Am 20. März ist Weltspatzentag

NABU Leipzig informiert online und veröffentlicht Infopapier

Kein Dreckspatz: Ein Haussperling beim "Duschen" in der Leipziger Innenstadt. Foto Steffen Ettrich
Kein Dreckspatz: Ein Haussperling beim "Duschen" in der Leipziger Innenstadt. Foto Steffen Ettrich

Am 20. März ist Weltspatzentag. Er will auf diesen gefiederten Mitbürger aufmerksam machen, der in unserer unmittelbaren Nachbarschaft lebt und für Lebensfreude sorgen kann. Wie alle europäischen Vogelarten ist er nach EU-Recht geschützt, weshalb seine Lebensstätten ebenfalls zu schützen sind, was aber vielfach unterlassen wird. Es geht um Nischen, Ritzen und Höhlen in unseren Gebäuden sowie Nahrungs- und Ruheplätze in unmittelbarer Nähe. Das sind vorwiegend Sträucher und Hecken. Der Haussperling hat unter dem Klimawandel zu leiden und unter dem ebenfalls vom Menschen verursachten Insektensterben, aber mehr noch unter dem Bauboom. Nistplätze werden zugemauert, Sträucher und Hecken beseitigt, Freiflächen versiegelt.

 

Wohnungsnot durch Bauboom

Um Spatzen zu beobachten, über ihre Gefährdung und über ihren Schutz zu sprechen, lädt der NABU Leipzig jedes Jahr am 20. März zum „SPATZiergang“ ein. Aufgrund der Coronapandemie ist das in diesem Jahr nicht möglich, der NABU Leipzig wird aber online über diesen interessanten kleinen Vogel informieren. Außerdem möchte der NABU Leipzig auch den praktischen Schutz des Haussperlings verbessern. Die Liste mit Negativbeispielen ist lang, denn häufig werden die Nistplätze der Spatzen einfach beseitigt – teilweise absichtlich. Häufig sind Fassadenmodernisierungen die Ursache für Nistplatzschwund. Vor den Arbeiten werden meist keine Nistplätze gesucht und selbst wenn es Untersuchungen gibt, werden sie oft übersehen, sodass mehr und mehr Nistplätze verloren gehen, obwohl sie gesetzlich geschützt sind. Zudem wird oft der ökologische Zusammenhang zu Nahrungs- und Ruheplätzen ignoriert, die ebenfalls nicht ausreichend geschützt oder wiederhergestellt werden. Von diesen Missständen sind nicht nur Haussperlinge bedroht, sondern auch viele andere gebäudebewohnende Tierarten, beispielsweise Mauersegler und Fledermäuse.

Haussperling in einer Nisthilfe, die bei der Fassadenmodernisierung integriert wurde. Foto: NABU Leipzig
Haussperling in einer Nisthilfe, die bei der Fassadenmodernisierung integriert wurde. Foto: NABU Leipzig

 

Checkliste für Bauarbeiten

Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat der NABU Leipzig ein Infopapier „Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten“ erstellt, das bereits bei Artenschutzfachleuten auf Interesse stieß. Ergänzt wird dieses Papier nun pünktlich zum Weltspatzentag durch ein weiteres Infopapier: Diese „Checkliste“ für den Artenschutz bei Fassaden-Modernisierungen richtet sich auch an Bauleute. Ziel ist es, bei Baumaßnahmen für einen besseren Klimaschutz, wie zum Beispiel Fassadendämmung, zugleich auch den Artenschutz zu beachten. Die beiden Veröffentlichungen ergänzen somit eine dritte Broschüre zu Artenschutzmaßnahmen beim Gebäudeneubau, die der NABU Leipzig bereits 2016 veröffentlichte.

Mitmachen für den Vogelschutz

Der NABU Leipzig wirbt für mehr Rücksichtnahme, fordert Ausgleich für verlorene Nistplätze und gibt gerne Tipps, wie man Spatzen und andere Tierarten in der Stadt unterstützen kann. Außerdem bittet der NABU Leipzig die Bevölkerung um Mithilfe: Die Bürger werden aufgerufen, Spatzenbeobachtungen, Nistplätze oder von Spatzen benutzte Sträucher zu melden. Nur mit konkreten Informationen darüber, können diese Sperlingslebensstätten geschützt werden. Solche Beobachtungen können ganzjährig an den NABU gemeldet werden, am besten per E-Mail

 

Botschafter für Stadtnatur

Klein, flink und immer in Gruppen unterwegs: Das ist der Haussperling, im Volksmund auch Spatz genannt. Der kleine Kulturfolger wohnt schon lange in der Nähe des Menschen und hält sich gerne laut tschilpend in Hecken auf. Er hatte es in die Endrunde zur Wahl zum Vogel des Jahres 2021 geschafft. Am 19. März 2021, einen Tag vor dem Weltspatzentag, endete die Wahl – der Hausperling landete auf Platz 6. Weitere Informationen

 


SPATZiergang 2021

Aufgrund der Coronaeinschränkungen konnte es 2021 keine gemeinsame Exkursion zum Welttag der Spatzen geben. Eine NABU-Mitarbeiterin hat den SPATZiergang deshalb allein unternommen und die Beobachtungen in Bild und Ton festgehalten:

Der SPATZiergang führte zu einer Containerschule im Waldstraßenviertel. In den Containern gibt es viele Ritzen und Nischen, die Haussperlinge als Nistplatz nutzen. Die Spatzen benötigen neben ihren Nistplätzen Hecken, in denen sie sich verstecken können. Hier kann man die munteren kleinen Vögel sehr schön beobachten. An vielen anderen Stellen in Leipzig sieht es hingegen zunehmend düster aus, es gibt Stadtteile in denen der Hausspatz schon verschwunden ist. Das kann schnell passieren, wenn die Nistplätze zerstört werden oder wenn im Umfeld Hecken und Nahrungsflächen vernichtet werden. Durch falsch verstandene Pflege oder durch Bauarbeiten passiert

Wir wünschen einen fröhlichen Weltspatzentag! Foto: Beatrice Jeschke
Wir wünschen einen fröhlichen Weltspatzentag! Foto: Beatrice Jeschke

das leider häufig – es ist jedoch rechtswidrig, denn Lebensstätten geschützter Arten sind ganzjährig geschützt. Man darf sie nicht ohne Genehmigung und ohne Ausgleichsamaßnahmen zerstören. Dennoch passiert es tagtäglich. Der NABU bittet alle, die derartiges beobachten, eine Anzeige bei der Naturschutzbehörde zu machen und den NABU zu informieren. Leider sind dem NABU in Leipzig praktisch keine Beispiele bekannt, wo ein solcher Ausgleich stattgefunden hat, wiederholte Nachfragen bei den zuständigen Ämtern bleiben bisher unbeantwortet. Dabei sind auch vermeintliche „Allerweltsarten“ nach EU-Recht geschützt, das betrifft alle europäischen Vogelarten, unabhängig davon, ob sie häufig sind oder nicht. Der Haussperling jedenfalls wird immer seltener, denn seine Lebensräume in unseren Städten schwinden. In manchen Orten in Europa ist er bereits ausgestorben. Soweit sollte es in Leipzig nicht kommen!

 

Container als Nistplatz

Auch für die Spatzen in der Containerschule droht Gefahr: Wenn eines Tages die Schule aus ihrem Quartier auszieht, muss man an die Vogelnistplätze denken. Wenn die Container umgesetzt werden könnten Nester zerstört werden, Jungvögel könnten sterben. Deshalb ist das Umsetzen von Containern, in denen Vögel brüten oder Jungvögel noch im Nest gefüttert werden nach dem Bundesnaturschutzgesetzt verboten. Falls eine Umsetzung geplant ist, muss man außerhalb der Brutzeit dafür sorgen, dass alle Öffnungen verschlossen werden. Außerdem sollten in der Umgebung des Containerplatzes geeignete Ersatznisthilfen angebracht werden, um den Nistplatzmangel zu verringern, der entsteht, wenn sie abtransportiert werden. Weitere Informationen

Fotos: Karsten Peterlein

WEITERE INFORMATIONEN


Leipzig schrumpft

 

Während Leipzig für die Menschen wächst, schrumpft die Stadt für die Tier- und Pflanzenwelt. Lebensräume gehen tagtäglich verloren, oftmals ohne jeden Ausgleich, obwohl er gesetzlich vorgeschrieben ist. Damit verliert Leipzig auch mehr und mehr Lebensqualität. Außerdem haben die Ökosysteme wichtige Funktionen, zum Beispiel für das Stadtklima. mehr



Tiermord in der Stadt

 

Tagtäglich werden in Leipzig bei Bau- oder Gehölzpflegearbeiten Tiere getötet, Nistplätze schwinden, Orte für die Nahrungssuche gehen verloren. In vielen Fällen handelt es sich um Verstöße gegen das Naturschutz­recht, was jedoch oft folgenlos bleibt. Bürger verstehen nicht, warum die Behörden nicht einschreiten. Auch Arbeiten im Auftrag der Stadt selbst sind keineswegs vorbildlich. mehr  



Wohnungsnot durch Bauboom

 

Bei Gebäudesanierungen werden Nistplätze zerstört, der gesetzliche Artenschutz wird aus Unkenntnis oder vorsätzlich missachtet. Das führt zum Verlust von Nistplätzen, in manchen Fällen auch zum Tod von Tieren. Auf Leipziger Baustellen! Der NABU fordert Einhaltung der Artenschutzgesetze! mehr

  



Artenschutz bei Fassadenmodernisierung

 

Die energetische Modernisierung von Gebäuden ist ein wichtiger Beitrag für eine naturverträgliche Energiewende. Sie bietet große Chancen aber gleichermaßen Gefahren für viele an Gebäuden lebende Vogel- und Fledermausarten. Um Klima- und Artenschutz am Gebäude erfolgreich voranzubringen, muss man beides gemeinsam planen. mehr

  



Foto: René Sievert
Foto: René Sievert

Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten

 

Viele Lebensräume in Leipzig gehen im Zusammenhang mit Baumaßnahmen ersatzlos verloren. Die Folge sind unter anderem Bestandseinbrüche bei Vogelarten, obwohl sie nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützte sind. Der NABU Leipzig hat ein Positionspapier verfasst, in dem am Beispiel der geschützten Lebensstätten des Haussperlings die Rechtslage und die ökologischen Zusammenhänge erläutert werden. mehr


Tipps zum Artenschutz beim Gebäudeneubau

 

Wie man mit geringem Aufwand Vogelnistplätze und Fledermausquartiere in Gebäudeneubauten integrieren kann, zeigt die kleine Broschüre. Sie basiert auf einer Bachelorarbeit an der HTWK. mehr