Die Stunde der Wintervögel 2018

An den Exkursionen des NABU Leipzig haben insgesamt 36 Vogelfreunde teilgenommen, sie konnten 30 Vogelarten beobachten und dabei 183 Vögel zählen. Dabei erreichte der Haussperling mit Abstand Platz 1 als häufigster Wintervogel. Es folgen mehr oder weniger gleichauf Amsel, Saatkrähe, Kohlmeise, Rabenkrähe und Blaumeise.

Der NABU Leipzig bedankt sich bei allen, die bei der Stunde der Wintervögel mitgemacht haben! Alle sind auch herzlich eingeladen zur Stunde der Gartenvögel, die 2018 vom 11. bis 13. Mai stattfindet.

 

Geduldsprobe im Botanischen Garten

Vogelbeobachtung im Botanischen Garten. Foto: René Sievert
Vogelbeobachtung im Botanischen Garten. Foto: René Sievert

Am Sonntag hatte der NABU Leipzig zur Stunde der Wintervögel im Botanischen Garten eingeladen. Der Tag hatte kühl begonnen und der Regen hatte gerade erst aufgehört. Dennoch versammelten sich insgesamt 9 Vogelfreunde, darunter zwei Beobachter von der Leipziger Volkszeitung, die den Rundgang begleiteten, um darüber zu berichten.
Zum Beginn der Zählung ließen sich leider kaum Vögel beobachten. Einzig Rabenkrähen waren in großer Zahl zu sehen, später auch Saatkrähen und Dohlen. Das war eine willkommene Gelegenheit, die Teilnehmer über die Unterschiede der verschiedenen Rabenvögel zu informieren.

 

Außerdem gab es aktuelle Informationen zum Krähenbestand in Leipzig und zur illegalen Krähenverfolgung: An den Vortagen waren mehrere Krähen in Leipziger Wohngebieten von bisher unbekannten Tätern erschossen worden.


Im Botanischen Garten ließen sich dann auch mehr und mehr Meisen blicken, und kurz vor dem Ende der Zählung erwachte die Vogelwelt plötzlich wieder: Kleiber, Spechte, Wacholderdrossel, Kernbeißer ließen sich beobachten.

 

Zur Vogelwelt im Botanischen Garten gehören auch Kleiber, Kohlmeise, Kernbeißer und Wacholderdrossel. Fotos: Daniela Dunger

 

Eisvogel an der Parthe

Ähnlich verlief am Nachmittag die Stunde der Wintervögel mit dem NABU in Plaußig. Hier hatten sich 13 Teilnehmer zusammengefunden, darunter 2 Kinder.


Direkt am Treffpunkt an der Naturschutzstation Parthenaue konnte die Gruppe einen Turmfalken beobachten, doch danach war es lange Zeit still. Erst am Dorfteich kamen 6 Stockenten sowie eine Blässralle auf die Zählliste. Geduldig hielten die Exkursionsteilnehmer die Augen offen und entdecken dann doch noch ein Rotkehlchen versteckt in einer Hecke, einen Bussard auf dem Zaun des Sportplatzes, einen Gartenbaumläufer auf dem Stamm einer Eiche und auch einen Eisvogel auf Nahrungssuche an der stark wasserführenden Parthe. Auf dem Rückweg konnten die Vogelfreunde noch den größten Vogeltrupp des Tages beobachten: 30 Haussperlinge in einer Hecke.

 

Stunde der Wintervögel in Plaußig und Umgebung. Hinterher konnten sich die Vogelzähler bei Gebäck und Heißgetränken in der Naturschutzstation aufwärmen. Fotos: Mario Vormbaum

 

Mit 63 Vögeln und 13 Arten wurden im Vergleich zu den Vorjahren weniger Arten und weniger Individuen gezählt.
Im Anschluss an die Exkursion konnten sich alle bei Kaffee, Kakao, Stolle und Gebäck in der Naturschutzstation aufwärmen und die Beobachtungen auswerten. In geselliger Runde haben die Teilnehmer ihre Erfahrungen zu Themen rund um die Vogelwelt wie Nistkastenbau und Vogelwinterfütterung ausgetauscht und erhielten einen Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen der NABU-Ortsgruppe Plaußig-Portitz.

 

Die Meisen sind wieder da

Bis Sonntagabend wurden in Leipzig und Umgebung insgesamt mehr als 13.000 Vögel beobachtet, deutschlandweit hatten sich mehr als 73.000 Vogelfreunde an der Stunde der Wintervögel beteiligt und dabei fast 1,9 Millionen Vögel gezählt. Am häufigsten wurde dabei der Haussperling beobachtet, der die Rangliste vor der Kohlmeise anführt, auf Platz 3 liegt die Blaumeise. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich Amsel und Feldsperling. Während deutschlandweit die Amsel auf Platz 4 und der Feldsperling auf Platz 5 landete, ist es in der Region Leipzig umgekehrt.


Auffällig ist hier außerdem die relativ hohe Anzahl von Grünfinken im Leipziger Umland und beim Erlenzeisig im Leipziger Stadtgebiet. Die Grünfinken haben in den letzten Jahren bedingt durch eine Infektionskrankheit stark abgenommen, in diesem Winter hat sich – zumindest nach den Zahlen die bis zum Sonntag vorlagen – dieser Negativtrend nicht fortgesetzt.


Die Stunde der Wintervögel zeigt außerdem verglichen mit dem Vorjahr eine Zunahme bei den Meisenarten und beim Kleiber, so dass nach den Einbrüchen des Vorjahres nun wieder der Normalzustand bei den Zahlen herrscht. Deutschlandweit hat sich außerdem der Bestand der Kernbeißer verglichen mit den Vorjahreszahlen verdoppelt. Sie sind in diesem Winter offenbar in großer Zahl auch aus anderen Regionen Europas zum Überwintern zu uns gekommen. Im Leipziger Umland hat sich die Zahl der Kernbeißersichtungen sogar verdreifacht, im Satdtgebiet von Leipzig hingegen sind es nur rund 25 Prozent mehr. Deutschlandweit wurde auch der Buntspecht häufiger gesichtet als im Vorjahr, das gilt im selben Maße auch für die Region Leipzig.

 

Der Star, Vogel des Jahres 2018. Foto: NABU/Felix Engelhardt
Der Star, Vogel des Jahres 2018. Foto: NABU/Felix Engelhardt

Wo ist der "Vogel des Jahres"?

Besondere Aufmerksamkeit gilt 2018 bei der Stunde der Wintervögel dem Star, denn er ist "Vogel des Jahres". Freitag und Samstag wurde aus der Region Leipzig kein einziger Star gemeldet. Am Sonntagabend standen wenigstens 13 auf der Liste (8 im Stadtgebiet, 5 im Umland). Damit liegt der Star im Stadtgebiet auf Platz 34, im Umland auf Platz 36, deutschlandweit hingegen erreicht er Platz 12.

Amsel, Drossel, Fink, kein Star

Gimpel auf dem Südfriedhof

Am Samstagmorgen hatte der NABU Leipzig zur Stunde der Wintervögel auf den Südfriedhof eingeladen. 14 Naturfreunde kamen und beobachteten insgesamt 16 Vogelarten, 69 Vögel kamen auf den Erfassungsbogen. Das ist nach Erfahrungen aus den Vorjahren eine geringere Zahl von Arten. Dennoch gelangen einige spannende Beobachtungen.

Zwei Gimpelmännchen saßen in einer Lärche. Sie beeindruckten mit ihrer leuchtend roten Brust.
Zwei Gimpelmännchen saßen in einer Lärche. Sie beeindruckten mit ihrer leuchtend roten Brust.
Bei den beiden saß auch ein Gimpelweibchen, das bedeutend schlichter gefärbt ist. Fotos: Daniela Dunger
Bei den beiden saß auch ein Gimpelweibchen, das bedeutend schlichter gefärbt ist. Fotos: Daniela Dunger

 

Gleich zu Beginn wurden die Vogelfreunde von einem Grünspecht regelrecht dauer-beschallt, später wurden insgesamt zwei dieser Spechte auch an den Friedhofsbäumen beobachtet. Der Kleiber ließ sich nicht sehen, war aber eindeutig an seinen Rufen zu erkennen. Begleitet wurden die Vogelfreunde außerdem die ganze Zeit von Kohl- und Blaumeisen bei denen maximal 10 bzw. 8 gleichzeitig beobachtet werden konnten, als sie in der Gruppe durch die Baumkronen streiften. Auch Amseln waren allgegenwärtig, allerdings wurden fast nur Männchen beobachtet, nur ein einziges Amselweibchen. Auf einem Baum saßen 8 Ringeltauben zusammen, am Glockenturm konnten außerdem 8 Straßentauben beobachtet werden. Bei dieser Gelegenheit konnten die Unterschiede verschiedener heimischer Taubenarten angesprochen werden. Eher ungewöhnlich für einen Rundgang auf dem Friedhof war die Beobachtung eines Höckerschwans, der über die Gruppe hinwegflog, wobei man sein Fluggeräusch, das durch den Flügelschlag entsteht, eindrücklich hören konnte.

 

Einige andere friedhofsbewohnende Tiere haben gelegentlich die Aufmerksamkeit der Vogelfreunde auf sich gezogen, beispielsweise zwei Hasen oder ein dösender Waschbär. Fotos: Daniela Dunger

 

Beeindruckend war die Beobachtung von Gimpeln auf einer Lärche, wo ein Weibchen und zwei Männchen saßen, ihre leuchtend rote Brust war wohl der Höhepunkt der Vogelexkursion.


Allerdings wurde den Vögeln auch immer wieder die Schau von anderen Friedhofsbewohnern gestohlen: Unzählige Eichhörnchen waren munter unterwegs, ebenso mehrere Hasen, und sogar ein dösender Waschbär konnte hoch oben auf einem Ast bestaunt werden.


Nach dem Ende der Zählung konnten die Exkursionsteilnehmer noch einen Habicht beobachten, der sich im Park vor dem Friedhofstor niederließ und umgehend von einigen Rabenkrähen attackiert wurde. Diese Vögel kamen leider nicht mehr auf die Liste.


Am Sonntag lädt der NABU Leipzig erneut zu Exkursionen ein: 10 Uhr im Botanischen Garten, 14 Uhr in Plaußig.

 

Hausperling ringt mit Kohlmeise, Feldsperling mit Amsel

Bis Samstagabend hatten sich deutschlandweit mehr als 27.000 Vogelfreunde an der Zählung beteiligt, sie meldeten mehr als 760.000 Vögel. Dabei liegt weiterhin der Haussperling vorn, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Diese Rangfolge zeigt sich auch bei den Meldungen aus Leipzig und Umgebung, allerdings mit einigen Abweichungen. So liegt beispielsweise im Umland die Kohlmeise als häufigster Wintervogel noch vor dem Haussperling. Zudem erreicht hier die Amsel gegenwärtig nur Rang 5 hinter dem Feldsperling, bundesweit ist es umgekehrt, aber mit nur geringen Unterschieden zwischen beiden Arten.

In der Stadt Leipzig gibt es ebenfalls einige abweichende Ergebnisse. Hier liegt der Haussperling vor der Kohlmeise, die Blaumeise belegt Rang 4 gefolgt vom Feldsperling (Rang 5), der sich auch hier vor der Amsel (Rang 6) platzieren konnte.

 

Leipzigs „Krähenproblem“

Auf Rang 3 befindet sich im Stadtgebiet von Leipzig gegenwärtig die Rabenkrähe. Wie bereits im Vorjahr muss man davon ausgehen, dass es sich hier um eine Verwechslung mit der Saatkrähe handelt, die in großer Zahl in Leipzig überwintert und somit durchaus der dritthäufigste Wintervogel ist. Die Rabenkrähe hingegen ist bei weitem nicht so häufig. Nach den aktuellen Meldungen belegt die Saatkrähe in Leipzig nur Rang 7.

 

Schwanzmeise an einer Futterglocke. Foto: Karsten Peterlein
Schwanzmeise an einer Futterglocke. Foto: Karsten Peterlein

Leipzig hat eine Meise, aber keinen Star

Nachdem bereits am Freitag bundesweit festgestellt wurde, dass es bei den Meisenarten generell eine wesentlich höhere Zahl von Beobachtungen gibt als im Vorjahr, bestätigt sich das auch am Samstag für Leipzig und Umgebung. Die Schwanzmeise belegt in der Stadt Leipzig sogar Rang 9, während sie deutschlandweit nur Platz 17 erreicht.

 

Der Star, Vogel des Jahres 2018, wurde aus Leipzig und Umgebung auch am Samstag nicht gemeldet, bundesweit liegt er hingegen mit fast 17.400 beobachteten Exemplaren auf Platz 11.

Auftakt zur Stunde der Wintervögel

Invasion der Kernbeißer?

Kernbeißer. Foto: NABU/Sophia-Fatima Freuden
Kernbeißer. Foto: NABU/Sophia-Fatima Freuden

2017 gab es bei der Stunde der Wintervögel eine Rekordbeteiligung der Vogelfreunde in ganz Deutschland, gleichzeitig aber gab es relativ wenige Vögel. Besonders deutlich war der Rückgang bei den Meisen. In diesem Jahr hat die Vogelzählung in den verschiedenen Bundesländern mit sehr unterschiedlicher Beteiligung begonnen. Deutlich wird aber, dass sich die Zahlen bei den Meisen erholt haben. Auffällig ist außerdem eine enorme Zahl von Kernbeißern, die bereits im Herbst in großer Zahl aus Nordeuropa zu uns kamen, um hier zu überwintern. Auch in der Umgebung von Leipzig zeigt sich dieser Trend mit einer Zunahme auf mehr als 200 Prozent.

 

Verwirrung um „Raben“

Bei der letzten Stunde der Wintervögel gab es in Leipzig eine ungewöhnliche Zunahme der Rabenkrähe. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um eine Verwechslung mit der Saatkrähe handelte, die in großen Schwärmen in der Stadt überwintert. Die Rabenkrähe hingegen ist nicht in solch großen Zahlen zu beobachten. In diesem Jahr gibt es - zumindest basierend auf den Zahlen vom Freitag - eine unwahrscheinliche Zunahme beim Kolkraben. Hierbei könnte es sich erneut um eine Verwechskung mit der Saatkrähe handeln. Nicht jeder schwarze Krähenvogel ist ein Kolkrabe!

Bestimmungshilfe für Wintervögel


Die Rabenkrähe hat einen befiederten Schabelansatz und eine schlichte rabenschwarze Gefiederfarbe.

Foto: NABU/Mletzko Hartmut

Bei der Saatkrähe ist der Schnabelansatz unbefiedert (nackt), das Gefieder wirkt glänzend und schwarz-violett.

Foto: NABU/Oscar Klose

Der Kolkrabe ist wesentlich größer als die Krähen, fast so groß wie ein Bussard. Er ist auch wesentlich seltener, insbesondere im innerstädtischen Bereich. Er hat einen auffalled kräftigen Schnabel.

Foto: NABU/Birgit Christophersen



Haussperling, Kohlmeise und Amsel auf den vorderen Plätzen

Am ersten Zähltag lag bundesweit der Haussperling als häufigster Wintervogel vor Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Diese vier Arten wurden auch in Leipzig und Umgebung am häufigsten gemeldet.

 

Besondere Aufmerksamkeit gilt in diesem Jahr auch dem Star, denn er ist Vogel des Jahres 2018. Bundesweit wurden bis Freitagabend mehr als 7.000 Stare beobachtet, eine Zunahme von 76 Prozent. Aus Leipzig und Umgebung wurde bis Freitagabend jedoch kein einziger Star gemeldet.

 

Alle Zahlen sind aber nur Momentaufnahmen, die sich an den kommenden Zähltagen noch verändern können.

 

Ergebnisse der Stunde der Wintervögel


STUNDE DER WINTERVÖGEL IN DEN MEDIEN

 

Im Vorfeld des Aktionswochenendes berichteten unter anderen die Leipziger Volkszeitung, Leipzig-Fernsehen und mephisto 97.6 über die Stunde der Wintervögel in Leipzig.


Vögel beobachten mit dem NABU Leipzig

Der NABU Leipzig bietet Führungen an, bei denen man sich zusammen mit anderen an der Aktion beteiligen und Informationen über die Vögel bekommen kann. Die Veranstaltungen dauern jeweils eine Stunde. Wer ein Fernglas oder ein Vogelbestimmungsbuch hat, kann es gerne mitbringen. Die Veranstaltungen sind für Kinder und Erwachsene geeignet.

 

Sonnabend, 6. Januar 2018, 10 Uhr

Stunde der Wintervögel auf dem Südfriedhof.

Treffpunkt: Friedhofsweg 3, Westeingang.

 

Sonntag, 7. Januar 2018, 10 Uhr

Stunde der Wintervögel im Botanischen Garten.

Treffpunkt: Eingang Linnéstraße 1.

 

Sonntag, 7. Januar 2018, 14 Uhr

Stunde der Wintervögel in Plaußig.

Anschließend Auswertung bei Kaffee, Tee und Stolle.

Treffpunkt: Naturschutzstation, Plaußiger Dorfstraße 23.

 

Weitere Informationen, Vogelbestimmungshilfen und die Zählbögen gibt es im Internet unter www.stundederwintervoegel.de oder im Naturschutzbüro des NABU Leipzig.

Am Aktionswochenende gibt es aktuelle Meldungen und Zwischenergebnisse über Facebook und Twitter.

 

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