Am 9. und 10. November 2019 fand in Berlin die Bundesvertreterversammlung (BVV) des NABU statt. Es war der Tag, an dem gar nicht weit entfernt vom Tagungsort in Berlin Mitte vor 30 Jahren die Mauer fiel, worauf viele Redner in ihren Worten eingingen. Diese BVV war aber auch aus einem anderen Grund historisch: Nach 16 Jahren an der Spitze des Verbandes verabschiedete sich NABU-Präsident Olaf Tschimpke, er kandidierte nicht erneut für das Amt.
Olaf Tschimpke war seit 2003 NABU-Präsident. „Mehr Naturschutz wagen“ lautete sein Leitmotiv zum Start seiner Amtszeit – angesichts eines Rückgangs staatlicher Aktivitäten im Natur- und Umweltschutz komme ehrenamtlich getragenen Organisationen wie dem NABU eine besondere Rolle zu. Während seiner Amtszeit verdoppelte der NABU seine Mitgliederzahl fast und ist heute zu Deutschlands mitgliederstärkstem Umweltverband gewachsen mit aktuell mehr als 750.000 Mitgliedern und Förderern, 40.000 aktiven Mitgliedern in bundesweit 2.000 Gruppen. Er ist der mitgliederstärkste Ehrenamtsverband im Naturschutz und agiert auch international mit Naturschutzprojekten in den Schwerpunktregionen Kaukasus, Afrika und Mittelasien. Nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidium wechselt Olaf Tschimpke auf die Position des Vorsitzenden der NABU International Naturschutzstiftung.
Zum neuen NABU-Präsidenten wurde einstimmig Jörg-Andreas Krüger gewählt. In seiner Bewerbungsrede nahm er unter anderem die Agrarpolitik in den Blick. Für eine zukunftsfähige Agrarförderung forderte er, EU-Steuergelder für die Landwirtschaft künftig stärker an Leistungen und Maßnahmen für den Schutz von Wasser, Klima und Arten zu binden. Gleichzeitig sprach er sich für einen intensiveren Dialog mit den Landwirten aus. Artenschutz, Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften beschrieb der neue NABU-Präsident als die aktuellen Themen, Jörg-Andreas Krüger will für die besten Lösungen im Natur- und Klimaschutz streiten. Weitere Schwerpunkte für die Zukunft sind für ihn die Verbandsentwicklung und auch die Weiterentwicklung des Ehrenamts.
In das zehnköpfige NABU-Präsidium wurde für eine Amtszeit von vier Jahren auch René Sievert vom NABU-Regionalverband Leipzig gewählt. Er möchte sich und seine Perspektive für die Naturschutzmacher vor Ort nun auch auf Bundesebene einbringen. „Mein Anliegen ist es, die Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen im NABU möglichst nutzbringend zu gestalten und eine verständnisvolle, lebendige und überzeugte gegenseitige Unterstützung zu erreichen“, erklärte René Sievert in seiner Bewerbungsrede auf der BVV. Eine besondere Herausforderung sei es, die oftmals enorme Fachkompetenz der Naturschutzmacher in den Ortsgruppen auch in Zukunft unter sich wandelnden Bedingungen zu erhalten. Dies müsse mit einer entsprechenden Nachwuchsförderung verbunden sein sowie mit einer verlässlichen Unterstützung der vor Ort Aktiven. Wichtig sei ihm zudem, dass sich auch die neuen Länder mit ihrer ganz eigenen Entwicklung und Situation künftig im Präsidium wiederfinden.
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