Am 20. März ist Weltspatzentag. Er will auf diesen gefiederten Mitbürger aufmerksam machen, der in unserer unmittelbaren Nachbarschaft lebt und für Lebensfreude sorgen kann. Wie alle europäischen Vogelarten ist er nach EU-Recht geschützt, weshalb seine Lebensstätten ebenfalls zu schützen sind, was aber vielfach unterlassen wird. Es geht um Nischen, Ritzen und Höhlen in unseren Gebäuden sowie Nahrungs- und Ruheplätze in unmittelbarer Nähe. Das sind vorwiegend Sträucher und Hecken. Der Haussperling hat unter dem Klimawandel zu leiden und unter dem ebenfalls vom Menschen verursachten Insektensterben, aber mehr noch unter rücksichtslosen Baumaßnahmen. Nistplätze werden zugemauert, Sträucher und Hecken beseitigt, Freiflächen versiegelt. Pressemitteilung
Exkursion durch Sperlings-Lebensräume in Schönefeld. Fotos: Karsten Peterlein
Um Spatzen zu beobachten, über ihre Gefährdung und über ihren Schutz zu sprechen, lädt der NABU Leipzig jedes Jahr am 20. März zum „SPATZiergang“ ein. 2025 trafen sich die Spatzenfreunde in Schönefeld. Die Teilnehmenden erfuhren, welche Bedürfnisse Haussperlinge haben und welchen Anforderungen ihr Lebensraum entsprechen muss. Brutplätze, Nahrungsflächen, Verstecke wie dichte Hecken und Sträucher, Wasser und Plätze zum Staubbaden im Umkreis von 50 Metern gehören dazu. Beatrice Jeschke vom NABU Leipzig führte den SPATZiergang durch die Lebensräume der kleinen Vögel. Auf dem Weg wurden verschiedene Brutplätze der Spatzen gezeigt, man konnte einige Spatzen hören, aber zu sehen waren nur wenige. Man konnte jedoch andere Vögel sehr gut zu beobachten: Elstern beim Nestbau, Ringeltauben auf dem Nest und Dohlen an ihren Bruthöhlen. Ein Star sang aus einem Fassadenloch.
Beim SPATZiergang konnte man nur wenige Spatzen beobachten, aber andere Vögel, wie zum Beispiel Stare und Dohlen, die als Kulturfolger ganz ähnliche Probleme haben, wie die Sperlinge. Fotos: Beatrice Jeschke
Karsten Peterlein vom Arbeitskreis Ornithologie und Vogelschutz des NABU Leipzig gab einen Überblick über die Entwicklung des Gebiets von einem grünen Spatzenparadies zum jetzigen dicht bebauten Zustand mit Wohngebäuden, Supermärkten, Parkplätzen. Er zeigte auch einige Ausgleichsmaßnahmen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, um diesen Verlust von Lebensstätten auszugleichen. Doch wie nahezu immer
in Leipzig, sind diese Maßnahmen zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Sie erfüllen nicht dieselbe ökologische Funktion wie die verloren gegangene Stadtnatur, deshalb schreitet der Verlust der Biologischen Vielfalt weiter fort, und Spatzen werden heimatlos.
Insgesamt musste der NABU Leipzig schon an drei verschiedenen Gebäuden in diesem umgrenzten Gebiet tätig werden um Brutplätze, Spatzengebüsche oder bedrohte Vogelleben zu schützen. Solche Aktionen gelingen umso besser, je mehr über die Vorkommen geschützter Arten bekannt ist. Deshalb hat der NABU Leipzig auch in diesem Jahr wieder aufgerufen, Nistplätze von Gebäudebrütern zu melden. Beim SPATZiergang zeigten sich die Teilnehmer motiviert, den NABU dabei zu unterstützen und Sperlings-Lebensstätten zu melden. Der NABU Leipzig bittet insbesondere um Meldungen aus Stadtteilen, aus denen bisher wenige Daten bekannt sind: Holzhausen, Liebertwolkwitz, Baalsdorf, Mölkau, Engelsdorf, Althen, Kleinpösna, Heiterblick, Paunsdorf, Sellerhausen-Stünz, Plaußig-Portitz, Thekla, Meusdorf, Probstheida, Anger-Crottendorf, Leutzsch, Neulindenau, Schönau, Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen-Rückmarsdorf, Miltitz, Grünau, Großzschocher, Kleinzschocher. Weitere Informationen
Beatrice Jeschke und Karsten Peterlein vom NABU Leipzig erklärten beim SPATZiergang durch Schönefeld die Naturschutzprobleme und die Ansprüche der Spatzen. Fotos: Mai Anne Nguyen
Leider gibt es viele Negativbeispiele im Umgang mit den interessanten kleinen Vögeln. Oft werden ihre Nistplätze einfach beseitigt – teilweise absichtlich, häufig sind Fassaden-Modernisierungen die Ursache für Nistplatzschwund. Vor den Arbeiten werden meist keine Nistplätze gesucht und selbst wenn es Untersuchungen gibt, werden sie oft übersehen, sodass mehr und mehr Nistplätze verloren gehen, obwohl sie gesetzlich geschützt sind. Zudem wird oft der ökologische Zusammenhang zu Nahrungs- und Ruheplätzen ignoriert, die ebenfalls nicht ausreichend geschützt oder wiederhergestellt werden. Von diesen Missständen sind nicht nur Haussperlinge bedroht, sondern auch viele andere gebäudebewohnende Tierarten, beispielsweise Mauersegler und Fledermäuse.
Um auf diese Probleme aufmerksam zu machen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat der NABU Leipzig ein Infopapier „Defizite beim Schutz häufiger Vogelarten“ erstellt sowie eine „Checkliste für den Artenschutz
bei Fassaden-Modernisierungen“. Ziel ist es, bei Baumaßnahmen für einen besseren Klimaschutz, wie zum Beispiel Fassadendämmung, zugleich auch den Artenschutz zu beachten.
Die beiden Veröffentlichungen ergänzen somit eine dritte Broschüre zu Artenschutzmaßnahmen beim Gebäudeneubau, die der NABU Leipzig
bereits 2016 veröffentlichte.
Der NABU Leipzig wirbt für mehr Rücksichtnahme, fordert Ausgleich für verlorene Nistplätze und gibt gerne Tipps, wie man Spatzen und andere Tierarten in der Stadt unterstützen kann. Außerdem
bittet der NABU Leipzig die Bevölkerung um Mithilfe: Die Bürger werden aufgerufen, Spatzenbeobachtungen, Nistplätze oder von Spatzen benutzte Sträucher zu melden. Nur mit konkreten Informationen
darüber, können diese Sperlingslebensstätten geschützt werden. Solche Beobachtungen können ganzjährig an den NABU gemeldet werden, am besten per E-Mail
Darüber hinaus kann man sich auch am Gebäudebrüterprojekt des NABU Leipzig beteiligen. Um dem Verlust von Nistplätzen und
Lebensräumen wenigstens ein Stück weit vorzubeugen, erfasst der NABU Leipzig jedes Jahr Vogel-Nistplätze an Gebäuden. Die Daten werden regelmäßig an die Naturschutzbehörde und das Amt für
Bauordnung und Denkmalpflege geschickt. Bei Baumaßnahmen sollen die zuständigen Behörden ein Artenschutzgutachten beauftragen und bei Verlust der Nistplätze den Anbau von Ersatznistkästen
fordern. In einigen Stadtteilen gibt es vergleichsweise wenige nachgewiesene Nistplätze. Daher startet der NABU Leipzig einen Aufruf: Von Ende März bis Ende Juni sollen Vogelfreunde die Gebäude
im eigenen Stadtteil beobachten, ob Vögel in Nischen an der Fassade, unter Fensterbrettern, hinter Dachrinnen oder irgendwo am Dach einfliegen und vielleicht auch Nistmaterial eintragen. Auch
diese Beobachtungen kann man dann an den NABU melden per E-Mail
Neben dem bekannteren Haussperling gibt es auch den Feldsperling. Leider wird bei dieser Art deutschlandweit ein starker Rückgang beobachtet, der vermutlich verschiedene Ursachen hat, die sich zusammen negativ auswirken. Bis vor wenigen Jahren waren Feldsperlinge auch in Leipzig, beispielsweise in Kleingartenanlagen, häufig anzutreffen, inzwischen ist in einigen Gebieten der Bestand komplett verschwunden. Daher bittet der NABU Leipzig, nicht nur den Haussperling und seine Nistplätze zu melden, sondern insbesondere auch nach dem Feldsperling Ausschau zu halten.
Haus- und Feldsperling werden oft verwechselt, aber man kann sie am Aussehen recht gut unterscheiden. Abbildung: NABU
Um Lebensräume für Haus- und Feldsperlinge attraktiver zu machen, verteilt der NABU Leipzig in diesem Jahr wieder Samenmischungen. Darin enthalten sind Samen von mehr als 40 heimischen
Wildblumenarten. Mit der Pflanzenvielfalt fördert man Insekten, die zur Brutzeit für fast alle Vogelarten im Siedlungsraum wichtige Nahrungsgrundlage sind. Jeder kann die Mischung aussäen, damit
einen Beitrag für den Artenschutz leisten und auf natürliche Weise Vögel füttern. Insekten sind für Singvögel besonders wichtige Nestlingsnahrung. Auch später im Jahr sind die Pflanzen wichtige
Nahrung, wenn sich an den verblühten Stängeln Samen bilden, die von Finken und Sperlingen gefressen werden. Die Aussaat ist zwischen März und April und von September bis Oktober möglich. Beim
SPATZiergang am 20. März wurden kleine Samentütchen verschenkt, sie sind darüber hinaus bei Veranstaltungen des NABU Leipzig erhältlich.