Stunde der Wintervögel 2024

Vogelzählung vom 5. bis 7. Januar

Zum 14. Mal hieß es wieder „Stunde der Wintervögel“ – der NABU hatte zur großen winterlichen Vogelzählung aufgerufen, bei der jeder mitmachen kann. Man nimmt sich eine Stunde Zeit, beobachtet die Tiere in der unmittelbaren Umgebung, notiert die Anzahl und die Vogelarten und meldet alles dem NABU. Dabei lernt man etwas über die heimische Vogelwelt und hilft beim Vogelschutz; denn die zahlreichen Daten aus ganz Deutschland liefern wertvolle Informationen über die Bestandsent­wicklung bei Vogelarten im Siedlungsraum. Gerade diese Arten sind mehr und mehr bedroht – in Leipzig beispielsweise durch rücksichtslose Bauprojekte und den fortschreitenden Verlust der Stadtnatur. 2024 fand die Zählung vom 5. bis 7. Januar statt.

 

  • Ergebnisse melden kann man noch bis zum 15. Januar 2024.

 

Vogelbeobachtung mit dem NABU Leipzig

Der NABU Leipzig bietet Führungen an, bei denen man sich zusammen mit anderen an der Aktion beteiligen und Informationen über die Vögel bekommen kann. Die Veranstaltungen dauern jeweils eine Stunde. Wer ein Fernglas oder ein Vogelbestimmungsbuch hat, kann es gerne mitbringen. Die Veranstaltungen sind für Kinder und Erwachsene geeignet, sie sind öffentlich, die Teilnahme kostenfrei.

 

Samstag, 6. Januar 2024, 10 – 11.30 Uhr
Stunde der Wintervögel im Stadtpark Schkeuditz
Treffpunkt: Haltestelle Schkeuditz, Rathausplatz (Linie 11).

Sonntag, 7. Januar 2024, 10 – 11.30 Uhr
Stunde der Wintervögel auf dem Nordfriedhof
Treffpunkt: Nordfriedhof, Eingang Berliner Straße.

 

Zudem ist jeder aufgefordert, selbst die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und dem NABU spätestens bis zum 15. Januar 2024 zu melden

 

Der NABU Leipzig wird über die Aktionen und Zwischenergebnisse am Ationswochenende berichten.


Die Stunde der Wintervögel für Kinder

 

Auch Kinder können sich an der „Stunde der Wintervögel“ beteiligen, Vögel beobachten und zählen. Zusätzlich gibt es aber auch die „Schulstunde der Wintervögel“, um gemeinsam die heimische winterliche Vogelwelt zu entdecken. Die NAJU bietet dafür eine kindgerechte Zählkarte und ein Begleitheft an. Dieses liefert Informationen, Tipps und Aktionsideen rund um die Vogelbeobachtung mit Kindern und enthält eine Anleitung für eine Wintervogelrallye. mehr



 

Wintervögel auf dem Alten Friedhof

„Stunde der Wintervögel“ im Stadtpark Schkeuditz. Foto: Beatrice Jeschke
„Stunde der Wintervögel“ im Stadtpark Schkeuditz. Foto: Beatrice Jeschke

Am Sonnabend hatte der NABU Leipzig zur gemeinsamen Stunde der Wintervögel eingeladen an einen verwunschenen Ort: 17 Vogelfreunde trafen sich im Stadtpark Schkeuditz, um die Vögel zu zählen. Der Alte Friedhof ist in der Stadt ein wichtiger Ort der Biologischen Vielfalt und bieten im Winter auch vielen Vögeln Rückzugsmöglichkeiten.

 

Saatkrähe. Foto: Beatrice Jeschke
Saatkrähe. Foto: Beatrice Jeschke

Gleich zu Beginn wurde eine große Anzahl Saatkrähen auf einem Baum gesichtet. Die schwarzen Wintergäste mit den hellen Schnäbeln sind meist gesellig bei der Nahrungsaufnahme oder an ihren Schlafplätzen zu beobachten. Sie entfliehen dem Frost in ihren Brutgebieten und genießen die vergleichsweise milden Temperaturen bei uns.

Die Saatkrähen treffen als Wintergäste auf die bei uns heimischen Rabenkrähen, und bei der NABU-Exkursion konnte man beide Arten sehr gut vergleichen. Bei den Rabenkrähen ist auch der Schnabelansatz schwarz.

Ringeltaube und Elster. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Kleinere Vögel waren nicht ganz so gut zu erkennen, denn die Sichtverhältnisse waren nicht günstig. Zum Schluss kamen dennoch 40 Vögel aus 11 Arten zusammen: 5 Amseln, 5 Kohlmeisen, 6 Blaumeisen, 2 Buchfinken, 2 Elstern, 1 Buntspecht, 1 Ringeltaube, 3 Rabenkrähen, 13 Saatkrähen, 1 Wintergoldhähnchen, 1 Zaunkönig.

 

Für Amseln ist der Alte Friedhof ein paradiesischer Lebensraum. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Für Amseln ist der Alte Friedhof fast paradiesisch: Sie holten sich auf vielen mit Efeu bewachsenen Bäumen die Beeren der Kletterpflanze. Der Friedhof hat viele wilde Ecken, die der Biodiversität dienen. Brombeergebüsche, Totholz und die im Rahmen des Projekts „Puppenstuben gesucht“ angelegte Blühwiese sorgen für Insektenvielfalt und damit auch für natürliches Vogelfutter. Im Laub und Totholz verstecken sich Insekten, und in stehengelassenen Stängeln können Vögel auch im Winter noch Samen finden.

 

Gefährlicher Müll im Amselparadies

Viele Menschen wollen Vögeln im Winter mit Futter durch die kalte Jahreszeit helfen, einige Vogelfreunde nutzen dafür auch Futterknödel, die in Kunststoffnetzen aufgehängt werden. Wer dies tut, sollte die leeren Netze hinterher unbedingt wieder einsammeln. Die Kunststoffnetze sind nicht nur umweltschädlicher Abfall, sie sind auch sehr gefährlich für Vögel und andere Tiere, die sich in den Netzen verfangen können. Am besten verzichtet man grundsätzlich auf die umweltschädlichen Netze, es gibt zahlreiche Alternativen, um Vögeln Futter artgerecht anzubieten.

 

Leere Futterknödelnetze sind gefährliche Tierfallen und außerdem Kunststoffmüll, der unbedingt aus der Natur entfernt werden muss. Fotos: Beatrice Jeschke

 

Mitstreiter des NABU Leipzig finden immer wieder leere Futternetze in der Natur und sammeln sie dann ein, um die Gefahr zu beseitigen und den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Auch bei der Stunde der Wintervögel im Stadtpark Schkeuditz war das leider nötig. Viele leere Netze hingen in Bäumen und Sträuchern. Das Problem hatte der NABU Leipzig bereits vor der Exkursion entdeckt, Exkursionsleiterin Beatrice Jeschke hatte darum sogar einige Müllgreifer mitgebracht, um möglichst alle Netze einsammeln zu können. Die Vogelbeobachter schritten also zur Tat, um die Gefahr für die Tierwelt zu beseitigen. So wurde die Exkursion auch noch zur „Stunde der Müllsammlung“.

 

Der NABU Leipzig appelliert an alle, die Vögel füttern möchten: Bitte nur artgerechtes Futter verwenden, auf Hygiene achten und an der Futterstelle die Reste ordnungsgemäß entsorgen!
Die Netze sehen nicht nur unschön aus, sie sind eine Gefahr für die Vögel, denen man eigentlich helfen möchte. Die Tiere können sich in den Netzen verfangen oder benutzen sie auch als Nistmaterial, in dem die Jungvögel dann zu Tode kommen.

 

Lebendige Friedhöfe

Eine naturnahe Gestaltung macht Friedhöfe zu Orten der Biologischen Vielfalt. Fotos: Christina Kullmann

 

Mit dem Projekt „Lebendige Friedhöfe“ macht der NABU deutschlandweit darauf aufmerksam, dass diese Flächen, wenn sie naturnah gestaltet werden, wichtige Stätten der Biologischen Vielfalt sind. Gerade im Umfeld der Großstadt Leipzig haben sie eine große Bedeutung, weshalb sich auch der NABU Leipzig für die Förderung der Biodiversität auf den Friedhöfen einsetzt. Ein solcher wertvoller Lebensraum ist nicht nur der Alte Friedhof Schkeuditz, sondern auch der Leipziger Nordfriedhof. Hier fand am Sonntag eine zweite Exkursion des NABU Leipzig zur Stunde der Wintervögel statt.

„Stunde der Wintervögel“ auf dem Nordfriedhof. Foto: Christina Kullmann
„Stunde der Wintervögel“ auf dem Nordfriedhof. Foto: Christina Kullmann

35 Teilnehmer kamen, um die Vogelwelt auf dem Gelände zu beobachten. Sie entdeckten zum Beispiel schlafende Ringeltauben sowie Blau- und Kohlmeisen, die in großer Anzahl beobachtet werden konnten. Ungewöhnlicher war die Beobachtung eines Habichts, der über den Friedhof flog, ebenso wie Sturmmöwen. Insgesamt kamen bei dieser „Stunde der Wintervögel“ 11 Arten auf die Beobachtungsliste.

 

Amsel und Eichelhäher auf dem Nordfriedhof. Fotos: Jessica Gimpel

 

Gäste aus kalten Regionen

Seidenschwanz. Foto: NABU/CEWE/Regina Wulf
Seidenschwanz. Foto: NABU/CEWE/Regina Wulf

Nicht immer ist bei der Stunde der Wintervögel das Wetter tatsächlich winterlich, doch in diesem Jahr gab es einen Wetterumschwung gerade zum Aktionswochenende. Winterlicheres Wetter führt oft dazu, dass Tiere sich mehr in den Siedlungen und an den Futterstellen aufhalten und somit auch besser beobachtet werden können. Frostige Temperaturen im nördlichen und östlichen Europa führen zudem dazu, dass mehr Vögel von dort zu uns ausweichen, um hier die kalte Jahreszeit zu verbringen. Auch die starke Kälte in Skandinavien und Osteuropa könnte sich demnach in diesem Jahr bei der „Stunde der Wintervögel“ ausgewirkt haben. Tatsächlich wurden in Thüringen, Sachsen und Brandenburg Seidenschwänze beobachtet, die zu uns kommen, wenn der Winter in ihrer Heimat besonders kalt ist.

Andererseits machen sich auch die Folgen des Klimawandels schon seit längerer Zeit bemerkbar, die dazu führen, dass Vögel ihr Zugverhalten verändern. Somit wurden einige Vogelarten bei der Stunde der Wintervögel registriert, die eigentlich im Winter bei uns nicht anzutreffen sind, in diesem Jahr beispielsweise Weißstörche und sogar ein Schwarzstorch oder auch zahlreiche Kraniche, die ebenfalls noch nicht in traditionelle Winterquartiere weitergezogen sind. Besonders auffällig ist ein Sommergoldhähnchen, das in Bayern gemeldet wurde, obwohl diese Vogelart vor dem Winter eigentlich wegzieht.

Nach dem Aktionswochenende ergab eine erste Auswertung der Beobachtungsdaten, dass es Waldvögel nicht besonders deutlich in die Siedlungen gezogen hat. In größerer Zahl beobachtet wurden hingegen Rotkehlchen sowie Blau- und Kohlmeisen, aber auch die anderen häufigen Arten wie Amsel und Feldsperling wurden beobachtet.

 

Zu den am häufigsten beobachteten Arten bei der „Stunde der Wintervögel“ gehören Kohlmeise und Blaumeise. Fotos: Jessica Gimpel

 

Beobachtungen können noch bis zum 15. Januar gemeldet werden, erst danach werden alle Meldungen ausgewertet und bis dahin sind alle Zahlen nur vorläufig. Das Zwischenergebnis nach dem Aktionswochenende sieht den Haussperling auf Platz 1 – er wurde also am häufigsten von den Vogelbeobachtern gemeldet. Es folgen Kohlmeise, Blaumeise, Amsel und Feldsperling. Deutschlandweit wurden insgesamt mehr als 2,4 Millionen Vögel beobachtet.

Im Leipziger Umland unterscheiden sich die vorderen Plätze bei den Beobachtungen etwas von der gesamtdeutschen Reihenfolge: Nach Haussperling und Kohlmeise folgt hier der Feldsperling, das wurde schon häufiger hier so beobachtet, weil die Region ländlicher geprägt ist. Erst danach kommen Blaumeise und Amsel. Auf Platz 6 liegt im Umland die Saatkrähe, die in unserer Region als Wintergast häufig beobachtet wird, deutschlandweit liegt sie hingegen nur auf Platz 17.

 

In der Großstadt Leipzig liegt im Gegensatz dazu der Feldsperling nur auf Platz 9. Die Saatkrähe belegt hier immerhin Platz 7. Auf Platz 5 hingegen ist in Leipzig vorerst die Rabenkrähe gelandet, deutschlandweit erreicht sie nur Platz 11. Die vorderen Plätze bei den Meldungen aus Leipzig belegen nach dem Aktionswochenende Haussperling, Kohlmeise, Blaumeise und Amsel. Als Hinweis darauf, dass auch in Leipzig Wintergäste aus kälteren Regionen eingetroffen sind, können die Zahlen beispielsweise bei Schwanzmeise und Erlenzeisig gedeutet werden, die sich stark erhöht haben.

 

Die „Eichhörnchen-Futterstation“ auf em Nordfriedhof ist offenbar auch bei Vögeln beliebt. Fotos: Jessica Gimpel

 

Vögel vor der Kamera

Über Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion berichteten unter anderen die Leipziger Volkszeitung, Sachsenfernsehen und die Leipziger Zeitung.

NABU ruft zu Vogelzählung auf. Video: SACHSEN FERNSEHEN

Vögel zählen und melden. Video: LZ TV