Jedes Jahr im Januar ruft der NABU zur großen winterlichen Vogelzählung auf. Bei dieser „Stunde der Wintervögel“ kann jeder mitmachen, der sich eine Stunde Zeit nimmt. Man beobachtet die Tiere in
der unmittelbaren Umgebung, notiert die Anzahl und die Vogelarten und meldet alles dem NABU. Dabei kann man Preise gewinnen, lernt etwas über die heimische Vogelwelt und hilft beim Vogelschutz;
denn die zahlreichen Daten aus ganz Deutschland liefern wertvolle Informationen über die Bestandsentwicklung bestimmter Vogelarten. Es war bereits die 10. Stunde der Wintervögel – ein
echtes Langzeitprojekt.
2020 fand die Stunde der Wintervögel vom 10. bis zum 12. Januar statt. Weitere Informationen
Der NABU Leipzig hat Führungen angeboten, bei denen man sich zusammen mit anderen an der Aktion beteiligen und Informationen über die Vögel bekommen konnte. Sie führten am Samstag durch die Kleingartenanlage „Dr. Schreber“ und am Sonntag über den Südfriedhof. Insgesamt zählten dabei 37 kleine und große Vogelfreunde 157 Vögel aus 17 Vogelarten. Neben Haussperling, Kohl- und Blaumeise konnten sie zum Beispiel auch Gimpel und Kernbeißer beobachten.
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Die Stunde der Wintervögel ist Forschung, bei der jeder mitmachen kann. Je mehr Naturfreunde sich beteiligen, desto wertvoller werden die Ergebnisse. Sie helfen, schleichende Veränderungen in der Vogelwelt festzustellen.
Die Aktion findet im Siedlungsraum statt – also Garten, Balkon, Fenster oder Stadtpark. Man beobachtet an einem frei gewählten Ort eine Stunde lang und notiert dabei von jeder Vogelart die höchste Anzahl der Vögel, die im Laufe dieser Stunde gleichzeitig zu sehen waren. Melden kann man seine Zählergebnisse am besten online oder mit der App, aber auch per Telefon oder Post. Weitere Informationen
Im Mittelpunkt der Aktion stehen die vertrauten und oft weit verbreiteten Vogelarten. Wo kommen sie vor, wo sind sie häufig und wo selten geworden? Die Informationen helfen dem NABU, sich für den Schutz der Vögel stark zu machen. Dabei werden solche Vögel erfasst, die auch bei Schnee und Kälte bei uns ausharren. Dazu gehören Arten, die das ganze Jahr über bei uns bleiben, zusätzlich lassen sich „Wintergäste“ beobachten, die aus dem noch kälteren Norden und Osten nach Mitteleuropa ziehen. Bei Nahrungsengpässen tauchen in manchen Wintern in riesiger Zahl auch Invasionsvögel wie Seidenschwanz, Erlenzeisig oder Bergfink auf. Wintervögel im Porträt
Bis Samstagabend hatten sich deutschlandweit bereits 19.000 Vogelfreunde an der Zählung beteiligt und rund 750.000 Vögel gemeldet. Am häufigsten wurde der Hausperling beobachtet, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel. Diese Spitzengruppe bildet sich nahezu in jedem Jahr.
Deutschlandweit wird zudem am Samstagabend ein Minus bei den Finken verzeichnet. Beim Grünfink gibt es diesen Trend leider schon seit mehreren Jahren, nun gibt es auch beim Buchfink negative Zahlen oder auch bei Erlenzeisig und Stieglitz. Möglicherweise haben uns in diesem Winter bei diesen Arten weniger Wintergäste erreicht. Das entgegengesetzte Bild zeigt der Seidenschwanz, der invasionsartig bei uns in einigen Jahren als Wintergast zu beobachten ist. In diesem Jahr gibt es aus dem Norden und Osten Deutschlands bereits zahlreiche Meldungen, auch aus Sachsen. Ähnlich verhält es sich offenbar auch beim Eichelhäher – Überwinterer aus Nord- und Osteuropa könnten die Zahlen in diesem Jahr erheblich ansteigen lassen. Andere Beobachtungen deuten darauf hin, dass Arten, die als Teilzieher gelten, auf den milden Winter reagieren und ihre Heimat bei uns gar nicht erst verlassen, wie zum Beispiel die Heckenbraunelle.
Die Rabenkrähe hat einen befiederten Schabelansatz und eine schlichte rabenschwarze Gefiederfarbe.
Foto: NABU/Mletzko Hartmut
Bei der Saatkrähe ist der Schnabelansatz unbefiedert (nackt), das Gefieder wirkt glänzend und schwarz-violett.
Foto: NABU/Oscar Klose
Der Kolkrabe ist wesentlich größer als die Krähen, fast so groß wie ein Bussard. Er ist auch wesentlich seltener, insbesondere im innerstädtischen Bereich. Er hat einen auffalled kräftigen Schnabel.
Foto: NABU/Birgit Christophersen
In der Region Leipzig unterscheiden sich die am häufigsten beobachteten Vogelarten zum Teil vom deutschlandweiten Durchschnitt. Im eher ländlich geprägten Umland der Großstadt liegt beispielsweise der Feldsperling hinter dem Haussperling auf Rang 2, Kohl- und Blaumeise folgen erst dahinter. Im Stadtgebiet liegen traditionell Krähen in der Spitzengruppe der am häufigsten beobachteten Arten. Lange Zeit überwinterten in Leipzig riesige Schwärme von Saatkrähen. Hier ist eine Abnahme zu beobachten, dafür aber im Umland eine Zunahme. Dennoch liegt in Leipzig die Saatkrähe Samstagabend auf Platz 4. Auch die Rabenkrähe überwintert in größeren Gruppen in der Stadt, wird entsprechend häufig gesichtet und belegt sogar den 2. Platz. Diese Zahlen können sich im Verlauf der Stunde der Wintervögel aber noch ändern. Zu beklagen ist leider außerdem, dass Rabenkrähe, Saatkrähe und „Rabe“ häufig verwechselt werden, sodass man diese Ergebnisse in Leipzig immer mit Vorsicht bewerten muss.
Das gilt auch beim Blick auf andere scheinbar sensationelle Zahlen. So gab es am Samstagabend in Leipzig bei der Goldammer beispielsweise eine Zunahme von über 300 Prozent, allerdings bei einer Gesamtzahl von gerade 17. Diese 17 Goldammern konnten im Leipziger Norden beim Baden beobachtet werden – keine Sensation, aber ein wunderschöner Anblick. Diese Meldung geht in die deutschlandweiten Zahlen ein, und da zeigt sich schon ein ganz anderes Bild bei der Goldammer: minus 16 Prozent.
Ohnehin sind alle Zahlen am Samstagabend nur eine Momentaufnahme. Melden kann man die Beobachtungsergebnisse der Stunde der Wintervögel noch bis zum 20. Januar, erst danach ist eine endgültige Auswertung und Interpretation möglich.
Der NABU Leipzig lädt am Aktionswochenende wieder zu Exkursionen ein, am Samstag fand die gemeinsame Vogelzählung am Deutschen Kleingärtnermuseum in der Kleingartenanlage „Dr. Schreber“ statt. 8 Vogelfreunde, darunter 2 Kinder, nahmen daran teil. Sie zählten insgesamt 127 Vögel aus 12 Vogelarten.
Fotos: René Sievert
Zu Beginn informierte Beatrice Jeschke vom NABU Leipzig die Teilnehmer über die bundesweite Zählaktion und über die Methode, dann folgte eine Stunde lang ein Rundgang durch die Kleingartenanlage. Kohlmeisen waren allgegenwärtig, aber nie ließen sich mehr als 5 gleichzeitig beobachten, sodass diese Zahl schließlich auf die Zählliste kam. Besonders auffällig waren zudem die Rabenkrähen, 5 wurden auf der Zählliste notiert. Gleich zu Beginn kam ein großer Trupp Haussperlinge und setzte sich tschilpend in einen Busch, flog dann aber an eine andere Stelle in der Kleingartenanlage, und man konnte beobachten, dass sich dort mehr und mehr Spatzen niederließen. Die Zählung erbrachte schließlich 50 Haussperlinge. Sie freuen sich über die Früchte und Samen und die schönen Versteckmöglichkeiten in den Gärten.
Von außerhalb der Anlage konnte man deutlich einen Grünspecht hören, der somit ebenfalls auf der Zählliste landete. Später ließ sich ein Buntspecht in einem Baum nieder und rief unaufhörlich, was sehr beeindruckend war, ein zweiter antwortete ihm, blieb aber unsichtbar.
Untypisch für eine Gartenanlage waren 3 Graureiher, die aber ebenfalls auf der Zählliste stehen, weil sie über die Gärten hinwegflogen. Das Gleiche gilt für 9 Graugänse. Zudem konnten 45 in Formation fliegende Saatgänse am Himmel beobachtet werden.
Da es sich hier nicht um einen Schuhschnabel (Balaeniceps rex) handelt, kam diese Beobachtung nicht auf die Zählliste. Das Gleiche gilt für den Wetterhahn, der aus zoologischer Sicht nicht zu den Wintervögeln gehört. Fotos: René Sievert
Die Kinder vermeldeten zwischendurch die Beobachtung eines Rotkehlchens, das sich aber nicht erneut sehen ließ, bis es ganz am Ende der Zählung noch an einem sonnigen Plätzchen gut sichtbar landete.
Das Wetter war zwar nicht sehr winterlich, dennoch freuten sich alle darüber, dass sie sich am Ende im Deutschen Kleingärtnermuseum aufwärmen durften, wo sogar noch allen Tee serviert wurde. Der NABU Leipzig bedankt sich für die Gastfreundschaft!
Eine weitere Exkursion zur Stunde der Wintervögel findet am Sonntag 10 bis 11 Uhr auf dem Südfriedhof statt.
Symbolische Fotomontage: Vor der Zählung ist unbekannt, welche Wintervögel man in der Gartenanlage beobachten kann, hinterher zeigt sich ein anderes Bild. Fotos: Beatrice Jeschke
10 Jahre Stunde der Wintervögel – auch zum Jubiläum beteiligen sich viele Menschen in Deutschland an der Mitmachaktion des NABU. Bis Sonntagabend waren es mehr als 81.000, und sie haben mehr als 2 Millionen Vögel gemeldet, zudem so viele wie noch nie an einem Aktionstag. Im Vergleich zum Sonntag gab es in der Spitzengruppe keine Veränderungen – am häufigsten wurde der Haussperling beobachtet, gefolgt von Kohlmeise, Blaumeise, Feldsperling und Amsel.
Auf den Plätzen 5, 6 und 7 lautete am Samstag in Leipzig die Reihenfolge noch Blaumeise, Feldsperling, Amsel, am Sonntagabend nun aber Amsel, Blaumeise, Feldsperling; die drei Arten liegen aber mehr oder weniger gleichauf. Auch im Leipziger Umland wurden verglichen mit Samstag mehr Amseln beobachtet, damit erreicht sie hier wieder in etwa das Vorjahresniveau. Anders als im deutschen Durchschnitt ist im Umland der Feldsperling auch am Sonntagabend noch auf Platz 2 zu finden. Im Stadtgebiet erreichen weiterhin die Rabenkrähe auf Platz 3 und die Saatkrähe auf Platz 6 überdurchschnittliche Platzierungen. In früheren Jahren wurden allerdings deutlich mehr Saatkrähen beobachtet.
Mit besonderem Interesse werden deutschlandweit die Zahlen beim Eichelhäher beobachtet. Weil zahlreiche Wintergäste aus Nord- und Osteuropa zu uns kamen, wurden hier neue Rekorde erwartet. Am Sonntagabend gab es verglichen zum Vorjahr tatsächlich eine Verdoppelung. Auch aus dem Leipziger Umland wurden mehr Eichelhäher gemeldet als im Vorjahr, im Leipziger Stadtgebiet blieb die Zahl hingegen unverändert.
Auch am Sonntag sind alle Zahlen nur vorläufig, noch bis zum 20. Januar kann man Beobachtungsergebnisse der Stunde der Wintervögel melden, erst danach ist eine endgültige Auswertung und Interpretation möglich.
Am Sonntag hatte der NABU Leipzig zur Exkursion auf den Südfriedhof eingeladen. Bei einstelligen Temperaturen in der Wintersonne kamen 29 Vogelfreunde zusammen, um eine Stunde lang die Vogelwelt zu beobachten. Der Südfriedhof verspricht dabei eine besonders große Vielfalt, da es auf dem großen Areal sehr viele verschiedene Lebensraumstrukturen gibt, die unterschiedliche Vogelarten anlocken, so zum Beispiel Sträucher oder verschiedene Laub- und Nadelbäume.
René Sievert vom NABU Leipzig begrüßte die Teilnehmer und informierte über die Zählaktion des NABU sowie über das Projekt „Lebendige Friedhöfe“, mit dem der NABU Leipzig auch auf dem Südfriedhof aktiv ist. Gleich zu Beginn konnten die Teilnehmer einen nicht alltäglichen Vogel beobachten: Auf der Spitze eines Baumes saß ein Kernbeißer in der Sonne. Sein ungewöhnlich kräftiger Schnabel war dabei durchs Fernglas gut zu erkennen.
Nach dem Start des einstündigen Friedhofsrundgangs war ein Amselmännchen der nächste Vogel, der auf die Zählliste kam. Ausführlicher wurden die Unterschiede zwischen Amselweibchen und -männchen besprochen, auch die Situation der Amseln in Leipzig wurde angesprochen – sie haben unter Lebensraumverlusten und den trockenen Sommern zu leiden.
Große und kleine Vogelfreunde bekamen bei der Exkursion Informationen über die Vogelwelt und die Arbeit des NABU. Fotos: René Bauer
Wenige Meter weiter wurden Vögel im Sekundentakt entdeckt. Zunächst eine Kohlmeise, dann kamen aus verschiedenen Richtungen 4 Ringeltauben, die sich niederließen, aus der Ferne rief ein Grünspecht, ein Kleiber turnte durchs Geäst und in einem Nadelbaum saß ein Buntspecht. Er flog schließlich einmal über die Gruppe hinweg und ließ am nächsten Baum sogar sein arttypisches Trommeln hören. Damit lenkte er den Blick auf zwei relativ große Vögel in einer anderen Baumkrone, die zunächst nicht alle Teilnehmer entdecken konnten. Nach eingehender Betrachtung durchs Fernglas konnten sie als Herr und Frau Gimpel identifiziert werden. Währenddessen waren auch noch Haustauben und ein Mäusebussard über die Gruppe hinweggeflogen.
Anschließend wurden kaum noch weitere Vögel gefunden, der Wind frischte etwas auf, was vielleicht ein Grund war, zugleich hat die tiefstehende Wintersonne auch die Sicht teilweise behindert. Stattdessen konnte man noch einige Vögel hören, zum Beispiel Kohl- und Blaumeisen und Kleiber. Außerdem gab es vom NABU noch Informationen zum Vogelschutz auf dem Friedhof: René Sievert zeigte Nisthilfen, Laubhaufen und Trinkhilfen sowie Nistplätze in Nischen, Ritzen, Baumhöhlen und am Krematorium. Außerdem gab es auch Gespräche zu Vogelfütterung und -tränken sowie grassierenden Infektionskrankheiten.
Am Ende wurden alle Beobachtungsergebnisse noch einmal zusammengefasst und die Teilnehmer aufgerufen, auch selbst noch eine Stunde an anderer Stelle zu zählen. Außerdem wurden sie zu den weiteren NABU-Veranstaltungen 2020 herzlich eingeladen.
Der NABU wirbt für mehr Rücksichtnahme, fordert Ausgleich für verlorenen Nistplätze und gibt gerne Tipps, wie man Spatzen und andere Tierarten in der Stadt unterstützen kann. Außerdem bittet der NABU Leipzig die Bevölkerung um Mithilfe: Melden Sie Spatzenbeobachtungen, Nistplätze oder von Spatzen benutzte Sträucher. Nur mit konkreten Informationen darüber, können diese Sperlingslebensstätten geschützt werden. Melden Sie außerdem den Verlust von Hecken oder die illegale Beseitigung von Nistplätzen! Weiterlesen