Jedes Jahr im Januar ruft der NABU zur großen winterlichen Vogelzählung auf. Bei dieser „Stunde der Wintervögel“ kann jeder mitmachen, der sich eine Stunde Zeit nimmt. Man beobachtet die Tiere in der unmittelbaren Umgebung, notiert die Anzahl und die Vogelarten und meldet alles dem NABU. Dabei kann man Preise gewinnen, lernt etwas über die heimische Vogelwelt und hilft beim Vogelschutz; denn die zahlreichen Daten aus ganz Deutschland liefern wertvolle Informationen über die Bestandsentwicklung bei Vogelarten im Siedlungsraum. Gerade diese Arten sind mehr und mehr bedroht – in Leipzig bespielsweise durch rücksichtslose Bauprojekte und den fortschreitenden Verlust der Stadtnatur. 2022 findet die Zählung vom 6. bis 9. Januar statt.
Forscher- und Entdeckerauftrag für den Monat Januar und Informationen zur (Schul)stunde der Wintervögel
Junge Naturschützer erfahren, wie man beim Vogelschutz helfen kann. mehr
Aufgrund der Corona-Pandemie kann der NABU Leipzig in diesem Jahr erneut keine öffentlichen Termine für eine gemeinsame Vogelbeobachtung anbieten, aber jeder ist aufgerufen, selbst die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und dem NABU zu melden
Mitglieder des NABU Leipzig werden unterwegs sein, um an den ursprünglich geplanten Veranstaltungsorten die Vögel coronakonform zu erfassen. Der NABU wird am Aktionswochenende über die aktuellen Entwicklungen online berichten.
MEDIENECHO
Gleich zum Beginn des Aktionszeitraum war der NABU Leipzig mit MDR-Reporter Roland Kühnke im Eurtritzscher Park unterwegs. Er wollte lernen, wie die „Stunde der Wintervögel“ funktioniert und wollte testen, ob man auch mitmachen kann, wenn man kein Vogelexperte ist. Weitere Informationen
Wenn man genau hinsieht, kann man Blessralle (links) und Teichralle (rechts) gut voneinander unterscheiden. Bei dem Rundgang im Eutritzscher Park wurden 6 Blessrallen und 3 Teichrallen gezählt. Fotos: Beatrice Jeschke
Zum Beginn des Rundgangs kamen Elster und Kohlmeise auf die Liste, die bereits am Parkeingan um die kleine Gruppe von Vogelzählern herumflatterten. Etwas später saßen auch Blaumeisen bei den Kohlmeisen, sodass man die Unterschiede beider Arten gut erkennen konnte. Auch einige Amseln waren im Park zu beobachten, bei ihnen kann man sogar Männchen und Weibchen relativ leicht voneinander unterscheiden. Während die Weibchen eher bräunlich gefärbt sind und einen dunklen Schnabel haben, sind die Männchen schwarz mit einem leuchtend gelben Schnabel. Amseln suchen ihre Nahrung am Boden, gerne zwischen den herabgefallenen Blättern. Das Laub schützt den Boden und bieten kleinen Tieren einen Unterschlupf, weshalb man es nicht im Herbst radikal beseitigen sollte.
Auf die Zählliste kamen auch 8 Haussperlinge. Sie haben ihre Brutkolonien in Häusern am Rande des Parks. Sie nutzen Spalten, Nischen und Höhlen aber auch außerhalb der Brutzeit. Von den Gebäuden fliegen sie immer wieder kurze Strecken zu den Sträuchern des Parks, die sie als Ruheplatz und Versteck nutzen. Ein eingerüstetes Haus am Park erinnerte daran, dass die Quartiere der Sperlinge immer wieder Bauarbeiten zum Opfer fallen. Auch die Sträucher im Umfeld von Nistplätzen werden häufig beseitigt. Der NABU Leipzig wirbt für einen besseren Schutz solcher Lebensstätten, weil sonst auch heute noch häufige Arten in Kürze im Bestand gefährdet sein könnten. Weitere Informationen
Da diese Stunde der Wintervögel am Parkteich stattfand, kamen auch Bless- und Teichralle auf die Zählliste sowie 32 Stockenten.
Lange Zeit waren die markanten Rufe des Kleibers zu hören – zwei kamen am Ende auf die Liste. Ein Kleiber ließ sich dann an einem Baum auch hervorragend beobachten, wobei er seine Kletterkünste demonstrierte. Zu hören war auch ein Grünspecht, der an seinem lachenden Ruf gut zu identifizieren ist.
Zu den häufig beobachteten Vögeln in Leipzig gehört die Ringeltaube. Sie lag am ersten Zähltag auf Platz 8. Die kleinere Türkentaube schafft es hingegen nur auf Platz 23. Beim aufmerksamen beobachten kann man auch diese beiden Arten gut unterscheiden. In einem Vorgarten am Rande des Parks saßen mehrere Türken- und Ringeltauben gemeinsam an einer Futterstelle und konnten gut beobachtet werden.
Am Ende der Stunde kamen insgesamt 80 Vögel aus 14 Arten auf die Zählliste.
Deutschlandweit hatten am ersten Zähltag schon mehr als 11.000 Vogelfreunde ihre Ergebnisse gemeldet, mehr als 410.000 Vögel wurden gezählt. Die vorderen Plätze belegten Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Am ersten Tag landete auf Platz 6 die Stockente, auch die 32 Exemplare aus dem Eutritzscher Park haben dazu beigetragen. Dieses Bild wird sich an den folgenden Tagen sicher noch verändern. Das gilt wohl auch für den Höckerschwan, der im Kreis Nordsachsen einen ungewöhnlichen Rang 8 belegt. Man sieht dieses Vögel hier im Winter oft in großen Trupps auf den Feldern – vermutlich haben solche Beobachtungen zu dem Zwischenergebnis beigetragen. Ins Auge fallen auch die vorderen Plätze von Grünfink und Buchfink im Umland von Leipzig. Hier erreichte zudem der Feldsperling Platz 2, während er deutschlandweit nur auf Rang 5 rangierte. Traditionell liegt er im ländlich geprägten Umland von Leipzig auf einem vorderen Platz.
In Leipzig liefern sich wie bereits in den letzten Jahren auch 2022 wieder Saat- und Rabenkrähe ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vor einiger Zeit gab es noch riesige Schwärme von Saatkrähen, inzwischen sind es deutlich weniger, die hier den Winter verbringen. Der NABU Leipzig bittet darum, die Krähen besonders aufmerksam zu beobachten, weil Saat- und Rabenkrähen oft verwechselt werden.
Bis Freitagabend hatten sich bereits mehr als 30.000 Vogelfreunde deutschlandweit an der „Stunde der Wintervögel“ beteiligt und mehr als 900.000 Vögel gemeldet. Zu diesem Zeitpunkt lagen weiterhin Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling auf den vorderen Plätzen. Auffällig ist ein positiver Trend bei den Grünfinken. Ihr Bestand leidet seit Jahren unter einer Infektionskrankheit, was sich auch bei den Vogelzählungen des NABU in sinkenden Beobachtungszahlen widerspiegelte. Nun ist bei der Stunde der Wintervögel eine Verbesserung verglichen mit den Beobachtungen des Vorjahres fetszustellen. Deutschlandweit gibt es ein Plus von 25 Prozent. Dies bestätigt sich auch bei den Zahlen im Leipziger Umland, wo die Zunahme sogar noch deutlicher ausfällt. Anders ist es in der Stadt Leipzig wo sich der Negativtrend fortsetzt.
Auch der Buchfink hat sich vergleichsweise weit vorne platziert; deutschlandweit sind die Beobachtungszahlen um rund 25 Prozent gestiegen, noch deutlicher im Leipziger Umland. Demgegenüber zeigen die Zahlen aus dem Leipziger Stadtgebiet keinen Aufwärtstrend beim Buchfinken.
Deutschlandweit wurden zudem mehr Kleiber, Buntspechte und Gimpel beobachtet sowie mehr Kernbeißer und Eichelhäher. Es handelt sich um waldbewohnende Arten, die sich verstärkt im Siedlungsraum aufhalten; zudem erklären NABU-Experten die Zunahme durch Wintergäste aus nördlichen Breiten. Genau umgekehrt könnte es sich bei Goldammer, Wacholderdrossel und Erlenzeisig verhalten; hier werden geringere Zahlen festgestellt, was daran liegen könnte, dass es in diesem Jahr weniger Wintergäste dieser Vogelarten bei uns gibt.
Am Samstag wollte der NABU Leipzig zur gemeinsamen Vogelbeobachtung „am Bagger“ in Thekla einladen. Hier im Naturbad Nortdost gibt es einige Wasservögel zu beobachten, in den umliegenden Kleingarten- und Wohnanlagen aber auch viele andere Stadtvögel. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Rundgang nicht als öffentliche Führung stattfinden, NABU-Aktive begaben sich daher allein auf Vogelpirsch.
Am Anfang waren wenige Vögel zu sehen, eine Elster in der Ferne und eine Ringeltaube auf einer Freileitung. Kurz danach wuchs die Zahl der beobachteten Vögel aber schon beträchtlich, denn an einer Futterstelle wurden 53 Haussperlinge gezählt, auf dem Wasser schwammen 13 Stockenten, daneben eine Tafelente, 9 Blessrallen und eine Teichralle sowie ein Höckerschwan. Außerdem waren auf dem Wasser auch 3 Kormorane, teilweise flogen sie weg, andere kamen, aber es blieb bei der Anzahl 3.
Mit hoher Geschwindigkeit flog ein Sperber über die Wasserfläche. Später wurde er zusammen mit einem zweiten wiederentdeckt, beide wurden dabei hartnäckig von einer Rabenkrähe verfolgt, die natürlich auch auf die Zählliste kam. Ausgiebig konnte man die Verfolgungsjagd beobchten, wobei zeitweise auch der Sperber die Oberhand gewann – es ist nicht ganz ungefährlich für eine einzelne Krähe, sich mit dem geschickten Vogeljäger anzulegen.
Drei Grünfinken und ein Rotkehlchen kamen auf die Zählliste und am Ende auch noch ein Zaunkönig; am Ufer konnte er sehr schön beobachtet werden und ließ auch seine Stimme hören. Zu hören war auch der lachende Ruf des Grünspechts, der auch hoch oben in einem Baum beobachtet werden konnte. Über das Gewässer flatterten schließlich noch zwei Wacholderdrosseln hinweg.
Im Verlauf des Samstags überschritt die Zahl der gemeldeten Vögel deutschlandweit die Millionen-Grenze, am Abend waren es rund 1,58 Millionen, gemeldet von fast 60.000 Vogelfreunden. Auf den vorderen Plätzen lagen weiterhin Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Feldsperling und Elster gefolgt von Buch- und Grünfink, bei denen es zu diesem Zeitpunkt verglichen mit dem Vorjahr ein Beobachtungsplus von rund 25 Prozent gab. Zu verzeichnen ist auch im Leipziger Umland beim Grünfink ein Plus und beim Buchfink sogar ein sehr deutliches Plus. Im Leipziger Stadtgebiet setzt sich hingegen der Negativtrend beim Grünfink fort, beim Buchfink gibt es kaum Veränderungen.
In Leipzig liegen ebenfalls Haussperling und Kohlmeise auf den vorderen Plätzen, auf Platz 3 folgt hier jedoch die Rabenkrähe, während die Saatkrähe auf Platz 10 landet. Zu verzeichnen ist dabei ein Plus von 58 Prozent bei der Rabenkrähe, bei der Saatkrähe ein Minus von ebenfalls 58 Prozent. Eine Leipziger Besonderheit ist es, dass die Krähen sich so weit vorne platzieren, bei der Unterscheidung von Raben- und Saatkrähe kommt es aber wahrscheinlich zu häufigen Verwechslungen. Vergleichsweise weit vorn, auf Rang 7, liegt in Leipzig zudem die Ringeltaube, die jedoch hier wie auch in ganz Deutschland dennoch seltener beobachtet wurde; sie verzeichnet Samstagabend ein Minus von rund 20 Prozent. Im Umland platzierte sich der ländlichen Prägung enstsprechend der Feldsperling auf Platz 2. Deutschlandweit werden zudem Kohl- und Blaumeise häufiger beobachtet als im Vorjahr, das bestätigt sich auch in Leipzig und Umgebung.
Am Sonntagabend ist das Zählwochenende zu Ende gegangen, doch bis zum 17. Januar 2022 können noch die Zählergebnisse gemeldet werden. Daher sind alle Daten und Analysen nur vorläufig. Pressemitteilung
Bis Sonntagabend hatten sich fast 115.000 Vogelfreunde an der Aktion beteiligt, darunter viele zum ersten Mal. Fast 3 Millionen Vögel wurden gemeldet. In Sachsen waren es zu diesem Zeitpunkt rund 6.000 Vogelfreunde, die mehr als 150.000 Vögel gemeldet haben. Deutschlandweit lagen Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling auf den vorderen Plätzen. Diese Arten bilden auch in Sachsen die Spitzengruppe, hier belegt der Feldsperling aber nicht den fünften, sondern den dritten Platz. Das gilt auch für das Umland von Leipzig; im Kreis Nordsachsen schafft es der Feldsperling sogar auf Platz 2, vermutlich ein Ausdruck des eher ländlich geprägten Raums.
Davon unterscheidet sich die Vogelwelt in der Großstadt Leipzig. Hier schob sich die Rabenkrähe auf Platz 3 hinter Haussperling und Kohlmeise. Auf Platz 4 lag die Amsel, erst dann folgt die Blaumeise. Kohlmeise, Rabenkrähe, Amsel und Blaumeise wurden dabei häufiger beobachtet als im Vorjahr, beim Haussperling sind die Zahlen hingegen unverändert. Deutschlandweit wird vermeldet, dass die Zahlen bei Kohl- und Blaumeise gestiegen sind, auch bei Buch- und Grünfink gibt es ein Beobachtungsplus von jeweils rund 20 Prozent. Bei diesen beiden Arten zeigt sich dieser Trend auch im Leipziger Umland, im Stadtgebiet waren die Zahlen hingegen unverändert. Auch Amseln wurden deutschlandweit häufiger gemeldet als im Vorjahr.
Dies bezieht sich allerdings nur auf die absoluten Zahlen. Die Zahl der Vögel je Beobachtungsort ist hingegen unterdurchschnittlich. Über mehrere Jahre kann man beobachten, dass diese Zahl immer weiter sinkt, es gibt somit immer weniger Wintervögel im Siedlungsraum. 2022 machen sich vor allem die Wintergäste rar, die als Zugvögel die kalte Jahreszeit bei uns verbringen. Dazu zählen beispielsweise Wacholderdrossel und Erlenzeisig. Auch in Sachsen gibt es bei diesen beiden Arten ein Beobachtungsminus von jeweils rund 40 Prozent.
Der NABU Leipzig konnte angesichts der Corona-Lage keine Exkursionen zur gemeinsamen Vogelzählung anbieten. Stattdessen waren NABU-Aktive an den ursprünglich geplanten Veranstaltungsorten, um dort dennoch die Vogelwelt zu beobachten. Bei zwei NABU-Zählungen wurden insgesamt 212 Vögel aus 24 Arten erfasst.
Mit weitem Abstand führt der Haussperling diese Beobachtungsliste an. Die hohe Zahl basiert aber im Grunde nur auf zwei Beobachtungen großer Spatzen-Ansammlungen an Futterplätzen. Die Haussperlinge landen Jahr für Jahr auf Platz 1 der Stunde der Wintervögel, weil sie gesellig sind und in einer Zählstunde leicht in großer Anzahl beobachtet werden können. Das bedeutet aber nicht, dass es sich auch um die häufigste Vogelart handelt und es ist auch kein Hinweis darauf, wie es dem Haussperlingsbestand insgesamt geht. Die häufigsten Vogelarten in unseren Siedlungen sind vielmehr Kohlmeise und Amsel, die jeweils an rund 86 Prozent aller Beobachtungsorte anzutreffen sind, beim Haussperling sind es weniger als 60 Prozent.
Auf den vorderen Plätzen der NABU-Liste befinden sich in Leipzig außerdem Rabenkrähe, Kohlmeise, Elster, Ringeltaube und Amsel.
Der NABU bedankt sich bei allen, die sich an der Aktion beteiligt haben; die Zahlen aus ganz Deutschland sind ein wichtiger Beitrag zum Vogelschutz. Von Jahr zu Jahr werden Veränderungen deutlich, die Rückschlüsse erlauben auf den Zustand der Vogelwelt und der Natur insgesamt. Einige Naturfreunde haben ihre Meldungen gleich an den NABU Leipzig gemailt oder haben den Anrufbeantworter genutzt. Diese Daten werden an die richtige Stelle weitergeleitet und gehen somit in die bundesweite Datensammlung ein. Am besten ist es jedoch, wenn man seine Beobachtungen direkt an den NABU-Bundesverband meldet – noch bis zum 17. Januar 2022 ist das möglich. Erst danach kann eine abschließende Auswertung der Zahlen beginnen.