem sollte untersucht werden, welche Folgen „Klima-Baumarten“, für deren Pflanzung man sich entscheidet, auf die heimische Fauna haben. Seine Analysen und Forderungen untermauert der NABU Leipzig mit Verweis auf zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Studien zu diesem Thema, die in einer umfangreichen Literaturliste in dem Positionspapier aufgeführt sind.
Der NABU Leipzig wendet sich mit dem Positionspapier nicht nur an die baumpflanzenden Ämter der Stadt, sondern auch an den Stadtrat. Angesichts des Klimawandels müssen Entscheidungen so ausfallen, dass Artenvielfalt und menschliche Gesundheit geschützt werden. Heimische Arten zu verwenden und auf invasive Arten zu verzichten ist ohne größeren Aufwand realisierbar.