SPATZiergang 2019 in Gohlis

Spatzenfreundlich hier, spatzenunfreundlich dort

Am 20. März 2019 wurde in Leipzig zum zweiten Mal der Weltspatzentag begangen. Die Tradition aus Indien würdigt den einst so häufigen Vogel, der mittlerweile in Deutschland auf der Vorwarnstufe der Roten Liste steht. Vor allem in Großstädten ist ein rapider Bestandsrückgang zu verzeichnen.

 

Fotos: Ludo Van den Bogaert
Fotos: Ludo Van den Bogaert

In diesem Jahr fand die Exkursion zum Weltspatzentag in Gohlis statt. Zwölf Naturfreunde folgten der Einladung des NABU Leipzig, um mehr über die Lebensweise, die Gefährdung und den Schutz des stark an den Menschen angepassten Vogels zu erfahren. Startpunkt war eine Siedlung, in der unter Wellblechdächern eine Kolonie Haussperlinge beheimatet ist. Die Vögel brüten in den hohlen Trägern. Da auch die Innenhöfe durch große Hecken und Sträucher geprägt sind, haben die Spatzen hier alles, was sie zum Leben brauchen: Nistplätze, Nahrung und Deckung. Im vorigen Jahr war der Standort durch Dacharbeiten gefährdet, durch eine Meldung des NABU Leipzig bei der Naturschutzbehörde konnten die Arbeiten so gestaltet werden, dass das Brutgeschäft weitergehen konnte. Beim weiteren Gang durch die Olbrichtstraße konnte man sehr schön den Unterschied zwischen spatzenfreundlich und -unfreundlich gestalteten Bereichen wahrnehmen. Bei Rasen und Kirschlorbeer blieb es stumm, bei dichtem Bewuchs, Hecken und Efeu tschilpte es munter.

 

SPATZiergang mit Beatrice Jeschke vom NABU Leipzig durch die Lebensräume des Haussperlings in Gohlis.

 

Lebensraumverlust durch Rücksichtslosigkeit

Die Route führte vorbei an der in jedem Februar neu gerodeten Fläche des alten Stadions in der Maria-Grollmuß-Straße, wo in diesem Jahr auch noch drei Bäume der Gehölzbeseitigung zum Opfer fielen. Die nächste Station war eine von der LWB zum Bau vorbereiteten Fläche in der Landsberger Straße, auf der in diesem Jahr eine Allee Linden gefällt wurde. Im Neubaugebiet konnten sich die Teilnehmer an der Turnhalle der Schule ansehen, wie durch Sanierung Lebensstätten des Haussperlings verschwinden, und wie Ausgleichsmaßnahmen aussehen können. Die auf Anregung des NABU von der Firma BCRE in die Dämmung eingebauten Mauerseglernistkästen werden auch von Spatzen benutzt. Von den 24 Nistkästen mit je 3 Brutplätzen sind fast alle belegt. 

 

 

Wo die Hausspatzen sich wohlfühlen, tschilpt es von den Dächern.

 

Der Rückweg verlief über die Sylter Straße. Dort wurden in diesem Winter drei Löcher in der Fassade verputzt, von denen zwei im letzten Jahr von Staren bebrütet wurden. In der Beyerleinstraße konnte man beobachten, wie Spatzen und Stare in Fassadenlöcher einflogen, es ist anzunehmen, dass die Stare in Wohnungsnot mindestens eine von Spatzen genutzte Höhle übernehmen werden. Mit Nistplätzen allein ist es nicht getan, damit die Spatzen auch Nahrung finden, konnten sich die Exkursionsteilnehmer Samentütchen mit der Aufschrift „Spatzenfutter“ mitnehmen. Dieses ist jedoch nicht für das Futterhaus, sondern zum Aussäen gedacht, denn in einem Blühstreifen finden Insekten Nahrung, mit denen die Nestlinge gefüttert werden, und die Samen der Pflanzen frisst der erwachsene Spatz. 

 

Nistplätze bitte melden

Weil es für den Schutz der Sperlinge wichtig ist, die Standorte der Kolonien zu kennen, bittet der NABU Leipzig die Anwohner, Nistplätze und große Sträucher oder Hecken, in denen sich Spatzen aufhalten, zu melden 

  

Der Nistplatzmangel führt dazu, dass Star und Sperling um geeignete Nistplätze konkurrieren.
Der Nistplatzmangel führt dazu, dass Star und Sperling um geeignete Nistplätze konkurrieren.


Helfen Sie beim Schutz der Leipziger Spatzen!

Um die Spatzen und ihre Lebensräume zu erhalten, bittet der NABU Leipzig um Hilfe: Wo wurden Spatzen beobachtet, wo befinden sich Hecken und Sträucher, in denen Spatzen täglich sitzen, wo sind Brutplätze bekannt? Solche Beobachtungen können Sie ganzjährig melden und damit beim Vogelschutz helfen. Beobachtungen, gerne auch mit Foto, melden Sie bitte telefonisch unter 0341 6884477 oder per E-Mail an den NABU Leipzig; oder nutzen Sie die Postkarte – sie ist erhältlich in der NABU-Naturschutzstation in Gohlis, steht aber auch zur Verfügung als Download.